ETHIOPIA - THE SOUTH
Ein Reisebericht - Teil 12 11.06.2019 – Arba Minch - Lake Chamo
- Kirchen - Krokodilfarm (04.10.2011 nach dem äthiopischen Kalender)
Normaler
Weise stand für heute den ganzen Tag der Nech Sar National
Park (auch Nechisar) auf dem Programm, den wir nach einer ausgedehnten
Bootsfahrt auf dem Lake Chamo im Rahmen einer Safari erkunden wollten.
Unsere Bootstour muss aber leider gekürzt werden und die
Safari fällt ganz aus. Ursache dafür ist ein seit
zirka 8 Monaten schwelender Streit zweier Dörfer.
Es
ist ja schon
schwierig genug die über 80 Ethnien Äthiopiens unter
einen Hut zu bringen, ... und dann noch so etwas. Da streiten sich doch
tatsächlich zwei Dörfer um Acker- und Weiderechte im
Rahmen von internen Grenzfragen. So zumindest nach den Angaben von
Mastu. Und das leider nicht nur am Tisch, sondern
mit ausufernder Gewalt im Gelände. Da wollen wir
natürlich
nicht
versehentlich in die Schusslinie geraten. Sehr schade, ... also nicht
wegen der verpassten Schusslinie, sondern wegen unserem ausgefallenen
Programm, welches vielleicht auch ein kleines Stück den
Einheimischen
geholfen hätte. Immerhin sind wir nicht die einzigen Touris,
die nun schon seit 8 Monaten dem Gebiet fernbleiben müssen.
Den
Zebra- und Antilopenherden und anderem Getier, wird es hingegen
vermutlich gefallen, dass sich niemand sehen lässt und sie
belästigt.
Weiterhin spielt wieder einmal das Wetter nicht so recht mit, da es
schon wieder regnet. Wir fahren dennoch gegen 9:00 Uhr in Richtung
Bootsanleger des Lake Chamo ab. Auch wenn wir uns mit unserem Standort
Arba Minch genau zwischen Lake Chamo und dem Lake Abaya befinden,
müssen wir doch noch einige Kilometer fahren. Mal sehen was
die Zeit bringt.
Bild 1.122 + 1.223: Ausblicke am Morgen von der
Paradise Lodge - Es regnet
Arba Minch liegt
auf einer Höhe von 1.285 m über dem
Meeresspiegel und hat zirka 143.000 Einwohner. Der Name der Stadt geht
auf die 40 Quellen zurück, die sich ein Stück
unterhalb unserer Lodge im dichten Dschungel verbergen. Es
führt
auch ein Weg da hinunter, aber nach unseren Informationen soll es sich
nicht lohnen, dort umzusehen. Da wir uns bisher nicht selbst davon
überzeugt haben, können wir natürlich
für nichts
garantieren.
Östlich der Stadt befindet sich die sogenannte
"Brücke Gottes", eine Hügelkette, die die beiden
Seen Chamo und Abaya voneinander trennt. Der
Chamosee liegt etwa 80
m tiefer als der Abajasee und wird zeitweise durch den
Abajasee gespeist. Dazu dient eine auf zirka
1.190 m über dem Meer liegende Lücke in der
"Brücke Gottes".
Bild 1.124: Warnschilder in der Lodge
Der Chamosee wiederum, soll
in Zeiten
des Überflusses eine Verbindung zum sehr weit entfernten Fluss
Sagan herstellen, die ansonsten trocken fällt.
Bild 1.125 + 1.126: Ausblicke am Morgen von der
Paradise Lodge
Erster Anlaufpunkt unserer Fahrt ist das Tourist Office von Arba Minch.
Dort müssen wir unseren Bootsführer abholen und mit
zum Lake Chamo nehmen. Aktuell geht es wohl nicht anders, da wenige
Touris unterwegs sind. Leider bleibt es nicht bei dem
Bootsführer. Mit dabei hat er einen abgeranzten und
beschmierten Benzinkanister, der bei jedem Schlagloch einen feuchten
Rand am Verschluss bekommt. So hatten wir uns das natürlich
nicht vorgestellt. Unser Minibus ist total verpestet. Marion
steht kurz vor dem Erbrechen und muss die Nase während der
Fahrt aus dem Fenster halten. Die Sache ist eigentlich
unverantwortlich, und das nicht nur wegen der Benzingase. Warum sich
Mastu darauf eingelassen hat, bleibt sein Geheimnis.
Zum Glück
dauert unsere Fahrt nur zirka 20 Minuten, bis wir
den Stützpunkt am Chamosee erreichen, von wo aus unsere
Bootsfahrt
starten soll. Bevor es in das unsichere Wetter hinausgeht, wechseln wir
in eine etwas trostlose Wartehalle mit einer kunterbunten Mischung aus
verschiedenen
Plastikstühlen. Dort bekommen wir erst einmal zur Aufmunterung
und Wärmung des Gemüts einen äthiopischen
Kaffee serviert.
Nach geraumer Wartezeit scheint es etwas besser geworden zu sein.
Zumindest hat es erst einmal aufgehört zu regnen. Dennoch wird
uns die fehlende Sonne auf der Bootstour nicht gerade hilfreich sein,
denn ohne wärmende Sonne wird es auch wenig Krokodile geben.
Schließlich können sie sich bei dem Wetter auch
nicht sonnen.
Bild 1.127: Warnschilder am Lake Chamo
So beginnen wir unsere Fahrt mit verhaltener Hoffnung
überhaupt etwas zu sehen, zumal unsere Bootstour heute auch
noch eine eingeschränkte Route hat.
Bild 1.128 - 1.130: Auf dem Lake Chamo unterwegs
Der Lake Chamo oder Chamosee, ist zirka 32 km lang und 13 km breit und
bedeckt eine Fläche von ungefähr 317 km².
Der Wasserspiegel liegt auf einer Höhe von zirka 1.110 m
über dem Meeresspiegel. An der tiefsten Stelle kann man mit
bis
zu 14 m rechnen.
Bild 1.131 + 1.132: Die Hippos/
Flusspferde (Hippopotamus amphibius) auf dem Lake Chamo haben uns immer
genau im Blick. Man sieht eigentlich nie eines von hinten.
Hin und wieder kreuzen vereinzelte Flusspferde, auch Nilpferde
genannt, unsere Fahrrinne. Sie tauchen aber recht schnell
wieder ab, sofern man in deren Nähe kommt. Mit der
Nähe sollte man sowieso bei diesen Kolossen nicht
übertreiben, die zirka 2 Tonnen auf die Waage bringen und
einem Boot wie unserem durchaus gefährlich werden
können. Das Nilpferd steht übrigens auf Platz 10 der
gefährlichsten Tiere der Welt mit jährlich zirka 500
toten Menschen. Raubkatzen und Haie sind da deutlich harmloser. Die
Tiere auf den
vorderen Plätzen sind übrigens auch deutlich kleiner.
Den Spitzenplatz verteidigen die Mücken. Allein
die Malariamücke sorgt jedes Jahr für zirka 750.000
Tote. Also immer daran denken, wenn ihr euch unter 2.000 m
über dem Meeresspiegel bewegt, eine Malaria-Prophylaxe nicht
zu vergessen. Die 2.000 m sind aber nur ein Richtwert. Nehmt den ja
nicht verbindlich und gebt mir die Schuld, wenn es euch auch schon in
höheren Gefilden trifft. ;-)
Bild 1.133 - 1.135: Nilkrokodile
(Crocodylus niloticus) auf dem Lake Chamo
Als wir uns nach längerer Fahrt einem Uferabschnitt nebst ein
paar Sandbänken nähern, kommen die ersten Krokodile
in Sicht. Viele sind es nicht, aber immerhin. Das schlechte Wetter hat
zum Glück nicht alle verscheucht. Eines sorgt sogar bei uns
für ein etwas mulmiges Gefühl, als es direkt unser
Boot aufs Korn nimmt und dieses ansteuert. Passieren kann eigentlich
nichts, so lange niemand auf die blöde Idee kommt auszusteigen.
Bild 1.136 - 1.138: Nilkrokodile auf dem Lake Chamo
Das Nilkrokodil ist das größte Krokodil Afrikas und
kann
bis zu 4 m lang werden. Es wurden zwar auch schon Exemplare
mit
bis zu 6,5 m Länge nachgewiesen, aber diese sind die absolute
Ausnahme. Die wollen wir heute besser nicht treffen, denn irgendwo
endet dann auch
das
Vertrauen in unser Boot.
Ob es hier
wohl Krokodile gibt? ;-)
Bild 1.139 - 1.143: Auf dem Lake Chamo unterwegs
Bei den einheimischen Fischern ist das Vertrauen in ihre "Boote" und
gegenüber den Krokodilen allerdings grenzenlos. Angeblich
würden die Krokodile den Fischern nichts tun. Ob das die
Krokodile auch wissen? Mit was die Fischer hier auf dem See in der
Mehrheit unterwegs sind, kann man eigentlich gar nicht als Boote
bezeichnen. Man könnte diese Gefährte eher als
Floß ansehen, da sie nur aus einigen zusammengebunden
Hölzern bestehen.
Bild 1.144 + 1.145: Und wieder kreuzen ein paar
Hippos unsere Strecke
Bild 1.146 + 1.147: Dieser Fischer ist
gegenüber den anderen bestens ausgerüstet
Inzwischen hat sich das Wetter soweit stabilisiert, dass wir
zuversichtlich sind, heute nicht mehr nass zu werden oder zu frieren.
Ja ihr habt richtig gehört, auch hier kann man frieren.
Deswegen wäre es uns auch lieber, wenn wir uns näher
am Ufer bewegen würden und so nicht immer dem Seewind
ausgesetzt wären. Natürlich nicht nur deswegen, denn
im Uferbereich ist es natürlich deutlich interessanter. Leider
ist da unser Bootsführer die meiste Zeit anderer Ansicht.
Dieses Nest
gehört natürlich nicht diesem Adler. Das
wäre ihm auch etwas zu tief gelegen. ;-)
Bild 1.148 - 1.152: Auf dem Lake Chamo unterwegs
Bild 1.150:
Ein Schreiseeadler
(Haliaeetus vocifer)
Bild 1.152:
Und wieder ein vertrauensvoller Fischer
Den gerade gesichteten Schreiseeadler findet man südlich der
Sahara und normaler Weise nur bis maximal 1.000 m
über dem Meer. Der Lake Chamo liegt da mit
seinen 1.110 Metern eigentlich schon über der
Behaglichkeitsgrenze des
Adlers. Mit seinem markanten Ruf ist er überall in Afrika
bekannt und wird deshalb auch als "Stimme Afrikas" bezeichnet.
Die
Flügelspannweite der Rosapelikane kann bis 360 cm betragen.
Bild 1.153 - 1.158: Rosapelikane (Pelecanus onocrotalus) und ein
paar Spornkiebitze
(Vanellus spinosus) auf dem
Lake Chamo Bild 1.158: Trauriger Weise liegt hier
auch schon Plastikmüll im Paradies
In der Nähe einer Pelikanansammlung, gib es dann endlich auch
einen kurzen Landgang, was uns die Möglichkeit verschafft, ein
paar Wasservögel näher zu beobachten. Ein
Glück, dass unser Bootsführer eine schwache Blase
und es recht eilig hat das Boot zu verlassen. Anderenfalls
wäre er
wohl weiter über den See gefahren.
;-)
Bild 1.159 - 1.162:
Fischer und Wasservögel auf dem Lake Chamo Bild 1.160: Der Goliathreiher
/ Giant Heron (Ardea Goliath) ist der größte Reiher
der Welt Bild 1.161: Der Marabu
(Leptoptilos crumeniferus) gehört tatsächlich zu den
Störchen Bild 1.162: Die Nilgans
(Alopochen aegyptiaca) ist wie das Nilkrokodil natürlich nicht
nur am Nil zu finden
Des Bootsführers Pause weiten wir natürlich
für unsere Interessen noch ein wenig aus, bevor dieser wieder
so schnell wie möglich auf direktem Wege zu unserer
Ausgangsposition zurückfährt. Weit ist es nicht mehr,
wie wir das so einschätzen können, und so sind wir
auch schon zirka 15 Minuten später wieder an unserem Bootssteg.
Bild 1.163 - 1.165: Lake Chamo - Zurück
zur Ausgangsposition
Jetzt
heißt es erst einmal für unseren
Bootsführer, sein Benzin zu sichern. Wir nehmen inzwischen
schon einmal rein vorsorglich unseren Mastu ins Gebet. Auf keinen Fall
wollen wir, dass der Kanister wieder auf unseren Sitzen landet. Es sind
inzwischen auch noch andere Fahrzeuge von Einheimischen hier
eingetroffen, die auch einen Dachgepäckträger haben.
Da sollte doch etwas zu regeln gehen. Nach ein paar Diskussionen ist
die Sache geklärt und wir können ohne erneute
Benzingase im Fahrraum, nach Arba Minch zurückkehren.
Inzwischen ist es Zeit für einen Mittagsimbiss, wofür
Mastu das Emerald
Resort
auswählt. Die Location liegt südlich
unserer Paradise Lodge.
Bild 1.167 - 1.169: Mittagspause und Aussicht
genießen im Emerald Resort von Arba Minch
Endlich ist die Sonne wieder da. In der Ferne scheint es zwar manchmal
noch etwas ungemütlich zu werden, aber hier in Arba Minch ist
für heute nur noch schönes Wetter angesagt. Die
Aussicht vom wunderschönen Emerald aus, ist
vergleichbar mit
der der Paradise Lodge. Soviel steht schon einmal fest. Die zirka 1.000
m Entfernung fallen da kaum ins Gewicht, bei dieser langen Abbruchkante
zum Lake Abaya östlich von Arba Minch. Wie es mit den
anderen
Annehmlichkeiten des Resorts aussieht, können wir nach dem
kurzen Einblick nicht beurteilen. Schlechter ist es hier auf keinem
Fall. Alles ist sauber und geschmackvoll gestaltet. Schaut euch einfach
auf der Website
des Resorts um.
Bild 1.170: Auszug aus
dem Hotelflyer
- Emerald Resorts & Lodges
Nach der Pause werden wir mit dem frühzeitigen
Feierabendgedanken
von Mastu konfrontiert. Eigentlich ist noch gar nicht "Freitag nach
Eins", wie man bei uns so schön sagen würde, sondern
erst
Dienstag. ;-)
Irgendwie heißt bei Mastu "Ausgefallen = Freizeit".
Das geht
natürlich gar nicht. Wieder einmal müssen wir
erkennen, dass
Mastu neben unserem Programm und den darin ausgewiesenen
"B-Plänen" nichts weiß. Mit Muluye, Inhaber von
Zagol,
hatten wir alles vorab schriftlich fixiert und durchkalkuliert. Das
gestern wegen der Flut und der späten Ankunft in Arba Minch,
kein
Programmpunkt mehr durchzuführen ging, ist ja völlig
klar.
Das sollten der Besuch einer Kirche und die Inspizierung der "40
Quellen" (Arba Minch) sein. Aber heute wäre wegen der
Programmkürzung
infolge des Dörferkrieges, mehr als genug Zeit etwas
nachzuholen.
Darüber hinaus hat der heutige Tag mit Besuch der Crocodile
Ranch
einen eindeutigen B-Plan. Für Ausfälle muss man nun
einmal
Ersatz schaffen.
Mastu sucht zunächst nach Erklärungen und meint, dies
hätte man beim Tourist Office anmelden müssen usw.
usf.. Das
mag ja sein, aber bestimmt nicht jeder Punkt unseres Programms. Dann
muss er es eben jetzt versuchen, wenn es vorher versäumt
wurde.
Jetzt kracht es deswegen auch noch zwischen Alex und Mastu. Wir wissen
aber nicht, wer wem jetzt Vorwürfe macht oder was für
Probleme im Raum stehen. Mit Amharisch sind wir leider viel zu
ungenügend
gesegnet. Wer weiß was sich die beiden für den
Nachmittag
schon ausgemalt hatten.
Aber egal wie, ... ein paar Flüche Alex' und Staubwolken
später,
stehen wir mit dem Minibus auf einem naheliegenden Hügel
westlich
der Stadt und vor der ältesten Kirche des Ortes. Na bitte, ...
geht
doch. ;-)
Bild 1.171: Auszug Google
Map - St. Mary's Monastery in Arba Minch - Einfach
Bild oder Link anklicken
und weiter die Lage erkunden.
Mastu und Alex kriegen sich zum Glück schnell wieder ein und
müssen sich gleich mit anderen Problemen befassen. Auf dem
Kirchengelände befinden sich ein paar Leute, die
eifersüchtig über ihre Kirche Wache halten. Jeder
Griff zur Kamera wird mit endlosen Beschwerden abgewürgt. Na
so besonders ist ja diese Kirche nun auch wieder nicht. Was die nur
haben? Es nützt alles nichts. Mastu muss zunächst den
Abba suchen, der hier irgendwo auf dem Gelände leben soll. Mit
Abba, zu Deutsch "Vater", wird hier nahezu jedes Oberhaupt
jeder
Kirche bezeichnet und wenn sie noch so klein ist.
Es dauert gar nicht lange und ein würdevoller, freundlicher
Priester erscheint, der sich unser Anliegen anhört. Es ist
alles
gar kein Problem. Wir sollen nur eine Spende in der Box vor der
Kirchentür hinterlassen. Die Kirche aufschließen
will er aber leider nicht. Gerade das wäre für uns
interessant gewesen.
Bild 1.172 - 1.176: Die Kirche des St.Mary's
Monastery von Arba Minch
Da schleichen wir wie die Katze um den heißen Brei herum und
dürfen nicht hinein. Egal von welcher der acht Seiten man die
Kirche betrachtet, es sind keine Abweichungen zu entdecken.
Die Eingangssituation mal ausgenommen.
Ursprünglich war die Kirche die Medhane Alem von Arba Minch.
Als man unten in der Stadt mit dem Bau der neuen Medhane Alem begonnen
hat, wurde diese Kirche der Maria geweiht und heißt jetzt St.
Mary oder Bete Mariam. Man hat das Gelände zum Kloster
erklärt und die Kirche für die Allgemeinheit
geschlossen. Sie ist jetzt nur noch zweimal im Monat für den
Gottesdienst der Priester geöffnet.
Bild 1.177 - 1.182: Blicke über Arba
Minch mit und ohne Zoom Bild 1.182: Das Gamo Gofa Zone Cultural
Research Center
Von hier oben hat man auch ein paar schöne Blicke
über die Stadt. Diese Sichtachsen helfen uns später
unsere Position auf der Karte genau wiederzufinden. Südlich
von uns befindet sich ein Steinbruch oder besser gesagt ein
Schotterwerk. Da kann man gut beobachten wie Schotter in Arba Minch
hergestellt wird. Wenn ihr denkt, daran ist doch nichts Besonderes,
schaut einfach die Bilder an. Und das ist schon sehr fortschrittlich!
In
anderen Ländern haben wir schon gesehen, wie das nur mit
Hämmern oder anderen Steinen, ausschließlich per
Hand und nur von Frauen ausgeführt wird.
Bild 1.183 - 1.185: Schotterherstellung und
-verladung in Arba Minch
Inzwischen hat Mastu auch unseren Besuch in der Crocodile Ranch
abklären können. Wir sind herzlich willkommen. Da wir
außerhalb der üblichen Reisezeit hier sind, freut
man sich über jeden Besucher, der sich für die
Krokodilzucht und -vermarktung interessiert.
Also hinterlassen wir unsere Spende in der Box und fahren jetzt zum
nächsten Tagesziel.
Am Fuße des Hügels mit dem Kloster stoppen wir noch
einmal kurz. Hier ist man gerade dabei einen großen
Torbogen für das Kloster zu errichten. Da sieht man wieder
einmal, wie groß diese Kirchengrundstücke
eigentlich sind (Siehe Bild 1.171 am rechten Rand).
Übersetzung
in Englisch: In Gamo Gofa Province, Arba Minch City, the new St. Mary
Church under construction
Bild 1.186 - 1.188: Errichtung eines Torbogens am
Beginn des Aufwegs zum St. Mary's Monastery am Fuße des
Hügels
Auch hier gibt es Einwände gegen meine Aufnahmen. Mit meinem
Verweis, dass wir gerade vom Abba kommen und ich mit dessen Genehmigung
handle, sind die Bauarbeiter aber ganz schnell zu beruhigen. Warum auf
dem Poster mit dem Torbogen aber von einer neuen Kirche gesprochen
wird, bleibt uns verschlossen. Wir werden in ein paar Jahren per
Satellit nachschauen, ob hier tatsächlich eine weitere Kirche
entsteht.
Video: St. Mary's Monastery - Arba
Minch
Weiter geht es quer durch die Stadt von Südwesten nach
Nordosten in Richtung Crocodile Ranch.
Bild 1.189 + 1.190: Moscheen gibt es
natürlich auch in Arba Minch, wie überall in
Äthiopien. Die Namen zu den Photos wissen wir leider nicht.
Wir folgen der A7 bis zum Stadtausgang und verlassen diese kurz nach
Querung des Flusses in Richtung Airport. Auf halbem Wege
dahin, biegen wir vor einer Linkskurve nach rechts in eine Sandstraße
ein. Eine große Tafel mit einem
Krokodil, verhindert jede Falschfahrerei.
Bild 1.191: Hinweistafel an der
Flughafenstraße zur Crocodile Ranch
Ab hier soll es in Vergangenheit einige Überfälle auf
Touristen gegeben haben. Banditen sind damit natürlich nicht
gemeint, bzw. nur jene mit Ganzkörperbehaarung, die
überwiegend auf Händen und Füßen
unterwegs sind. Eigentlich machen die zahlreichen Paviane, die die
Piste belagern, einen völlig harmlosen Eindruck. Da stehen uns
die Affen eben in nichts nach. Also nicht uns direkt aber den Menschen
im Allgemeinen.
Da kommen
welche ...,
... alle
Mann bitte schön harmlos und gelangweilt tun ...
... und dann
im richtigen Moment mit der Nachhut aus den Sträuchern
angreifen. ;-) Bild 1.192 - 1.196: Paviane an der Sandpiste zur
Crocodile Ranch von Arba Minch.
Bei uns ist nichts zu holen. Vorgewarnt bleiben wir
natürlich im Auto und machen die Fenster nicht mehr als
nötig auf.
Nach wenigen Minuten haben wir schließlich die Crocodile
Ranch mit ihrem unscheinbaren Eingangstor erreicht.
Bild 1.197: Auszug Google
Map - Crocodile Ranch in Arba Minch - Einfach
Bild oder Link anklicken
und weiter die Lage erkunden.
Bild 1.198: Das Eingangstor zur Crocodile
Ranch
Nachdem die Einlassformalitäten am inneren
Hauptgebäude geregelt sind, nimmt uns ein Guide im gepflegten
Anzug in Empfang und führt uns durchs Gelände. Bevor
wir zu den Krokodilen gehen, bekommen wir auf Schautafeln in einer
großen Halle alles erläutert, was man über
Krokodile, sowie über deren Zucht und Vermarktung hier in
Arba Minch wissen muss.
Gleich an
der Tür zur Informationshalle wird man über die Ziele
der Ranch aufgeklärt, die keineswegs nur der Produktion von
Krokodilhäuten, sondern auch dem Artenschutz dienen.
Bild 1.199 - 1.202: Das Informations- und
Verwaltungsgebäude der Crocodile Ranch
Nachdem unser Grundwissen erweitert und gestählt wurde, geht
es schließlich zu den Zuchtanlagen, die aus zahlreichen
Gehegen mit Wasserbecken und betonierten Ruheflächen zum
Sonnenbaden bestehen. Dazwischen verlaufen höherliegende
Laufgänge, von denen man in jedes Gehege Einblick nehmen kann.
Für alle unbelehrbaren Besucher gibt es
noch vor der ersten Treppe zu den Zuchtanlagen ein paar Warnhinweise an
einer Wand, die aber leider nur auf
Amharisch vermittelt werden. Sind alle anders sprechenden Besucher etwa
vernünftig? Mit Sicherheit nicht.
Bild 1.203:
Besucherhinweise: Apply the
following precautions while entering the crocodiles pool 1. Don't
make much noise that disturbs the crocodiles 2. Don't put
plastic, stones, tissue paper or any waste materials into
the pool 3. Don't
hang either your leg or hand into the pool close to the
crocodiles 4. Properly
handle children to avoid any possible danger to them
Das sollte eigentlich alles selbstverständlich sein.
Für
einige Zeitgenossen offenbar nicht, denn sonst gäbe es kaum
diese
Hinweise.
Zum Verlauf des Zuchtprogramms erfahren wir, dass im November die
Krokodileier am Lake Chamo eingesammelt und hierher zur kontrollierten
Brut gebracht werden. Das steigert das Ergebnis enorm. Nach drei bis
vier Jahren sind die Krokodile schlachtreif. Die Krokodile
bleiben maximal 10 Jahre in der Farm, was aber praktisch wegen
der Futterkosten nahezu unmöglich ist. Während dieser
Zeit
müssen sie nur zweimal je Woche gefüttert werden. Die
Krokodile werden nur nach vorhandenen Bestellungen von Fleisch,
Häuten und anderen Produkten geschlachtet und verarbeitet.
Alle
anderen werden spätestens nach dem zehnten Jahr am Lake Chamo
in die Freiheit
entlassen. So zumindest der ursprüngliche Plan.
Aktuell passiert das schon Jahre vorher. Aha, ... deswegen haben die
Fischer keine Angst vor ihnen.
Die sind vielleicht alle schon zahm. ;-)
Letztendlich sollen auf diese
Weise der Population des Sees und des Nationalparks mehr Krokodile
zugeführt werden,
als
bei natürlicher Fortpflanzung und Auslese am See
übrig
bleiben würden.
Bild 1.204 - 1.208: Blick in die Gehege der
Crocodile Ranch von Arba Minch
Bild 1.209: In diesem Einzelgehege leben
noch die Gründereltern der ersten Krokodile der Farm. Sie
sind inzwischen über 38 Jahre alt.
Wie wir weiterhin erfahren, gehört Deutschland ebenfalls zu
den
Abnehmern der Krokodilprodukte. Sieh mal einer an, ... aber wehe wir
kommen
mit einem Gürtel aus Krokodilleder aus nachweislichen
Zuchtprojekten an die deutsche Grenze! Da haben wir sofort ein
Verfahren an der Backe. Wie heuchlerisch ist das alles nur.
Aktuell denkt man über eine Erweiterung der Ranch nach, um
auch noch andere Tiere im Rahmen eines Zoos präsentieren zu
können. Man denkt dabei an Pythons, Zibetkatzen, Tiere
für Aquarien, Strauße und andere. Das Ziel ist,
weitere Touristen anzulocken, um die Kosten der Farm besser decken zu
können. Derzeit beschäftigt die Ranch zirka 35
Mitarbeiter.
Zur Besichtigung des gegenwärtigen Umfangs der Ranch ist zirka
eine Stunde Zeitaufwand ausreichend.
Video: Crocodile Ranch - Arba Minch
Fahren wir für den Rest des Tages wieder zurück nach
Arba Minch zur individuellen
Freizeitgestaltung. Die Pavianbelagerung unserer Strecke ist immer noch
im Gange.
Bild 1.210 + 1.211: Wieder am Pavianlager
Alex und Mastu sind erleichtert uns doch
noch zufrieden gestellt zu haben. Während ich mich an der
Baustelle der neuen Medhane Alem Church von Arba Minch
absetzen lasse, geht es für Marion und Rainer zur
Nachmittags-Entspannungsphase zurück in die Paradise Lodge.
Wir sind ja
schon einmal am Tag
5 unserer Reise hier vorbeigekommen. Dennoch noch einmal hier
die Lage der Kirche zur Erinnerung.
Bild 1.212: Auszug Google
Map - New
Medhane Alem Curch in Arba Minch - Einfach Bild
oder Link anklicken und weiter die Lage erkunden.
Bild 1.213 - 1.215: Die noch im Bau befindliche
neue Medhane Alem Church von Arba Minch
Während unserer Durchreise am Tag 5 war nur Zeit für
allgemeine Eindrücke vom Umfeld. Im Rahmen meiner
"Berufsschädigung", bin ich natürlich auch an Details
des Kirchenaufbaus interessiert. Wann hat man schon einmal die
Gelegenheit eine äthiopische Kirchenbaustelle in aller Ruhe zu
inspizieren.
Bild 1.216 + 1.217: Gerüstbaukunst auf
Äthiopisch
Während ich unter Beobachtung einiger
kichernder Bauarbeiterrinnen, mir das unendliche Wirrwarr der
Gerüste verinnerliche, kommt ein älterer Mann auf
mich zu, um zu ergründen was mein Interesse geweckt hat. Wie
ich erfahre, hat er denselben Beruf erlernt wie ich, was mein Anliegen
einfacher macht. Er hat von Anbeginn an der Kirche mitgearbeitet, die
voraussichtlich in zwei Jahren überwiegend fertig gestellt
sein
soll. Aber wir sind in Äthiopien meint er augenzwinkernd. Da
kann man sich niemals sicher sein. Inzwischen ist er 79 Jahre
alt geworden und hofft die Weihe noch miterleben zu können.
Aber in Deutschland
ist das ja nicht anders, ... zumindest bei Großprojekten. Man
denke nur an den "Willy Brandt" BER. Also keine Sorge
Äthiopien. ;-)
Bild 1.218: Im Gerüst der Medhane
Alem Church gefangen
Bild 1.219 - 1.221: Die Kuppelmalereien sind
gerade in Arbeit
Unter dem sachkundigen Auge meines Führers werden alle
Verbotsschilder und Absperrungen überwunden, und es geht
hinauf über teilweise wacklige Bohlen und "die eine oder
andere" Lücke, bis hinauf in die Kuppel. Meine
79-jährige Vorhut ist da deutlich schneller als ich. Aber er
kennt ja den Weg und hat schon alles gesehen. In der Kuppel treffen wir
leider gerade auf keinen der Kunstmaler. Heute ist wohl Pause oder
schon
Feierabend. Sehr schade. So nahe an die Malereien, bis in den
höchsten Punkt der Kuppel, werde ich ganz sicher nie wieder
kommen.
Bild 1.222 - 1.226: Auf dem Weg zur Zentralkuppel
im Außenbereich der Medhane Alem Church von Arba Minch
Wir klettern nun durch ein Rundfenster der Kuppel nach
draußen und sehen die vier Ecktürme, an denen gerade
die
Mosaikarbeiten in Arbeit sind. Auch hier ist heute leider niemand mehr
da. Ich könnte jetzt noch weiter bis zum Kreuz der Hauptkuppel
klettern.
Der
Laufsteg wird immer rudimentärer und das letzte Stück
überbrückt eine leicht geneigte "Leiter", wie man das
bei den
Ecktürmen sieht. Das wird mir aber nun bei dieser Konstruktion
mit der Kameraausrüstung zu
heikel und ich trete lieber den Rückweg an. Es ist schon ein
wenig
unglaublich, unter welchen Bedingungen die Bauarbeiter solche Bauwerke
errichten können.
Bild 1.227 + 1.228: Es geht wieder
abwärts und nach draußen Bild 1.229: Ausblick von der
künftigen Kirchenterrasse nach Südosten in Richtung Haile
Resort. Das
Haile
Resort ist
allerdings nichts für Reisende, die sich für Land und
Leute
interessieren und im traditionellen Stil untergebracht werden wollen.
Aber immerhin, ... für alle unterschiedlich gearteten
Bedürfnisse gibt es das passende Nest in Arba Minch. ;-)
Nach Abschluss unserer Runde möchte ich natürlich
meinen Guide entlohnen, der aber ablehnt. Er wäre zufrieden,
wenn ich etwas für den Bau der Kirche spenden würde.
Und wie ich aus der Ferne beim weggehen noch sehen kann, wandert
tatsächlich mein Schein in die Kollekte und nicht in seine
Hosentasche.
Bild 1.230: Friedhof der Medhane Alem
Church in Arba Minch.
Im Süden der Medhane Alem Church erstreckt
sich ein knapp 300 m langer Friedhof. Auch die Friedhofskultur anderer
Länder ist immer wieder interessant, um einen kurzen Besuch zu
unternehmen. Wir hatten in Vergangenheit schon öfter in
unseren Reiseberichten über Äthiopien, einige
Beispiele gezeigt und wiederholen das deshalb nicht noch einmal an
dieser Stelle.
Und hier nun der zweite Teil unseres Kirchenbesuchs in bewegten
Bildern, in Ergänzung zum Teil 1, den wir schon am
fünften Tag unserer Reise gezeigt haben.
Video: Medhane Alem Church - Arba
Minch - Teil 2 - Climbing into the dome
Nach ein paar Straßenspaziergängen im
näheren Umfeld, die aber nichts Interessantes mehr bringen,
gebe ich den ständigen Transportangeboten der zahlreichen
Bajaj-Fahrer nach und lasse mich nachhause in die Paradise Lodge
bringen. Preis: 20 Birr, also nicht der Rede wert. Wer im
näheren Umfeld der Stadt privat auf Tour gehen
möchte, kann sich durchaus ohne Bedenken auch einen Tagespreis
aushandeln.
Bild 1.231 - 1.235: Unser Bungalow in der Paradise
Lode und Ausblicke von der Terrasse über den Lake Abaya
Jetzt sind immer noch ein paar Stündchen Zeit bevor die Sonne
unter geht. Was tun? Auf der gepolsterten Liege unserer Terrasse
liegen, lesen und den Geräuschen aus dem zu
Füßen liegenden Dschungel lauschen, die Aussicht
genießen, ... oder ...? Ich entscheide mich für
"oder". Immerhin ist morgen früh keine Zeit mehr die weiteren
Anlagen des Hotels und dessen Umgebung zu erkunden. Vielleicht klappt
es ja ein anderes Mal mit der Entspannung.
Bild 1.236 - 1.238: Pool der Paradise Lodge und
südlich angrenzende ungenutzte Bereiche
Die Lodge verfügt über einen gepflegten Pool, an dem
heute allerdings keiner der Besucher Interesse zeigt. Die regnerische
Zeit des Tages hat dafür gesorgt, dass sich das Klima trotz
späterer Sonne nicht mehr so richtig zum Badwetter entfalten
konnte. So hat der Pool-DJ sein Soundsystem heute für sich
ganz allein und führt ein paar musikalische Experimente durch.
Zwischen den Bungalows und dem Hauptdurchgangsweg der Lodge, befinden
sich großzügige Grünanlagen. Darin
eingebettet sind auch zahlreiche Obst- und Gemüsebereiche, die
vermutlich auch für die Hotelbewirtschaftung genutzt werden
(siehe Video). Man kann da so einiges entdecken. Aber bitte auch hier
aufmerksam auf die Umgebung achten und nicht erschrecken, wenn
plötzlich ein Pavian oder ein Warzenschwein über den
Weg läuft. Das Warnschild hatten wir schon am Anfang des Tages
gezeigt. Es schaffen hin und wieder einige ganz schlaue Exemplare das
Wachpersonal auszutricksen.
Weiter südlich befindet sich ein verwaister Hotelbereich, der
ähnlich wie die Paradise Lodge aufgebaut ist. Ob dieser Teil
in besseren Zeiten dereinst dazugehört hat oder einem
inzwischen aufgegebenen anderen Besitzer gehört, wissen wir
nicht. Es sieht zumindest nicht so aus, als ob man diesen Bereich bei
saisonal höherem Besucherandrang ohne
größeren Aufwand reaktivieren könnte.
Hier noch ein Video zur Paradise Lodge mit Ausschnitten der letzten
beiden Tage, mit Ausblicken bei schlechtem und bei schönem
Wetter.
Video: Paradise Lodge - Arba Minch
Bleibt nur noch das Abendessen, wofür wir heute den
Innenbereich nutzen, um diesen auch noch einmal in Ruhe
genießen zu können. Damit verabschieden wir uns
für heute und gehen zum privaten Teil über. Es
gäbe
viel zu kosten. ;-)
Bild 1.239 - 1.242: Das Restaurant der Paradise
Lodge und "unsere" beeindruckenden zahlreichen Weinregale. Das reicht
doch eine ganze Weile! ;-)
Wir sehen uns dann morgen wieder, wenn wir mit zirka 350 Fahrkilometern
unserer nächsten Übernachtung am Lake Langano
entgegensteuern. Wir werden sehen, was sich auf der Strecke so alles
ergibt und haben keinen bestimmten Plan.
Copyright: www.reggaestory.de
Fotos: Marion & Peter Joachim
Text und Videos: Peter Joachim