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ETHIOPIA - THE SOUTH

Ein Reisebericht - Teil 2

01.06.2019 – Von Addis Ababa nach Shashemene
(24.09.2011 nach dem äthiopischen Kalender)

Ethiopia - The South Nach einem Tag Akklimatisierung in Addis Ababa starten wir heute in den Süden. Man könnte dazu von Addis bis Arba Minch fliegen oder übers Land fahren wie wir das tun. Auf halber Strecke wollen wir in Shashemene pausieren. Auch wenn sich ein paar Dinge mit einer früheren Reise überschneiden, werden wir ganz sicher auch neue Eindrücke gewinnen.
Gegen 8:00 Uhr fällt für heute der Startschuss. Wir verlassen unser Monarch Hotel und Addis Ababa in Richtung Süden über die A1 und wechseln später auf die A7. Kurz nach dem Wechsel auf die A7 erreichen wir nach reichlich anderthalb Stunden den Lake Koka, der auch Gelilasee genannt wird. Er ist im Zeitraum 1957-1960 entstanden, als man den Awash mit einem 47 m hohen Damm angestaut hat.

Lake Koka - Ethiopia

Lake Koka - Ethiopia

Bild 44 + 45: Am Rande des Lake Koka der von unzähligen violetten Wasserhyazinthen gesäumt wird.

Heute ist der See zirka 183 km² groß, fasst knapp 2 Mrd. m³ Wasser, dient der Energiegewinnung und der Regulierung des Awash. Als Nebeneffekt hat sich natürlich eine üppige Pflanzen- und Tierwelt angesiedelt, die auch den jährlichen Fischfang von über 600 Tonnen ermöglicht und somit viel zur Nahrungsmittelversorgung beiträgt. An einem der Fischverarbeitungsplätze halten wir an und schauen dem Treiben zu, ... wie zahlreiche gelangweilte Einheimische ebenfalls. Wobei das immer nur auf die Männerwelt zutrifft. ;-) Die meiste Arbeit an den Fischen verrichten wohl die Kinder, und die Abfälle werden von unzähligen Marabus, Hammerköpfen, Ibissen und anderem Getier entsorgt.

Lake Koka - Fischverarbeitung am Straßenrand - Ethiopia

Lake Koka - Fischverarbeitung am Straßenrand - Ethiopia

Lake Koka - Fischverarbeitung am Straßenrand - Ethiopia

Lake Koka - Marabus - Ethiopia

Marabus, Ibisse und Hammerköpfe

Lake Koka - Hammerkopf - Ethiopia Lake Koka - Hammerköpfe - Ethiopia

Hammerköpfe

Lake Koka - Fischverarbeitung - Ethiopia

Bild 46 - 52: Fischverarbeitung am Lake Koka

Den Plastikmüll und andere Abfälle können die tierischen Helfer natürlich nicht verwerten. Wenn das so weiter geht, wird sich die Bevölkerung ihre Lebensgrundlage selbst entziehen und das Naturparadies in eine Müllhalde verwandeln. Der Müll hat schon jetzt den Rand der bunten Teppiche aus Wasserhyazinthen erreicht. Wir wollen gar nicht wissen wie es im Wasser aussieht, obwohl die unzähligen Hyazinthen eine Visite wert wären.

Lake Koka - Fischverarbeitung - Ethiopia

Lake Koka - Fischverarbeitung - Ethiopia

Lake Koka - Fischverarbeitung - Ethiopia

Bild 53 - 55: Fischverarbeitung am Lake Koka

Gleich nebenan befindet sich ein kleiner Gemüsemarkt auf dem heute ein paar Frauen überwiegend Tomaten und Zwiebeln anbieten. Wer hat wohl den schönsten Tomatenturm errichtet oder die meisten Tomaten in einem Eimer untergebracht?

Lake Koka - Gemüsemarkt - Ethiopia

Lake Koka - Gemüsemarkt - Ethiopia

Lake Koka - Gemüsemarkt - Ethiopia

Lake Koka - Gemüsemarkt - Ethiopia

Lake Koka - Gemüsemarkt - Ethiopia

Bild 56 - 60: Kleiner Gemüsemarkt am Lake Koka



Video: Fischverarbeitung und Gemüsemarkt am Lake Koka

Am Lake Koka befindet sich auch eine Ortschaft gleichen Namens an dessen Südrand sich riesige Gewächshäuser befinden. Wer ahnt schon wenn er hier vorbeifährt, dass viele der hier gezüchteten Blumen zu großen Teilen auf Deutschlands Balkone, in unseren Gartenanlagen und nicht zuletzt in der Weihnachtsdeko ihren Auftritt haben werden. Die Red Fox PLC Blumenfarm (Dümmen Orange) züchtet auf über 40 Hektar überwiegend Weihnachtssterne und Pelargonien. Über 2.400 Beschäftigte, die überwiegend aus Frauen bestehen, sorgen für ständigen Nachschub. Weitere Informationen findet ihr unter dem angegebenen Link.

Ethiopia - Near Ziway

Bild 61: Landschaft zwischen Lake Koka und Lake Ziway in der Nähe von Alem Tena

Wir fahren ein paar Minuten weiter in Richtung Süden bis Alem Tena. Normaler Weise wäre dieser Ort hier nicht aufgetaucht, aber da man gerade eine neue Kirche errichtet und ein beruflich vorbelasteter Kameramann an Bord ist, muss diese Baustelle mit ins Bild. Die äthiopische Gerüstbaukunst ist immer wieder beeindruckend. Alle deutschen Berufsgenossenschaftler bitte wegsehen. ;-)

Saint Marci of Mary church - Alem Tena - Ethiopia

Saint Marci of Mary church - Alem Tena - Ethiopia

Saint Marci of Mary church - Alem Tena - Ethiopia

Bild 62 - 64: Die Saint Marci of Mary Church im Bau - Alem Tena - Ethiopia

Eine Baustellenexkursion unternehmen wir heute natürlich nicht. Da haben wir schon interessantere Objekte gesehen und werden sicher auch auf dieser Reise noch eine Steigerung finden.

Kamele zwischen Koka und Ziway

Zwischen Koka und Ziway

Kamele zwischen Koka und Ziway

Bild 65 - 67: Vorsicht "Wildwechsel"! Wild sind diese Dromedare natürlich nicht. Irgendwo gibt es immer einen Hüter, auch wenn man ihn nicht gleich sieht.

Einige Kilometer weiter erreichen wir den Lake Ziway oder Zway, der mehr als doppelt so groß ist wie der Koka Lake. Der See steht heute nicht auf unserem Plan, obwohl dessen Bewohner wie Flusspferde und zahlreiche Vögel einen Ausflug wert wären. Darüber hinaus befindet sich im See die Insel Tullo Gudo (auch Tullo Guddu) auf der sich das Kloster Debre Tsion Mariam befindet. In ihm soll sich im 10. Jahrhundert für 72 Jahre die Bundeslade befunden haben, bevor sie nach Axum zurückkehrte, wo sie zuvor aus Sicherheitsgründen ausgelagert wurde. Behütet hat sie der Stamm der Zay, der seit über 1.000 Jahren hier lebt und sie auf dem langen Weg nach Süden gebracht hat. Inzwischen ist die alte Klosterkirche eingestürzt in der die Bundeslade aufbewahrt wurde. Das Kloster besitzt aber immer noch zahlreiche Manuskripte und Relikte, die die Bundeslade auf ihrer Reise begleitet haben sollen. Ein inzwischen im Jahr 2014 eingeweihtes neues Museum zeigt nun zahlreiche dieser jahrtausendalten Relikte. Die Insel kann man mit einer anderthalbstündigen Bootstour erreichen. So viel als kleine Anregung für eine andere Tour.
Am Westufer des Sees legen wir in der Stadt Ziway erst einmal eine Kaffeepause ein, nachdem wir mehr als die Hälfte unserer Wegstrecke nach Shashemene zurückgelegt haben. Ziway liegt auf einer Höhe von 1.643 m über dem Meer und hat zirka 44.000 Einwohner.

Ziway - Ethiopia

Ziway - Ethiopia Ziway - Ethiopia

Bild 68 - 70: Kaffeepause in Ziway

Nach der Kaffeepause fahren wir wieder an endlos aneinander gereihten Gewächshäusern vorbei, die sich am Ortsausgang in Richtung Süden befinden. Die Anlage ist deutlich größer als die in Koka. Hier werden Rosen vom niederländischen Familienunternehmen AQ Roses (kurz für Ammerlaan Quality Roses) gezüchtet und unter der Marke Rosa Plaza verkauft. Für mehr Informationen und zahlreiche beeindruckende Bilder schaut euch einfach unter dem angegebenen Link um.

Ethiopia

Bild 71: Schöne Schirmakazien am Wegesrand

Weiterhin auf dem Weg nach Shashemene durchqueren wir das Gebiet der drei Seen Abijata, Langano und Shala. Hier befindet sich der Abijatta-Shalla Nationalpark und das East Langano Nature Reserve. Der Lake Langano ist der einzige Badesee Äthiopiens der auch bedenkenlos von Touristen genutzt werden kann. Wenn wir nach 14 Tagen wieder auf dem Rückweg sind, werden wir hier noch einmal Station machen. Deswegen gehen wir heute noch nicht weiter auf diese Reiseziele ein.
Gegen 13:00 Uhr treffen wir in Shashemene ein und werden von Alex und Mastu im Haile Hotel zur Mittagspause abgesetzt. Eigentlich wollten wir hier gar nicht hin aber Mastu möchte keine Abenteuer bezüglich Essen und Toiletten eingehen. Die Zeit könnten wir uns eigentlich sparen, denn Hunger haben wir sowieso nicht und im Haile Hotel gibt es außer Erinnerungen zu einer früheren Reise nichts weiter zu sehen. Da wäre uns ein traditionelles Lokal bedeutend lieber gewesen. Also versuchen wir die Pause so knapp wie möglich zu bemessen, wie sie für Alex und Mastu unbedingt nötig ist.
Nach der Pause wollen wir ein paar Örtlichkeiten der Rastafari Community von Shashemene besuchen. Taktisch überlegt wollen wir zuerst in die Zion Train Lodge oder zu Ras Hailu und seiner Banana Art Gallery, um dort das weitere Vorgehen zu besprechen. Ras Hailu ist eine gute Seele, ehrlich, besonnen, sehr realistisch und weiß was an den verschiedenen Örtlichkeiten zu beachten ist. Bei unserem letzten Aufenthalt in Shashemene hatte er uns einen Begleiter mitgegeben der sich hier gut auskennt. Ohne eines solchem sollte man sich hier nicht bewegen, wenn man nicht von verschiedenen Gaunern über den Tisch gezogen werden will. Leider hat Mastu unsere Beweggründe nicht verstanden und hält zuerst beim Hauptquartier der "Twelve Tribes of Israel" an, und die ungewollten Probleme nehmen ihren Lauf.

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Bild 72: Tor zum Hauptquartier der Twelve Tribes of Israel in Shashemene

Wir haben ein paar Fotos mit einigen Rastas unserer letzten Reise dabei und möchten diese zur Einleitung und Kennenlernungsphase an den Mann bringen. Sofort ist eine Ansammlung von Rastas und verschiedenen Wegelagerern um uns herum und bringen in der Folge tatsächlich eine Person von unseren Fotos zu uns. Die Überraschung ist gelungen. Er wird für die Verteilung der anderen Fotos Sorge tragen. Und dann geht doch tatsächlich das Tor der Twelve Tribes für uns auf. Die Rastas wollen nur eine harmlose Eintrittsgebühr von 2 USD oder 50 Birr pro Person haben. Wir sind angenehm überrascht und ahnen nicht in welche Falle unser Guide Mastu hinter unserem Rücken tappt. Aber dazu später.

Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Bild 73: Hinter dem Tor mit Blick auf das zentrale Gebäude des Hauptquartiers

Ein Rasta namens Mischa nimmt uns in Empfang und wird uns durch das Gelände führen. Fotos sind überwiegend erlaubt mit Ausnahme der Vordersite des zentralen Gebäudes (Bild 73) soweit es Nahaufnahmen der Tafeln im rechten Eingangsbereich betrifft. Wir hätten gerne ein Video von Mischas Führung mit seinen ausdrucksstarken und umfassenden Erläuterungen gemacht. Leider hätte uns das 500 USD gekostet, was dazu führt, dass wir dankend ablehnen. Immer wieder erleben wir, dass manche Leute einfach den Bezug zur Realität verloren haben.

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Bild 74 - 80: Veranstaltungsbereiche
Bild 77 + 78: Der Davidstern, benannt nach König David, gilt heute vor allem als Symbol des Volkes Israel und wurde dereinst auch als "Siegel Salomons" bezeichnet. Dabei wird jede Flanke eines Zackens einem Stamm Israels zugeordnet, was insgesamt 12 ergibt.

"Morgen Abend haben wir hier ein Event.", erzählt Mischa. "Dazu seid ihr herzlich eingeladen. Es werden auch einige Künstler auftreten." Leider sind wir da schon weiter im Süden. Da haben wir offenbar unsere Reise um einen Tage verplant. Nach unseren Informationen sollte eigentlich immer Sonnabend ein Nyabinghi im Tabernakel stattfinden, welches wir mitnehmen wollten. Das bei den Twelve Tribes am Sonntag was los ist, hatten wir leider nicht in Erwägung gezogen. Es ist auch schwierig vorher zu planen, da man äußerst selten von den örtlichen Kontaktmöglichkeiten ein Feedback erhält. Hinzu kommt, dass Informationen des Vorjahres im nächsten Jahr schon wieder überholt sind. Also verlasst euch nicht darauf.

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia
 
Bild 81 - 87: Die Zuordnung der 12 Tribes of Israel zu Farben, Monaten (Geburtstage), Körperteilen, Eigenschaften und Aposteln, an der Rückwand des zentralen Gebäudes.

Die zwölf Stämme Israels gehen auf biblische Erzählungen zurück, nachdem Jakob der auch Israel genannt, 12 Söhne hatte, die zugleich Stammväter und somit Namensgeber der 12 Stämme wurden. Die Reihenfolge der Farben, die sich am Eingangstor und an der Rückwand des zentralen Gebäudes wiederfinden, ist dabei keineswegs wahllos angeordnet. Der erste Sohn Jakobs war Reuben oder Ruben, der zweite Simeon oder Simon, der dritte Levi, der vierte Judah usw.. Allerdings werden bis zu 20 verschiedene Reihenfolgen diskutiert. Die Reihenfolge der Monate beginnt dabei hier mit April (Ruben) und endet mit März (Benjamin). Neben den Monaten und Farben wurden den 12 Stammvätern auch noch bestimmte Bereiche unseres Körpers, Eigenschaften und die 12 Apostel zugeordnet. Mein Geburtsmonat Mai trifft doch tatsächlich mit Simon Peter zusammen, was für ein Zufall. ;-) Darüber hinaus steht Simeon für "Ohren" und "Glaube". Was den anderen Monaten und Stammvätern zugeordnet wurde, könnt ihr auf den Fotos gut nachlesen.

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Bild 88: Die Rasdenmäher der Twelve Tribes

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Bild 89: Das blaue Einlassgebäude mit dem Gästebuch und das Tor von innen. Zu den zuvor erläuterten Farben kommen oben drauf die äthiopischen Nationalfarben grün, gelb und rot, die zugleich die Farben der Rastafari sind. Darunter dann die Farben der Twelve Tribes in derselben Reihenfolge wie auf den Bildern 81-87. Am Blechtor ist der Drachentöter St. George, Schutzheiliger der salomonischen Dynastie zu sehen.

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Bild 90: Mischa und Marion im Kassenhäuschen mit dem Gästebuch, in dem gleichzeitig die Spenden eingetragen werden. Leider ist das Bild etwas verblitzt. Wir können euch jetzt viel erzählen was wir für einen Summe den Twelve Tribes noch hinterlassen haben. ;-)

Headquarter Twelve Tribes of Israel - Shashemene - Ethiopia

Bild 91: Wieder draußen

Im Außenbereich wird es plötzlich ungemütlich, als wir dem weiteren Begehren verschiedener Wegelagerer nach Spenden oder "Bezahlung" angeblicher Dienste während unseres Aufenthalts nicht nachkommen. Der Hüter der Rasenmäher wirft sogar mit Steinen und will Fotos vom Eingangstor der 12 Tribes verhindern. Eigentlich wollten wir noch entspannt ein Stück weiter am Black Lion Museum vorbei gehen und die nachfolgenden Wandbilder ansehen, aber nun ist auch unsere Stimmung gekippt, was uns zur schnellen Weiterfahrt veranlasst. Mastu ist der Situation nicht gewachsen. Er ist offenbar zum ersten Mal an diesem Ort. Er schaut mächtig irritiert und bedrückt aus der Wäsche. Als er uns dann auch noch erzählt, dass man ihm noch einmal 5x 300 Birr für uns alle und 50 Birr extra für Mischa aus der Tasche gezogen hat, verstehen wir warum. Unabhängig davon, dass wir schon den offiziellen Eintritt bezahlt hatten, ist es offenbar jemand gelungen Mastu hereinzulegen. Darüber hinaus ist es völlig unüblich, dass Fahrer und Guide noch zusätzlich zur Kasse gebeten werden. Zumal Alex im Auto geblieben ist. Ganz nebenbei hat sich Mastu auch noch einen örtlichen Guide aufzwingen lassen, ohne den wir uns angeblich nicht in Shashemene bewegen dürften. Unsere Wahl fällt auf Mischa, da wir ihn bisher ganz gut verstanden haben. Da kommt also noch einmal etwas auf uns zu. Langsam versteht Mastu unsere Beweggründe, warum wir zuerst zu Ras Hailu oder in die Zion Train Lodge wollten.
Kurz darauf klopfen wir an Ras Hailus Wellblechzaun und freuen uns das er da ist und ihn wiedersehen können. Er öffnet persönlich das Tor und erinnert sich mit den Worten: "Das Gesicht kenne ich." Da hat er natürlich recht und bekommt gleich ein paar schöne Fotos von unserem letzten Besuch. Leider sind nicht mehr alle unter uns, die auf den Bildern zu sehen sind. Seine lieben Hunde, die er damals mit Reggae-Boys gerufen hatte, sind inzwischen leider gestorben. Aber wie wir sehen, tröstet er sich inzwischen mit anderen Hunden in seinem Garten.

Banana Art Gallery - Shasehemene - Ethiopia

Banana Art Gallery - Shasehemene - Ethiopia

Banana Art Gallery - Shasehemene - Ethiopia

Banana Art Gallery - Shasehemene - Ethiopia

Bild 92 - 95: In der Banana Art Gallery von Ras Hailu in Shashemene

Bandy Payne, alias Ras Hailu a.ka. Hailu Tefari ist ein Rastafari der von der karibischen Insel St. Vincent 1994 nach Äthiopien kam. Er hat schon im Alter von 10 Jahren eine besondere Kunst entwickelt, die weltweit bisher einmalig ist. Er gestaltet Bilder aus Bananenblättern, allein mit den unterschiedlichen Farben verschiedener Blattbereiche, die er sorgsam zusammenpuzzelt. Im Laufe der Zeit hat er sich einen hohen Bekanntheitsgrad erworben und ist schon zu verschiedenen Ausstellungen eingeladen worden. In seinem Haus betreibt er eine kleine Banana Art Gallery und bietet seine Kunstwerke zum Kauf an.

Banana Art Gallery - Shashemene - Ethiopia Banana Art Gallery - Shashemene - Ethiopia

Banana Art Gallery - Shashemene - Ethiopia

Bild 96 - 98: Ras Hailus Banana Art Gallery

Im Vergleich zu unserem letzten Besuch scheint die Auswahl an Bildern etwas weniger geworden zu sein. Viele der damaligen Kunstwerke erkennen wir aber wieder, nur die Preise nicht. Teilweise hat er sie mehr als verdoppelt, was sicher in Anbetracht seiner Arbeit mehr als berechtigt ist. Sein Lieblingsbild "Hurricane Janet" ist nicht mehr zu entdecken. Als wir ihn danach fragen erzählt er uns, dass dieses Bild ein reicher Russe gekauft hätte. Wenn er schon "reicher" Russe sagt, können wir uns vorstellen, dass er sich den Abschied von seinem Lieblingsbild sehr gut bezahlen lassen hat. Wenigstens haben wir noch ein Foto davon.
Seine Auswahl an verschiedenen Abzeichen und Orden, Banknoten und anderes aus der Kaiserzeit, ist ebenfalls erheblich zusammengeschrumpft.

Banana Art Gallery - Shashemene - Ethiopia Banana Art Gallery - Shashemene - Ethiopia

Banana Art Gallery - Shashemene - Ethiopia

Bild 99 - 101: Ras Hailu verabschiedet uns.

Wenn wir wieder einmal nach Shashemene kommen sollten, werden wir ihn auf alle Fälle wieder besuchen. Wer mehr zu Ras Hailu und seiner Banana Art Gallery sehen und hören möchte, schaut einfach in unseren früheren Reisebericht "Ethiopia Again - Teil 5" hinein.



Video: Ras Hailu - Banana Art Gallery - Shashemene

Unsere nächste Station in Shashemene ist das Nyabinghi Tabernakel. Wir sind gespannt wie sich das Objekt entwickelt hat und ob die zahlreichen internationalen Spenden der Vergangenheit inzwischen Früchte tragen. Allerdings werden wir von einer herben Enttäuschung empfangen. Der ehemalige Eingang zum Gelände ist verbarrikadiert, das Einlasshäuschen verwaist und das Grundstück verwildert. Wir kommen durch eine unscheinbare Seitentür durch eine Wellblechwand von einer Sandstraße her, die uns überhaupt nicht in dieser Lage geläufig ist. Aber das schlimmste ist das verfallene Tabernakel. Das Dach ist verschwunden und mit ihm alle Inneneinrichtungen nebst der vielen Bilder. Das Unkraut wuchert in alle Richtungen und eine Nutzung ist nicht mehr erkennbar. Das angedachte Nyabinghi für heute Abend können wir also knicken. Das ist wohl ein für alle Mal Geschichte, wenn nicht in Zukunft noch ein Wunder geschieht.

Nyabinghi Tabernakel - Shashemene - Ethiopia

Bild 102: Der neue Eingang zum Nyabinghi Tabernakel

Nyabinghi Tabernakel - Shashemene - Ethiopia

Bild 103: Das Dach ist weg und das bisher Geschaffene ist zum Verfall verurteilt

Nyabinghi Tabernakel - Shashemene - Ethiopia

Bild 104: Der mit großen Steinen verbarrikadierte ehemalige Eingang und das Einlasshäuschen aus besseren Tagen. Das Tor wurde mit Blechen verkleidet um den Einblick zu verhindern.

Auch hier haben wir ein paar Fotos unseres letzten Besuchs dabei und eines extra groß als Wandbild zur Erinnerung an Ras Mweya anfertigen lassen. Wir dachten die Nyabinghis freuen sich darüber aber die zwei jungen Männer die uns in Empfang nehmen und sich mit uns unterhalten, scheinen keinerlei Beziehung zu Nyabinghi oder dem Tabernakel zu haben. Nach dem überraschenden Tod von Ras Mweya im Jahr 2016, der an
Syphilis erkrankt gewesen sein soll, fehlt den Leuten offenbar der führende Kopf und alles geht drunter und drüber bzw. steil bergab. Unglücklicher Weise kam auch noch hinzu, dass man dem Tabernakel ein Stück Land für den Straßenbau weggenommen hat, was diese neue und provisorische Eingangssituation an ungewohnter Stelle erklärt. Wenn das Tabernakel nicht den Status einer Kirche hätte, der in Äthiopien besonders geschützt ist, wäre wohl das gesamte Grundstück verloren gegangen, wie wir später erfahren.

Nyabinghi Tabernakel - Shasehemene - Ethiopia

Bild 105: Das Funktionsgebäude hinter dem Tabernakel

Wir wollen noch ein paar Bilder und ein kurzes Video machen. Für die jungen Männer die uns eingelassen haben geht das in Ordnung. Wir haben aber die Rechnung ohne die gerade eintreffenden zwei Rastafari-Ladies gemacht, die mich fast in der Luft zerreissen und sofort alles unterbinden. Der Hintergrund ihres Verhaltens ist sicher die Furcht, dass der internationale Spendenfluss an das Tabernakel versiegt. Allerdings haben wir den Eindruck, dass die Spenden nur noch für den persönlichen Lebensunterhalt und nicht mehr für das Tabernakel verwendet werden. Man schafft ja nicht einmal mehr die Bank vor dem Haus zu reparieren, die schon lange keinen Hintern mehr gefühlt haben dürfte (vergleiche 2015, Bild 556).

Nyabinghi Tabernakel - Shasehemene - Ethiopia

Bild 106: Im Funktionsgebäude des Tabernakels

Auch im Innenbereich des Funktionsgebäudes ist Schluss mit Fotos. Vielleicht ist es auch besser so. Wir behalten lieber die Erinnerungen aus 2015 in unserem Kopf, als wir hier noch Ras Mweyas Vorträgen gelauscht haben. Die zahlreiche Bildersammlung ist sowieso erheblich geschrumpft. Sehr schade darum. Die beiden Damen sind nicht auf Gespräche aus und die Bilder von Ras Mweya scheinen ihnen auch keine Freude zu bereiten. Ich versuche weiter die angespannte Situation zu entkrampfen und frage nach der Spendenbox. Immerhin hat man uns freundlicher Weise auf's Gelände gelassen. Besonders zu besänftigen scheint meine Frage die Damen aber nicht. "Du kannst das Geld dort in den Schlitz stecken.", meint eine der beiden und deutet auf die rot-gelb-grüne Tür zum Nachbarraum. Nix mehr mit gewissenhafter Buchführung mit Eintrag ins Gästebuch, wie das dereinst bei Ras Mweya noch üblich war. Wenigstens können wir auf Nachfrage noch den aktuellen Kalender der Empress Menen Foundation erwerben, den die Jungs aus einem Nebenraum holen. Allen Fans von Äthiopien und Rastafari bzw. deren Anhängern ist dieser Kalender zu empfehlen. Dieser mit vielen historischen und aktuellen Bildern versehene Kalender, zeigt nicht nur die äthiopischen und gregorianischen Daten, sondern präsentiert auch viele Informationen zu Äthiopien und Rastafari weltweit.
 Empress Menen Foundation Kalender 2018-2019

Empress Menen Foundation Kalender 2018-2019

Empress Menen Foundation Kalender 2018-2019

Empress Menen Foundation Kalender 2018-2019

Bild 107 - 110: Auszug des Kalenders der Empress Menen Foundation 2018-2019
Deckblatt, Rückseite und die ersten beiden Seiten

Inzwischen hat es angefangen zu regnen und wir ziehen uns aus dem Tabernakel zurück. Mischa möchte wissen, ob wir noch in das Bobo Camp fahren möchten, aber unsere Lust hält sich nach dem bisher Erlebten in Grenzen. Darüber hinaus ist uns bekannt, dass dort auch fast niemand mehr auf dem absterbenden Ast sitzt. Den Rest zur Entscheidungsfindung besorgt der Regen. Also geht es jetzt zu unserer Unterkunft, die wir passend zum Thema dieses Mal mit der Zion Train Lodge von Alex und Sandrine ausgewählt haben. Die Lodge hatten wir während unseres letzten Besuchs von Shashemene besichtigt und schon damals für die nächste Reise eingeplant. Siehe "Ethiopia Again" - Teil 6.
Während uns Alex und Sandrine begrüßen und unsere Bungalows zeigen, kämpft Mastu den letzten Kampf mit Mischa aus, der nach dem Verlassen der Twelve Tribes of Israel eigentlich nur noch unser Gast war und keinerlei Nutzen gebracht hat. Dennoch lässt sich Mastu noch einmal 100 Bir pro Person aus der Tasche ziehen. Der erste Rundreisetag ist somit für Mastu "richtig gut" gelaufen, was man ihm auch deutlich ansieht. Wenn das so weiter geht, reicht seine Reisekasse nur den halben Weg. Heute ist jedenfalls erst einmal Schluss und wir machen es uns in der Zion Train Lodge gemütlich, die ein schöner Naturfleck inmitten des Jamaican Safar ist, wie das Land Grant der ehemals afrikanischen Heimkehrer hier genannt wird. Mastu und Alex bleiben nicht hier. Sie wollen sich eine andere Bleibe suchen und uns morgen früh wieder abholen. Jetzt haben wir zwei Alexe, ... also bitte nicht verwechseln. ;-)

Zion Train Lodge - Shashemene - Ethiopia

Bild 111: Ein kühles Walia Beer zum "Feierabend" in der Zion Train Lodge

Wir unterhalten uns mit Alex über unsere heutigen Eindrücke von der Rastafari Community, die uns etwas Sorgen bereiten. Natürlich kennt er diese negative Entwicklung und versucht sich inzwischen aus den verschiedenen Gruppierungen herauszuhalten und sein eigenes Leben zu führen. Schwerpunkt ist dabei natürlich die Lodge, deren Zukunft keineswegs sicher ist. Ein wichtiger Umstand ist dabei die komplizierten Rechte am Landbesitz weiterhin zu sichern. Der nächste Punkt ist das Bleiberecht, denn die Rastas sind noch immer nicht als offizielle Äthiopier anerkannt und haben keine entsprechenden Papiere. Alle paar Jahre müssen sie ihr Bleiberecht verlängern lassen. Was die Rastafaris betrifft, weiß Alex nicht genau wie viele echte Rastas überhaupt noch auf dem Land Grant übrig sind. "Die Alten sterben weg und Junge kommen kaum nach.", so seine ernüchternde Feststellung. Dann schmunzelt er und sagt: "Wir werden schwächer, aber darin liegt unsere Stärke." Dann ergänzt er: "Sogar Priest Paul ist abgehauen und das Bobo Camp ist aufgelöst. Im zweiten Bobo Camp sitzt auch nur einer herum."

Yécathite + Jah Den + Alex - Zion Train Lodge - Shashemene - Ethiopia

Jah Den + Alex - Zion Train Lodge - Shashemene - Ethiopia

Yécathite +Alex + Jah Den - Zion Train Lodge - Shashemene - Ethiopia

Bild 112 - 114: Alex mit den Reggae-Sängern Yécathite und Jah Den

Die Zion Train Lodge zieht auch hin und wieder internationale Reggae-Künstler an, die einmal Shashemene besuchen wollen oder hier bei einem Event einen Auftritt haben. Die meisten bleiben jedoch leider in Addis, beklagt sich Alex. Wie wir von ihm erfahren, war kurz vorher unser Freund Uwe Banton aus deutschen Landen hier. Das wäre eine Überraschung geworden, wenn wir uns getroffen hätten.
Dafür treffen wir heute die Künstler Yécathite und Jah Den a.ka. Massa Jah Den.
Yécathite ist auf La Reunion und in Kamerun zu Hause. Jah Den gibt nur Kamerun als seine Heimat an. Hier ein offizielles Video von Yécathite: "Pardonn' amwin"
Für September 2019 hat er die Veröffentlichung seines neuen Albums "New Day Revelation" geplant (erschienen am 20.03.2020).



Video: Yécathite - Jingle

Yécathite - New Day Revelation Yécathite - Zion Train Lodge - Shashemene - Ethiopia

Bild 115 + 116: Yécathite und das Albumcover von "New Day Revelation"

Yécathite - Zion Train Lodge - Shashemene Yécathite - Zion Train Lodge - Shashemene

Yécathite - Zion Train Lodge - Shashemene

Bild 117 - 119: Yécathite, Massa Jah Den und Alex

Jah Den erzählt uns von zwei Alben. Sein erstes mit dem Titel "Message" wurde schon 2012 veröffentlicht. Für August dieses Jahres ist die Veröffentlichung seines neuen Albums "Liberation" geplant. Wie Yécathite singt er dabei überwiegend in Französisch.

Massa Jah Den - Zion Train Lodge - Shashemene Massa Jah Den - Zion Train Lodge - Shashemene

Bild 120 + 121: Jah Den aus Kamerun



Video: Jah Den - Jingle

Jah Den - Message Jah Den - Liberation

Bild 122 + 123: Die Albumcover "Message" und "Liberation" von Jah Den

Hier noch ein Link zu einem offiziellen Video mit Jah Den & Lion John, damit ihr nicht erst lange suchen müsst: "Militants"
Ein paar kühle Bierchen später und nach einem vegetarischen und sehr schmackhaften Süppchen mit Alex und Sandrine an der frischen Luft, geht dieser erlebnisreiche Tag für uns zu Ende.

Zion Train Lodge - Shashemene Sandrine - Zion Train Lodge - Shashemene

Bild 124 + 125: Die Katzen der Lodge und Sandrine

Wer mehr über Shashemene erfahren möchte, dem sei unbedingt Carsta Schnabels schwergewichtiges Buch "Heimkehr aus Babylon" empfohlen. Verteilt über einen Zeitraum von zwei Jahren hat sie auf dem Land Grant gelebt, dass Haile Selassie Heimkehrwilligen aus der schwarzen Diaspora zwecks Ansiedlung geschenkt hatte. Die Zion Train Lodge war dabei ihr beliebter Rückzugs- und Arbeitsort. Der Wälzer kann beim Rüdiger Köppe Verlag, bei Amazon oder anderen bekannten Plattformen bestellt werden. Mit 621 Seiten Lesestoff und 1.220 Gramm ist dieses Schwergewicht aber garantiert keine Reiselektüre. Für alle die sich schon einmal mit dem Thema auseinander gesetzt haben, wird es momentan wohl kaum eine umfassendere Weiterbildungslektüre in deutscher Sprache geben. Hier geht es zu einem gesonderten Artikel darüber: "Heimkehr aus Babylon"
Carsta Schnabel - Heimkehr aus Babylon - 2017

Bild 126: Buchcover - Heimkehr aus Babylon    

Wir sehen uns morgen an dieser Stelle wieder, wenn wir weiter nach Süden in Richtung Arba Minch fahren und das Volk der Dorze besuchen werden.

Copyright: www.reggaestory.de
Fotos: Marion & Peter Joachim
Text und Videos: Peter Joachim

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