Ein Reisebericht - Teil 1
17.06.2014 – Addis Ababa (10.10.2006 nach dem äthiopischen Kalender)
Mit
diesem Beitrag schließen wir an die bereits
dokumentierte
15-tägige Äthiopien-Reise aus dem Jahr 2013
an.
Auf einem Rückflug von Zanzibar nach Deutschland mit
der Ethiopian Airlines, ist in Addis Ababa zwangsläufig
Zwischenstation. Nach unserer Begeisterung für
Äthiopien im letzten Jahr, war es einfach nicht
über´s Herz zu bringen, Addis nur aus der
Flughafenperspektive zu sehen. Die Stadt hat noch so einiges zu bieten,
was wir beim letzten Mal noch nicht gesehen haben. Also haben
wir ein neues Visum bei der Botschaft beantragt und unseren
lieb gewonnenen einheimischen Reiseleiter Henok reaktiviert.
Freunde oder Interessierte von
Äthiopien sollten vor diesem Bericht, die 15 früheren
Teile aus 2013 ansehen. Dies ist besser zum allgemeinen
Verständnis und zur Erlangung weiterer
Hintergrundinformationen. Bisher
besuchte und äußerst wichtige
Sehenswürdigkeiten der
Stadt, werden hier nicht noch einmal angeführt bzw.
erläutert. Also bitte nicht wundern über die
getroffene Auswahl unserer Tagesziele.
Doch kommen wir nun zu den aktuellen Ereignissen.
Obwohl von "langer Hand" alles gründlich vorbereitet ist,
kommen wir auf der Anreise bereits zum ersten Mal ins Schwitzen. Unser
Flug von Zanzibar über Dar es Salaam fliegt nicht wie
vorgesehen. Wir
haben leider über eine Stunde Verspätung. Hoffentlich
klappt unsere
Abholung und der vorgesehene Tagesplan in Addis noch.
Die geplante Ankunftszeit von 6:00 Uhr am Morgen, ist nicht mehr
aufzuholen. Ein ganzes Stück nach 7:00 Uhr verlassen wir in
Addis unseren Flieger. Aber dann kommt noch die langwierige
Passkontrolle. Nur 50% der
vielen Abfertigungsschalter sind besetzt. Es geht überhaupt
nicht voran.
Zu allem Unglück kommt auch noch eine chinesische
Menschenkolonne in die Quere, die oberste Priorität
hat. Da
die Chinesen Partner Nummer 1 bei der Entwicklungshilfe und beim
Straßenbau in Äthiopien sind, gelten jetzt keine
Anstellregeln mehr. Alle Schlangen werden abgeriegelt und die Chinesen
vorgelassen. Dort könnten wir jetzt stehen, wenn Deutschland
und Europa nicht zu viele Bedingungen an ihre Wirtschaftsprogramme
geknüpft hätten. ;-)
So kommen wir erst gegen 8:30 Uhr zu unseren Koffern, die schon
irgendwo an
den Rand gestellt worden sind. Vor der Flughafenhalle blicken wir dann
suchend in die vielen Gesichter der Wartenden und auf deren
hochgehaltenen Abholschilder. Kein Henok zu sehen und auch kein Schild
mit unseren Namen.
Ich kontaktiere die Touristinfo des Flughafens, die für mich
freundlicher Weise die übergebene Telefonnummer anrufen.
Unsere Handys sind leider nicht für das hiesige Netz frei
geschaltet. Alles ist "in Butter" und Henok ist im Gelände. Er
wartet nur vor dem falschen Terminal. Wir können aufatmen.
Alles wird wie geplant ablaufen können.
Ein paar Minuten später können wir uns auf dem
Parkplatz begrüßen. Mir scheint, als wäre
unsere Verabschiedung erst gestern gewesen. Verlieren wir keine Zeit
und bringen schnell unsere Sachen in´s Hotel. Wir hatten uns
im Vorfeld für das Ghion Hotel entschieden, da wir von dort
auch notfalls einige der Dinge zu Fuß erledigen
könnten, falls es nötig werden sollte.
Bild
001 + 002: Ghion Hotel
Anschrift und Google Map >> für weitere
Informationen und größere Kartenansicht einfach die
Bilder
anklicken
Das Hotel wird im Volksmund auch "The Garden Palace Hotels Of East
Africa" bezeichnet und liegt tatsächlich inmitten
weiträumiger parkähnlicher Grünanlagen mit
unmittelbarem Kontakt zum Grundstück des "National Palace",
einer der ehemaligen Paläste von Haile Selassie. 300 m
südlich davon befinden sich der Meskel Square und gleich
dahinter das Addis Ababa Museum. Ein paar hundert Meter Luftlinie nach
Osten steht die Africa Hall und die Istifanos Church. Zu Fuß
sind aber noch paar Umwege nötig. Auf der anderen Seite des
Hotels sollen sich die alten Quellen befinden, neben der einst Kaiserin
Taitu gelagert hat, die auch den Ursprung der Stadt bilden. Ja und zur
Not kann man auch noch nach Norden in Richtung Gibbi laufen, dem
ehemaligen Palastareal und dem Mausoleum von Menelik II., wenn einem
zirka 2 km nicht zu weit sind. Laufen oder Taxi hat Henok aber schon
ausgeschlossen. Er hat sich ein kleines Auto organisiert und wird heute
Führer und Fahrer zugleich sein.
Also beziehen wir schnell unser Zimmer, was zum Glück schon
möglich ist und bereiten unseren Ausflug vor. Anderenfalls
hätten wir nur das Gepäck eingestellt. Ein paar
Minuten später sitzen wir wieder im Auto und fahren zu den
"Filwoha-Quellen". Eigentlich dachten wir die Quellen sind
über unseren Hotelpark zu erreichen, dem ist aber leider nicht
so.
Bild
003 - 005: Eingang zu den
Filwoha-Springs
Die seit Jahrhunderten bekannten warmen Quellen sollen Linderung bei
Rheuma und Lepra verschaffen. Erste Bauten rings um die Quellen
ließ Kaiserin Taitu
errichten, die zum Ursprung der Hauptstadt
wurden. Viel später, in den 1920er Jahren, konnten
Hotelgäste des ehemaligen Hotels Europa, in den Quellen des
Hotelgartens baden. Heute ist hier das Hotel Finfine Adarash und die
Quellen sind zu einer öffentlichen Badeanstalt geworden. Mehr
Infos dazu gibt es hier.
Das ist eigentlich nicht das, was wir uns vorgestellt
haben. Hier gibt´s nur Zutritt für
Badegäste. Für ein Badevergnügen haben wir
leider nicht die Zeit und dachten eher an eine kurze Besichtigung eines
historischen Ortes. Aber das ist leider längst Geschichte.
Also geht es weiter zum nächsten Besichtigungspunkt.
Eigentlich hatten wir gehofft den naheliegenden Jubilee Palace, heute
National Palace, kurz in Augenschein nehmen zu können. Der
Palast wurde
1955 zum 25. Krönungsjubiläum von Haile
Selassie
errichtet und befindet sich in einer weitläufigen
Parkanlage. Es ist
zwar bekannt, dass der Palast nicht der Öffentlichkeit zur
Verfügung steht, aber mit langer Voranmeldung und etwas
Glück, könnte man zumindest begrenzten Zutritt zu
einem Museum bekommen. Darin gibt es unter anderem Exponate zu sehen,
wie seine Kaiserkrone, seine Krönungs-Roben, seine
verschiedenen Uniformen, seine große Anzahl von
ausländischen und inländischen Medaillen, Orden und
Ehrenzeichen, einschließlich seiner Robe und den Schmuck zur
Ernennung als Ritter des Hosenbandordens
(Knight of the Garter / Großbritannien), der niemals nach
seinem Tod nach Windsor zurückgegeben wurde, wie es eigentlich
üblich war. Heute ist der Palast
hauptsächlich der Sitz des
Präsidenten der Republik Äthiopien, was jegliche
Besichtigungsbegehren erheblich erschwert oder gar unmöglich
macht. Auch für uns bleiben leider die Tore
verschlossen. Nicht einmal kurz anhalten möchte Henok - er
wird wissen warum.
Nehmen wir das nächste Ziel in Angriff. Gleich
gegenüber befindet sich die Africa Hall.
Das Gebäude wurde in der Zeit von 1959-61 als Konferenzhalle
für die 1963 gegründete Organisation für
Afrikanische Einheit (OAU)
errichtet. Die Vereinigung geht auf eine Initiative von Kaiser Haile
Selassie zurück und wurde von 32 afrikanischen Staaten ins
Leben gerufen. Das Bauwerk ist mit einer 150 m²
großen Glasmalerei des berühmten
äthiopischen Künstlers Afewerk
Tekle ausgestattet. Auch hier ist der Besuch nur nach
Voranmeldung und mit Führung möglich. Alle Versuche
sind heute vergeblich. Das
Gebäude ist an allen Zufahrtstraßen mit Polizei
umstellt und die Eingänge zum Gelände mit
vergitterten Drehkreuzen gesichert. Nachdem wir das Objekt der Begierde
völlig umkreist und alle Eingangsmöglichkeiten
geprüft haben, geben wir auf. Irgendein Regierungsmitglied
soll sich
gerade in der Nähe befinden oder noch kommen und da geht
natürlich überhaupt nix
mehr. Da ist man in Äthiopien mehr als
überempfindlich. Wieder etwas für ein
nächstes Mal.
Bild
006: Africa
Hall - Google Map >> zur Vergrößerung
auf das
Bild klicken.
Besuchen
wir also erst einmal die Istifanos Church (oder Estifanos Church, St.
Stephen´s Church), die nur ein paar Meter weiter
südlich liegt.
Bild
007 -
010:
Estifanos Church
Es tut gut nach den vorangegangenen Misserfolgen diesen Ort
der Ruhe zu besuchen. Während wir die Treppen nach oben
steigen, begleitet uns die alt bekannte religiöse Musik
Äthiopiens. Sofort nimmt uns die in schöner
Erinnerung gebliebene Atmosphäre wieder in Besitz.
Die Kirche wird gerade einer Reinigung unterzogen und ist nicht
geöffnet. Man lässt uns aber gerne hinein um die
Innenräume dieser modernen Kirche zu besichtigen.
Bild
011: Blick
zum Allerheiligsten
Bild 012: Eingangsbereich
Bild
013 + 014:
Die wunderschön ausgemalte Kuppel der Kirche
Bild
015 - 018:
Die Logen von Haile Selassie und Empress Menen,
jeweils durch die
unterschiedliche Bekrönung leicht erkennbar. Unter diesen
Baldachinen
standen einst die Throne des Kaiserpaares.
Bild
019:
Estifanos Church / St. Stephen´s Curch - seitliche
Außenansicht
Stephen oder Stephanus,
dem die Kirche geweiht ist, gilt als erster christlicher
Märtyrer und lebte bis zu seiner Steinigung in Jerusalem..
Mit dem anschließenden Video könnt ihr noch einmal
selbst einen kleinen Rundgang unternehmen.
Live
Video:
Estifanos Church - Addis Ababa
Nächste Station und Höhepunkt des Tages wird unser
Besuch des Mausoleums von Menelik II.
auf dem Gibbi sein. Der Gibbi liegt nördlich am Ende der
"Menelik II. Avenue" und ist ein innerstädtischer
Hügel mit dem ehemaligen Palastbezirk des Kaisers. Er liegt
2.442 m über dem Meer, was nicht sonderlich auffällt,
da Addis Ababa schon selbst auf einer Höhe von
durchschnittlich 2.355 m liegt.
Da sich auf dem Gibbi die Inanspruchnahme ehemaliger kaiserlicher
Paläste von Regierungsmitgliedern wiederholt, haben wir es
wiederum mit einem besonders sensiblen Bereich zu tun. In einem von
mehreren kaiserlichen Palästen hat sich heute der
Premierminister niedergelassen. So ist nahezu der gesamte Gibbi
für Besucher gesperrt. Lediglich das Mausoleum von Menelik
II., welches auch als Kirche Ba´eta Le Mariam genutzt wird
und
das Gelände der westlich davon gelegenen Kidane Miheret Church
(oder Kidane Mehret Church), sowie die etwas bergab liegende St.
Gabriel Church, sind
öffentlich zugänglich. Mancher
Reiseveranstalter sagt lieber gleich, dass der ganze Gibbi nicht
zugänglich ist, da es wohl schwierig ist, eine Besucherschar
auf die Sensibilität des Ortes einzustimmen. Ärger
ist sonst garantiert vorprogrammiert. Selbst uns trifft es unverhofft,
als wir noch weit außerhalb des Geländes die Kamera
anheben. Sofort meldet sich ein Posten aus einer kleinen und
unscheinbaren Holzhütte und will die Daten unserer Kamera
löschen. Zum Glück habe ich zwei, und eine
verschwindet schnell im Rucksack. ;-) Henok führt dem Posten
sämtliche Bilder der noch vorhandenen Kamera vor. Da ist nix
vom Gibbi drauf und wir können passieren. Eigentlich habe ich
ja auch nur kurz den Aufweg gefilmt. Henok muss zum Glück kein
schlechtes Gewissen haben, da er es selbst nicht bemerkt hat. Nicht
auszudenken das Spektakel mit einer gedankenlosen oder unvorsichtigen
Reisegruppe.
Bild
020 - 025:
Menelik II. Mausoleum auf dem Gibbi von Addis Ababa
Das Bauwerk wurde in der Zeit von 1917-1927 unter der Leitung des
deutschen Baumeisters Carl Härtel errichtet. Dies geschah auf
Veranlassung von Kaiserin Zewditu,
der Tochter von Menelik II.. Später wurden in dem Mausoleum
auch noch Taitu, die Frau des Kaisers, und Zewditu selbst darin
bestattet. Weiterhin Prinzessin Tsehai, eine Tochter von Haile
Selassie, die nur 23 Jahre alt wurde und der erste Erzbischof Matewos
von Addis Ababa, der Kaiser Menelik II. gekrönt hatte.
Der quadratische Bau wird von vier Ecktürmen begrenzt und mit
einer zentralen Kuppel bekrönt, die wiederum eine Kaiserkrone
als Spitze trägt. Jede der Gebäudeseiten wird von
zwei Löwenfiguren bewacht.
Bild
026 - 028:
Menelik II. Mausoleum - Äußerer Umgang mit
Wendeltreppe in einen Eckturm Bild
026:
Menelik II.
Das Gebäude muss man sich wie drei ineinander gestellte
Objekte
vorstellen. Die außen sichtbare achteckige Kuppel setzt sich
im
Innenbereich als selbständiges Gebäude fort. Der die
Kuppel
umgebende quadratische Umfassungsbau beherbergt einen Umgang, wie es
bei
den meisten äthiopischen Kirchen zu finden ist. Unter der
achteckigen Kuppel befindet sich ein weiteres kirchenähnliches
Gebäude, welches nur den Priestern zugänglich ist
und das
Allerheiligste beherbergt.
Bild
029 - 032: Im achteckigen Kuppelbau mit
inneren Kubus und dem Allerheiligsten Bild 032:
Symbolische Krone mit dem Drachentöter St. George, dem
wichtigsten Schutzheiligen der äthiopischen Herrscher
Bild
033 + 034:
Zwei der Wandgemälde von Helmuth Eichrodt
(Schlüsselübergabe für Ras Makonnen und
Besuch der
Königin von Saba bei König Salomon)
Gleich neben dem inneren Kubus befindet sich eine Metallluke im
Fußboden, die der Priester polternd aufschlägt. Es
wird eine mit roten Teppichen belegte Treppe sichtbar, die in
ein mit Weihrauch vernebeltes Kellergewölbe führt.
Rechts der Treppe stehen drei Sarkophage aus weißem Marmor.
Von links nach rechts sind das die Ruhestätten von Kaiser
Meneliks Frau Taitu, dann Menelik II. und rechts daneben seine Tochter
und spätere Kaiserin Zewditu (auch Zawditu oder Zauditu).
Über den Sarkophagen
sind entsprechende Bilder der kaiserlichen Familienmitglieder
angebracht. So kann man auch ohne Kenntnisse der amharischen Schrift,
die Sarkophage leicht zuordnen. Gegenüber der Eingangstreppe
befindet sich eine weitere Treppe die wieder nach oben führt.
Links davon steht noch ein Sarkophag, in dem Prinzessin
Tsehai, die
Tochter von Haile Selassie, bestattet ist. Auch hier ist wiederum
darüber ein Bild an der Wand angebracht. Hinter der Treppe
gegenüber des Eingangs, rechts von Tsehai, befindet sich die
Ruhestätte von Erzbischof Matewos.
Bild
035: Blick
von der Eingangstreppe auf den Sarkophag von Prinzessin Tsehai
Bild
036: Die
Sarkophage von Taitu, Menelik II. und Zewditu (von links)
Bild
037: Die
Sarkophage von Taitu + Menelik II.
Bild
038: Taitu
Bild
039:
Menelik II.
Bild
040: Zewditu
Weiterhin befinden sich in dem Gewölbe einige Throne, weitere
Bilder, Kronen, alte Bücher, Prozessionsgegenstände
und diverse Reliquien.
Bild
041 - 043:
Stühle von Menelik II. und Tafel mit
wichtigen Persönlichkeiten Bild
043: Obere Reihe
von links: Haile Selassie I
- Menelik II.
- Empress Zewditu
- Empress Taitu Mittlere
Reihe von links: Thronerbe Assefa Wossen
- Abune
Basliyos (1.
Patriarch)
- Empress Menen Untere Reihe
von links: Fitawrari Habte Giorgis (Kriegsminister)
- Like Likawint Haile Meskel (Oberhaupt der Kirche "Be'ata Lemariam"/
Menelik's Mausoleum)
Bild
044:
Schrank links der Stühle mit Büchern, Kronen und
divesren Kirchengegenständen. Darüber ein Bild mit
den letzten äthiopischen Kaisern.
Von links: Empress Taitu, Menelik II., Empress Zawditu, Empresss Menen,
Haile Selassie
Rechts der Stühle von Bild 042, wie auf Bild 035 zu sehen,
befindet sich der Sarkophag von
Prinzessin Tsehai. Sie starb bei der Geburt ihres Kindes,
welches ebenfalls nicht überlebte.
Bild
045 - 047:
Sarkophag, Inschrift und Bild - Prinzessin Tsehai Bild
046:
Übersetzung: Prinzessin Tsehai, Tochter von Haile Selassie I.,
Kaiser von Äthiopien, wurde am 12.
Oktober 1919 geboren (TIKIMT 02, 1912 E.C) und starb am 17.
August 1942 (NEHASIE 11, 1934 E.C)
Bild
048:
Ruhestätte von Erzbischof Matewos
Übersetzung: Abba Matewos Ark Bishop of Ethiopia died on
December 01, 1926 (Hidar 23, 1919 E.C)
Bild
049:
Marmorgedenktafel im Kellergewölbe dem König der
Könige von Äthiopien, Menelik II., zur Vereinigung
des Landes durch Fertigstellung der Bahnstrecke Djibouti
- Addis Abeba.
Leider ist diese Bahnlinie nicht mehr in Betrieb. Der Bahnhof in Addis
kann aber noch besichtigt werden (siehe Bild 050 in Ethiopia By Bus - Teil
1).
Bild
050 + 051:
Treppe vor der Matewos Ruhestätte mit Prozessionsschirm von
Menelik II.
Auf dem Zwischenpodest befinden sich weitere Stühle der
kaiserlichen Familie (vergleiche Bild 035).
Soweit
die wesentlichsten Eindrücke aus dem Kellergewölbe
des Mausoleums. Verlassen wir wieder diesen interessanten Ort und
kehren
zurück an´s Tageslicht. Und hier noch ein
zusammenfassendes Video zum Mausoleumsbesuch.
Live
Video:
Menelik II. Mausoleum - Gibbi - Addis Ababa
Gehen wir ein paar Schritte um das Gebäude herum und
schießen noch paar verbotene Bilder im
Außenbereich. Normaler Weise ist das Fotografieren nur innen
erlaubt. Außen ist dringend Vorsicht angeraten, damit man
nicht irgendeinem Wachposten auffällt.
Bild
052 - 055:
Mausoleum Menelik II. und im Hintergrund die Kidane Miheret Church
(oder Kidane Mehret Church)
Wenn wir schon einmal bis hierher vorgedrungen sind, werfen wir
natürlich auch noch einen Blick auf die nebenstehende Kidane
Miheret Church und gehen im Anschluss zur der etwas
südöstlich gelegenen St. Gabriel Church. Auf deren
Gelände befinden sich auch noch ein
paar ursprüngliche Bauten aus Meneliks Zeiten.
Bild
056: St.
Gabriel Church (St. Gbreale Church) auf dem Gibbi
Bild
057 + 058:
Historisches Gebäude der ursprünglichen Palastanlagen
von Menelik II. in unmittelbarer Nähe der St. Gabriel
Church auf dem Gibbi
Wir verlassen den Gibbi wieder. Am Aufweg zum Mausoleum stehen ein paar
kleine Holzhütten, in denen diverse religiöse Dinge,
wie Kreuze, Prozessionsschirme und anderes angeboten werden. Uns zieht
es natürlich wieder magisch zur Musik und tauschen ein
Trinkgeld von 50 Birr gegen zwei neue CD-s ein (zirka 2,00 EUR). Diese
Scheiben, die neben der Musik auch noch Videos beinhalten, gibt es in
schier unübersehbarer Menge und zu Spottpreisen. Da ist es am
Ende auch nicht so schlimm, wenn das eine oder andere Speicherformat
der heimische Player nicht lesen können sollte. Bei
früheren Einkäufen hatten wir diesbezüglich
aber noch keine Probleme. Manchmal macht es ein wenig Arbeit, aber
irgendwie kommt man schon irgendwann zum Ziel.
Wir fahren wieder den Hügel hinunter, am Meskel Square vorbei
und wollen als nächstes das Addis Ababa Museum besuchen,
welches sich unmittelbar oberhalb des Platzes befindet.
Bild
061 - 063:
An der südlichen Zufahrt und Parkbereich zum Addis Ababa Museum
Bevor wir uns näher mit dem Addis Ababa Museum
beschäftigen, gehen wir an dem Haus vorbei und werfen einen
Blick über die Mauer nach Norden. Vor uns breitet sich der
riesige Meskel
Square (oder Maskal, Meskal, Mesquel, Masquel Square /
Kreuzplatz)
aus. Der Maskal Square wurde zur Zeit von Haile Selassie angelegt. Der
Name kommt von dem jährlich am 27. September stattfindenden Maskalfest.
Nach dem Sturz von Haile Selassie wurde der Platz in Abiot Square
(Revolutionsplatz) umbenannt und mit den heute umgebenden
Tribünenanlagen erweitert. Der Platz diente dann vor allen
Dingen politischen Großveranstaltungen. Nach dem Sturz des
Derg-Regimes um Mengistu
Haile Mariam, der inzwischen in Abwesenheit zum Tode
verurteilt worden ist, bekam der Platz seinen alten Namen
zurück.
Zu Ehren von Bob Marleys 60. Geburtstag fand am 6. Februar 2005 auf dem
Meskel Square von Addis Ababa ein riesiges Konzert statt. Sein Name "Africa
Unite", analog der Feierlichkeiten, die sich damals
über
den ganzen Monat Februar erstreckten. Weitere Infos dazu
gab´s bereits in "Ethiopia By Bus - Teil
15".
Bild
064: Meskel
Square
Kommen wir nun zum Addis Ababa Museum, dass in einem der
ältesten Gebäude der Stadt untergebracht ist. Es ist
die ehemalige Residenz des Fürsten Ras Biru Wolde Gabriel und
wurde 1880 nach den Entwürfen von Haji Kawas errichtet. Den
Gerüchten nach soll Ras Biru oder auch Ras Birru, ein Sohn von
Menelik II. sein. Bis 1935 diente das Gebäude als Wohnhaus von
Ras Biru und seiner Frau. Danach wurde es von den Italienern bis 1941
als Klinik benutzt. Nach deren Vertreibung wurde es wieder zum Wohnhaus
von Ras Biru, und nach dessen Tod im Jahr 1945, für
Familienmitglieder von Woizero Fikerte Birru und Woizero
Zenebework Birru. In den späten 1960ern wurde es als Schule
genutzt, danach als Manufaktur für Wollpullover und
später für lokale Verwaltungsaufgaben. Danach wurde
es zum Hotel Maru Dembya umfunktioniert. Seit 1986 dient es nun als
Stadtmuseum und befindet
sich in einem bedauernswerten Zustand. Die großen
Touristenscharen kommen hier eher weniger her. In der Regel steht bei
denen nur das Nationalmuseum auf dem Programm. Das wertvolle
Gebäude sollte trotzdem schleunigst einer
Generalüberholung unterzogen werden, wenn es für
nachfolgende Generationen erhalten bleiben soll. Auch die Parkanlagen
könnten für Schönheit und Pflege so einige
Birr vertragen.
Bild
065 - 068:
Addis Ababa Museum - Nordseite
Gehen wir nach innen und unternehmen einen Rundgang durch die
umfangreiche Ausstellung, die viele Fotos aus der
Stadtgeschichte von Addis Ababa und andere interessante Dinge
enthält.
Bild
069 + 070:
Kaiser Menelik II. und seine Frau Taitu
Bild
071: Links
der ehemalige Hausherr Ras Biru Wolde Gabriel (oder Birru Wolde
Gebriel) und
daneben seine Frau HE Woizero Amakeletch Ali (auch Amaklech). Darunter
das ehemalige Wohnhaus zu
besseren Zeiten im Jahr 1980. Bild
072:
König Sahele
Selassie (auch
Sahle),
König von Shoah (oder Shewa). Er war der Großvater
von Menelik II.. Shewa war eine historische
Provinz von Zentral-Äthiopien.
Bild
073 + 074:
Links altes Kriegergewand und rechts Menelik II.
Bild
075 + 076:
Diverse Fotos von Menelik II., Taitu, Haile Selassie, Zawditu, ...
Bild
077: Die
Galerie der Bürgermeister von Addis Ababa - die ich aber jetzt
nicht alle aufzähle. ;-) Hier kann man nachlesen. Es beginnt
von links oben nach rechts unten mit den Sechser-Reihen. Danach folgen
die 6 Bilder an der linken Wand.
Bild
078:
General Geneme und Gefolge - Er war mit von entscheidender Bedeutung
bei
der Schlacht
von Adua (oder
Adwa) - 1896.
Bild
079 + 080:
Flurbereich im Addis Ababa Museum und Reliefbild von Kaiser Haile
Selassie
In Äthiopien muss man mit Stromausfällen rechnen. Es
ist immer gut eine Taschenlampe bei sich zu haben. Auch im Museum kann
man so ganz schnell im Dunkeln stehen. Auch uns trifft es hier, was die
Besichtigung einiger Räume etwas erschwert, da die
Fensterfront nur den Flurbereich ausreichend erhellt.
Bild
081:
Flurbereich mit etwas moderneren Exponaten
Bild
082: Die
siegreiche Schlacht der Äthiopier über die Italiener
bei Adua (oder Adwa)
Bild
083 + 084:
Darstellung moderner Errungenschaften von Addis Ababa, unter anderem
mit der City
Hall (erbaut
von 1961-64 während der Regentschaft von Kaiser Haile
Selassie). darüber schweben der Stadtgründer Menelik
II. und seine Frau Taitu.
Beenden wir an dieser Stelle unsere Einblicke in das Addis Ababa
Stadtmuseum und
legen eine etwas späte Mittagspause ein. Wir fahren dazu zu
dem uns schon bekannten Restaurant "Lucy", neben dem
berühmten Nationalmuseum. Berichtet haben wir darüber
in "Ethiopia By Bus - Teil
15" (Restaurant Lucy) und "Teil
1" (Nationalmuseum)
Ein wunderschönes traditionelles Restaurant mit den
unterschiedlichsten Sitzgelegenheiten nach jedem Geschmack.
An der Straße hängt ein Werbebanner mit unserem
nächsten Ziel. Gleich nebenan wird momentan eine Ausstellung
zu Ras Tafari gezeigt. Diesen wunderbaren Glücksfall werden
wir uns natürlich auf keinen Fall entgehen lassen.
Bild
085 + 086:
Werbebanner vor dem Gelände des Nationalmuseums zur
Ausstellung "Ras Tafari - The Majesty & The Movement"
Das Gebäude mit der Ausstellung liegt zirka 150 m weiter
nördlich vom eigentlichen Nationalmuseum. Vor diesem
historischen Gebäude steht ein alter Ford aus der Kaiserzeit
des frühen 20. Jahrhunderts, und
in einer Wandnische steht ein Büste von Haile Selassie.
Bild
087: Alter
Ford vor dem Ausstellungsgebäude
Bild
088 + 089:
Poster zur Ausstellung und Büste von Haile Selassie
Bild
090 + 091:
Historisches Ausstellungsgebäude im Gelände des
Nationalmuseums
Am Einlass zur Ausstellung sitzt eine Frau, die uns irgendwie bekannt
vorkommt. Es ist Dr. Desta Meghoo. Das ist natürlich eine
besondere Überraschung und Freude, dass wir diese
Persönlichkeit hier kennenlernen dürfen.
Bild
092: Dr.
Desta Meghoo
Frau Dr. Desta Meghoo ist unter anderem als Rastafari Pan African
Aktivist, Jurist und Koordinator von Konferenzen und Veranstaltungen
bekannt. Sie war hauptverantwortlich an der Produktion der
Großveranstaltung "Africa Unite", zu Bob Marleys 60.
Geburtstag, 2005 in Addis Ababa. Über 2 Millionen Menschen und
mehr als 400 Medien aus der ganzen Welt waren damals zusammengekommen,
um Bob Marleys 60. Geburtstag zu feiern. Dr. D, wie sie auch genannt
wird, wurde in Jamaica geboren, ist aber von Afrika begeistert und
engagiert sich hier wo sie nur kann. Neben der Erziehung ihrer eigenen
10 Kinder hat sie auch noch im Jahr 2005 das D.Y.M.D.C. Kinderdorf in
Addis
Ababa für Straßenkinder eingerichtet. Von ihr stammt
auch das Sprichwort: "Es braucht ein
ganzes Dorf, um ein Kind groß zu ziehen!" Dr. Meghoo arbeitet
seit über 25 Jahren unterstützend in verschiedenen
afrikanischen
Ländern. Sie war unter anderem
auch geschäftsführender Direktor beim "Center for the
Study of Race & Race Relations" (CSRRR) am "Levin College of
Law" der Universität von Florida.
Sie ist Initiator dieser
Ausstellung und hat gemeinsam mit Desta Tonge ein 69-seitiges
Buch zur
Ausstellung veröffentlicht, dass man natürlich auch
heute mit erwerben kann.
Bild
093 - 095:
Cover des Buches zur Ausstellung von Vorder- und Rückseite -
Haile Selassie, Titel der Ausstellung und ein Zitat von Haile Selassie.
Die Ausstellung konzentriert sich auf das Leben von Haile Selassie
und die Rastafari Bewegung. Es gibt unter anderem diverse
Kulturgüter, Fotos, Gemälde, Bücher, Musik
und Videos zu sehen. Angefangen vom Sklavenhandel und
Äthiopianismus, über Marcus Garvey und Repatriierung,
bis hin zum Reggae und allen anderen verwandten Themen, wird
man in der Ausstellung umfassend informiert. Ebenso natürlich
im Buch zur Ausstellung. Fotos und Filmaufnahmen von der Ausstellung
erlaubt Dr. D leider nicht. Ich darf mir aber zwei Bilder aussuchen,
die ich in diesem Bericht verwenden darf. Zuerst entscheide ich mich
für das Prunkstück der Ausstellung, das
Ölgemälde mit Haile Selassie, von dem Maler H. B.
Boyajian, das auch als Titelbild für das Ausstellungsbuch
verwendet worden ist. Die weitere Wahl fällt auf ein
Ölbild von Mortimer
Planno, da sicherlich weniger bekannt ist, dass dieser
berühmte Elder der Rastafari Bewegung auch Bilder gemalt hat.
Bild
096 + 097:
Ölbild von Ras Mortimer Planno und Dr. Desta Meghoo
Bild
098 - 100:
Dr. Desta Meghoo bei der Signierung des Buches
Schauen wir uns noch ein wenig im Außengelände um.
Die mehreren Gebäude des Nationalmuseums sind in einem
parkähnlichen Gelände eingebettet. Dort kann man noch
eine Reihe verschiedener Skulpturen betrachten.
Bild
101 + 102:
Im Außengelände des Nationalmuseums. Das
Hauptgebäude ist der moderne graue Bau im Hintergrund des
Bildes. Bild
102: Haile
Selassie segnet die Zukunft des Landes mit zwei Bücher
haltenden Studenten. Bildung war für Haile Selassie die
wichtigste Grundlage einer guten Zukunft. Links im Bild ein namenloser
äthiopischer Bischof.
Begeben wir uns zum nächsten Tagesziel. Wir möchten
der Meskea-Hazunan Medhane Alem (Church of the Savior of the World,
Consoler of the Bereaved), auch bekannt als Sidetegnaw (The Exiled)
Medhane Alem, einen Besuch abstatten.
Bild
103:
Meskea-Hazunan Medhane Alem
Diese Kirche hat eine einzigartige und besondere Stellung unter den
kaiserlichen Kirchen von Äthiopien. Als Kaiser Haile Selassie
im Jahr 1936 mit seiner Familie wegen der italienischen Invasion ins
Exil ging, zog er nach Fairfield House, in die Stadt Bath von England.
Kaiser Haile Selassie und Empress Menen waren in tiefer Trauer,
einerseits wegen der italienischen Invasion und andererseits durch die
Tatsache, dass es keine äthiopisch orthodoxe Kirche in England
gab, wo sie ihrem Glauben entsprechend ihrer Gebräuche
nachgehen konnten. Die Kaiserin machte mehrere Reisen mit
längeren Aufenthalten zur äthiopischen Gemeinde in
Jerusalem. Die Reisen waren jedoch sehr teuer und überstiegen
das kaiserliche Budget.
Deshalb schrieb Haile Selassie einen Brief an den im Exil lebenden
Echege von Debre Libanos, der in einem äthiopischen Kloster in
Jerusalem lebte. Er bat ihn, ihm ein geweihtes Tabot (Nachbau der
Bundeslade mit den Gesetzestafeln) zu schicken, um eine Kirche in Bath
einrichten zu können. Der Echege kam der Bitte nach und sandte
ihm ein geweihtes Tabot des „Erlösers der Welt"
(Medhane Alem) nach England, einschließlich der
erforderlichen Anzahl an Kirchendienern. So konnte sich die kaiserliche
Familie eine äthiopisch orthodoxe Kirche im ehemaligen
Speisesaal des Fairfield House einrichten und dort ihre Gottesdienste
durchführen. Diese Kirche wurde als Sidetegnaw Medhane Alem
(the exiled Savior of the World) bekannt.
Bild
104:
Meskea-Hazunan Medhane Alem
Als Kaiser Haile Selassie nach der Niederlage der faschistischen
italienischen Streitkräfte in Äthiopien, Anfang
September 1941, mit seiner Familie nach Addis Ababa
zurückkehrte und erneut inthronisiert wurde, brachte er auch
das Tabot der Medhane Alem aus England mit. Zunächst wurde
dafür eine Kirche auf dem Gelände des Haile Selassie
I oder des Beite Saida Krankenhauses (heute 12 Yekatit Hospital)
errichtet, um als neue Medhane Alem Kirche zu dienen. Der Kaiser
verlieh der Kirche den Titel "Meskea-hazunan", was als
"Trösterin der Hinterbliebenen" übersetzt werden
kann. Daneben wird sie aber bis auf den heutigen Tag als Sidetegnaw
"Exiled" Medhande Alem bezeichnet. Die Kirche wurde ein sehr beliebter
Ort für Gottesdienste der kaiserlichen Familie.
Schließlich ließ der Kaiser direkt
gegenüber eine neue Kirche errichten (an der Merid Azmatch
Asfaw Wossen Avenue bei den wichtigsten Toren der Guenete Leul Palace -
jetzt Universität von Addis Abeba). Haile Selassie besuchte
diese Kirche regelmäßig jedes Jahr am Morgen des 5.
Mai, dem Tag der Befreiung und seiner erneuten Inthronisierung.
Während den letzten Tagen seiner Macht, kam es an der Kirche
zu einem Zwischenfall, als sein Auto von demonstrierenden Studenten
aufgehalten und bedroht wurde. Ein Offizier der kaiserlichen Garde bat
Haile Selassie um Erlaubnis in die Menge zu feuern und die
Demonstration aufzulösen. Der Kaiser sah den Offizier
erschrocken an und sagte: "Es wird niemals von mir gesagt werden, dass
ich das Blut meiner Kinder vergossen habe. Dies kann über
meine Nachfolger gesagt werden, aber nicht über mich!" Leider
war dies aus heutiger Sicht eine zutreffende Prophezeiung. Der Kaiser
ging im Anschluss in die Kirche und betete auf den Knien mit bedecktem
Gesicht über eine Stunde lang, während die Polizei
die Menge außerhalb der Kirche zurückhielt. Der
Priester und Hüter der Schlüssel der Medhane Alem
Kirche, einer der wenigen Menschen der in der Kirche zugegen war,
sagte, dass des Kaisers Gesicht in Tränen gehüllt
war, als er die Kirche wieder verließ. Kaiser Haile Selassie
wurde nur ein paar Monate später im Zuge eines Umsturzes
abgesetzt. Der sogenannte „Derg" übernahm die Macht,
was in der Folge zu unbeschreiblichen Leid und Blutvergießen
führte.
Interessiert betreten wir das Kirchengrundstück. Ich schaffe
es gerade einmal zu zwei Fotos. Sofort ist ein Kirchenwächter
zur Stelle und untersagt jegliche Aufnahmen. Wir werden zu den
rückwärtigen Funktionsbauten der Kirche dirigiert.
Dort irgendwo soll sich das Kirchenoberhaupt aufhalten. Nur dieser
könne uns eventuell eine Foto- und Drehgenehmigung erteilen.
Henok gibt sein Bestes und begibt sich zu endlosen
Verhandlungen in die Büros der Kirchenväter. Derweil
werden wir argwöhnisch beobachtet. Sogar der Gärtner
winkt drohend mit dem Finger, als ich noch einmal in die Nähe
des Kameraauslösers komme. Also lassen wir das lieber.
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105 + 106:
Meskea-Hazunan Medhane Alem von hinten und von vorn
Irgendwann kommt Henok kopfschüttelnd zurück. Die
Sache war ergebnislos. Keiner der anwesenden Priester hat sich
bevollmächtigt gefühlt, unserem Anliegen
Genüge zu tun. Nur der oberste Hüter der Kirche kann
das entscheiden. Leider ist dieser wichtige Mann zur Zeit nicht
anwesend. Wir sollen
morgen noch einmal nachfragen.
Also lassen wir die Kirche hinter uns und überlegen, was wir
mit dem Rest des Tages noch anfangen können. Große
Sachen mit viel Fahrerei sind jetzt nicht mehr drin. Wir entscheiden
uns einen Blick in den naheliegenden "Löwenzoo" zu werfen, in
dem früher traditionell die kaiserlichen Löwen
gehalten wurden.
Neben der Eintrittsgebühr ist noch eine Foto-
und eine Videogebühr zu entrichten. Die Videogebühr
schlägt mit 100 Birr, dem Fünffachen der
Eintrittsgebühr zu Buche. Videogebühren sind in
Äthiopien nicht gerade günstig, wobei 100 Birr noch
"günstig" und erst der Anfang der Fahnenstange ist.
Für Foto ist aber trotzdem noch extra zu bezahlen. In
Anbetracht dessen, dass heute jederman mit dem Handy herumhantiert,
wird das
bald nicht mehr vermittelbar sein.
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107 + 108:
Foto- und Videogenehmigung Löwenzoo
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109 - 111:
Die kaiserlichen Löwenkäfige
Das Gelände empfängt uns mit
schaurig-schönem Löwengebrüll. Die Kater
sind unruhig und rütteln an den Zwischentüren der
Käfige. Die Damen der Gesellschaft lassen sich jedoch nicht
aus der Ruhe bringen und dösen gelangweilt vor sich hin. Die
Tiere machen einen gepflegten Eindruck und erscheinen
größer als andere Löwen. In ihren schwarzen
Mähnen, was bereits nicht alltäglich ist, haben sich
sogar vereinzelt Dreadlocks gebildet. Das habe ich
noch nie gesehen. Leider schaffe ich es nicht, ein derartiges Bild
einzufangen.
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112 + 113:
Im Löwenzoo von Addis Ababa
Neben den Löwenkäfigen gibt es noch ein paar wenige
Freigehege, in denen unter anderem wenige Antilopen zu sehen sind.
Die einzig wahre Attraktion des Zoos sind die Löwen.
So geht ein erlebnisreicher Tag seinem Ende entgegen. Um 18:00 Uhr
treffen wir schließlich wieder im Hotel ein. Jetzt sind zwei
Stunden Zeit für Erholung und Erfrischung, bevor wir um 20:00
Uhr mit dem Abendprogramm beginnen wollen.
Zwei lange Stunden - was tun? Ich untersuche das weitläufige
Parkgelände um das Ghion Hotel herum, der auch schon bessere
Zeiten gesehen hat. Nicht alle Bereiche sind gut gepflegt. In
nördlicher Richtung sieht es etwas verwildert aus. Nach
Süden hin ist es besser. Es gibt sogar noch einen
Hügel mit Parkrestaurant und schöner Aussicht auf den
gepflegten Teil des Geländes. Im Norden entdecke ich einen
Durchgang zum angrenzenden Grundstück des
Jubiläumspalastes. Ein altes Wachhäuschen ist
unbesetzt. Hierher verirrt sich scheinbar selten jemand. Unmittelbar
dahinter befinden sich ein paar scheinbar ungenutzte
Wirtschaftsgebäude des Palastareals. Zu gerne würde
ich noch ein Stück weiter gehen und den am Morgen
entgangenen Palast ablichten. Letztendlich siegt aber die Vernunft
über den Tatendrang. Wer weiß schon genau, was man
mit mir veranstalten würde, wenn ich erwischt werde?
Pünktlich 20:00 Uhr steht Henok vor dem Hotel. Er hat die
Adresse von einem Reggae-Club aufgetrieben, den wir besuchen wollen.
Leider haben wir mit diesem Ansinnen den falschen Tag getroffen. Heute
ist dort nix los, und eine passende Ersatzlocation ist nicht in
Erfahrung zu bringen. Ein wenig Kulturprogramm und etwas zum Knabbern
brauchen wir aber noch. So fahren wir zum Yod Abyssinia Cultural
Restaurant, dort ist man in der Regel immer gut aufgehoben.
Da gibt es traditionelles Essen und man kann nebenbei
Folklore genießen.
Hier ein paar Eindrücke des Abends von der
Restaurantbühne.
Live
Video:
Yod Abyssinia Cultural Restaurant - 1/2
Live
Video:
Yod Abyssinia Cultural Restaurant - 2/2
Zum Programm gehört, dass die Künstler ab und
zu zwischen den Tischen des Restaurants, die Gäste
zum
Mittanzen bewegen. Der eine oder andere Künstler trifft dabei
nicht selten auf
seinen Meister. Die Äthiopier sind da bestens in Form. Zusehen
macht Freude, aber zum Mitmachen bin ich leider überhaupt
nicht
geeignet.
Zu später Stunde geht´s dann gesättigt und
kulturell befriedigt wieder zurück zum Hotel. Morgen um 9:00
Uhr starten wir zur Fortsetzung unserer Erkundung von Addis Ababa.
Copyright: www.reggaestory.de
Fotos: Marion & Peter Joachim
Text + Videos: Peter Joachim