YELLOW UMBRELLA FEAT. SANTA RING
DING - NIKOLAUS REGGAE PARTY
06.12.2005 - REITHALLE STRASSE E IN DRESDEN
Am 06.12.05 stand
die Dresdner Band Yellow Umbrella auf unserem Plan. Zuletzt hatten wir
sie beim
Dresdner Roots und beim Summerjam 2005 in Köln erleben
dürfen. Yellow Umbrella
befand sich im Dezember auf einer kleinen Tour, die sie unter Anderem
nach
Leipzig, Freiberg, Berlin, Kopenhagen und Rostock führte.
Für den 06.12.05 ließ
sich allerdings Yellow Umbrella für Ihre Heimatstadt etwas
ganz besonderes
einfallen – eine Nikolaus Reggae Party.Ort der Party war
die Reithalle der STRASSE E in Dresden. Eine genauere Vorstellung der
Location mit
geschichtlichen Hintergründen gab es bereits in der Story zu
den Skatalites vom
18.11.2005.
Weitere Informationen zu
diesem Kulturzentrum und seinen
Veranstaltungen findet man unter www.tmec.de.
Bevor die
Party
beginnt, geht es zum vereinbarten Interviewtermin.
Thomas, der Posaunist der
Band, empfängt uns im allgemeinen Durcheinander der
Showvorbereitungen zwischen
Weihnachtsengeln, Tänzerinnen im Nikolauskostüm und
vielen anderen
Mitwirkenden. Er ist sichtlich in Eile (zu seiner Doppelrolle kommen
wir noch
später) und übergibt uns an Jens, dem Sänger
der Band, der sich bereit erklärt
ein wenig mit uns zu plaudern. Also suchen wir uns ein
„ruhiges“ Plätzchen.
Alex Buck
und Dr. Ring Ding
Peter:Ich
dachte mir, da es über euch noch
nicht all zu viel zu lesen gibt, wäre es gut mal etwas zu
eurer Geschichte zu
erfahren. Wie kam es zu Yellow Umbrella? Jens:
Ja, das ist eine lange Geschichte. Uns gibt
es inzwischen über 10 Jahre, mit einer kurzen Pause
zwischendurch. 1994 haben
wir angefangen Ska und Reggae zu machen und wir waren eigentlich eine
Kapelle
wo viel Bewegung drin war. Es war so ein studentisches, alternatives
Umfeld und
das Ganze entwickelte sich immer weiter. Und jetzt eigentlich, seit
letztem
Jahr, haben wir eine feste Besetzung. Ja, wie kam das, immer die Liebe
zur
jamaikanischen Musik natürlich. Also eine meiner ersten
Platten war Bob Marley
und es ging, glaube ich, vielen in der Band auch so. Peter
(zum
späteren Zeitpunkt an Thomas):Ja und wie entstand nun der Name Yellow
Umbrella, gibt es da eine Geschichte dazu? Thomas:
Ja, da gibt es einige Geschichten. Die
Wahrscheinlichste ist aber die hier. Ich selbst war damals noch nicht
mit
dabei. Einer der damaligen Gründungsmitglieder, unser
früherer Keyboarder, ist
dafür verantwortlich zu machen. Es gibt da einen Film aus den
USA, ein
bekannter Kultfilm von 1971. Der Titel ist „Harold und
Maude“. Es geht da um
eine skurrile Liebesgeschichte zwischen dem exzentrischen
18-jährigen Harold
und der unternehmungslustigen 80-jährigen Maude. Ein Film nach
dem Roman
„Harold and Maude“ von Colin Higgins und Musik von
Cat Stevens. Im Internet
gibt es genügend Material dazu, wenn man sich zum genauen
Inhalt informieren
will. Ja und in diesem Film gibt es eine Beerdigungsszene, in der man
unendlich
viele schwarze Regenschirme sieht und mittendrin befindet sich Maude,
die als
einzige einen gelben Regenschirm hält. Diese Szene hat unseren
damaligen
Keyboarder so beeindruckt, dass er dies nachfolgend in unserem
Bandnamen
verarbeitet hat. Peter
wieder an
Jens:Wer
gehört nun
zu eurer aktuellen Stammbesetzung? Auf eurer Internetseite sind zum
Teil andere
Namen genannt als auf der letzten CD
“stoned-steady“. Jens:
Genau, ja. Es gibt immer mal wieder
Umbesetzungen. Also das hat damit zu tun, dass Leute Kinder bekommen
und das
sie keine Zeit mehr haben, oder wegziehen, was anderes machen wollen,
andere
Musik machen wollen, oder andere verschiedene Gründe. Bis vor
zwei Jahren, als
wir im Grunde genommen aufgehört hatten, waren noch drei
andere Leute dabei.
Wir haben jetzt am Saxophon Bernard Lanis, der ist aus Frankreich
dazugekommen.
Also die Geschichte dazu ist eigentlich die. Wir hatten lange Pause
gemacht
bzw. uns aufgelöst und dann wieder angefangen und Western
Special aus
Frankreich auch. Und wir haben dann zwei Leute von denen, sind
sozusagen bei
uns eingestiegen. Wir haben jetzt also zwei Franzosen in der Band. Der
zweite ist
Urbain Flori. Er ist der Soundmann und sehr wichtig für uns.
Eigentlich heißt
er ja Frederic und Urbain ist nur der Spitzname. Dann haben wir noch an
der
Gitarre den Alex Buck. Der ist auch von einer anderen Band, von der
„Court
Jesters Crew“, dass ist eine Ska Band aus Tübingen,
die sich ebenfalls
aufgelöst hat. Ja und dann haben wir noch den Jürgen
Kalkschies am Bass, den
Thomas Hellmich an der Posaune, den Gero Dumrath am Schlagzeug, den Jan
Kalb am
Tenor Saxophon, ja und mich am Keyboard und Gesang.
Peter:Im Pocketplaner zum Summerjam 2005
ist von einer Abschiedstournee die Rede, bei der Ihr euch bereits von
euren
Fans verabschiedet haben sollt. Das klingt nach Auflösung. Was
hat es damit auf sich? Jens: Nee,
zu diesem Zeitpunkt
ist das falsch. Da war
das Thema schon zwei Jahre Geschichte. Wir hatten uns
aufgelöst im Jahr 2003.
Das ist die Pause von der ich vorhin sprach. Das war so ..ne Phase wo
wir ....(Pause),
wir waren eben jedes Wochenende unterwegs, wir waren unheimlich viel
auf Tour,
wir waren in Polen, in Tschechien, Dänemark, überall.
Und irgendwann waren wir
so ein bisschen müde. Unsere Freunde haben uns nicht mehr
gesehen und .....
(Pause) ...... und so haben wir dann eben aufgehört. Und
irgendwann haben wir dann
die Musik so vermisst, dass wir uns gesagt haben, he wir haben uns
getroffen
zum Musik machen und haben wieder angefangen. Und wir haben
festgestellt, mh
das macht so ein Spaß, da machen wir wieder weiter. Peter:Ich habe kürzlich eure letzte CD
„stoned-steady“ angehört. Mir
persönlich gefällt da am besten der Titel
„Granny“ (a requiem in dub for Jens..grand ma). Der
begeistert mich gerade zu,
leider ist er viel zu kurz. Wie kam es zu diesem Titel und welche Rolle
spielte
da die Großmutter? Jens:
Mh ja, es ist halt, ich bin bei meiner Oma groß
geworden. Meine Mutter hat gearbeitet und meine Oma hat mich
großgezogen. Und
als meine Oma gestorben ist, das war schon ein Moment, der sehr schwer
war in
meinem Leben. Und deswegen …., ja davon handelt im Grunde
der Song. Peter:
Deine Großmutter selbst hatte aber keine
Beziehung zu eurer Musik? Jens:
Nee, das ist halt nur meine persönliche
Geschichte, die ich versuche hier zu verarbeiten und mit der Musik
auszudrücken. Peter:
Die ersten Worte auf Eurer Internetseite
lauten „Reggae und Ska“ – also Reggae
noch vor Ska. Wenn man aber eure Konzerte
besucht und eure letzte CD anhört, so ist aber der Ska als
eure Hauptrichtung
deutlich herauszuhören. Wird es dabei bleiben, oder werdet ihr
in Zukunft in
Richtung Reggae und Dub etwas mehr tun? Jens:
Wenn uns danach ist. Keine Ahnung. Ja also ich
meine, Reggae ist ja mehr, also auch ein Lebensgefühl bis hin
in Teilen ja fast
schon ein religiöses Gefühl. Also das ist ja auch
eine Lebenseinstellung. Und
insofern glaube ich, unsere Lebenseinstellung ist schon eher Reggae.
Und wir sehen, also ich persönlich, oder wir auch als Band,
schon echt keinen Unterschied zwischen Reggae und Ska. Ska ist halt die
Musik
vorher gewesen und aus dem Ska hat sich der Reggae entwickelt, und
für uns ist
das schon sehr sehr ähnlich. Aber wir haben auch ganz viele
andere Einflüsse
drin. Wir haben zum Beispiel auch KlesmerEinflüsse
drin, viele Musikstile aus anderen Ländern und so. Wir sind
viel gereist, haben
Musik von dort mitgebracht und das verbunden im Kopf. Also Reggae ist
in jedem
Fall auch ein Lebensgefühl, also mal abseits vom Kiffen. Also
eben Positive
Vibration und so. Peter:
Auf eure Startseite im Web habt ihr ein
herrliches Bild gesetzt (alte Dame mit riesiger Tüte).
Was wollt ihr damit Euren
Besuchern gegenüber zum Ausdruck
bringen? Jens:
Das ist Mama Han. Eine ältere Dame aus Vietnam,
die legendär ist für ihre Bootsfahrten und wo es auch
immer Weed zu rauchen
gab. Ja, das ist eben .... ist doch einfach lustig oder? Kann sich ja
jeder
denken, was wir damit sagen wollen. Peter:
Während des Schriftwechsels im Vorfeld unseres
Treffens ist mir aufgefallen, dass ihr mit Rain Records e.V. viel zu
tun habt
bzw. dazugehört. Rain Records war ja Organisator des Dresdner
Roots Festivals
gewesen, bei dem auch Lee Perry zu Gast war. Wird es nächstes
Jahr wieder eine
vergleichbare Veranstaltung geben und habt ihr schon Ideen, wen ihr da
als
Special Guest einladen werdet? Jens:
Ja, der Thomas eigentlich. Da musst du mal mit
dem Thomas reden. Der sagt dir kurz was dazu.
Jens ruft nach Thomas, der eigentlich etwas in Eile ist.
Thomas und Jens tauschen kurz die Plätze.
Thomas:
Wie war die Frage? Peter:
Ja wir sind inzwischen bei Rain Records
gelandet. Ich wiederhole die Frage. Thomas:
Ja da gibt es viele Personalüberschneidungen. Peter:
Wer wird denn nun nächstes Jahr kommen, gibt
es schon Pläne? Thomas:
Ja, das ist schwierig mit dem Roots Festival
gewesen. Wir haben mit beiden Veranstaltungen bei den
Filmnächten am Elbufer
Verlust gemacht. Es sind also ganz einfach viel zu wenig Leute
gekommen. Wir
haben das zweimal gemacht, weil man muss einfach den Leuten Zeit geben
sich
daran zu gewöhnen, an die Location und so. Das ist einfach zu
groß dort gewesen
und wahrscheinlich ist das Potential an Reggaefans in Dresden
ausgereizt bei
ungefähr 2000 Leuten. Viel mehr haben wir eigentlich leider
nie bekommen. Die
3000 haben wir nie geschafft. Damit lassen sich solche Stars wie Lee
Perry oder
Gentleman, der war im Jahr davor da, einfach nicht bezahlen. Also
müssen wir
ganz „Back To The Roots“ gehen. Es wird diesen
Sommer ausfallen. Und mein Plan,
den habe ich allerdings noch niemand erzählt, also exklusiv
für euch, wir
werden es wahrscheinlich wieder Indoor machen und in den Winter
verlegen. Als
Termin eventuell im Januar 2007. Eine etwas kleinere Variante wie es
damals
2002 im Schlachthof mit den Skatalites war.
Aber wer da kommt, da habe ich mir noch keine Gedanken
gemacht. Es richtet sich ganz einfach danach wer gerade hier auf Tour
und auch
bezahlbar ist und wer noch lebt von den alten Herrn. Das Angebot
schrumpft ja leider immer weiter. Peter:
Also es soll wohl auf alle Fälle jemand aus
der ganz alten Garde sein, denn Roots Vertreter gibt es ja wohl eine
große
Auswahl und es kommen immer wieder junge Artists nach, die keineswegs
zu
verachten sind. Thomas:
Ja, es heißt ja „Back To The Roots“
Festival
und da bietet es sich an, jemand aus der alten Garde zu nehmen. Beim
Gentleman
haben wir mal ..ne Ausnahme gemacht, der war ja 2004 hier, aber er
versteht sich
ja selber als Vertreter des Modern Roots Reggae. Und wir hatten in dem
Jahr
auch Rico Rodriguez dabei, so dass wir beides bedienen konnten, die
Jugend und
die älteren Herrn. Peter:
Also lassen wir uns überraschen. Thomas:
Ja, mehr kann ich jetzt einfach noch nicht
dazu sagen. Peter:
Letzte Frage. Möchtest Du gerne noch etwas Bestimmtes
unseren Lesern mit auf dem Weg geben? Thomas:
Ja, geht zu den Konzerten, hört euch Live
Bands an. Was Besseres gibt’s nicht. Und immer viel Reggae
hören! Peter:
Ja das war es erst einmal. Ich danke für das
Interview und wünsche euch alles Gute für die
Zukunft.
Im Anschluss wollen wir
noch ein Gruppenbild arrangieren,
aber es gestaltet sich als äußerst schwierig, die
Band unter einen Hut zu
bekommen. Jeder ist wo anders, keiner wartet und niemand fühlt
sich
angesprochen. Im allgemeinen Trubel der Auftrittsvorbereitung geht das
völlig
unter.
Wir wollen uns kurz vor dem Auftritt am Bühnenaufgang noch
einmal treffen, da dann mit Sicherheit alle Bandmitglieder zusammen
sein
werden. Aber auch dort ist die Sache schwer zu steuern. Nur ganz kurz
ist die
Band eng zusammen, als sie ihre „Rakete“ starten
lassen (wie es Thomas nennt).
Das machen sie vor jedem Aufritt hinter der Bühne. Also keine
richtige Rakete
sondern nur gespielt mit Hände übereinander legen,
die Arme in die Höhe werfen
usw.. Ich solle nach der Show noch einmal kommen heißt es.
Nun,
ich glaube das wird wohl auch nichts werden.
Die Show wird von einigen
Mädchen, den „Extasy Dancers“, im
Nikolauskostüm eröffnet, die
Süßigkeiten in das Publikum werfen. Yellow
Umbrella, noch ohne Verkleidung, legt ein tolles Programm auf. Ganz
deutlich
ist der Heimvorteil zu spüren. Ich habe selten so ein
ausgelassenes Publikum gesehen.
Leichtsinniger Weise habe ich auf eine Positionierung im Fotograben
verzichtet
und finde in der Massive kaum noch Halt, um ein paar gelungene Bilder
zu
machen.
Die Einbindung verschiedenster Musikstile in den Reggae, wie im
Interview angesprochen, wird deutlich hörbar, man scheint sich
auf einer
kleinen Weltreise zu befinden. Richtig klasse ist die Verbindung mit
orientalischer Musik gelungen, bei der es auch eine Bauchtanzdarbietung
auf der
Bühne gibt, die von Mädchen einer orientalischen
Tanzgruppe präsentiert wird.
Der Titel „Waitin.. In Cairo“ vom 1999-er Album
„Marie Juana“.
Ja und später
gibt es dann eine Weihnachtsüberraschung. Yellow Umbrella legt
die Kostüme an
und die Weihnachtsengel wuchten ein riesiges Paket auf die
Bühne, dem dann
Santa Ring Ding entsteigt. Also das ist Dr. Ring Ding im
Nikolauskostüm. Jetzt
gibt es einige Weihnachtslieder, natürlich alles in Reggae-
und Skaausführung.
Auch Rudolph „The Red Nosed Rendeer“ ist dabei, was
eigentlich ein maskiertes
Kamel ist.
Und dann gibt es noch eine Premiere, der „1. Dresdner Ska
Chor“
betritt die Bühne, dargestellt von Ken Guru & The
Highjumpers. Also
wirklich viele tolle Ideen, mächtig viel Spaß und
super Musik. Yellow Umbrella
hat die Hauptlast zu tragen, denn ihre Darbietung als Begleitband von
Dr. Ring
Ding geht noch lange weiter – bis „Call Di
Doctor“ im wahrsten Sinne des
Wortes. Womit Dr. Ring Ding die meiste Stimmung im Publikum erzeugt.
Dr. Ring Ding, dem noch die Arme vom langen Flug aus Münster
weh tun, spult sein Programm ab und die
Massen toben. Fans aus dem Publikum besteigen die Bühne zum
„Stage Diving“. Jens
verspricht sogar
eine CD, wenn es jemand durch den ganzen Saal bis zur Bar schafft. Nun
das hat
zwar nicht ganz geklappt, aber man will ja nicht kleinlich sein und
stolz
präsentiert der Sieger seine CD. Eine echt gelungene
Veranstaltung, die da
unter Federführung von Yellow Umbrella und Rain Records auf
die Beine gestellt
worden ist. Den nächsten Nikolaus in Dresden solltet ihr auf
keinen Fall
verpassen.
Yellow
Umbrella Fan-Shop
Ja und wie ich mir dachte war dann das abschließende
Gruppenbild im Nikolauskostüm vergebliche Liebesmüh.
Jens.. Rufe verhallten
ungehört im allgemeinen Durcheinander des Backstagekellers.
"Ach was soll..s, die kriege ich jetzt nicht mehr zusammen.",
meint er. "Außerdem hat langweilige Gruppenfotos doch
Jeder!", sind seine letzten
Worte zum Abschied.