Ein Glück
für Madlen, die so ein wenig
angenehmer ein Stück Nachtruhe nachholen kann. Auch
für uns steht deshalb
weitestgehend Abhängen und immer wieder Einnicken auf dem
Programm.
Zwischendurch können wir in einer trockenen Phase wenigstens
eine
Strandwanderung unternehmen und suchen im Treibgut nach Carcoon-Herzen
und
anderen Souvenirs. Leider sind die meisten Herzen weitestgehend vom
Salzwasser
angegriffen und sehen recht blass und rau aus. Hoffen wir, dass Peter
Recht
behält und wir bei den Somerset Falls noch paar ordentliche
Samen dieser
Pflanze finden werden. Keinen Schritt können wir hier tun,
ohne dass uns Rexi überallhin
verfolgt und ständig von allen Seiten anschlabbert. Rexi ist
ein junger
verspielter Hund des Spring Garden, der überwiegend Freilauf
hat. Nur wenn er
es zu arg treibt und nicht hören will, kommt Bevena mit der
unvermeidlichen
Kette und postiert ihn unweit seiner Mutter an einem Baum.
Ich beschließe
trotz des
schlechten Wetters dann doch auf Exkursion zu gehen. Das ist vielleicht
die
Gelegenheit noch einmal in die Berge zu gehen und nach den John Crow
Beads zu
suchen. Ohne den gestrigen Getränkepackungen und anderen
Dingen, läuft es sich
natürlich bedeutend leichter in die Berge. Trotzdem ist es
kein Erholungsgang,
obwohl heute auch noch bedeutend niedrigere Temperaturen herrschen. Die
richtigen
Bäume sind bald gefunden. Ohne die verräterischen
roten Perlen im Gras, würde
man die ganz sicher nicht erkennen. Immerhin ist es nur eine
Kletterpflanze und
kein Baum (Für den Botaniker: Abrus
Precatorius oder Paternostererbse).
Wie diese größere Art nun genau heißt,
kann ich leider nicht herausfinden.
Bild 1:
Emsige Sammelhelfer präsentieren
einen Samenstand der John Crow
Beads
Bild 2:
John Crow
Beads
Bild 3:
Viele Farnkrautarten wohin man blickt
Bild 4:
Blick aus den Bergen zur Rio Grande Mündung
Es dauert nicht lange und
mich
begleiten ein paar Kinder, die sich mit Begeisterung ins
Gestrüpp schlagen und
in die Bäume hangeln. So habe ich bald eine stattliche
Ausbeute zusammen und
meine Hosenbeintaschen werden langsam schwerer. Durchgeweicht bin ich
inzwischen auch überall und mache mich langsam wieder auf den
Rückweg. Wieder an der
Küste angekommen
suche ich mir ein schönes Plätzchen unter den Palmen
und schaue den Fischern
zu, die sich gerade damit abmühen ein Boot den Strand hinauf
zur Baumgrenze zu
ziehen, um dann den Fang dort auszuladen. Danach ziehen sie das Boot
wieder eilig
zurück zum Wasser und fahren wieder los. Wäre es
nicht einfacher gewesen nur
die Fische an Land zu tragen? Während
ich noch über das eben Gesehene nachsinne, mach ich mich
wieder auf den Weg und
wandere an der Küste entlang zurück zum Spring
Garden.
Bild 1:
Blick nach Westen in Richtung Spring Garden
Bild 2:
Vogel am Strand
Bild 3: Die
Bar am Meer für Jamaica-Feeling. Immer die
richtige Musik –
Tag und Nacht
Was tun mit dem Rest des
Tages?
Ideen und Begeisterung halten sich bei Madlen und Marion in Grenzen.
Also ziehe
ich am späten Nachmittag noch einmal allein los und begebe
mich in Richtung
Port Antonio.
Ken Jones
Airport bei St. Margaret´s Bay
mit beschlagnahmten
Drogenflieger (rechts)
Die sonst so zahlreichen
Sammeltaxis lassen dieses Mal recht lange auf sich warten und mein
Fußmarsch
zieht sich gewaltig in die Länge. Offenbar hat das
unbeständige Wetter auch den
Tatendrang der Taxifahrer ausgebremst. Ich überlege schon, ob
ich nicht lieber
stehen bleiben sollte, falls ich wieder umkehren muss. Dann kommt aber
doch
noch ein reichlich überfüllter Minibus in Schieflage,
wo ich mich noch auf
einen „freien Platz“, einer ramponierten Sitzlehne
in Türnähe, quetschen kann.
Der Vorteil, ich kann bei jedem Halt mal aussteigen und meinen Hintern
wieder
ausbeulen, den herausragende Metallteile der Lehne bei jedem Schlagloch
stark
strapazieren. 90 Jays kostet mich diese Massage bis Port Antonio. Paar
Abschürfungen am Arm und Rücken gab es noch als Bonus
dazu. Da die Taxis heute
ungewohnt dünn gesät sind, konnte ich diese
Mitfahrgelegenheit aber nicht vorbeiwinken.
Inzwischen ist es schon
recht spät und ein wenig duster geworden. Viel Zeit bleibt mir
nicht mehr bei
Tageslicht noch ein paar Impressionen zu sammeln.
Bild 1
- 6: Port
Antonio
Zum Glück bin
ich allein und kann
mich so bedeutend schneller nach eigenem Gutdünken bewegen und
Entscheidungen
treffen.
Ich durchlaufe viele Gassen der
Stadt, besuche Hinterhöfe und Dachterrassen und kann so das
geschäftige Treiben
der Bewohner ausgiebig auf mich einwirken lassen.
Port Antonio
Schlechte Erfahrungen
mache ich
nicht im Geringsten, außer dass mir ein paar gelbe Ameisen
auf einer
Dachterrasse erheblich zusetzen.
Bild 1
-
4:
Blick von einer Dachterrase
Bild 4:
Ehemaliges Court House
Niemand bedrängt
oder verjagt
mich, als mich dann doch noch jemand plötzlich anrempelt. Das
war aber zum
Glück positive Absicht – es ist Crawfi D, Peters
Cousin. Er lacht und berichtet
mir gleich, dass meine CD-s fertig sind. Er wird sie dann noch
für mich holen
gehen. Dann läuft mir auch noch Peter in die Arme. Sind denn
Alle heute hier in
Port Antonio? Er ist seinem Cousin offenbar
zuvorgekommen und drückt mir die gebastelten CD-s in die Hand.
Jetzt kann ich
nur noch hoffen, dass es sich gelohnt hat und alles drauf ist was ich
wollte.
Das Anhören muss leider noch eine Weile auf sich warten.
„Bis morgen dann, bei
den Somerset Falls!“, verabschieden wir uns.
„Verlange nach mir als Führer! Da
werden die staunen, wenn ihr nach mir fragt.“, gibt er mir
noch mit auf den
Weg.
Für mich wird es
nun langsam Zeit
an die Rückfahrt zu denken und ein Sammeltaxi zu suchen. Das
gestaltet sich
erfreulicher Weise einfacher als auf dem Herweg. Am zentralen
Stellplatz ist schnell
ein geeignetes Gefährt mit ordentlichem Sitzplatz gefunden und
für 80 Jays geht
es wieder zurück in Richtung St. Margaret´s Bay, als
das Taxi gefüllt ist.
Als
wir dort eintreffen ist es bereits finsterste Nacht. Mit dem
Entschwinden der
Rücklichter und der Motorengeräusche des Minibusses
fällt wieder die
jamaikanische Nachtmusik der Baumfrösche über mich
her, und ich gehe in der
Finsternis den Weg zum einsamen Spring Garden.
Copyright:
Text
und Fotos by Reggaestory
|