„The First Rasta“
erzählt die Lebensgeschichte von Leonard Percival Howell, dem
Begründer der Rastafari-Bewegung, und ist ab 26. April 2012
bundesweit im Kino zu sehen.
Howell war Mentor für
Reggea-Größen wie Bob Marley oder Max Romeo und
inspirierte eine ganze Musikbewegung.
Das Buch "Le Premier Rasta", von Hélène Lee,
welches die Vorlage für den Film darstellt, kam bereits 1999
bei Flammarion in Paris heraus. Die deutsche Ausgabe "Der erste Rasta"
folgte bereits im Jahr 2000. Zehn lange Jahre sollte es dauern, bis in
Frankreich ein 85-minütiger Film daraus wurde, der nun auch
bei uns
in einigen Kinos zu sehen sein wird.
Eigentlich ein Pflichttermin für jeden Reggae-Fan.
Mit
seiner Weltanschauung vereinte Leonard Percival Howell Ideen
aus der Bibel, von Marx, Eisenstein und Ghandi. Sie lebt in
Stücken wie „The Redemption Song“ oder
„Chase the Devil“ weiter. "The First Rasta"
fängt das Lebensgefühl der Rastafari-Bewegung in
Jamaika ein und führt uns tief in die Gedankenwelt Howells.
Leonard Percival
Howell war „The First Rasta“, der
Begründer der Rastafaribewegung,
aber auch Matrose, Weltreisender
und Revolutionär. Seinen Spuren
folgend begibt sich der Film auf
eine Reise durch die erste Hälfte
des 20. Jahrhunderts. Sie führt von
Jamaika über Panama, New York
und Russland bis in die, von ihm
gegründete, Rastafari Kommune Pinnacle.
Ein Blick
auf die Ruinen der ersten Rasta Kommune Pinnacle
Seine Lebensgeschichte
erzählt von jamaikanischen
Aufständen – erst gegen King
George und später gegen die
moderne Form der Sklaverei globaler
Bananenkonzerne. Aber sie zeigt
auch in beeindruckenden Szenen
die aufkommende Industrialisierung
in Panama und die Blütezeit der
schwarzen Kultur im New York der
zwanziger Jahre.
William
"Blade" Howell - Leonard Howells Sohn - erzählt von seiner
Kindheit in Pinaccle.
Reggaegrößen wie
Max Romeo, The Abyssianians, die
Count Ossie Drummers oder Miss
Audrey Whyte Lewis geben dem Film
ihre Stimme. Sie lassen uns an einem
faszinierenden, tragischen, von Mut
und revolutionärem Gedankengut
geprägten Leben teilhaben.
Max Romeo
singt "Chase the Devil" und erklärt den Ausdruck Babylon.
Bro Powdy
der Count Ossie Group erzählt von seiner Zeit in der Pinnacle
Kommune.
Bongo Herman
und seine Drummer lassen die Zuschauer an Ihrer Musik teilhaben.
Die Autorin
der Buchvorlage "Le Premier Rasta", führte selbst Regie: Hélène
Lee
Hélène Lee ist eine international
anerkannte Koryphäe für die
Auseinandersetzung mit der Rasta-Kultur. Die letzten 40 Jahre war
sie als Journalistin, Autorin und
Übersetzerin tätig und hat dazu
beigetragen, schwarze Künstler,
Denker und Musiker aus Afrika und
der Karibik bekannt zu machen.
Sei es mit ihren Essays „Rockers
d’Afrique“ (Albin Michel, 1987), „Voir
Trench Town et Mourir“
(Flammarion 2003) und „Le premier
rasta“ (Flammarion 1999), mit ihren
Filmen ”Jimmy Cliff, Moving on”,
„Bons Baisers de Barbès“ oder
durch ihre Artikel für Libération,
Actuel und Géo. Hélène Lee hat
nie aufgehört, Künstler wie Alpha
Blondy, Tiken Jah Fakoly oder Salif
Keita zu unterstützen.
Timeline
& Glossar
1898
wird Leonard Percival Howell
geboren. *
Leonard Percival Howell ist der
Begründer der Rastabewegung. 1915
soll Howell in einem
Mordprozess gegen einen entfernten
Verwandten aussagen. Er verweigert
die Aussage, da er nicht mit dem
kolonialen Justizwesen kollaborieren
will. Daraus resultiert, dass er die
Insel verlassen muss. Er flieht, wie
die meisten seiner Landsmänner,
mit Hilfe eines Bananenbootes nach
Panama. 1876-1914
wird der Panamakanal
erbaut. *
Der Panamakanal ist eine 81,6
km lange künstliche Wasserstraße,
die die Landenge von Panama in Mittelamerika durchschneidet. Die
Bauzeit beträgt 39 Jahre und der
Kanal wird 1914 fertig gestellt.
Durch den Kanal wird Panama zu
einer Stadt mit internationalem Flair,
in der viele Seeleute angeheuert
werden, so auch Howell. 1917
tritt die USA in den
Ersten Weltkrieg ein. Leonard
Percival Howell heuert auf einem
Transportschiff der US Army an.
Er will die Welt sehen, vor allem
Russland. Die Seeleute, die die
neuesten Nachrichten und Ideen an
Bord haben, erzählen von Lenins
Theorien und bringen Nachricht von
der Februarrevolution. Howell ist von
dem Gedanken „Friede – Land – Brot,
für alle“ angetan und möchte dieses
Land – das für ihn paradiesisch klingt
- kennen lernen. *
Die Februarrevolution beendet die
absolute Herrschaft der russischen
Zaren nach über 300 Jahren und
macht den Weg für die UDSSR frei. 1920
kommt Leonard Percival
Howell mit einem US-Marine-
Transporter nach Wladiwostok und
muss feststellen, dass Russland
vom Paradies noch weit entfernt ist.
Er fragt sich, ob dies das Ende des
„internationalen Traumes“ sei. Sein
Weg führt ihn weiter in das Mekka
der schwarzen Kultur der zwanziger
Jahre – Harlem in New York City.
Howell wird inspiriert von schwarzen
Juden, Jüngern der schwarzen Bibel
und begeisterten Gandhi-Anhängern.
In New York trifft er außerdem auf
Marcus Garvey, der die Krönung von
Haile Selassie voraussagt. *
Marcus Garveys Prophezeiung
machte ihn zu einer
bedeutenden Persönlichkeit der
Rastafaribewegung. Er ist Publizist
und Reeder – mit politischen
Ambitionen. Garvey spricht sich
offen für eine Rassentrennung aus
und propagiert mit seiner Pan Africa
Bewegung, der auch Howell beitritt,
eine Auswanderung in ein geeintes
schwarzes Afrika.
*
Haile Selassie wird 1892 unter
dem Namen Ras Tafari Makonnen
geboren. 1930 wird er zum letzten
Kaiser Äthopiens gekrönt und nennt
sich selbst den 225. Nachfolger
Salomons. Die Rastafaribewegung,
deren Namen sich von seinem
Geburtsnamen ableiten lässt,
betrachtet Haile Selassie als ihren
Messias. Selassie wird unter
dem Ehrentitel „Löwe von Juda“
gottgleich verehrt. Die Farben der Rastafaribewegung sind gleichzeitig
die Farben der äthiopischen Nationalflagge.
1929
beginnt am 24. Oktober, dem so
genannten „Schwarzen“ Donnerstag,
die „Große Depression“, eine
schwere Wirtschaftskrise. Für Howell
stellen die Globalisierung und ihre
Fehlschläge ein modernes Babylon
dar. *
Babylon ist für Howell und die
Rastafaribewegung der Ausdruck
des Bösen. Der Begriff steht für
alles, was an der Globalisierung
nicht funktioniert, insbesondere
assoziiert die Rastafari-Bewegung
damit die Unterdrückung vieler
Menschen durch den globalisierten
Kapitalismus. 1932
wird Howell nach Kingston
deportiert. Marcus Garvey, der
bereits 1927 nach Jamaika
abgeschoben wurde, möchte ihn
für seine politischen Ambitionen
gewinnen, doch Howell sehnt sich
nach 18 Jahren des ständigen
Reisens nach einem ruhigen Ort.
Er zieht sich in ein Tal im Bezirk
Saint Thomas an eine heiße Quelle
zurück und ist fortan als Heiler für
die Bananenplantagenarbeiter tätig.
Ihnen predigt er auch seine Lehren
von Haile Selassie, ihrem Erlöser. 1934
wird Leonard Percival Howell
der Anstiftung zum Aufruhr
angeklagt, nachdem er zuvor
zu Ungehorsam gegenüber der
britischen Kolonialmacht aufgerufen
hatte. Er wird zu zwei Jahren
Haft verurteilt, durch den Prozess
erlangen er und seine Anschauungen
in Jamaika Berühmtheit. 1936
wird Leonard Percival Howell
aus der Haft entlassen und kehrt
zurück in die Provinz Saint Thomas.
Mit sich trägt er ein Buch, das er
unter einem indischen Pseudonym
publiziert: G. G. Maragh. Durch
den Kontakt mit der indischen
Minderheit auf Jamaika fließen Teile
der hinduistischen Religion in das
Buch mit ein. Sein sozialer Status
ändert sich nach seiner Freilassung
dramatisch, er ist berühmt, gut
vernetzt und wird als potentieller
Führer der schwarzen Bewohner
Jamaikas gesehen.
Bild 1: The Promised Key
- Ausgabe 2001 Bild 2: The Promised Key
- Ausgabe 2007
1938
schreibt der jamaikanische
Politiker Alexander Bustamante
an das Britische Konsular einen
Brief, in dem er Howell verleumdet
und vorschlägt, ihn wieder zu
inhaftieren. Der Verwalter der
Britischen Kolonialmacht in
Jamaika folgt seinem Rat und lässt
Howell verhaften. Damit er nicht
zu einem Märtyrer werden kann,
wird er vom Gouverneur nicht
unter Anklage gestellt, sondern
in eine psychiatrische Klinik
eingewiesen. Im selben Jahr streiken
die Plantagenarbeiter in Jamaika.
Der Streik wird blutig beendet
und stellt dennoch das Ende der
Herrschaft der Plantagenbesitzer
dar. Es ist der Beginn des Aufstiegs
einer schwarzen intellektuellen
Elite. Howell hat die gedankliche
Grundlage für die Streiks gelegt.
Durch seine Inhaftierung zur Zeit des
Umsturzes übernehmen Alexander
Bustamente und Norman Manley die
Führung der schwarzen Elite. Zur
selben Zeit werden Zusammenkünfte
der Rastas verboten. *
Alexander Bustamante ist der
erste Premierminister Jamaikas und
Bürgermeister von Kingston. 1943
gründet er die Jamaica Labour Party
(JLP), mit der er zusammen mit der
People´s National Party (PNP) eine
Verfassungsreform schafft, die ab
1944 das allgemeine Wahlrecht
garantiert. Bis 1955 hält seine Partei
die Mehrheit bei den Wahlen. Als
Jamaika 1962 unabhängig wird, wird
er zum ersten Premierminister der
jungen Nation.
*
Norman Manley ist einer der
führenden Anwälte Jamaikas in
den zwanziger Jahren. Er ist der
Begründer der links orientierten
People´s National Party (PNP) und ist
von 1955 bis 1959 Premierminister
von Jamaika.
1939
erwirbt Howell ein Stück
Land, auf das sich die Bewegung
zurückziehen kann. 1940
gründet Leonard Percival
Howell die Kommune Pinnacle,
die zu ihrer Blütezeit ca. 2.600
Bewohner zählt. 1954
setzt die erste
Verhaftungswelle in Pinnacle ein.
Rund 200 bewaffnete Soldaten
verhafteten ca. 100 Männer der
Kommune und brennen die Hütten
nieder. Die Machthaber in Jamaika
fühlen sich von der Kommune
bedroht. 1958
wird Pinnacle endgültig
zerstört. Ausschlaggebend ist
Howells Weigerung, das Land auf
seinen Namen zu registrieren. So
kann die Regierung das Grundstück
erneut verkaufen. Die neuen Besitzer
lassen die Siedlung gewaltsam
räumen. Die vertriebenen Mitglieder
der Gemeinschaft siedeln sich im
ganzen Land an und verbreiten
Howells Weltanschauung. Die Rastas
dominieren das kulturelle und
spirituelle Leben der Ghettos und
prägen vor allem die Musik. Nach 1958
meidet Leonard Percival
Howell die Öffentlichkeit. Es finden
Rasta-Tagungen statt und die
Bewegung wählt neue Führer. Die
Tagungen der Gemeinschaft sind die
wichtigsten Orte für die Entwicklung
der Rasta-Musik: Reggae. Die
Musik wird zum wichtigsten
Kommunikationsmittel der Rastas. 1962
wird Jamaika ein unabhängiger
Staat. 1967
tritt Bob Marley der
Rastabewegung bei und macht
sie weltbekannt. Er wird zur
Identifikationsfigur für eine ganze
Generation. Währenddessen muss
Howell sich versteckt halten. Seine
Feinde spüren ihn immer wieder
auf und er wird regelmäßig in
psychiatrische Kliniken eingewiesen.
Als letzter, bis zum Ende
unentdeckter Zufluchtsort bleibt eine
Höhle tief in den Wäldern, in der er
ein asketisches Leben führt. 1981
nachdem er 14 Jahre versteckt
und abseits der Öffentlichkeit lebt,
stirbt Leonard Percival Howell.
The First
Rasta - Trailer
Credits
Regie:
Hélène Lee
Kamera and Co-Regie:
Christophe Farnarier
Produzentin:
Nini Ranaivoarivony
Filmmusik:
Fred Gremeaux und
Jean-Christophe Caron
Recherche des Archivmaterials:
Catherine Jivora
Produzent:
Alexandre Perrier
Koproduzent:
Percy Yip Tong (Ile Maurice)
Produktion: Kidam in Assoziation mit Cyper
Produktion and RFO
mit der Unterstützung
des Centre National de
la Cinématographie,
Image Animée and Procirep.
Bisherige
Kinoliste (Stand 11.04.2012)
Ab 26.04.2012
Aachen: Apollo
Augsburg: Thalia
Bamberg: Lichtspiel
Berlin: Moviemento, Lichtblick, Central, Zukunft Kino
Bochum: Endstation
Dresden: Thalia
Düsseldorf: Bambi
Erlangen: Manhatten
Frankfurt/Main: Mal Seh´n Kino, Orfeos Erben
Halle: Lux Puschkino
Hamburg: 3001 Kino
Karlsruhe: Schauburg
Köln: Filmpalette
Leipzig: die naTo
Mainz: Capitol
München: Monopol
Nürnberg: Filmhaus
Saarbrücken: Filmhaus
Ulm: Mephisto
Wuppertal: Cinema
Ab 03.05.2012
Bremen: City 46
Hannover: Apollo
Münster: Cinema
Oldenburg: Cine K
Wiesbaden: Murnau
Text- und Fotomaterial wurde überwiegend von mm filmpresse
zur Verfügung gestellt.