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JAMAICA
EINMAL
ANDERS
Teil 3
20.07.2008
– Port Antonio – Frenchman..s Cove
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Der
heutige Morgen sieht schon
bedeutend besser aus. Das Unwetter hat sich offenbar endlich ausgetobt.
Kein
Regen mehr und der blaue Himmel kommt wieder teilweise zum Vorschein.
Im Haus
ist noch alles ruhig und das Gitter vor der Eingangstür fest
verschlossen. In
einem Wandregal liegt zum Glück ein dickes
Schlüsselbund, an dem wir auch einen
passenden Schlüssel finden. |
So müssen wir nicht
erst Bevena wecken und können
zu einem ersten morgendlichen Erkundungsspaziergang aufbrechen. Das
Grundstück
hat einen direkten Strandzugang und ist davon nur durch ein paar
Büsche und
Bäume getrennt. Vor dem Türchen zum Strand das
gleiche trostlose Bild. Die
guten Zeiten des Spring Garden sind vorbei. Hier liegt ein Boot auf dem
Strand,
welches sicherlich schon viele Monde lang kein Meer mehr befahren hat.
Allerhand unbrauchbare oder weggeworfene Dinge schwimmen in einer
trüben Brühe
am Boden des Bootes herum. Hereingefallene Früchte und
Blätter modern vor sich
hin. Mit diesem Wrack sind keine Bootsausflüge mehr drin.
Schlechte Karten für
Gäste, die der Internetwerbung des Spring Garden voll
vertrauen (www.spring-garden.de
wurde inzwischen
überarbeitet). Für uns zum Glück nicht so
wichtig, da wir sowieso keine Boots-
oder Schnorcheltouren machen wollen. Weiter unten am Strand ragt
hilflos eine
zusammengebrochene Bambuskonstruktion in den Himmel und ein paar Reste
von
hölzernen Liegestühlen schauen vergeblich aus dem
Sand. Das Guesthouse scheint
keine Lust zu haben den Unterstand wieder herzurichten. Es scheint
schon sehr
lange her zu sein, dass man hier gemütlich im Schatten sitzen
und bei einem
kühlen Red Stripe auf das Meer sehen konnte. Im Sand steckt
noch ein dicker
Baumstumpf, der als Tisch gedient haben dürfte. Jetzt
verkündet er nur noch von
einem übergezogenen alten T-Shirt „No Problem Mon In
Jamaica“, welches traurig
in der Morgenbrise flattert. Ein langer steiniger Strand erstreckt sich
nach
beiden Seiten, und das Meer spielt lautstark zischend und klappernd mit
den
rund geschliffenen grauen Kieseln. An der Wasserkante zu gehen ist
etwas beschwerlich,
aber weiter oben gibt es auch noch Sand in dem wir besser laufen
können. Dahinter
dann der Strandgutgürtel bestehend aus einem Gewirr von
Bambusstangen,
Kokosnüssen und anderen Dingen. Trotz der vielen
Kokosnüsse stehen hier so gut
wie keine Palmen, was eigentlich verwunderlich ist. Dafür ein
nahezu
undurchdringlicher Filz aus verschiedensten Sträuchern,
kleinen Bäumen und
Schlingpflanzen. Auch auf dem Boden kriecht und rankt es im satten
Grün,
durchsetzt mit vielen violetten Blüten, bis zum Strandgut hin.
Wieder zurück im
Guesthouse,
gibt..s dann erst einmal Frühstück. Bevena hat den
Tisch schon dafür
hergerichtet und erkundigt sich nach unserem Tagesplan. Heute haben wir
nicht
viel vor und möchten eigentlich nur ein wenig
abhängen und baden. Dafür wollen
wir uns jedoch in Richtung Port Antonio und der dahinter liegenden
Frenchman..s
Cove und der Blue Lagoon begeben. Wir packen unsere Sachen zusammen und
als ich
meine Kameratasche vom Fußboden aufhebe, bricht das Chaos
los. Unter der Tasche
befindet sich ein riesiger schwarzer Klumpen, der gestern noch nicht
dort war
und plötzlich in Bewegung kommt. Tausende von Ameisen rennen
in alle Richtungen
auseinander, an meinen Beinen und an den Wänden hinauf. Ich
rufe Bevena, die
gleich darauf mit einer großen Spraydose bewaffnet in unserem
Zimmer erscheint.
Das Gift wirkt sofort. Der Boden sieht aus, als hätte jemand
ein Sack Mohn
ausgeschüttet. Dann erleben wir Bevena als Reinigungskraft.
Mit einem langen
Besen in einer Hand huscht sie mal kurz über den Bereich der
größten
Leichenansammlung hinweg und verlässt das Zimmer befriedigt
mit der Bemerkung,
dass wir keine Süßigkeiten mehr auf den Boden
stellen sollen. Die Reinigung ist
abgeschlossen, obwohl ihre Aktion nur einen Teil der Ameisen beseitigt
hat. Und
was meine Kameratasche mit Süßigkeiten zu tun haben
soll, kann ich auch nicht ganz
verstehen.
Wir schnappen jedenfalls erst
einmal unsere Rucksäcke und ziehen los in Richtung
Straße und Port Antonio. Nur
zu Fuß ist diese Strecke aber nicht zu bewältigen,
aber ein Stück gehen schadet
nicht und ist immer interessant. Taxis gibt es jede Menge, die
lautstark hupend
ihre Dienste anbieten. Bei der Auswahl muss man aber wissen, dass es
Route
Taxis und Charter Taxis gibt. Charter Taxis sind teuer und fahren hin
wo man
will. Route Taxis fahren ständig zwischen A und B hin und her
und sammeln alles
ein, was so am Straßenrand steht. Die gibt es im PKW-Format
und auch als
Minibus. Stets sind dort mehr Leute als Sitzplätze drin, und
es geht immer noch
was rein. Dafür sind die aber relativ preiswert. Richtige
Linienbusse gibt es
auch noch, die in der Regel die preiswerteste Art der Fortbewegung
darstellen.
Als wir genug vom Wandern haben, hören wir uns erst einmal
paar Preise der
verschiedenen Taxifahrer an, bis wir das richtige Preisgefühl
und Angebot
gefunden haben. Für 500 Jays (ca. 5,00 EUR) geht es dann
schließlich in
Richtung Frenchman..s Cove.
Die Straße nach
Port Antonio ist
nicht besser als unsere gestrige Route. Überall Baustellen,
warnende Fahnen- oder Astwinker
und Schotterpisten. So kann sich eine relativ kurze Strecke auch ganz
schön in die
Länge ziehen. In Port Antonio selbst wollen wir uns heute noch
nicht umsehen. Ohne
Aufenthalt geht es vorbei am Main Square mit dem historischen Uhrturm,
dem
schönen Rathaus und dem in umstrittenen Stil errichteten
Einkaufszentrum,
welches gegenwärtig eingerüstet ist und ein
völlig neues Aussehen bekommt. Wir
haben noch genügend Zeit hier und heben uns Port Antonio
für andere Tage auf. Frenchman..s
Cove liegt noch ein paar Kilometer hinter Port Antonio, ist aber
schnell
erreicht. Das Gelände ist nicht frei zugänglich.
Unser Taxi hält vor der
Schranke und ich gebe dem Fahrer die vereinbarten 500 Jays, mit denen
er auf
einmal nicht mehr zufrieden ist. Jetzt will er plötzlich das
Doppelte. Erst
dachte ich noch, er hat vergessen was wir vereinbart hatten und lasse
mich auf
eine nervenaufreibende Diskussion ein, erfahre aber letztendlich, dass
er sich
eben nur mit der Entfernung vertan und den falschen Preis genannt hat.
Na so
etwas, wer ist denn hier der Einheimische? Es gibt immer irgendeinen
Grund am
Ende mehr zu verlangen als vereinbart, da ist man in Jamaica sehr
erfinderisch.
Daher immer vorher fragen und erst am Ende bezahlen. Jetzt will er uns
sogar
noch bis zum Strand fahren, wenn wir seinen Zuschlag bezahlen. Auch die
Eintrittskarten will er uns für weitere 1500 Jays holen. Wir
beenden die
Diskussion und steigen aus. Am Kassenhäuschen kostet es dann
allerdings nur
noch 750 Jays für uns Drei. Damit wollte er uns also auch noch
betrügen. Etwas
angekratzt von dieser Begebenheit lassen wir unseren Taxifahrer an der
Schranke
zurück und befürchten eine Zeit lang, dass er uns
noch nachkommt und weiteren
Trouble macht. Die Schranke bleibt aber unten, denn ohne
Fahrgäste und ohne
Eintritt zu bezahlen geht..s für ihn hier nicht weiter.
Von hier ist es nur noch ein
kurzer Fußweg bis in die Badebucht. Ein traumhaft
schönes Fleckchen.
Die Bucht ist beidseitig von
felsiger Küste eingegrenzt, an der die Wellen hochschlagen.
Ein wenig
abgeschwächt breiten sich dann die Wellenberge in der Bucht
wieder aus. Auf
einer Seite wird der feine Sandstrand von einem seichten Fluss
durchschnitten,
dessen Strömung kaum erkennbar ist. Auch am anderen Ufer des
Flüsschens gibt es
feinsandige und schattige Badestellen. Schaukeln und Seile
hängen an den
Bäumen, mit denen man übers Wasser pendeln kann. Das
sind doch ideale
Bedingungen zum Abspannen.
Am anderen Ende der Bucht
befindet
sich ein Unterstand, unter dem jede Menge Stühle und Liegen
aufgestapelt sind.
Wir richten uns in der Mitte der Bucht unter einem etwas Schatten
spendenden
Baum häuslich ein und genießen im Anschluss den
ersten karibischen Badetag
unserer Rundreise. Irgendwie haben wir dann keine Lust mehr die Blue
Lagoon heute
auch noch aufzusuchen und beschließen hier zu bleiben.
Einerseits kennen wir
sie schon und andererseits haben wir noch paar Tage Zeit. Wie sich
später noch
herausstellen wird, war das die einzig richtige Entscheidung.
Am späten
Nachmittag machen wir
uns dann gar gegrillt und durchgeweicht auf den Heimweg.
Am Himmel türmen
sich inzwischen schon
wieder bedrohliche Wolken auf. Hoffentlich gibt..s nicht schon wieder
ein neues
Unwetter. Trotzdem nehmen wir uns vor, erst einmal ein Stück
zu wandern. Am
Wegesrand finden wir eine Vielzahl von Samen des Locky-Stone-Tree, die
hier als
Horse Eye bezeichnet und für die Schmuckherstellung verwendet
werden. Horse Eye
deshalb, weil die Samen tatsächlich dem Aussehen eines
Pferdeauges ähneln und
ungefähr dessen Größe haben. Noch nie haben
wir so viel auf einmal gefunden und
stopfen uns die Taschen voll.
Wir wollen wenigstens
noch bis zur
Bucht vor Folly Estate laufen und auch noch einmal einen Blick auf das
bekannte
Jamaica Palace Hotel werfen, das wir von einer früheren Reise
her kennen. Folly
Estate ist ein weißer prächtiger und
säulengeschmückter Palast, den im Jahr
1905 der Amerikaner Alfred Mitchell erbauen ließ. Nun steht
dieser Traum in
weiß seit Mitte der dreißiger Jahre leer und ist
dem Verfall preisgegeben. Man
erzählt sich, dass bei der Errichtung des Gebäudes
Meerwasser zum Anmischen für
Mörtel und Beton verwendet worden sein soll, was nun
erhebliche Probleme bringt
und den Verfall beschleunigt.
Zwischendurch dann
tatsächlich
noch ein Regenguss. Wir flüchten uns unter einen
großen Baum, wo sich schon ein
paar Leute versammelt haben und gedankenverloren in die Ferne schauen.
Zum
Glück dauert es nicht lange, der Regen lässt wieder
nach und wir können unseren
Weg fortsetzen.
Unser selbst gestecktes
Wanderziel
haben wir inzwischen erreicht. Das Jamaica Palace Hotel ist noch in
Betrieb und
sieht unverändert aus. Auf das Gelände gehen wir
allerdings nicht, da wir heute
nicht so aussehen, als würden wir dort Gast sein. Auch das
Folly Estate sieht
unverändert aus.
Bild
links: Horse Eye
Bild
rechts: Folly
Estate
Copyright:
Text und
Fotos by Reggaestory
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