FOR
THE EMPRESS TOUR 2011
Turbulence und Warrior King
01.03.2011 – Columbia-Club Berlin
Fast
ein Jahr liegt Warrior Kings letzter Auftritt in Berlin
zurück. Bei Turbulence ist es schon etwas länger her.
Seit 18.07.2010 ist mit „The Journey“ das neueste
Werk von Turbulence am Start. Mit dem 17 Tracks umfassenden Album, war
er deutlich fleißiger als Warrior King, dessen 2009-er Album
„Love Is In The Air“, leider nur mit 10
Stücken aufwartet. Turbulence ist bekannt für seine
schier unerschöpfliche Energie und Kreativität, was
sich auch in den über 20 bisher veröffentlichten
Alben widerspiegelt. Seit Warrior Kings letzter Deutschland Tour im
vorigen Jahr, hat sich bei ihm noch nichts Neues ergeben. Er muss sich
sputen, damit sein „Shooba-Shooba-Day-Bonus“ mit
neuen Krachern aufpoliert
wird und nicht
allmählich verblasst.
Auch wenn
seine Live Auftritte mit dem bisherigen Material, nach wie vor
mitreißend sind und begeistert von den Fans aufgenommen
werden.
Bild 1: Album Cover Turbulence
„The Journey“ (18.07.2010) Bild 2: Album Cover Warrior King
“Love Is In The Air” (01.09.2009)
Mit der „For The Empress Tour 2011“ hatten
Turbulence und Warrior King ein neues gemeinsames Showkonzept
aufgestellt, welches ein abwechslungsreiches Programm versprach. Neben
Berlin kamen noch vier weitere deutsche Städte wie Hamburg,
Dortmund, München und Stuttgart in den Genuss der Show.
Für das Tourmanagement stand Contour den Beiden
zur Seite.
Nun ein paar Eindrücke des Abends aus dem Columbia-Club
in
Berlin.
Für 21:00 Uhr ist die Show angesetzt. Eine Stunde vorher,
pünktlich zum Einlassbeginn, biegen wir in den Columbiadamm
ein. Was ist denn hier los? Alles ist zugeparkt, jede Menge Leute und
´ne grüne Minna steht auch schon wieder vor dem
Columbia Club. Auch in den Nebenstraßen keine Chance
für einen Parkplatz. Zum Glück werden wir im
Gelände des stillgelegten Flughafens Tempelhof, dann doch noch
fündig. Alte Firmenkennzeichnungen an den meisten
Parkplätzen gaukeln zwar ein Parkverbot vor, aber
„das sieht nur so aus“, beruhigt uns ein Kenner der
Situation. Beruhigt parken wir ein und begeben uns in Richtung
Columbia-Club.
Dort angekommen klärt sich die Situation schnell auf. Der
Auflauf betrifft zum Glück nicht unser Konzert, auch wenn die
Veranstalter das ganz sicher anders sehen würden. Diese mit
Gothic People durchsetzte Menschenansammlung, wie wir jetzt erkennen,
kann kaum zu Warrior King und Turbulence wollen. „Sisters of
Mercy“ heißt das Zauberwort, welches wir dann
über dem Eingang der Columbia-Halle leuchten sehen. Am
Columbia-Club nebenan ist der Einlass noch dicht und keine
Menschenseele zu sehen. Die Zeit ist aber ran, und einen
Verlegungshinweis können wir auch nirgends finden.
Schließlich entdecken wir im seitlichen Garten einen
Nebeneingang, der geöffnet ist. Ein Hinweis für
diesen Nebeneingang zum Konzert wäre angebracht gewesen. Wer
sich hier nicht auskennt, kann da schnell wieder die Biege machen, wenn
er vor dem verschlossenen Haupteingang steht.
Drinnen angekommen sind wir etwas überrascht. Man hat die Show
vom großen Clubsaal in einen kleineren Nebenraum verlegt.
Schön gemütlich und familiär. Offenbar der
Club im Club. Viele Leute werden hier nicht reinpassen. Das
örtliche Management von Trinity Music
wirkt ein wenig bedrückt und enttäuscht.
„Wir haben die Show aus dem großen Saal hierher
verlegt, weil nicht so viele Leute kommen werden.“, bekennt
Susa von Trinity. „Ist das denn so sicher?“, frage
ich nach. „Nun, die Erfahrung haben wir schon. Wenn nur 50
Karten im Vorverkauf veräußert werden, kommen noch
maximal 100 Leute an die Abendkasse, und dann ist Schluss.“,
ist Susa überzeugt. Das ist natürlich weniger
schön für den Veranstalter. Den Fans ist es erst
einmal egal. Die gemütliche Atmosphäre in dem kleinen
Clubraum mit der Bar im Rücken, und der flache Absatz zum
Bühnenpodest versprechen ein besonderes Konzerterlebnis und
Tuchfühlung zu den Artists.
Gegen 21:20 Uhr nehmen die Musiker ihre Plätze ein. Einen
Bandnamen gibt es nicht, da dieses Arrangement aus Drums, Bass, Guitar
und Keys nur für die Tour zusammengestellt worden ist.
Bild 1 + 2: Moderator Flavor
Nach den ersten Takten erscheint der Moderator auf der Bühne,
der gleichzeitig als Werbeträger für die Buttons der
Artists fungiert, die allesamt auf einem weißen Gewerbekittel
befestigt sind. Moderator Flavor scheint aus dem Kühlhaus zu
kommen. Mütze und Schal reichen ihm noch nicht. Obwohl es im
Club mehr als warm genug ist, benötigt er noch Handschuhe. Als
ersten Star des Abends kündigt er überraschend Biggaton an.
Biggaton,
der bürgerlich Kevin Roye heißt, ist seit ein paar
Jahren der neue Manager von Warrior King und zum ersten Mal in
Deutschland. Biggaton ist schon seit 1996 auf den Bühnen
innerhalb und außerhalb von Jamaica unterwegs. Musikalisch
begonnen hat er aber schon in seiner Schulzeit, was ihn die
Suspendierung einbrachte, da er sein Deejaying nicht aufgeben wollte.
Am 21.05.2005 wurde sein Debütalbum „Eyes Of Di
Wise“ veröffentlicht, welches von Hector
„Istick“ Dawkins / Pleasant Hill Records produziert
worden ist.
Album Cover „Eyes
Of Di Wise“
Biggaton erinnert manchmal ein wenig an Capleton, gesanglich wie auch
vom Aussehen her. Seine gemeinsame Tour mit ihm, im Jahr 2000 in
England, hat wohl etwas abgefärbt. Capleton steht auch an
erster Stelle seiner Vorbilder, neben Peter Tosh und Mutabaruka.
Bild 1 - 4: Biggaton Bild 2: mit Sebi und Jason Bild 3 + 4: mit Sebi
Biggaton tritt in dunkler Anzugkombination und
geschäftsmäßigem Nadelstreifenjacket auf.
Dazu einen dunklen Turban und Schal. Als farbige Hingucker gibt es
violette Schuhe und einen Pullover in der gleichen Farbe. Obwohl
Biggaton hier noch nicht sehr bekannt ist, kommt sein Auftritt sehr gut
bei den Besuchern an. Am einprägsamsten dürfte sein
„Caan Draw Me Out Remix“ sein. Für die neu
gewonnenen Fans gibt´s auch im Merchandise Shop Biggatons
Album zu erwerben.
Bild 1: Kadian Bild 2 - 4: Turbulence
Nach Biggatons gelungenem Einstand nimmt Backgroundsängerin
Kadian ihren Platz auf der Bühne ein. Turbulence folgt kurz
danach. Sein Turban, heute in rot, scheint bei jedem Auftritt ein
Stück größer zu sein. Inzwischen ist es
fünf Jahre her, als ich das letzte Mal seine Dreads ohne
Turban sehen konnte. Das wäre einmal eine gute Showeinlage
– den Turban abzulegen. Weiterhin trägt er ein
kurzärmliges braunes Hemd mit diversen farbigen Stickereien.
Vorne das Logo von Fams
House Music und sein eigener Name, und hinten ein
großes Bild mit der Aufschrift „Know What I
Know“. Passend zum Turban trägt er unter dem Hemd
ein rotes Shirt und darüber eine schwere silberne Kette.
Bild 3 + 4: Turbulence und Winston
Nach einem kurzen Intro legt Turbulence mit seiner Version von
„It´s A Pity“ (Doctors Darling Riddim)
los und sorgt so gleich für einen starken Start seiner Show.
Weiter geht´s mit „Blood Again“ (Blaze
Riddim) und „Ethiopia Awakes“ (Shanty Town Riddim)
– so muss das sein. Lange nicht von Turbulence solch einen
Showbeginn gesehen.
Bild 1: Bubblaz
Damit hat Turbulence aber noch lange nicht sein
Pulver verschossen. Titel wie „Firm“,
„Vampire“ (Passion Riddim) und „I Love
Her Forever“ (Superior Riddim) werden nachgelegt, bevor es
dann mit “X-Girlfriend” richtig schön
melodisch wird.
Turbulence
– “X-Girlfriend”
Bild 4 - 6: Turbulence und Kadian im
Wettstreit Turbulence
zu Kadian: "Du kannst besser singen als ich!"
Ruhig geht´s weiter mit “We´ve Got The
Love“ und “Universal Struggle” bevor es
ein wenig in Richtung Dancehall geht.
Turbulence
– “We´ve Got The Love”
Mit “Notorious” ist dann schließlich
Turbulence am Ende seiner Show angelangt und verabschiedet sich vorerst
von der Bühne.
Nun rückt Flavors weißes Buttongewand wieder ins
Blickfeld und Warrior
King wird angekündigt, der sich nicht lange
bitten lässt.
Warrior ganz in glänzendes Satin gehüllt, hat sich
dieses Mal viel Mühe für sein Outfit gegeben.
Weiße Hose, weißes Hemd und darüber eine
rot-gelb-grüne Weste. Einen Schlips und seine Mütze
sind ebenfalls in rot-gelb-grün gefertigt. Dazu noch
weiße Lederschuhe. Das macht was her, ganz anders als sein
„Jogging-Anzug-Style“ letztes Jahr im YAAM.
Bild 1: Jason
Bild 2: Warrior King
Warrior King beginnt mit „Cant´t Get Me
Down“, „Never Go Where Pagans Go“,
„My Life“ und „Jah Is Always
There“. Er brilliert wie immer mit all seinen Hits, die
inzwischen fast jeder mitsingen kann.
Weiterhin „Power To The Chant“, „Baby
Girl“, „Wanna Give U Love“ und viele
Andere.
Publikumsbeteiligung ist wieder Warriors großes Steckenpferd.
Dieses Mal sind zuerst zwei Männer an der Reihe, die seinen
vorgesungenen Sätzen und dargestellten Posen folgen
müssen. Es versteht zwar nicht jeder was er will, und es wird
die eigene Interpretation ins Mikro gesungen, aber was
soll´s, ein Spaß für alle ist es trotzdem
oder deswegen erst recht.
Selbst bei der Vorstellung der Band, beteiligt Warrior King das
Publikum. Singend fragt er jeden einzelnen Musiker nach seinem Namen,
und die Fans müssen die Ansage nachsingen. So sieht Education
mit Warrior King als Teacher aus. „What´s ur
na-a-a-a-a-ame?“, und dann “What´s his
na-a-a-a-a-ame?“, und die Massive muss im Chor mit dem
richtigen Namen antworten. So weiß schließlich
jedermann, wie die Musiker heißen, wenn er es denn richtig
verstanden hat.
Ohne Frauenbeteiligung geht es bei ihm natürlich auch nicht.
Ein wenig später holt er sich deshalb ein Mädel aus
den ersten Reihen, die er zuerst mit seiner bunten Weste einkleidet.
Ihre Handtasche bekommt Flavor inzwischen umgehangen, der sich
sichtlich unbehaglich damit fühlt.
Wegen der Hitze im Saal sinkt das Mädel erst einmal aus
Spaß in Warriors Arme und wird im Anschluss mit Wasser
versorgt. Gut gelaunt und für Warriors
Späße offenbar bestens geeignet, muss sie mit
Warrior King auf der Bühne tanzen.
Er will sie gar nicht mehr gehen lassen. Aber irgendwann nutzt sie
einen günstigen Augenblick und entschwindet mit Warriors Weste
im Publikum. Aber Buttonträger Flavor ist bald darauf zur
Stelle und kann sich endlich, im Tausch mit der Weste, der
Damenhandtasche entledigen. Auch Warrior King hat sich zwischenzeitlich
unter die Massive gemischt, soweit ihm das Mikrokabel Freiraum
gewährt.
Irgendwann bekommt Backgroundsängerin Kadian dann auch noch
ihren großen Soloeinsatz. Mit Dawn Penns „No no
no“ heimst sie die größten und lautesten
Forwards des Abends ein. Echt Klasse – super rüber
gebracht das Stück.
Weiter geht´s unter Anderem mit „Africa Shall Be
Free“, „Rough Road“ und
natürlich „Virtuous Woman“. Verdammt die
Publikumsbeteiligung ist immer noch nicht zu Ende. Schon wieder habe
ich das Mikro vor der Nase und brummle ein „Shooba Shooba
Day“ hinein, bevor der Kelch zum nächsten Opfer
weiter zieht.
Mit „Where´s The Love Gone“
gibt´s dann die passende Abschlusshymne. Auch Turbulence,
Biggaton und Flavor kommen noch einmal mit auf die Bühne und
beteiligen sich am großartigen Finale. Ein Stück,
welches ganz einfach keine weitere Zugabe mehr zulässt. Die
Show hat insgesamt über zwei Stunden gedauert.
Warrior King
– “Where´s The Love Gone”
Fazit:
Eine gelungene, sehr abwechslungsreiche und mitreißende Show,
die viel mehr Besucher verdient hätte. Biggaton - die nicht
angekündigte gute Überraschung des Abends. Turbulence
- überzeugender als bei früheren Auftritten, mit
besserer Titelauswahl und mit mehr Zeit ausgestattet als sonst. Warrior
King - so gut wie immer, mit viel Publikumsbeteiligung, was zwar nicht
Jedermanns Sache ist, aber für viel Spaß gesorgt
hat. Und – Leute besucht die Reggae Konzerte! Die
Veranstalter werden sich eine derart geringe Beteiligung von ca. 150
Leuten bestimmt nicht sehr oft leisten können.
Wir sind mit den Artists noch Backstage verabredet. Turbulence ist
heute ganz entspannt und die Ruhe selbst. Beim letzten Mal waren wir
aus Zeitgründen nicht ganz fertig geworden. Es hat sich
inzwischen so einiges angesammelt. „Hier war ich noch nicht
so dick wie heute.“, schmunzelt er, als er die
ältesten Fotos ansieht. „Ich auch.“, gebe
ich ihm Recht und Turbulence ist belustigt. „Kommst du denn
dieses Jahr auf irgendein Festival nach Deutschland?“, will
ich wissen. „Nein, ich gehe nach Afrika.“
„Und in welches Land?“, frage ich weiter.
„Nach Gambia.“ Inzwischen habe ich eine alte Riddim
von 2005 hervorgeholt, auf der Turbulence das Cover ziert.
„Oh, dass ist aber lange her.“, freut sich
Turbulence, signiert das Heft und sucht im Anschluss nach sich im
Innenteil. Auch die Musiker sind interessiert an dem Magazin und kennen
diese Ausgabe offenbar noch nicht.
Für Warrior King habe ich auch die passende Riddim dabei, die
er mir am liebsten aus dem Kreuz leiern will. Das geht
natürlich nicht, sonst habe ich ja kein signiertes Exemplar
mehr. Ist eben nur mein einziges Heft. Ich verspreche ihm, mich darum
zu kümmern, dass er noch eine Ausgabe geschickt bekommt.
Hoffentlich klappt das auch. „Hat dir die Show
gefallen?“, will Warrior King wie jedes Mal wissen.
„Natürlich, großartig und dein Outfit war
heute auch viel besser als letztes Mal.“, und zeige auf seine
bereits halb verpackten Satinsachen. „Voriges Jahr im YAAM
sah dein Style ein bisschen wie ein Schlafanzug aus.“,
scherze ich und zeige auf die mitgebrachten Fotos. Warrior schaut ein
wenig verdutzt, kann dann aber doch noch lachen.
Zum herzlichen Abschied bedankt sich Warrior King noch einmal
für unser Kommen und die Unterstützung für
seine Musik und Reggae. „Ich schätze wirklich sehr
deine Arbeit und Unterstützung.“, betont Warrior
King mehrmalig. Das baut auf. „Vielen Dank und noch viel
Erfolg auf eurer weiteren Tour.“
Copyright: Text und Fotos
by Reggaestory
Mein besonderer Dank geht an Susann Treubrodt von Trinity Music,
Tourmanager Thorsten von Contour und natürlich die Artists des
Abends.