Teil 18
04.08.2008 – Negril - Konzertnacht am Bourbon Beach
Die
heutige Faulenzerei lockern wir am Morgen wieder mit einem ausgedehnten
Strandspaziergang auf. Früh ist es immer am
schönsten, da ist noch nicht so viel Trubel, und die
Temperaturen halten sich auch noch in Grenzen. Dafür ist die
Tierwelt umso reger und man kann im flachen, kristallklaren Wasser,
immer
wieder allerhand Bewegung feststellen.
Nahezu unsichtbar huschen
sogar Rochen zum Greifen nahe, in dem wenige Zentimeter tiefen Wasser,
an uns vorbei.
Bild 1 - 4: Negril Beach
Die Ruhe währt aber nicht lange. Spätestens nach dem
Frühstück ist wieder allgemeines Begängnis
am Strand. Auch der Glass Bottom Boat Rufer und andere
Schreihälse sind wieder erwacht und bieten ihre Dienste an.
Bild 1: Negril Beach - Glass Bottom
Boat
Die nächsten paar Stunden haben wir uns fürs
Schwimmen und Lesen reserviert, bevor es am Nachmittag wieder auf
Wanderung geht. Jetzt steht die andere Richtung inklusive Negril auf
dem Programm. Wir wollen in Ruhe einmal sämtliche Shops unter
die Lupe nehmen.
Viel Neues ergibt sich daraus nicht. Irgendwie haben
letztendlich fast Alle dasselbe. Das ist recht ermüdend. Nicht
einmal einen ordentlichen Record-Shop gibt es im Zentrum. Das
musikalische Angebot in verschiedenen Geschäften ist recht
dürftig im Land des Reggae. Mit „Hi-Lo“
gibt es in Negril auch einen großen Supermarkt an der
„Sunshine Plaza“, ein ganzes Stück
südlich der „Tageszeitung“ (der
Verkehrskreisel), wo man alles für den täglichen
Bedarf zu den ortsüblichen Preisen und ganz ohne Handel
einkaufen kann. Eine gute Abwechslung zu den
Touristengeschäften und wieder ein Stück ganz
normales Leben von Negril. Wir suchen Jamaican Peak Instant Coffee, die
passende und preiswertere Ergänzung zum richtigen Blue
Mountain Coffee. Den gibt´s in Gläsern und in
tassengerechten Tütchen. Schmeckt wirklich gut, so unsere
Erfahrungen auf der zurückliegenden Rundreise. Ob´s
mit anderem Creamer und unserem deutschen Wasser ebenso schmeckt wird
sich zeigen.
Wir ziehen weiter. Unterwegs ein Schild an einem Baum mit
der Aufschrift Bunny Wailer. Es ist doch zum verrückt werden.
Am 21. Juli war der doch tatsächlich am Bourbon Beach. Immer
wieder sehen wir die tollsten Schilder und Plakate von vergangenen oder
kommenden Events. Nur leider nicht passend zu unserem Aufenthalt.
Ein Stück weiter die Westend Road nach Süden, gibt es
an der „Vendors Plaza“ noch ein
zweistöckiges Shopping Centre mit Innenhof. Hier geht es schon
wieder etwas volkstümlicher zu als an der Shopping Plaza am
Kreisel. Hat schon fast Marktcharakter und teilweise ist wieder handeln
angesagt. In der zweiten Etage gibt es im Shop Nr. 54 dann
tatsächlich auch noch ein Record-Shop.
„Palazina Records & Fashion“
heißt das kleine Schmuckstück. Wirklich nicht
groß der Laden, aber jeder Zentimeter ist mit CD-s, DVD-s,
Vinyl und Anderes, bis unter die Decke voll ausgenutzt.
Und das Beste ist – der Mann namens Wayne Brown kennt sich
aus was Reggae betrifft. Endlich einer der sich positiv von den anderen
Ladenbesitzern von Negril abhebt. Mit äußerster
Geduld gibt er Empfehlungen, holt eine Scheibe nach der anderen aus der
Verpackung und spielt sie uns vor. Hier lässt es sich
aushalten.
Bild 1 - 7: Palazina Records &
Fashion Negril
Mit dem Kultfilm „Rockers“ im
Gepäck, der uns bisher noch in der Sammlung fehlte, machen wir
uns schließlich wieder auf den Rückweg.
Allerhand Kilometer haben wir heute hinter uns gebracht, den gesamten
7-Meilen-Strand in beide Richtungen und dann noch in Negril ganz paar
Meilen. Ganz klar, dass da nach unserer Rückkehr im Merril`s,
der erste Weg an die Bar führt. Ich glaube das erste Bier
kommt gar
nicht unten an und ist schon vorher verdunstet.
„Shoppen“ strengt eben an, auch wenn man nichts
weiter einkauft.
Am Abend soll es am Bourbon Beach Live Musik geben. Heute steht sogar
Frankie Paul auf dem Programm. Bei sternenklarem Himmel spazieren wir
die paar Meter am Strand entlang in Richtung Location. 21:30 Uhr
beginnt der Einlass, der uns 700 Jays pro Nase kostet. Für
europäische Verhältnisse ein sehr preiswertes
Vergnügen, für die Einheimischen aber trotzdem kein
Trinkgeld. Von der Bühne dröhnen die Reggae Hits des
Jahres aus den Boxen. Alles zwar noch aus der Konserve aber ganz nach
unserem Geschmack. Als das Bühnenprogramm endlich beginnt will
es uns nicht so recht vom Hocker reißen. Ein Mann namens
Bobby Dread ist angesagt, der sich überwiegend auf das
Nachsingen diverser Bob Marley Klassiker spezialisiert hat. Als Backing
Band fungiert die Indika Band. Alles zusammen etwas mehr gewollt als
gekonnt. Ein alter Mann steht mit auf der Bühne und tanzt dazu
in seiner eigenen Welt. Erst etwas später fällt uns
auf, dass dieser Mann Bestandteil der Show ist und alles
rausreißt.
Bild 1 - 5: Bühne an Bourbon Beach Bild 1, 3 - 5: Barron Lewis Bild 2: Bobby Dread
Als Bobby Dread von Swallow abgelöst
wird, den wir schon vor Jahren hier gesehen hatten, läuft
Barron Lewis, wie der alte Mann heißt, zur Hochform auf.
Swallow wird zur Nebensache bzw. zur musikalischen Untermalung der
artistischen Leistungen von Barron Lewis.
Jetzt hat er tatsächlich einen Stuhl auf Red Stripe Flaschen
gestellt, aber nur drei Beine davon – das vierte
hängt in der Luft. Barron turnt auf der Sitzfläche
herum und beginnt sich auszuziehen. Der Stuhl wackelt kein
Stück. Später auf den Bühnenplanken
verknotet sich der Mann nach allen Regeln der Kunst. Da werden die
Beine hinter dem Kopf verschränkt und mit Hintern und
Händen über die Bühne
„gelaufen“, Kopfstand und astreiner Spagat
abgeliefert, dass einem nur vom Hinschauen alles weh tut.
Aber das ist noch nicht alles. Er holt sich eine große
schmierige Flasche, die es in sich hat. Jetzt ist Feuerschlucken und
Feuerspeien angesagt, dass man besser ein Stück von der
Bühnenkante weggeht.
Wenn Barron Lewis nicht wäre, wären die
Gäste, die immer weniger werden, schon längst
eingeschlafen.
Live
Video:
Bourbon Beach - Barron Lewis, Bobby Dread, Swallow
Neben Swallow und Bobby Dread tritt noch Alligator und
eine Reihe uns unbekannter Künstler auf. Einer versucht sogar
Sizzla zu imitieren. Klingt einfach nur grauenhaft. Was ist das nur
für ein Programm? Macht irgendwie einen krampfigen und
improvisierten Eindruck. Zwischendrin gibt es gegen 0:00 Uhr eine
Pause. Barron Lewis klappert mit seiner Mütze die
Gäste ab. Die lassen sich nicht lumpen und am Ende seiner Tour
ist die Mütze prall mit Geld gefüllt. Er hat es sich
wirklich verdient. Ich unterhalte mich ein wenig mit ihm und erfahre,
dass er schon 85 Jahre alt ist. Unglaublich! Ob wir uns mit 85 auch
noch so verbiegen können?
Bild 1 + 2: Barron Lewis nach der Show -
85 Jahre alt
Wo bleibt denn aber nur der Frankie
Paul? Das Publikum bröckelt weiter ab. Die letzten
Gäste haben es sich an zwei langen Tischen gemütlich
gemacht. Gegen 2:15 Uhr dann, bildlich gesagt mit
„Streichhölzern zwischen die Augenlider
geklemmt“, erfahren wir dass Frankie Paul nicht mehr kommen
wird. Die letzten noch durchhaltenden Gäste nehmen die
Entschuldigung des Moderators müde und kopfschüttelnd
entgegen. Es ist kaum zu glauben, dass dies nicht schon eher bekannt
war. Frankie Paul hatte wohl einen Schwächeanfall und liegt im
Krankenhaus. Irgendwie haben wir Pech in diesem Urlaub und erwischen
einfach kein ordentliches Konzert. Immer zur falschen Zeit am falschen
Platz. Enttäuscht machen wir uns auf den Heimweg.