Ein Fotoalbum - Teil 7
29.11.2013 – Von Adigrat nach Axum (20.03.2006 nach dem äthiopischen Kalender)
In
Adigrat biegen wir nach Westen in Richtung Axum ab. Weiter nach
Norden würden wir in zirka 25 km Eritrea erreichen.
Selbst wenn man es wollte, ist dies momentan nicht mehr
möglich. Eritrea und Äthiopien befanden
sich bis ins Jahr 2000 im Kriegszustand. Ein
Friedensabkommen gibt es aber
noch nicht und die Grenze ist abgeriegelt.
Bis Axum sind noch
ungefähr 150 Straßenkilometer zu
überwinden. Auch auf diesem Streckenabschnitt lassen die
unglaublichen Landschaftseindrücke nicht nach, wie
später noch zu sehen sein wird.
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530:
Restaurantbereich der Agoro Lodge - Die Busse sind startbereit
Der Morgen hält eine kleine Überraschung parat. Wir
müssen auch einmal kennenlernen wie es ohne Wasser ist. Zum
Glück haben wir aber noch genug Wasser "aus Flasche"
wenn das "Wasser aus Wand" einmal versiegt ist.
Unser erstes Tagesziel wird Yeha sein, wo sich Überreste der
sabäischen Kultur befinden. Bis dahin sind aber noch eine
ganze Reihe anderer Eindrücke abzuarbeiten.
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531 - 533:
Bajaj "Bahnhof" bei Adigrat
Das ursprünglich aus Indien stammende dreirädrige
Gefährt hat auch eine Facebook
Seite und nicht immer nur 3 Räder.
Nach Adigrat geht es wieder gewaltig aufwärts in die Berge.
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534 + 535:
Westlich von Adigrat
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536 - 538:
Nach jeder Kurve wird es spannender
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539 - 542: Basalt
im "Brotteig" und liegende Basaltsäulen
Auf Schritt und Tritt sind hochinteressante Spuren des Vulkanismus zu
entdecken.
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543 - 548:
Nur ein paar Kurven weiter - Landschaften westlich von Adigrat
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549 + 550:
Immer noch das gleiche Tal, aber alle paar Meter wieder anders - Was
soll man nur weglassen!?
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551:
Leider etwas vom Fenster verspiegelt, aber ein wunderschöner
alter Vulkankegel mit vielen Basaltsäulen
Auf jeder Seite ständig neue Eindrücke - bitte
anhaaalten!! Selbstfahrer benötigen in Äthiopien
bestimmt die doppelte Zeit, als die einheimischen Fahrer, für
die all die Landschaften und Eindrücke am Wegesrand zur
Selbstverständlichkeit geworden sind.
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552 - 554:
Ein Priester am Straßenrand sammelt Geld für seine
Kirche
Öfter gibt es an den Straßen auch bunt
geschmückte kleine Häuschen oder Zelte, in denen
festlich geschmückte Priester von den Reisenden eine kleine
Spende für ihre Kirche erbitten. Die Nationalfarben
des Landes, in der Gestalt von Fahnen, Wimpeln oder Farbanstrichen,
sind dabei in der Regel ein prägendes Bild und schon aus der
Ferne sichtbar.
Zirka 10 Minuten weiter in Richtung Axum, kommt der imposante Tafelberg
mit der Klosteranlage Debre Damo in Sicht. Debre Damo liegt kurz vor
der Grenze zu Eritrea. Von unserem entfernteren Standpunkt aus sind es
noch zirka 10 km bis nach Eritrea, und gleichzeitig ist dies der
nördlichste Punkt unserer Reise.
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555 + 556:
Der Tafelberg (äthiopisch Amba) mit der Klosteranlage Debre
Damo
Debre Damo ist die älteste noch existierende christliche
Klosteranlage von Äthiopien und eines der wenigen erhalten
gebliebenen axumitischen Bauwerke. Das letzte Stück auf das
Plateau des Tafelberges ist nur mit einem zirka 14 m langen
Seil zu überwinden. Frauen dürfen den Berg
nicht betreten. Nicht einmal weibliche Haustiere dürfen dort
hinauf.
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557:
Östlich an Debre Damo anschließende Landschaft -
Fotostandpunkt analog Bild 555
Bild 558:
Weiter geht es nach Westen und Debre Damo verschwindet in der Ferne
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559: Nur
ein paar Minuten weiter westlich
Während Einige noch dem nichterklommenen Amba mit dem
14-metrigen Seil hinterher trauern, sorgt die Landschaft derweil mit
einem gewaltigen Kulissenwechsel für Ablenkung.
Bild 560 + 561:
Beeindruckende Bergwelt nördlich der Straße zwischen
Adigrat und Yeha
Ein regelrechtes "Zipfelmützengebirge", bestehend aus
unzähligen alten Vulkankegeln, rückt ins Blickfeld.
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562: Bei Inticho
Immer weiter geht es auf der Straße nach Axum, und die
Landschaften präsentieren sich von ihrer schönsten
Seite. 20 Minuten später ist es schon wieder Zeit noch einmal
innezuhalten und die Adua-Berge zu bestaunen.
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563 - 569:
Die Bergwelt in der Nähe von Yeha
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570 - 573:
In der Nähe von Dibdubo
Nach Dibdubo verlassen wir die gut asphaltierte Strecke und begeben uns
auf die Sandpiste nach Norden in Richtung Yeha.
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574 + 575:
Auf dem Weg nach Yeha
Nach zirka 5 km Sandpiste, ist gegen 11:45 Uhr Yeha erreicht.
Der kleine Ort wird vom sogenannten
Löwenberg bewacht. Mit etwas Phantasie kann man in der
Felsformation über dem Ort einen Löwenkopf entdecken.
Neben den bekannten Ruinen des sabäischen Yeha Tempels
(Großer Tempel), ist die nebenstehende Kirche Abba Aftse mit
dem dazugehörenden Schatzhaus, und die Ausgrabungen rund um
die
Ruinen des Grat Beal Gebri (Monumentalgebäude) von Interesse.
Die Errichtung des Yeha Tempels und des Grat Beal Gebri werden in die
Zeit von 700 - 800 vor Christus eingeordnet. Mit Unterstützung
des Deutschen Archäologischen Instituts soll in Yeha das "Site
Museum Yeha" errichtet werden. Hier
die Infos zur Arbeit der deutschen Archäologen vor Ort.
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576 + 577:
Yeha - Treppe zur Kirche Abba Aftse Bild 578:
Friedhof vor der Kirche und dem großen Tempel - Im
Hintergrund ist der Löwenberg
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579 - 581:
Der "Große Tempel" Bild 580: Pflaster im Innenraum Bild 581:
Die passgenaue Kunst der Fuge ist am Tempelmauerwerk zu bestaunen
Es lohnt sich auch einmal hinter den Tempel zu gehen und einen Blick
auf die Umgebung zu werfen.
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582 - 586:
Yeha - Aussichten hinter dem Tempel
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586-2:
Anschlussdetail zu Bild 586
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587 - 592:
Kirche Abba Aftse (siehe auch Bild 576)
Der heilige
Abba Aftse, dem die Kirche gewidmet ist, war einer der neun
äthiopischen Heiligen des 6. Jahrhunderts. Die Kirche ist
verschlossen und in der Regel für Besucher nicht
zugänglich.
Dafür befindet sich gleich ein Stück nebenan das
"Schatzhaus" der Kirche, in dem einige Kostbarkeiten zu besichtigen
sind, die ein Priester bewacht.
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593 +595:
Abba Aftse - Das "Schatzhaus"
Im Schatzhaus lagern die
unglaublichsten archäologische Funde, alte Kronen,
Kreuze, Schmuck, heilige
Schriften die bereits mehr als ein Jahrtausend
überlebt haben und
vieles mehr. Alles ist eingestapelt in ein paar alte Schränke
und Regale. Aber selbst diese minimale Sicherung würde es
nicht geben, wenn der örtlich zuständige
Gouverneur und Kaiser Haile Selassie den Bau des Schatzhauses mit
dieser provisorischen Aufbewahrung nicht veranlasst hätten.
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596 - 598:
Der Wächter des Schatzes zeigt uralte heilige Schriften, die
bereits über 1000 Jahre alt sind
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599 - 603:
Im Schatzhaus
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604 + 605:
Priester der Abba Aftse
Ungefähr 200 m nordwestlich des Kirchen- und
Tempelgeländes befinden sich die Ausgrabungen von Grat Beal
Gebri. In dessen unmitelbarer Nachbarschaft besteht die
Möglichkeit, an einem schattigen Plätzchen ein
Picknick einzunehmen und eine äthiopische Kaffeezeremonie
durchzuführen. Zum Ablauf der Zeremonie könnt ihr
euch hier
und hier
informieren.
Bild 606: Die
Ausgrabungsstätte Grat Beal Gebri Bild 607:
Kaffeezeremonie Bild 608:
Der Löwenfelsen
Nach der Mittagspause geht es wieder zurück zur
Asphaltstraße und über das
geschichtsträchtige Adwa (Adua), weiter nach Axum.
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609 - 611:
Bergwelt bei Adwa (Adua)
Adua ist einer der wichtigsten Orte des äthiopischen
Nationalstolzes. Am 01.03.1896 schlug dort Kaiser Menelik II, mit einer
100.000 Mann starken Armee die italienischen Invasoren und garantierte
Äthiopien somit die Selbständigkeit. Dadurch blieb
Äthiopien als einziges afrikanisches Land von den kolonialen
Wunschträumen Europas, hier speziell Italiens, verschont.
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612 - 617:
Kinder bei Adwa
Gegen
16:00 Uhr ist schließlich Axum erreicht, und wir beziehen
mehr schlecht als recht das Ark Hotel. Wenigstens besteht aber die
Möglichkeit im schräg gegenüber liegenden
Sabean International zum Abendessen zu gehen.
Axum (auch Aksum) ist für die äthiopischen Christen die heilige Stadt
des Landes. In ihr befindet sich der Legende nach auch die heilige
Bundeslade. Sie wird in einer kleinen Kapelle (Haus der Bundeslade),
zwischen der alten Maryam Sion (St.
Maria von Zion) und der neuen
großen Marienkirche, aufbewahrt. Diese neue Kirche
ließ Kaiser Haile Selassie seit 1952 erbauen. Sie wurde im
Jahr 1964 fertig und darf von
Männern und Frauen betreten werden. Die alte Marienkirche darf
nur von Männern betreten werden. Frauen
dürfen nur bis an den Zaun heran, der die Kapelle umgibt. Wie
allgemein bekannt ist, befinden sich in der Bundeslade die zwei
Steintafeln, auf die Gott die 10 Gebote eingebrannt hat, die er Moses
gesandt hat.
In Axum wird alljährlich das Hidar Zion Fest als
höchstes aller Marienfeste von Tausenden
einheimischen Pilgern gefeiert. Die wichtigsten Zuwege zur Marienkirche
werden zum Zeitpunkt des Marienfestes zu einem riesigen Markt. Schon am
Vorabend sind die Prozessionswege geschmückt und es werden
Liturgien in Form von Riten, Gebeten und sakralen Tänzen
abgehalten.
Da noch ausreichend Zeit bis zum Abendessen ist, gehen wir schon einmal
auf eine erste Erkundung.
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618 + 619:
Überall kann man am Straßenrand eine Kaffeezeremonie
abhalten Bild 620:
Pilger in Axum Bild 621:
Shop mit unzähligen uralten und "uralten" Souvenirs
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622 - 624:
Markttreiben jeglicher Art und toll herausgeputzte Menschen auf Schritt
und Tritt - ein Paradies für Portraitfotografen
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625 - 628:
Markttreiben auf der Straße zur Marienkirche
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629: Am
letzten Kreisverkehr, ein paar hundert Meter vor der Marienkirche, ist
eine Bühne für ein Musikkonzert aufgebaut. Der Platz
ist bereits von unzähligen Besuchern umringt.
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630:
Überall dröhnen Soundsystems mit äthiopisch
christlicher Musik
Wer die örtliche Atmosphäre mit nachhause nehmen
möchte, der kann sich gleich mit entsprechenden CD-s bei den
Soundsystems eindecken. Handeln ist völlig unnötig
oder wäre peinlich,
da die Silberlinge nur 25 Birr (1 EUR) kosten und noch dazu als
Video-CD daherkommen. Eine gelungene Überraschung am
heimischen Fernseher.
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631:
CD-Cover einer der angebotenen Versionen mit
christlicher Musik
Hier zwei Hörproben zur Untermalung bei der weiteren Ansicht
der Fotos:
Weiter geht es die Straße hinunter.
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632 - 634:
Christliche T-Shirts zum Ereignis in allen Farben
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635 - 637:
Frauen in Axum im Pilger-Outfit ...
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638 + 639:
... kommen aus allen Landesteilen und sehen daher recht
vielfältig aus
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640:
Kaffeezeremonie
Bild 641 -
643: In
Sichtweite der neuen Marienkirche Bild 642:
Spitze eines separat stehenden Glockenturmes Bild 643:
Kreuz der neuen Marienkirche
Es wird Zeit umzukehren, wenn das Hotel zum Abendessen wieder erreicht
werden soll. Heben wir uns den weiteren Verlauf der Straße
für die nächsten Tage auf.
Bild 644:
Der große Ficus am Kreisverkehr
Am Kreisverkehr ist inzwischen das Konzert einer Band im Gange. Klingt
sogar ein wenig nach Reggae mit ein paar modernen folkloristischen
Elementen und hört sich nicht wie religiöse
Musik
an.
Nach ausreichender Sättigung im Sabean International geht es
zurück auf den Pilgerpfad. Es ist inzwischen 21:00 Uhr
geworden.
In der Finsternis strömt die überwiegend in
Weiß gekleidete Bevölkerung zur Kirche und umrundet
sie entgegen dem Uhrzeigersinn. Die Luft ist erfüllt von
Gesängen, dem Klang der Trommeln, es wird geklatscht,
Lautsprecher verkünden Botschaften zu Ehren von Maria und
Anderes. Im Hintergrund leuchten gespenstisch und höchst
beeindruckend zugleich, die historischen Stelen von Axum (ca. 1.700
Jahre alt) im bunten
Scheinwerferlicht. Überall flackern
Kerzen, die sich oft zu einem riesigen Lichtermeer vereinen und so im
spärlich beleuchteten Gelände ein wenig den Weg
weisen.
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645 - 648:
Bei der Umrundung der Marienkirche
Das Kirchengelände ist besetzt von unzähligen
Pilgern, die hier auch nächtigen. Bei der Umrundung
heißt es aufpassen, damit man auch in der Spur bleibt und
nicht über die "Camper" stolpert.
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649 - 651:
Bei der Umrundung der Marienkirche
Wer in die Kirche möchte muss jedoch entweder zeitig kommen
oder viel Geduld mitbringen. Hinein zu kommen mag ja noch irgendwie
funktionieren, aber wann man wieder hinaus kommt ist ungewiss. In
dieser Nacht gibt es nur ganz wenige Bereiche in der Kirche, die etwas
Bewegungsfreiheit gestatten. Dies sind nur die Flächen auf
denen sich die Priester mit ihren rituellen Tänzen bewegen. An
anderen Stellen kann kaum eine Nadel zu Boden fallen. Und nicht
vergessen die Schuhe auszuziehen und am besten um den Hals
hängen, wenn man noch Bewegungsfreiheit für die
Hände benötigt. Denn die Chance für das
Wiederfinden der Schuhe, wäre bei dieser nächtlichen
Menschenansammlung ein Sechser im Lotto.
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652 - 656:
Im
Inneren der Marienkirche - sehr schwierig bei den
Lichtverhältnissen ein paar ordentliche Bilder hinzubekommen
Wer hier teilnimmt, fühlt sich um viele Jahrhunderte in der
Zeit zurück versetzt. Man könnte meinen, sich an den
Anfängen der Christenheit im biblischen Zeitalter zu befinden.
Nur einen Nachteil hat das Ganze. Die Nacht ist auch ein Tummelplatz
für Taschendiebe. Eure Geldbörsen aus der
Gesäßtasche werden garantiert verschwinden. Besser
ist es, alles um den Hals zu hängen und nichts aus den
Händen zu legen. Ich habe es selbst ausgetestet –
man merkt es wirklich nicht. Mein altes zerledertes und leeres
Portemonnaie hat den Besitzer gewechselt und ist immer noch in Axum. Im
unmittelbaren Bekanntenkreis sind selbst eine Kamera aus der
Gürteltasche, sowie Geld und Papiere aus mit
Reißverschluss versehenen Hosentaschen verschwunden. Die
Nähe der Bundeslade mit den 10 Geboten hilft hier also auch
nicht, diese unangenehmen Zeitgenossen zu vertreiben. ;-)
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657:
Pilger umrunden die Marienkirche
Zum Abschluss noch ein paar Videoausschnitte zum Abend, damit sich
jeder in die Atmosphäre hineinversetzen kann. Bringt etwas
Zeit
mit.
Video:
Am Vorabend der Hidar Zion Prozession
Gegen Mitternacht ist das Hotel wieder erreicht, und die
Eindrücke des Tages lassen einen kaum zur Ruhe kommen.
Copyright: www.reggaestory.de
Fotos: Marion & Peter Joachim
Bild 586-2: Rainer Vogt
Bild 657: Uschi Pöllath
Text: Peter Joachim