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ETHIOPIA - RETURN TO ADDIS

Ein Reisebericht - Teil 1
17.06.2014 – Addis Ababa
(10.10.2006 nach dem äthiopischen Kalender)

Ethiopia - Return To Addis Mit diesem Beitrag schließen wir an die bereits dokumentierte  15-tägige Äthiopien-Reise aus dem Jahr 2013 an.
Auf einem Rückflug von Zanzibar nach Deutschland mit der Ethiopian Airlines, ist in Addis Ababa zwangsläufig Zwischenstation. Nach unserer Begeisterung für Äthiopien im letzten Jahr, war es einfach nicht über´s Herz zu bringen, Addis nur aus der Flughafenperspektive zu sehen. Die Stadt hat noch so einiges zu bieten, was wir beim letzten Mal noch nicht gesehen haben. Also haben wir ein neues Visum bei der Botschaft beantragt und unseren lieb gewonnenen einheimischen Reiseleiter Henok reaktiviert.
Freunde oder Interessierte von Äthiopien sollten vor diesem Bericht, die 15 früheren Teile aus 2013 ansehen. Dies ist besser zum allgemeinen Verständnis und zur Erlangung weiterer Hintergrundinformationen. Bisher besuchte und äußerst wichtige Sehenswürdigkeiten der Stadt, werden hier nicht noch einmal angeführt bzw. erläutert. Also bitte nicht wundern über die getroffene Auswahl unserer Tagesziele.

Doch kommen wir nun zu den aktuellen Ereignissen.

Obwohl von "langer Hand" alles gründlich vorbereitet ist, kommen wir auf der Anreise bereits zum ersten Mal ins Schwitzen. Unser Flug von Zanzibar über Dar es Salaam fliegt nicht wie vorgesehen. Wir haben leider über eine Stunde Verspätung. Hoffentlich klappt unsere Abholung und der vorgesehene Tagesplan in Addis noch.

Die geplante Ankunftszeit von 6:00 Uhr am Morgen, ist nicht mehr aufzuholen. Ein ganzes Stück nach 7:00 Uhr verlassen wir in Addis unseren Flieger. Aber dann kommt noch die langwierige Passkontrolle. Nur 50% der vielen Abfertigungsschalter sind besetzt. Es geht überhaupt nicht voran. Zu allem Unglück kommt auch noch eine chinesische Menschenkolonne in die Quere, die oberste Priorität hat. Da die Chinesen Partner Nummer 1 bei der Entwicklungshilfe und beim Straßenbau in Äthiopien sind, gelten jetzt keine Anstellregeln mehr. Alle Schlangen werden abgeriegelt und die Chinesen vorgelassen. Dort könnten wir jetzt stehen, wenn Deutschland und Europa nicht zu viele Bedingungen an ihre Wirtschaftsprogramme geknüpft hätten. ;-)

So kommen wir erst gegen 8:30 Uhr zu unseren Koffern, die schon irgendwo an den Rand gestellt worden sind. Vor der Flughafenhalle blicken wir dann suchend in die vielen Gesichter der Wartenden und auf deren hochgehaltenen Abholschilder. Kein Henok zu sehen und auch kein Schild mit unseren Namen.
Ich kontaktiere die Touristinfo des Flughafens, die für mich freundlicher Weise die übergebene Telefonnummer anrufen. Unsere Handys sind leider nicht für das hiesige Netz frei geschaltet. Alles ist "in Butter" und Henok ist im Gelände. Er wartet nur vor dem falschen Terminal. Wir können aufatmen. Alles wird wie geplant ablaufen können.

Ein paar Minuten später können wir uns auf dem Parkplatz begrüßen. Mir scheint, als wäre unsere Verabschiedung erst gestern gewesen. Verlieren wir keine Zeit und bringen schnell unsere Sachen in´s Hotel. Wir hatten uns im Vorfeld für das Ghion Hotel entschieden, da wir von dort auch notfalls einige der Dinge zu Fuß erledigen könnten, falls es nötig werden sollte.

Ghion Hotel Map

Bild 001 + 002: Ghion Hotel Anschrift und Google Map >> für weitere Informationen und größere Kartenansicht einfach die Bilder anklicken

Das Hotel wird im Volksmund auch "The Garden Palace Hotels Of East Africa" bezeichnet und liegt tatsächlich inmitten weiträumiger parkähnlicher Grünanlagen mit unmittelbarem Kontakt zum Grundstück des "National Palace", einer der ehemaligen Paläste von Haile Selassie. 300 m südlich davon befinden sich der Meskel Square und gleich dahinter das Addis Ababa Museum. Ein paar hundert Meter Luftlinie nach Osten steht die Africa Hall und die Istifanos Church. Zu Fuß sind aber noch paar Umwege nötig. Auf der anderen Seite des Hotels sollen sich die alten Quellen befinden, neben der einst Kaiserin Taitu gelagert hat, die auch den Ursprung der Stadt bilden. Ja und zur Not kann man auch noch nach Norden in Richtung Gibbi laufen, dem ehemaligen Palastareal und dem Mausoleum von Menelik II., wenn einem zirka 2 km nicht zu weit sind. Laufen oder Taxi hat Henok aber schon ausgeschlossen. Er hat sich ein kleines Auto organisiert und wird heute Führer und Fahrer zugleich sein.

Also beziehen wir schnell unser Zimmer, was zum Glück schon möglich ist und bereiten unseren Ausflug vor. Anderenfalls hätten wir nur das Gepäck eingestellt. Ein paar Minuten später sitzen wir wieder im Auto und fahren zu den "Filwoha-Quellen". Eigentlich dachten wir die Quellen sind über unseren Hotelpark zu erreichen, dem ist aber leider nicht so.

Filwoha Springs - Addis Ababa

Filwoha Springs - Addis Ababa Filwoha Springs - Addis Ababa

Bild 003 - 005: Eingang zu den Filwoha-Springs

Die seit Jahrhunderten bekannten warmen Quellen sollen Linderung bei Rheuma und Lepra verschaffen. Erste Bauten rings um die Quellen ließ Kaiserin Taitu errichten, die zum Ursprung der Hauptstadt wurden. Viel später, in den 1920er Jahren, konnten Hotelgäste des ehemaligen Hotels Europa, in den Quellen des Hotelgartens baden. Heute ist hier das Hotel Finfine Adarash und die Quellen sind zu einer öffentlichen Badeanstalt geworden. Mehr Infos dazu gibt es hier. Das ist eigentlich nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Hier gibt´s nur Zutritt für Badegäste. Für ein Badevergnügen haben wir leider nicht die Zeit und dachten eher an eine kurze Besichtigung eines historischen Ortes. Aber das ist leider längst Geschichte. Also geht es weiter zum nächsten Besichtigungspunkt.

Eigentlich hatten wir gehofft den naheliegenden Jubilee Palace, heute National Palace, kurz in Augenschein nehmen zu können. Der Palast wurde 1955 zum 25. Krönungsjubiläum von Haile Selassie errichtet und befindet sich in einer weitläufigen Parkanlage. Es ist zwar bekannt, dass der Palast nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung steht, aber mit langer Voranmeldung und etwas Glück, könnte man zumindest begrenzten Zutritt zu einem Museum bekommen. Darin gibt es unter anderem Exponate zu sehen, wie seine Kaiserkrone, seine Krönungs-Roben, seine verschiedenen Uniformen, seine große Anzahl von ausländischen und inländischen Medaillen, Orden und Ehrenzeichen, einschließlich seiner Robe und den Schmuck zur Ernennung als Ritter des Hosenbandordens (Knight of the Garter / Großbritannien), der niemals nach seinem Tod nach Windsor zurückgegeben wurde, wie es eigentlich üblich war. Heute ist der Palast hauptsächlich der Sitz des Präsidenten der Republik Äthiopien, was jegliche Besichtigungsbegehren erheblich erschwert oder gar unmöglich macht. Auch für uns bleiben leider die Tore verschlossen. Nicht einmal kurz anhalten möchte Henok - er wird wissen warum.

Nehmen wir das nächste Ziel in Angriff. Gleich gegenüber befindet sich die Africa Hall. Das Gebäude wurde in der Zeit von 1959-61 als Konferenzhalle für die 1963 gegründete Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) errichtet. Die Vereinigung geht auf eine Initiative von Kaiser Haile Selassie zurück und wurde von 32 afrikanischen Staaten ins Leben gerufen. Das Bauwerk ist mit einer 150 m² großen Glasmalerei des berühmten äthiopischen Künstlers Afewerk Tekle ausgestattet. Auch hier ist der Besuch nur nach Voranmeldung und mit Führung möglich. Alle Versuche sind heute vergeblich. Das Gebäude ist an allen Zufahrtstraßen mit Polizei umstellt und die Eingänge zum Gelände mit vergitterten Drehkreuzen gesichert. Nachdem wir das Objekt der Begierde völlig umkreist und alle Eingangsmöglichkeiten geprüft haben, geben wir auf. Irgendein Regierungsmitglied soll sich gerade in der Nähe befinden oder noch kommen und da geht natürlich überhaupt nix mehr. Da ist man in Äthiopien mehr als überempfindlich. Wieder etwas für ein nächstes Mal.

Africa Hall

Bild 006: Africa Hall - Google Map >> zur Vergrößerung auf das Bild klicken.

Besuchen wir also erst einmal die Istifanos Church (oder Estifanos Church, St. Stephen´s Church), die nur ein paar Meter weiter südlich liegt.

Estifanos Church

Estifanos Church

Estifanos Church

Estifanos Church

Bild 007 - 010: Estifanos Church

Es tut gut nach den vorangegangenen Misserfolgen diesen Ort der Ruhe zu besuchen. Während wir die Treppen nach oben steigen, begleitet uns die alt bekannte religiöse Musik Äthiopiens. Sofort nimmt uns die in schöner Erinnerung gebliebene Atmosphäre wieder in Besitz.
Die Kirche wird gerade einer Reinigung unterzogen und ist nicht geöffnet. Man lässt uns aber gerne hinein um die Innenräume dieser modernen Kirche zu besichtigen.

Estifanos Church Estifanos Church

Bild 011: Blick zum Allerheiligsten                   Bild 012: Eingangsbereich

Estifanos Church

Estifanos Church

Bild 013 + 014: Die wunderschön ausgemalte Kuppel der Kirche

Estifanos Church

Estifanos Church

Estifanos Church Estifanos Church

Bild 015 - 018: Die Logen von Haile Selassie und Empress Menen, jeweils durch die unterschiedliche Bekrönung leicht erkennbar. Unter diesen Baldachinen standen einst die Throne des Kaiserpaares.

Estifanos Church

Bild 019: Estifanos Church / St. Stephen´s Curch - seitliche Außenansicht

Stephen oder Stephanus, dem die Kirche geweiht ist, gilt als erster christlicher Märtyrer und lebte bis zu seiner Steinigung in Jerusalem..

Mit dem anschließenden Video könnt ihr noch einmal selbst einen kleinen Rundgang unternehmen.



Live Video: Estifanos Church - Addis Ababa

Nächste Station und Höhepunkt des Tages wird unser Besuch des Mausoleums von Menelik II. auf dem Gibbi sein. Der Gibbi liegt nördlich am Ende der "Menelik II. Avenue" und ist ein innerstädtischer Hügel mit dem ehemaligen Palastbezirk des Kaisers. Er liegt 2.442 m über dem Meer, was nicht sonderlich auffällt, da Addis Ababa schon selbst auf einer Höhe von durchschnittlich 2.355 m liegt.
Da sich auf dem Gibbi die Inanspruchnahme ehemaliger kaiserlicher Paläste von Regierungsmitgliedern wiederholt, haben wir es wiederum mit einem besonders sensiblen Bereich zu tun. In einem von mehreren kaiserlichen Palästen hat sich heute der Premierminister niedergelassen. So ist nahezu der gesamte Gibbi für Besucher gesperrt. Lediglich das Mausoleum von Menelik II., welches auch als Kirche Ba´eta Le Mariam genutzt wird und das Gelände der westlich davon gelegenen Kidane Miheret Church (oder Kidane Mehret Church), sowie die etwas bergab liegende St. Gabriel Church, sind öffentlich zugänglich. Mancher Reiseveranstalter sagt lieber gleich, dass der ganze Gibbi nicht zugänglich ist, da es wohl schwierig ist, eine Besucherschar auf die Sensibilität des Ortes einzustimmen. Ärger ist sonst garantiert vorprogrammiert. Selbst uns trifft es unverhofft, als wir noch weit außerhalb des Geländes die Kamera anheben. Sofort meldet sich ein Posten aus einer kleinen und unscheinbaren Holzhütte und will die Daten unserer Kamera löschen. Zum Glück habe ich zwei, und eine verschwindet schnell im Rucksack. ;-) Henok führt dem Posten sämtliche Bilder der noch vorhandenen Kamera vor. Da ist nix vom Gibbi drauf und wir können passieren. Eigentlich habe ich ja auch nur kurz den Aufweg gefilmt. Henok muss zum Glück kein schlechtes Gewissen haben, da er es selbst nicht bemerkt hat. Nicht auszudenken das Spektakel mit einer gedankenlosen oder unvorsichtigen Reisegruppe.

Menelik II Mausoleum

Menelik II Mausoleum

Menelik II Mausoleum Menelik II Mausoleum

Menelik II Mausoleum

Menelik II Mausoleum

Bild 020 - 025: Menelik II. Mausoleum auf dem Gibbi von Addis Ababa

Das Bauwerk wurde in der Zeit von 1917-1927 unter der Leitung des deutschen Baumeisters Carl Härtel errichtet. Dies geschah auf Veranlassung von Kaiserin Zewditu, der Tochter von Menelik II.. Später wurden in dem Mausoleum auch noch Taitu, die Frau des Kaisers, und Zewditu selbst darin bestattet. Weiterhin Prinzessin Tsehai, eine Tochter von Haile Selassie, die nur 23 Jahre alt wurde und der erste Erzbischof Matewos von Addis Ababa, der Kaiser Menelik II. gekrönt hatte.
Der quadratische Bau wird von vier Ecktürmen begrenzt und mit einer zentralen Kuppel bekrönt, die wiederum eine Kaiserkrone als Spitze trägt. Jede der Gebäudeseiten wird von zwei Löwenfiguren bewacht. 

Menelik II. Menelik II. Mausoleum

Menelik II. Mausoleum

Bild 026 - 028: Menelik II. Mausoleum - Äußerer Umgang mit Wendeltreppe in einen Eckturm
Bild 026: Menelik II.

Das Gebäude muss man sich wie drei ineinander gestellte Objekte vorstellen. Die außen sichtbare achteckige Kuppel setzt sich im Innenbereich als selbständiges Gebäude fort. Der die Kuppel umgebende quadratische Umfassungsbau beherbergt einen Umgang, wie es bei den meisten äthiopischen Kirchen zu finden ist. Unter der achteckigen Kuppel befindet sich ein weiteres kirchenähnliches Gebäude, welches nur den Priestern zugänglich ist und das Allerheiligste beherbergt.

Menelik II. Mausoleum Menelik II. Mausoleum

Menelik II. Mausoleum Menelik II. Mausoleum

Bild 029 - 032: Im achteckigen Kuppelbau mit inneren Kubus und dem Allerheiligsten
Bild 032: Symbolische Krone mit dem Drachentöter St. George, dem wichtigsten Schutzheiligen der äthiopischen Herrscher

Unterhalb der Kuppel befinden sich vier Wandgemälde des deutschen Künstlers Helmuth Eichrodt (auch Hellmut) aus Karlsruhe. Sie zeigen den Besuch der Königin von Saba bei König Salomon, die Krönung von Menelik II. zum Kaiser, die Schlacht von Adua und die Schlüsselübergabe für Ras Makonnens Palast.

Menelik II. Mausoleum

Menelik II. Mausoleum

Bild 033 + 034: Zwei der Wandgemälde von Helmuth Eichrodt (Schlüsselübergabe für Ras Makonnen und Besuch der Königin von Saba bei König Salomon)

Gleich neben dem inneren Kubus befindet sich eine Metallluke im Fußboden, die der Priester polternd aufschlägt. Es wird eine mit roten Teppichen belegte Treppe sichtbar, die in ein mit Weihrauch vernebeltes Kellergewölbe führt. Rechts der Treppe stehen drei Sarkophage aus weißem Marmor. Von links nach rechts sind das die Ruhestätten von Kaiser Meneliks Frau Taitu, dann Menelik II. und rechts daneben seine Tochter und spätere Kaiserin Zewditu (auch Zawditu oder Zauditu). Über den Sarkophagen sind entsprechende Bilder der kaiserlichen Familienmitglieder angebracht. So kann man auch ohne Kenntnisse der amharischen Schrift, die Sarkophage leicht zuordnen. Gegenüber der Eingangstreppe befindet sich eine weitere Treppe die wieder nach oben führt. Links davon steht noch ein Sarkophag, in dem Prinzessin Tsehai, die Tochter von Haile Selassie, bestattet ist. Auch hier ist wiederum darüber ein Bild an der Wand angebracht. Hinter der Treppe gegenüber des Eingangs, rechts von Tsehai, befindet sich die Ruhestätte von Erzbischof Matewos.

Sarkophag - Princess Tsehai

Bild 035: Blick von der Eingangstreppe auf den Sarkophag von Prinzessin Tsehai

Menelik II. Mausoleum

Bild 036: Die Sarkophage von Taitu, Menelik II. und Zewditu (von links)

Menelik II. Mausoleum

Bild 037: Die Sarkophage von Taitu + Menelik II.

Sarkophag Taitu

Bild 038: Taitu

Sarkophag Menelik II.

Bild 039: Menelik II.

Sarkophag Zewditu

Bild 040: Zewditu

Weiterhin befinden sich in dem Gewölbe einige Throne, weitere Bilder, Kronen, alte Bücher, Prozessionsgegenstände und diverse Reliquien.

Menelik II. Mausoleum Menelik II. Mausoleum

Menelik II. Mausoleum

Bild 041 - 043: Stühle von Menelik II. und Tafel mit wichtigen Persönlichkeiten
Bild 043:
Obere Reihe von links: Haile Selassie I - Menelik II. - Empress Zewditu - Empress Taitu
Mittlere Reihe von links: Thronerbe Assefa Wossen - Abune Basliyos (1. Patriarch) - Empress Menen
Untere Reihe von links: Fitawrari Habte Giorgis (Kriegsminister) - Like Likawint Haile Meskel (Oberhaupt der Kirche "Be'ata Lemariam"/ Menelik's Mausoleum)

Menelik II. Mausoleum

Bild 044: Schrank links der Stühle mit Büchern, Kronen und divesren Kirchengegenständen. Darüber ein Bild mit den letzten äthiopischen Kaisern.
Von links: Empress Taitu, Menelik II., Empress Zawditu, Empresss Menen, Haile Selassie


Rechts der Stühle von Bild 042, wie auf Bild 035 zu sehen, befindet sich der Sarkophag von Prinzessin Tsehai. Sie starb bei der Geburt ihres Kindes, welches ebenfalls nicht überlebte.

Sarkophag Princess Tsehai

Sarkophag Princess Tsehai Princess Tsehai

Bild 045 - 047: Sarkophag, Inschrift und Bild - Prinzessin Tsehai
Bild 046: Übersetzung: Prinzessin Tsehai, Tochter von Haile Selassie I., Kaiser von Äthiopien, wurde am 12. Oktober 1919 geboren (TIKIMT 02, 1912 E.C) und starb am 17. August 1942 (NEHASIE 11, 1934 E.C)

Ark of Matewos

Bild 048: Ruhestätte von Erzbischof Matewos
Übersetzung: Abba Matewos Ark Bishop of Ethiopia died on December 01, 1926 (Hidar 23, 1919 E.C)

Menelik II. Mausoleum

Bild 049: Marmorgedenktafel im Kellergewölbe dem König der Könige von Äthiopien, Menelik II., zur Vereinigung des Landes durch Fertigstellung der Bahnstrecke Djibouti - Addis Abeba

Leider ist diese Bahnlinie nicht mehr in Betrieb. Der Bahnhof in Addis kann aber noch besichtigt werden (siehe Bild 050 in Ethiopia By Bus - Teil 1).

Menelik II. Mausoleum Menelik II. Mausoleum

Bild 050 + 051: Treppe vor der Matewos Ruhestätte mit Prozessionsschirm von Menelik II.
Auf dem Zwischenpodest befinden sich weitere Stühle der kaiserlichen Familie (vergleiche Bild 035).


Soweit die wesentlichsten Eindrücke aus dem Kellergewölbe des Mausoleums. Verlassen wir wieder diesen interessanten Ort und kehren zurück an´s Tageslicht. Und hier noch ein zusammenfassendes Video zum Mausoleumsbesuch.



Live Video: Menelik II. Mausoleum - Gibbi - Addis Ababa

Gehen wir ein paar Schritte um das Gebäude herum und schießen noch paar verbotene Bilder im Außenbereich. Normaler Weise ist das Fotografieren nur innen erlaubt. Außen ist dringend Vorsicht angeraten, damit man nicht irgendeinem Wachposten auffällt.

Menelik II. Mausoleum

Menelik II. Mausoleum

Menelik II. Mausoleum

Menelik II. Mausoleum + Kidane Mehret Church

Bild 052 - 055: Mausoleum Menelik II. und im Hintergrund die Kidane Miheret Church (oder Kidane Mehret Church)

Wenn wir schon einmal bis hierher vorgedrungen sind, werfen wir natürlich auch noch einen Blick auf die nebenstehende Kidane Miheret Church und gehen im Anschluss zur der etwas südöstlich gelegenen St. Gabriel Church. Auf deren Gelände befinden sich auch noch ein paar ursprüngliche Bauten aus Meneliks Zeiten.

Kidane Mehret Church

Bild 056: St. Gabriel Church (St. Gbreale Church) auf dem Gibbi

@ Kidane Mehret Church

@ Kidane Mehret Church

Bild 057 + 058: Historisches Gebäude der ursprünglichen Palastanlagen von Menelik II. in unmittelbarer Nähe der St. Gabriel Church auf dem Gibbi

Wir verlassen den Gibbi wieder. Am Aufweg zum Mausoleum stehen ein paar kleine Holzhütten, in denen diverse religiöse Dinge, wie Kreuze, Prozessionsschirme und anderes angeboten werden. Uns zieht es natürlich wieder magisch zur Musik und tauschen ein Trinkgeld von 50 Birr gegen zwei neue CD-s ein (zirka 2,00 EUR). Diese Scheiben, die neben der Musik auch noch Videos beinhalten, gibt es in schier unübersehbarer Menge und zu Spottpreisen. Da ist es am Ende auch nicht so schlimm, wenn das eine oder andere Speicherformat der heimische Player nicht lesen können sollte. Bei früheren Einkäufen hatten wir diesbezüglich aber noch keine Probleme. Manchmal macht es ein wenig Arbeit, aber irgendwie kommt man schon irgendwann zum Ziel.

Religiöse Musik Religiöse Musik

Bild 059 + 060: Religiöse Video-CD-s der Äthiopisch Orthodoxen Kirche

Schauen und hören wir einmal kurz hinein.



Videoauszug aus 059: Track 3 + 11




Player 1 + 2: Track 4 + 7 aus 060

Wir fahren wieder den Hügel hinunter, am Meskel Square vorbei und wollen als nächstes das Addis Ababa Museum besuchen, welches sich unmittelbar oberhalb des Platzes befindet.

Addis Ababa Museum

Addis Ababa Museum

Addis Ababa Museum

Bild 061 - 063: An der südlichen Zufahrt und Parkbereich zum Addis Ababa Museum

Bevor wir uns näher mit dem Addis Ababa Museum beschäftigen, gehen wir an dem Haus vorbei und werfen einen Blick über die Mauer nach Norden. Vor uns breitet sich der riesige Meskel Square (oder Maskal, Meskal, Mesquel, Masquel Square / Kreuzplatz) aus. Der Maskal Square wurde zur Zeit von Haile Selassie angelegt. Der Name kommt von dem jährlich am 27. September stattfindenden Maskalfest
Nach dem Sturz von Haile Selassie wurde der Platz in Abiot Square (Revolutionsplatz) umbenannt und mit den heute umgebenden Tribünenanlagen erweitert. Der Platz diente dann vor allen Dingen politischen Großveranstaltungen. Nach dem Sturz des Derg-Regimes um Mengistu Haile Mariam, der inzwischen in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden ist, bekam der Platz seinen alten Namen zurück.
Zu Ehren von Bob Marleys 60. Geburtstag fand am 6. Februar 2005 auf dem Meskel Square von Addis Ababa ein riesiges Konzert statt. Sein Name "Africa Unite", analog der Feierlichkeiten, die sich damals über den ganzen Monat Februar erstreckten. Weitere Infos dazu gab´s bereits in "Ethiopia By Bus - Teil 15".

Meskel Square

Bild 064: Meskel Square

Kommen wir nun zum Addis Ababa Museum, dass in einem der ältesten Gebäude der Stadt untergebracht ist. Es ist die ehemalige Residenz des Fürsten Ras Biru Wolde Gabriel und wurde 1880 nach den Entwürfen von Haji Kawas errichtet. Den Gerüchten nach soll Ras Biru oder auch Ras Birru, ein Sohn von Menelik II. sein. Bis 1935 diente das Gebäude als Wohnhaus von Ras Biru und seiner Frau. Danach wurde es von den Italienern bis 1941 als Klinik benutzt. Nach deren Vertreibung wurde es wieder zum Wohnhaus von Ras Biru, und nach dessen Tod im Jahr 1945, für Familienmitglieder von Woizero Fikerte Birru und Woizero Zenebework Birru. In den späten 1960ern wurde es als Schule genutzt, danach als Manufaktur für Wollpullover und später für lokale Verwaltungsaufgaben. Danach wurde es zum Hotel Maru Dembya umfunktioniert. Seit 1986 dient es nun als Stadtmuseum und befindet sich in einem bedauernswerten Zustand. Die großen Touristenscharen kommen hier eher weniger her. In der Regel steht bei denen nur das Nationalmuseum auf dem Programm. Das wertvolle Gebäude sollte trotzdem schleunigst einer Generalüberholung unterzogen werden, wenn es für nachfolgende Generationen erhalten bleiben soll. Auch die Parkanlagen könnten für Schönheit und Pflege so einige Birr vertragen.

Addis Ababa Museum

Addis Ababa Museum

Addis Ababa Museum

Addis Ababa Museum

Bild 065 - 068: Addis Ababa Museum - Nordseite

Gehen wir nach innen und unternehmen einen Rundgang durch die umfangreiche Ausstellung, die viele Fotos aus der Stadtgeschichte von Addis Ababa und andere interessante Dinge enthält.

Menelik II. Taitu

Bild 069 + 070: Kaiser Menelik II. und seine Frau Taitu

Addis Ababa Museum - Ras Biru Wolde Gabriel Addis Ababa Museum - Sahle Selassie

Bild 071: Links der ehemalige Hausherr Ras Biru Wolde Gabriel (oder Birru Wolde Gebriel) und daneben seine Frau HE Woizero Amakeletch Ali (auch Amaklech). Darunter das ehemalige Wohnhaus zu besseren Zeiten im Jahr 1980.
Bild 072: König Sahele Selassie (auch Sahle), König von Shoah (oder Shewa). Er war der Großvater von Menelik II.. Shewa war eine historische Provinz von Zentral-Äthiopien.

Addis Ababa Museum Addis Ababa Museum - Menelik II.

Bild 073 + 074: Links altes Kriegergewand und rechts Menelik II.

Addis Ababa Museum Addis Ababa Museum

Bild 075 + 076: Diverse Fotos von Menelik II., Taitu, Haile Selassie, Zawditu, ...

Addis Ababa Museum - Bürgermeister

Bild 077: Die Galerie der Bürgermeister von Addis Ababa - die ich aber jetzt nicht alle aufzähle. ;-) Hier kann man nachlesen. Es beginnt von links oben nach rechts unten mit den Sechser-Reihen. Danach folgen die 6 Bilder an der linken Wand.

Addis Ababa Museum - General Geneme

Bild 078: General Geneme und Gefolge - Er war mit von entscheidender Bedeutung bei der Schlacht von Adua (oder Adwa) - 1896.

Addis Ababa Museum Addis Ababa Museum - Haile Selassie

Bild 079 + 080: Flurbereich im Addis Ababa Museum und Reliefbild von Kaiser Haile Selassie

In Äthiopien muss man mit Stromausfällen rechnen. Es ist immer gut eine Taschenlampe bei sich zu haben. Auch im Museum kann man so ganz schnell im Dunkeln stehen. Auch uns trifft es hier, was die Besichtigung einiger Räume etwas erschwert, da die Fensterfront nur den Flurbereich ausreichend erhellt.

Addis Ababa Museum

Bild 081: Flurbereich mit etwas moderneren Exponaten

Battle of Adwa

Bild 082: Die siegreiche Schlacht der Äthiopier über die Italiener bei Adua (oder Adwa)

Addis Ababa Museum Addis Ababa Museum

Bild 083 + 084: Darstellung moderner Errungenschaften von Addis Ababa, unter anderem mit der City Hall (erbaut von 1961-64 während der Regentschaft von Kaiser Haile Selassie). darüber schweben der Stadtgründer Menelik II. und seine Frau Taitu.

Beenden wir an dieser Stelle unsere Einblicke in das Addis Ababa Stadtmuseum und legen eine etwas späte Mittagspause ein. Wir fahren dazu zu dem uns schon bekannten Restaurant "Lucy", neben dem berühmten Nationalmuseum. Berichtet haben wir darüber in "Ethiopia By Bus - Teil 15" (Restaurant Lucy) und "Teil 1" (Nationalmuseum)
Ein wunderschönes traditionelles Restaurant mit den unterschiedlichsten Sitzgelegenheiten nach jedem Geschmack.

An der Straße hängt ein Werbebanner mit unserem nächsten Ziel. Gleich nebenan wird momentan eine Ausstellung zu Ras Tafari gezeigt. Diesen wunderbaren Glücksfall werden wir uns natürlich auf keinen Fall entgehen lassen.

Ras Tafari Exhibition Ras Tafari Exhibition

Bild 085 + 086: Werbebanner vor dem Gelände des Nationalmuseums zur Ausstellung "Ras Tafari - The Majesty & The Movement"

Das Gebäude mit der Ausstellung liegt zirka 150 m weiter nördlich vom eigentlichen Nationalmuseum. Vor diesem historischen Gebäude steht ein alter Ford aus der Kaiserzeit des frühen 20. Jahrhunderts, und in einer Wandnische steht ein Büste von Haile Selassie.

Ford Oldtimer

Bild 087: Alter Ford vor dem Ausstellungsgebäude

Ras Tafari Exhibition - Addis Ababa Haile Selassie

Bild 088 + 089: Poster zur Ausstellung und Büste von Haile Selassie





Bild 090 + 091: Historisches Ausstellungsgebäude im Gelände des Nationalmuseums

Am Einlass zur Ausstellung sitzt eine Frau, die uns irgendwie bekannt vorkommt. Es ist Dr. Desta Meghoo. Das ist natürlich eine besondere Überraschung und Freude, dass wir diese Persönlichkeit hier kennenlernen dürfen.

Dr. Desta Meghoo

Bild 092: Dr. Desta Meghoo

Frau Dr. Desta Meghoo ist unter anderem als Rastafari Pan African Aktivist, Jurist und Koordinator von Konferenzen und Veranstaltungen bekannt. Sie war hauptverantwortlich an der Produktion der Großveranstaltung "Africa Unite", zu Bob Marleys 60. Geburtstag, 2005 in Addis Ababa. Über 2 Millionen Menschen und mehr als 400 Medien aus der ganzen Welt waren damals zusammengekommen, um Bob Marleys 60. Geburtstag zu feiern. Dr. D, wie sie auch genannt wird, wurde in Jamaica geboren, ist aber von Afrika begeistert und engagiert sich hier wo sie nur kann. Neben der Erziehung ihrer eigenen 10 Kinder hat sie auch noch im Jahr 2005 das D.Y.M.D.C. Kinderdorf in Addis Ababa für Straßenkinder eingerichtet. Von ihr stammt auch das Sprichwort: "Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind groß zu ziehen!" Dr. Meghoo arbeitet seit über 25 Jahren unterstützend in verschiedenen afrikanischen Ländern. Sie war unter anderem auch geschäftsführender Direktor beim "Center for the Study of Race & Race Relations" (CSRRR) am "Levin College of Law"  der Universität von Florida.
Sie ist Initiator dieser Ausstellung und hat gemeinsam mit Desta Tonge ein 69-seitiges Buch zur Ausstellung veröffentlicht, dass man natürlich auch heute mit erwerben kann.

Haile Selassie Ras Tafari Exhibition

Ras Tafari Exhibition

Bild 093 - 095: Cover des Buches zur Ausstellung von Vorder- und Rückseite - Haile Selassie, Titel der Ausstellung und ein Zitat von Haile Selassie.

Die Ausstellung konzentriert sich auf das Leben von Haile Selassie und die Rastafari Bewegung. Es gibt unter anderem diverse Kulturgüter, Fotos, Gemälde, Bücher, Musik und Videos zu sehen. Angefangen vom Sklavenhandel und Äthiopianismus, über Marcus Garvey und Repatriierung,  bis hin zum Reggae und allen anderen verwandten Themen, wird man in der Ausstellung umfassend informiert. Ebenso natürlich im Buch zur Ausstellung. Fotos und Filmaufnahmen von der Ausstellung erlaubt Dr. D leider nicht. Ich darf mir aber zwei Bilder aussuchen, die ich in diesem Bericht verwenden darf. Zuerst entscheide ich mich für das Prunkstück der Ausstellung, das Ölgemälde mit Haile Selassie, von dem Maler H. B. Boyajian, das auch als Titelbild für das Ausstellungsbuch verwendet worden ist. Die weitere Wahl fällt auf ein Ölbild von Mortimer Planno, da sicherlich weniger bekannt ist, dass dieser berühmte Elder der Rastafari Bewegung auch Bilder gemalt hat.

Mortimer Planno Painting Dr. Desta Meghoo

Bild 096 + 097: Ölbild von Ras Mortimer Planno und Dr. Desta Meghoo

Dr. Desta Meghoo

Dr. Desta Meghoo Dr. Desta Meghoo

Bild 098 - 100: Dr. Desta Meghoo bei der Signierung des Buches

Schauen wir uns noch ein wenig im Außengelände um. Die mehreren Gebäude des Nationalmuseums sind in einem parkähnlichen Gelände eingebettet. Dort kann man noch eine Reihe verschiedener Skulpturen betrachten.

Ethiopia - Addis Ababa - Nationalmuseum

Ethiopia - Addis Ababa - Nationalmuseum

Bild 101 + 102: Im Außengelände des Nationalmuseums. Das Hauptgebäude ist der moderne graue Bau im Hintergrund des Bildes.
Bild 102: Haile Selassie segnet die Zukunft des Landes mit zwei Bücher haltenden Studenten. Bildung war für Haile Selassie die wichtigste Grundlage einer guten Zukunft. Links im Bild ein namenloser äthiopischer Bischof.

Begeben wir uns zum nächsten Tagesziel. Wir möchten der Meskea-Hazunan Medhane Alem (Church of the Savior of the World, Consoler of the Bereaved), auch bekannt als Sidetegnaw (The Exiled) Medhane Alem, einen Besuch abstatten.

Meskea-Hazunan Medhane Alem

Bild 103: Meskea-Hazunan Medhane Alem

Diese Kirche hat eine einzigartige und besondere Stellung unter den kaiserlichen Kirchen von Äthiopien. Als Kaiser Haile Selassie im Jahr 1936 mit seiner Familie wegen der italienischen Invasion ins Exil ging, zog er nach Fairfield House, in die Stadt Bath von England. Kaiser Haile Selassie und Empress Menen waren in tiefer Trauer, einerseits wegen der italienischen Invasion und andererseits durch die Tatsache, dass es keine äthiopisch orthodoxe Kirche in England gab, wo sie ihrem Glauben entsprechend ihrer Gebräuche nachgehen konnten. Die Kaiserin machte mehrere Reisen mit längeren Aufenthalten zur äthiopischen Gemeinde in Jerusalem. Die Reisen waren jedoch sehr teuer und überstiegen das kaiserliche Budget.
Deshalb schrieb Haile Selassie einen Brief an den im Exil lebenden Echege von Debre Libanos, der in einem äthiopischen Kloster in Jerusalem lebte. Er bat ihn, ihm ein geweihtes Tabot (Nachbau der Bundeslade mit den Gesetzestafeln) zu schicken, um eine Kirche in Bath einrichten zu können. Der Echege kam der Bitte nach und sandte ihm ein geweihtes Tabot des „Erlösers der Welt" (Medhane Alem) nach England, einschließlich der erforderlichen Anzahl an Kirchendienern. So konnte sich die kaiserliche Familie eine äthiopisch orthodoxe Kirche im ehemaligen Speisesaal des Fairfield House einrichten und dort ihre Gottesdienste durchführen. Diese Kirche wurde als Sidetegnaw Medhane Alem (the exiled Savior of the World) bekannt.

Meskea-Hazunan Medhane Alem

Bild 104: Meskea-Hazunan Medhane Alem

Als Kaiser Haile Selassie nach der Niederlage der faschistischen italienischen Streitkräfte in Äthiopien, Anfang September 1941, mit seiner Familie nach Addis Ababa zurückkehrte und erneut inthronisiert wurde, brachte er auch das Tabot der Medhane Alem aus England mit. Zunächst wurde dafür eine Kirche auf dem Gelände des Haile Selassie I oder des Beite Saida Krankenhauses (heute 12 Yekatit Hospital) errichtet, um als neue Medhane Alem Kirche zu dienen. Der Kaiser verlieh der Kirche den Titel "Meskea-hazunan", was als "Trösterin der Hinterbliebenen" übersetzt werden kann. Daneben wird sie aber bis auf den heutigen Tag als Sidetegnaw "Exiled" Medhande Alem bezeichnet. Die Kirche wurde ein sehr beliebter Ort für Gottesdienste der kaiserlichen Familie. Schließlich ließ der Kaiser direkt gegenüber eine neue Kirche errichten (an der Merid Azmatch Asfaw Wossen Avenue bei den wichtigsten Toren der Guenete Leul Palace - jetzt Universität von Addis Abeba). Haile Selassie besuchte diese Kirche regelmäßig jedes Jahr am Morgen des 5. Mai, dem Tag der Befreiung und seiner erneuten Inthronisierung.
Während den letzten Tagen seiner Macht, kam es an der Kirche zu einem Zwischenfall, als sein Auto von demonstrierenden Studenten aufgehalten und bedroht wurde. Ein Offizier der kaiserlichen Garde bat Haile Selassie um Erlaubnis in die Menge zu feuern und die Demonstration aufzulösen. Der Kaiser sah den Offizier erschrocken an und sagte: "Es wird niemals von mir gesagt werden, dass ich das Blut meiner Kinder vergossen habe. Dies kann über meine Nachfolger gesagt werden, aber nicht über mich!" Leider war dies aus heutiger Sicht eine zutreffende Prophezeiung. Der Kaiser ging im Anschluss in die Kirche und betete auf den Knien mit bedecktem Gesicht über eine Stunde lang, während die Polizei die Menge außerhalb der Kirche zurückhielt. Der Priester und Hüter der Schlüssel der Medhane Alem Kirche, einer der wenigen Menschen der in der Kirche zugegen war, sagte, dass des Kaisers Gesicht in Tränen gehüllt war, als er die Kirche wieder verließ. Kaiser Haile Selassie wurde nur ein paar Monate später im Zuge eines Umsturzes abgesetzt. Der sogenannte „Derg" übernahm die Macht, was in der Folge zu unbeschreiblichen Leid und Blutvergießen führte.

Interessiert betreten wir das Kirchengrundstück. Ich schaffe es gerade einmal zu zwei Fotos. Sofort ist ein Kirchenwächter zur Stelle und untersagt jegliche Aufnahmen. Wir werden zu den rückwärtigen Funktionsbauten der Kirche dirigiert. Dort irgendwo soll sich das Kirchenoberhaupt aufhalten. Nur dieser könne uns eventuell eine Foto- und Drehgenehmigung erteilen. Henok gibt sein Bestes und begibt sich zu endlosen Verhandlungen in die Büros der Kirchenväter. Derweil werden wir argwöhnisch beobachtet. Sogar der Gärtner winkt drohend mit dem Finger, als ich noch einmal in die Nähe des Kameraauslösers komme. Also lassen wir das lieber.

Meskea-Hazunan Medhane Alem Meskea-Hazunan Medhane Alem

Bild 105 + 106: Meskea-Hazunan Medhane Alem von hinten und von vorn

Irgendwann kommt Henok kopfschüttelnd zurück. Die Sache war ergebnislos. Keiner der anwesenden Priester hat sich bevollmächtigt gefühlt, unserem Anliegen Genüge zu tun. Nur der oberste Hüter der Kirche kann das entscheiden. Leider ist dieser wichtige Mann zur Zeit nicht anwesend. Wir sollen morgen noch einmal nachfragen.

Also lassen wir die Kirche hinter uns und überlegen, was wir mit dem Rest des Tages noch anfangen können. Große Sachen mit viel Fahrerei sind jetzt nicht mehr drin. Wir entscheiden uns einen Blick in den naheliegenden "Löwenzoo" zu werfen, in dem früher traditionell die kaiserlichen Löwen gehalten wurden.
Neben der Eintrittsgebühr ist noch eine Foto- und eine Videogebühr zu entrichten. Die Videogebühr schlägt mit 100 Birr, dem Fünffachen der Eintrittsgebühr zu Buche. Videogebühren sind in Äthiopien nicht gerade günstig, wobei 100 Birr noch "günstig" und erst der Anfang der Fahnenstange ist. Für Foto ist aber trotzdem noch extra zu bezahlen. In Anbetracht dessen, dass heute jederman mit dem Handy herumhantiert, wird das bald nicht mehr vermittelbar sein.

Löwenzoo Fotogenehmigung Löwenzoo Videogenehmigung

Bild 107 + 108: Foto- und Videogenehmigung Löwenzoo

Addis Ababa - Löwenzoo

Addis Ababa - Löwenzoo

Addis Ababa - Löwenzoo

Bild 109 - 111: Die kaiserlichen Löwenkäfige

Das Gelände empfängt uns mit schaurig-schönem Löwengebrüll. Die Kater sind unruhig und rütteln an den Zwischentüren der Käfige. Die Damen der Gesellschaft lassen sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und dösen gelangweilt vor sich hin. Die Tiere machen einen gepflegten Eindruck und erscheinen größer als andere Löwen. In ihren schwarzen Mähnen, was bereits nicht alltäglich ist, haben sich sogar vereinzelt Dreadlocks gebildet. Das habe ich noch nie gesehen. Leider schaffe ich es nicht, ein derartiges Bild einzufangen.

Addis Ababa - Löwenzoo

Addis Ababa - Löwenzoo

Bild 112 + 113: Im Löwenzoo von Addis Ababa

Neben den Löwenkäfigen gibt es noch ein paar wenige Freigehege, in denen unter anderem wenige Antilopen zu sehen sind. Die einzig wahre Attraktion des Zoos sind die Löwen.

So geht ein erlebnisreicher Tag seinem Ende entgegen. Um 18:00 Uhr treffen wir schließlich wieder im Hotel ein. Jetzt sind zwei Stunden Zeit für Erholung und Erfrischung, bevor wir um 20:00 Uhr mit dem Abendprogramm beginnen wollen.
Zwei lange Stunden - was tun? Ich untersuche das weitläufige Parkgelände um das Ghion Hotel herum, der auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Nicht alle Bereiche sind gut gepflegt. In nördlicher Richtung sieht es etwas verwildert aus. Nach Süden hin ist es besser. Es gibt sogar noch einen Hügel mit Parkrestaurant und schöner Aussicht auf den gepflegten Teil des Geländes. Im Norden entdecke ich einen Durchgang zum angrenzenden Grundstück des Jubiläumspalastes. Ein altes Wachhäuschen ist unbesetzt. Hierher verirrt sich scheinbar selten jemand. Unmittelbar dahinter befinden sich ein paar scheinbar ungenutzte Wirtschaftsgebäude des Palastareals. Zu gerne würde ich  noch ein Stück weiter gehen und den am Morgen entgangenen Palast ablichten. Letztendlich siegt aber die Vernunft über den Tatendrang. Wer weiß schon genau, was man mit mir veranstalten würde, wenn ich erwischt werde?

Pünktlich 20:00 Uhr steht Henok vor dem Hotel. Er hat die Adresse von einem Reggae-Club aufgetrieben, den wir besuchen wollen. Leider haben wir mit diesem Ansinnen den falschen Tag getroffen. Heute ist dort nix los, und eine passende Ersatzlocation ist nicht in Erfahrung zu bringen. Ein wenig Kulturprogramm und etwas zum Knabbern brauchen wir aber noch. So fahren wir zum Yod Abyssinia Cultural Restaurant, dort ist man in der Regel immer gut aufgehoben. Da gibt es traditionelles Essen und man kann nebenbei Folklore genießen.

Hier ein paar Eindrücke des Abends von der Restaurantbühne.



Live Video: Yod Abyssinia Cultural Restaurant - 1/2



Live Video: Yod Abyssinia Cultural Restaurant - 2/2

Zum Programm gehört, dass die Künstler ab und zu zwischen den Tischen des Restaurants, die Gäste zum Mittanzen bewegen. Der eine oder andere Künstler trifft dabei nicht selten auf seinen Meister. Die Äthiopier sind da bestens in Form. Zusehen macht Freude, aber zum Mitmachen bin ich leider überhaupt nicht geeignet.

Zu später Stunde geht´s dann gesättigt und kulturell befriedigt wieder zurück zum Hotel. Morgen um 9:00 Uhr starten wir zur Fortsetzung unserer Erkundung von Addis Ababa.

Copyright: www.reggaestory.de
Fotos: Marion & Peter Joachim
Text + Videos: Peter Joachim

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Äthiopische Flagge 2013