Ein Fotoalbum - Teil 13
05.12.2013 – Von Gondar nach Bahir Dar (26.03.2006 nach dem äthiopischen Kalender)
Heute geht
es weiter in Richtung Tana See. Wir werden dabei bis an
dessen südliches Ende nach Bahir Dar fahren. Obwohl der Tana
See
bei glücklichen Wetterumständen nahezu greifbar vor
den
Türen von Gondar liegt, sind bis an dessen
Südende
knapp 180 km zu überwinden. Dort warten
unter
anderem die Fälle des Blauen Nils auf uns.
Bevor wir uns von Gondar und
dem Roha Hotel trennen, müssen wir noch einmal am
frühen Morgen den Blick von der Hotelterrasse über
Gondar schweifen lassen. Es liegt starker Duft von Lagerfeuer und allen
möglichen Zutaten in der Luft. Der Ort liegt im Nebel der
morgendlichen Herdfeuer. Keine Chance mehr, den Tana See zu entdecken.
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1.143 - 1.145:
Gondar im Nebel der morgendlichen Herdfeuer
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1.146 - 1.148:Bauhinia
Purpurea und großer Käfer in den Hotelanlagen
Gegen 8:30 Uhr sind schließlich die Busse abfahrbereit. Es
geht weiter auf Straße Nr. 3 nach Süden. Die
Landschaften werden jetzt "ruhiger" und ebener. Die Zeiten der
gewaltigen
Pässe und Schluchten sind leider vorüber. Dennoch
bewegen wir uns in
Höhenlagen von 2.300 (Gondar) bis 1.800 Metern (Tana See)
über dem Meeresspiegel. Wir liegen damit immer noch weit
über der Höhe des Brocken (1.141,3 m), nur um einmal
einen zentralen Berg Deutschlands zum Vergleich heranzuziehen.
Nach zirka 1,5 Stunden Fahrt legen wir die erste Pause ein und besuchen
eine Kath-Plantage. Kath
hat viele Schreibweisen wie Kat, Qad, Qat, Chat, Gat oder Khat. Bekannt
ist die Pflanze auch als Miraa oder Abessinischer Tee. Die frischen
Blätter des Kathstrauches werden als Alltagsdroge verwendet
und dabei im Mund zerkaut. Die zerkauten Blätter werden dabei
oft als riesige Kugel in den Backentaschen gebunkert. Leute mit
derartigen einseitigen Hamsterbacken haben also keine Zahnschmerzen,
sondern geben sich dem Kath-Genuss hin. Besonders ist dieser Brauch aus
dem Raum des Jemen bekannt, aber auch in Saudi-Arabien,
Somalia,
Dschibuti, Oman, dem Norden Kenias und nicht zuletzt auch in
Äthiopien anzutreffen. Auch wenn die Pflanze
überwiegend für den Export in den Jemen angebaut
wird, ist sie auch in Äthiopien zu einem Problem geworden.
Anbau und Handel dieser Droge sind aber in Äthiopien legal.
Jeder kann diese Pflanze problemlos kultivieren, damit Handel treiben
oder selbst konsumieren.
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1.149 - 1.155:
Kath-Plantage
Als Pflücker sieht man überwiegend Frauen und Kinder.
Die Männer sitzen wieder einmal im Schatten und tüten
die Ware ein.
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1.156: Die
Kathblätter werden gewogen und portionsweise in
Plastiktüten abgefüllt.
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1.157:
Blick in die Wandbauweise aus Holz und mit Stroh vermischtem Dung Bild 1.158:
Irgendein Hülsenfrüchtler
Nachdem wir alles gesehen und uns einen bitteren Geschmack im Mund
geholt haben, geht es weiter durch die von eigenwilligen Vulkanresten
geprägte Landschaft. Immer wieder ragen einzelne Kegel oder
auch Felsnadeln aus der ansonsten leicht hügligen Landschaft
heraus.
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1.159 - 1-161:
Landschaften zwischen Gondar und Bahir Dar. Zirka 1,5 Fahrstunden
südlich von Gondar.
Nur 5 Minuten später schiebt sich der attraktive "Geierfelsen"
ins Sichtfeld. Wie er tatsächlich heißt, wissen wir
nicht. Er wird von der Bevölkerung so genannt, weil er das
Zuhause von unzähligen Geiern ist. Man erkennt erst
aus der Nähe, wie die Geier um den Felsen kreisen und ihn
langsam mit ihrem Kot weiß einfärben.
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1.162 - 1.165:
Der "Geierfelsen" und die gegenüber liegende Landschaft
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1.166:
Und noch einmal der "Geierfelsen" bei der Vorbeifahrt
Die Landschaften werden danach zunehmend flacher und die Feldwirtschaft
nimmt immer mehr zu.
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1.167 - 1.171:
Feldwirtschaft und Eselherde östlich des Tana Sees
Es wird noch flacher, bis schließlich der Horizont nur
noch als gerade Linie erkennbar ist. Und schon wieder ändert
sich die Form der Strohhaufen. Gerade noch rund, sind sie nun in eine
lang gezogene Quaderform übergegangen.
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1.172:
Genau hier! ;-) - Es sind natürlich nicht nur 1,3 km bis
Gondar, sondern 113. Im Hintergrund sind die lang gezogenen
Strohhaufenquader
etwas erkennbar.
Nicht ausgeschlossen ist, dass dieses Gebiet einmal mit zum
Überflutungsgebiet des Tana See gehört hat, so flach
und feucht ist es inzwischen geworden.
Gegen Mittag erreichen wir schließlich Bahir Dar
und beziehen die Abay
Minch Lodge.
Die Anlage liegt in einem dicht bewaldeten Park voller
lärmender Vögel und bunter Blumen, in unmittelbarer
Nähe des Zentrums von Bahir Dar. Die Unterkünfte
bestehen aus vielen gemütlichen "Bungalows", was eine Lodge in
der Regel auch ausmacht. Die Inneneinrichtung steht jedoch der eines
Luxushotels nicht nach. Besonders diese Hitec-Duschzelle hat eine
extreme Überausstattung. Ohne Bedienungsanleitung ist man
nahezu "erschossen", oder nicht ganz so schlimm: verbrüht,
erfroren oder an der falschen Stelle nass.
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1.173:
Rezeption in der Abay Minch Lodge von Bahir Dar
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1.174 + 1.175:
Viele Nashornvögel
gibt es in der Abay Minch Lodge
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1.176 + 1.177:
Kleine und große Katze - Abay Minch Lodge
Die Katzen haben sich für ihr Zuhause ein Schwimmpanzerwrack
ausgesucht.
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1.178 + 1.179:
Bereich für Kaffeezeremonien im Park der Abay Minch Lodge
Gegen 14:00 Uhr geht es schließlich weiter in Richtung
Fälle des "Blauen Nils". Die auch als "Tis Issat" (Rauch
des Feuers) bezeichneten Fälle, liegen zirka 30 Kilometer
südöstlich von Bahir Dar und sind über eine
Sandstraße zu erreichen.
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1.180 - 1.183:
Geier und Marabuts
warten auf "Köstlichkeiten" an einer Deponie
Zuvor und auf halber Strecke, besuchen wir noch eine Schule. Unsere
Ankunft wird von den Kindern gefeiert als würde der Kaiser
eintreffen. Die Lehrer auf dem Schulhof haben Mühe, die
Kinderscharen in den Griff zu bekommen, und sind nicht zimperlich bei
der Benutzung von Stöcken und Peitschen.
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1.184 + 1.185:
Ankunft auf dem Hof einer Schule, südöstlich von
Bahir Dar
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1.186 + 1.187:
Schulregeln und Rangelei vor der Kamera
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1.188 + 1.189:
... wir beteiligen uns daran natürlich nicht
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1.190 - 1.193: Und da sind sie wieder, diese
ausdrucksstarken äthiopischen Kulleraugen, als wären
sie aus den Kirchenmalereien herabgestiegen - Klassenzimmer
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1.194 - 1.197:
...
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1.198:
Tschüß bis zum nächsten Mal!
Die von uns besuchten Schulen sind immer wieder Anlaufpunkte unserer
Reisebegleitung. Die Lehrer werden dabei stets mit
Schulmaterial-Spenden versorgt, die dann an den dringendsten Stellen
zum Einsatz kommen. Ein paar Erinnerungsfotos vom letzten Mal sind da
natürlich auch immer mit dabei. Jetzt kommt noch
"großes Kino" im Internet mit dieser Website dazu. Den
Spaß möchte ich sehen!
In der Nähe der Nilfälle angekommen, müssen
wir eine ortsansässige Begleitung für den
weiteren Weg mitnehmen. Und - es ist kaum zu glauben - eine
Videogebühr von 50 Birr ist auch noch fällig. Ist ja
nicht schlimm, aber es passiert mir hier weltweit das erste Mal, dass
Filmaufnahmen in der Natur bezahlt werden müssen.
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1.199 + 1.200:
Auf der Straße zum Ticketbüro wird wieder allerhand
Handel getrieben, und das eine oder andere Souvenir kann ergattert
werden.
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1.201:
Esel vor der Getreidemühle des Ortes - Ausgangspunkt des
Wanderweges zu den Nilfällen "Tis Issat".
Bevor die Fälle zu erreichen sind, muss der Blaue Nil mit dem
Boot überquert werden. Hier erfolgt auch die Trennung des
Flusses in zwei Arme. Der eine Flusslauf
führt direkt zu den Fällen und der andere zu einem
Wasserkraftwerk.
Seit Inbetriebnahme dieses Kraftwerkes sind die Nilfälle nur
noch ein Schatten ihrer selbst und auf ein Bruchteil ihrer
ursprünglichen Breite zusammengeschrumpft. Ihre volle Pracht
kann man heutzutage nur noch in der Regenzeit oder bei abgeschaltetem
Kraftwerk erleben.
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1.203:
Der Blaue Nil oberhalb der Fälle und des Kraftwerkes -
Blickrichtung flussabwärts
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1.204 - 1.206:
An der Anlegestelle auf der anderen Seite, im Hintergrund das "Niltaxi"
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1.207 - 1.209:
Immer die selben Frauen, aber manchmal kann man sich einfach nicht
für ein Bild entscheiden
Von hier sind es noch 10 - 15 Minuten Fußweg, bis die
Fälle in Sicht kommen.
Bild 1.210:
Landschaft am Tis Issat - der Nil verläuft rechts
vom Bild in Blickrichtung Bild 1.211:
Interessante Gräser
Und nun die Fälle ... immer wieder und immer wieder!
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1.212 - 1.214:
Die Fälle des "Blauen Nils" - "Tis Issat" - "Rauch des Feuers"
Momentan ist es möglich, bis an den Fußpunkt der
Fälle hinunter zu steigen. Früher wäre dies
sicher nicht möglich gewesen.
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1.215: Der
weitere Flusslauf unterhalb der Fälle
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1.216 - 1.219:
Am Fuße der Fälle "Tis Issat"
Je nach vorherrschender Windrichtung bekommt man auch noch weit weg von
den Fällen eine Dusche und nasse Füße. Im
Gegenlicht der Sonne ist der Wassernebel gut zu erkennen, wie er sich
durch das Tal zieht.
Ein Stück entfernt gegenüber gibt es noch ein
Hängebrücke, über die man die Wanderung zu
weiteren Aussichtspunkten auf die Fälle und den Nil,
fortsetzen könnte.
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1.220 - 1.224:
An der Hängebrücke gegenüber der
Nilfälle Bild 1.224:
Die Nilfälle befinden sich hinter dem rechtsseitigen Berg
Wir müssen uns langsam auf den Rückweg
begeben, damit wir vor Einbruch der Finsternis noch unsere Lodge
erreichen. Bis zum Sonnenuntergang trennt uns nur noch 1 Stunde. Es ist
jetzt 17:00 Uhr.
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1.225:
Wieder an der Bootsanlegestelle - Ganz im Hintergrund ist schemenhaft
ein Teil des Kraftwerkes zu erkennen
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1.226 - 1.229:
An der Anlegestelle gibt es immer etwas zu sehen - Ein Mann sorgt mit
dem Spiel auf seiner Mesenko
für die musikalische Umrahmung.
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1.230: Auf
dem Blauen Nil ...
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1.231:
... geht das Spiel noch ein wenig weiter. Wer seinen Namen
verrät, wird im Gesang gleich mit verarbeitet. Dann hoffen wir
einmal, dass er nur Gutes über uns singt!? Bild 1.232:
Frauen des Dorfes stellen sich gern einem Foto
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1.233 + 1.234:
Wie schwer wird das Mehl wohl sein? Die Frauen kommen gerade aus der
Mühle des Dorfes.
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1.235:
Die Getreidemühle des Dorfes am "Tis Issat"
Video: Tour zu den Nilfällen "Tis Issat"
An der Getreidemühle warten schon unsere Busse, um uns nach
Bahir
Dar zurück zu bringen. Es dauert nun nicht mehr lange, und die
Sonne beginnt hinter dem Horizont zu verschwinden. Gerade noch
früg genug, um bei den zeternden Geiern an der
Mülldeponie nicht mehr jedes Detail zu erkennen.
Morgen werden wir unter anderem auf den Tana See hinausfahren und die
prächtigen Malereien von zwei Inselkirchen bestaunen.
Copyright: www.reggaestory.de
Fotos: Marion & Peter Joachim
Bild 1.172 + 1.191: Barbara Neuhoff
Bild 1.208: Uschi Pöllath
Bild 1.209: Rainer Vogt
Text: Peter Joachim