Heute ist leider schon der letzte Tag des
Festivals. Programmstart ist eine Stunde früher als
gestern und somit für viele Besucher eine erneute
Herausforderung. Dafür ist aber ein paar Stunden
früher Schluss. Ab 12:00 Uhr gehört somit die
Bühne dem Reggaehasen Boooo und das Gelände
davor den kleinsten unter den Festivalbesuchern.
Zuerst war Boooo im Jahr 2013 beim Reggae Jam und
präsentierte zusammen mit Yellow Umbrella die erste Episode
seiner Abenteuer im Reggaewald. "Der Reggaehase Boooo und der
König, der nicht mehr tanzen wollte oder konnte" war damals
der
Beginn dieser erfolgreichen Idee, die es als Kinderbuch mit CD-Beilage
und auch live als musikalisches Puppentheater gibt.
Inzwischen
hat sich viel getan und Booo kann schon über zwei weitere
Abenteuer berichten. Zur Episode 2 "Der Reggaehase Boooo und die rosa
Monsterkrabbe", im Jahr 2016 auf dem Reggae Jam, waren wir leider nicht
aus dem Knick gekommen. Aber heute haben wir es zum Glück
pünktlich geschafft und können der dritten
Episode "Der
Reggaehase Boooo und der gute Ton" beiwohnen. Auf dem schön
präparierten und trockenen Gelände, ist jetzt Decken
ausbreiten und Entspannung angesagt. Wer hätte das noch ein
paar Tage zuvor für möglich gehalten?
Die heutige Episode ist schon seit 2015 als Buch
erhältlich. Darin wiederum eine CD auf der Dr. Ring Ding als
Sprecher und Sänger mit eingebunden ist. Musikalisch untermalt
ist die Geschichte selbstverständlich wieder von Yellow
Umbrella.
In der Geschichte von Jens Strohschnieder (Yellow Umbrella) muss
Reggaehase Boooo wieder einmal den Reggaewald retten. Dieses Mal geht
die Gefahr von der Hexe Babylonia aus, die den gesamten Reggaewald in
einen tiefen Schlaf versetzt hat. Nur noch Boooo und zwei seiner
Freunde sind noch wach, weil sie gerade mit SAAAT eine neue Reggaeband
gegründet und im Proberaum gespielt haben. Mit Hilfe des
mystischen Skavogels, der wegen Abwesenheit im Mentowald, dem
Hexenfluch ebenfalls entgangen ist, beginnt die Rettungsaktion. Sie
fliegen zuerst zur Pappel der allwissenden Plapperschlangen. Wenn die
nicht wissen was zu tun ist, wer dann!?
Wie erhofft, plappern die Schlangen natürlich die
Lösung des Problems aus. Das "Buch der Könige" soll
die Lösung bringen. Aber wo ist das zu finden? Holt euch
einfach das Buch oder geht zur nächsten Show. Also nicht das
"Buch der Könige", sondern die Geschichten vom Reggaehasen
Boooo. Es ist ein unterhaltsames Programm für alle kleinen und
großen Reggaeliebhaber. Immer witzig auch die
Wortspielereien und Gleichnisse, die man sicher nur als
"großer" Reggaefan erkennt.
Inzwischen ist auch schon die vierte Episode fertig gestellt und
heißt
"Der Reggaehase Boooo und das Feuer der Wut". Und die Geschichte geht
so: "Feuer, Feuer, Feuer" ― es brennt im Reggaewald! Die
elefantastische Feuerwehr muss ausrücken, um die Flammen zu
löschen. Doch dann stellt sich heraus, dass ein Drache der
Brandstifter war, der immer aus Versehen Feuer spuckt, wenn er
wütend ist. Der will das eigentlich gar nicht. Werden der
Reggaehase
Boooo und seine Freunde einen Weg finden, den Drachen zu
besänftigen um den Reggaewald zu retten?
Die
Bühnenpremiere wird am 18. März 2018 im "Werk 2" von
Leipzig sein. Die offizielle Buchpremiere wird am 10.06.2018 auf dem
"Hase & Hirsch" Festival auf dem Konzertplatz "Weißer
Hirsch" in Dresden sein. Weitere Infos dazu, einfach das Festivalposter
anklicken.
Für alle Nichtsachsen kommen Boooo und Yellow Umbrella
natürlich wieder zum nächsten Reggae Jam und werden
dort die neue Geschichte präsentieren.
Nach
der Verabschiedung von Boooo geht es natürlich mit Yellow
Umbrella in die zweite Runde, die auch noch ein paar Neuigkeiten von
ihrem 2016er Longplayer "Hooligans of Love" zu verkünden
haben. Das Album wurde am 05.11.2016 bei Pork Pie
veröffentlicht, und noch im selben Monat folgte die
Album-Release-Tour durch 9 deutsche Städte.
Am 24.11. folgte das Meisterwerk dann auch noch auf Vinyl. Der gewohnt
schwere und kraftvolle Ska und Reggae Sound der Band, ist darauf
wiederum mit
allerlei Zutaten versehen.
Sei es nun Rocksteady, Dub, Dancehall,
Klezmer, Jazz, Balkan oder Punk - Yellow Umbrella gelingt stets die
richtige Mischung und zieht Freunde aus allen Genres an.
Hier noch ein paar bewegte Bilder aus der Show von Boooo und Yellow
Umbrella.
Live
Video:
Ausschnitte von Reggaehase Boooo & Yellow Umbrella
Nebenan sind inzwischen die Umbauarbeiten für das
nächste Konzert im Gange und die meisten Kinder nebst Decken
sind wieder ein Stück nach hinten gerückt.
Jetzt
sind Jampara & The Batalion nebst ihren Burundi Drummers an der
Reihe. Zuletzt war dies im Jahr 2011 auf dem Reggae Jam der Fall.
Jampara Makangira kommt aus Burundi und lebt in Holland. 1988
ging
Jampara nach Jamaica, traf Aston "Familyman" Barrett und
veröffentlichte danach zwei Alben mit den Wailers.
Der erste Longplayer hieß "Tolerance" (siehe Cover rechts)
und wurde 1990 veröffentlicht. 1993 gründete Jampara
die Band Batalion gemeinsam mit dem Bassisten Robby Skipper, die
letztlich aus fünf Mitgliedern bestand.
Live
Video:
Jampara & The Batalion - 1/2
Ihr erster Auftritt
war gemeinsam mit Burning Spear in Amsterdam im Jahr 1995. Das erste
gemeinsame Album von Jampara & Batalion "Free Like A Bird",
nahmen sie 1999 in Jamaica auf. Im selben Jahr folgte auch das zweite
Album mit den Wailers mit dem Titel "Beyond the Sun". Seit dem Jahr
2000 verbindet Jampara den Reggae mit seinen Wurzeln aus Burundi. Und
so sorgen die Burundi Drummers für eine einmalige Kombination
im Reggae und einem besonderen Bühnenerlebnis.
Wie erwartet ist die Show abwechslungsreich gestrickt, mal mit und mal
ohne afrikanischem Touch und den ein- und ausmarschierenden Burundi
Drummers, die ihre schweren Trommeln auf den Köpfen
balancieren. Mit diesem Talent sind wir Europäer ja eher
weniger gesegnet. Und dann auch noch laufen und trommeln dazu, ist
sicher
nicht so leicht umzusetzen.
Live
Video:
Jampara & The Batalion - 2/2
Nach dem letzten Trommelwirbel der Burundi Drummers verlassen auch wir
für eine Weile das Bühnengeschehen und schauen mal
kurz nach was es im Backstage so Neues gibt. Auf der Main Stage
bereiten
inzwischen die Busters ihren Auftritt vor. Wir werden
natürlich versuchen, auch von dieser Show noch ein
Stück zu erwischen.
Doch zunächst treffen wir auf IQulah Rastafari & The
Giddeon Family, die nach dem Auftritt der Busters ihre Show haben
werden.
Zuletzt haben wir uns 2010 auf dem Reggae Jam getroffen. Sarah, die
Partnerin von Ras Iqulah erinnert sich. "Ja da war mein Sohn gerade
einmal ein paar Monate alt und ich war schon wieder hier auf der
Bühne." Es ist schon unglaublich wie die Zeit vergeht. Auf der
Brust von Ras Iqulah blinkt heute ein besonderes Schmuckstück,
welches mein Interesse weckt. "Das ist die Silver Jubilee Medal von
Haile Selassie und Empress Menen.", erklärt Ras Iqulah. Das
schwere Stück aus dem Jahr 1955 ist natürlich passend
zum Jubiläum aus echtem Silber und in bester
Qualität. Das muss man erst einmal finden.
Die nächste Stippvisite gilt Jampara Makangira, der uns gleich
nebenan zur Verfügung steht.
Interessiert schaut sich die Band die mitgebrachte Fotosammlung von
deren letzten Auftritt auf dem Reggae Jam vom Jahr 2011 an.
Auch Kiddus I ist schon anwesend, an dem wir natürlich
keineswegs vorbeigehen können. Das nützt jetzt alles
nichts. Die Show mit den Busters muss warten. ;-)
Links: Albumcover "Topsy Turvy World"
aus dem Jahr 2013 Rechts: Booklet von "Inna de Yard - The
Soul Of Jamaica" aus dem Jahr 2017 Zum
Reinhören bitte die Albumcover anklicken.
Unser letztes Treffen mit Kiddus I liegt auch schon wieder 7 Jahre
zurück, als er 2010 mit den "Inna De Yard Allstars" auf dem
Reggae Jam zu Gast war. Kiddus erzählt vom neuen Inna de Yard
Projekt "The Soul Of Jamaica", als er unser Booklet davon in die
Hände bekommt. Dafür hatte er eigens ein Studio in
einem alten Haus in den Bergen von Stony Hill, hoch über
Kingston, eingerichtet. Es ist die erste Veröffentlichung seit
2010 unter dem Namen "Inna de Yard", ein Projekt welches dereinst das
französische Label Makasound aus Frankreich ins Leben gerufen
hat. Makasound musste 2011 aus wirtschaftlichen Gründen seine
Arbeit einstellen und brachte 2010 die letzte Veröffentlichung
"Inna
De Yard - Live In France" heraus, die es im
Doppelpack als CD und DVD gibt. Die Scheibe war der
Abschluss der Inna De Yard Albumserie mit Akustikaufnahmen
alter Roots-Legenden wie Kiddus I, Linval Thompson, Junior Murvin, The
Viceroys, Earl Chinna Smith und anderen. Der Earl ist bei dem
neuen Projekt leider nicht mehr dabei. Über die
Gründe wird nur spekuliert und die beteiligten Stars vermeiden
es weitestgehend Position zu beziehen, oder wissen wirklich nicht
warum. Das neue Label mit dem alten Schriftzug "Inna de Yard"
heißt
nun "Chapter
Two Records", ins Leben gerufen von den einstigen
Gründern von Makasound. Von daher wissen wir doch genau welche
Qualität von Musik uns weiter erwartet.
So
hat sich unser kurzer Ausflug wieder ganz schön in die
Länge gezogen und große Teile der
Busters-Show
verschlungen.
Manchmal
muss man eben auch Prioritäten setzen.
Auf dem Reggae Jam haben wir die Busters zwar noch nicht gesehen, aber
was man vor der Türe hat, kann man immerhin öfter
sehen, als von weit her angereiste Artists. ;-) Aber für ein
Stück der Show reicht es ja trotzdem noch.
Seit 2013 neu bei den Busters ist Dr. Ring Ding,
der Ron Marsman als zweiten Frontsänger
unterstützt. Seit der Dr. die Truppe wieder "kennen und lieben
gelernt" hat, wie Richie so schön sagt, ist für mein
Dafürhalten viel mehr Farbe im musikalischen Sinne in die Band
gekommen.
Ihr letztes Album ist ein Rückblick, mit dem sie einen Tag vor
Heiligabend des letzten Jahres an ihren persönlichen
Urknall erinnern, mit dem sie 1987 die Ska-Bühne betreten
haben. Aus 30 Jahren Bandgeschichte gibt es auf "Ska Bang 87" mit 30
Songs ein tolles Live-Doppelalbum, aufgenommen während ihrer
Show am 06.02.2016 im Karlstorbahnhof von Heidelberg.
An der Posaune vermisse ich heute Rob Solomon. Da wird doch nicht etwa
eine Umbesetzung passiert sein? Wie sich später herausstellt,
ist das zum Glück nicht der Fall. An anderen Positionen steht
es
aber leider doch bevor.
Künftig werden wir Sänger Ron Marsman und Gitarrist
Alexander Lützke nicht mehr bei den Busters auf der
Bühne sehen können. Richie Alexander wird
demnächst von Joseph "Joe" Ibrahim beim Gesang
unterstützt werden, und in die fast 20-jährigen
Fußstapfen von Alexander Lützke wird in Zukunft
Fabian "Fabi" Michel treten. Das nächste Album ist auch schon
für Dezember geplant. Die Fahrt der Busters geht also
unaufhaltsam voran und der Kurs steht nach 18 Alben und 31 Jahren
unmissverständlich fest: immer weiter geradeaus. So wird dann
auch ihr neues Album "Straight
Ahead" heißen, auf dem die neue Besetzung schon
voll zum Einsatz kommt.
Live
Video: The
Busters - Summertime
Mehr zur Geschichte der Busters findet ihr auf dieser Seite im
Konzertbericht vom 12.02.2016.
Jetzt noch die obligatorische Verbeugung an der Bühnenkante,
und dann ist auch diese Show Vergangenheit. Wir wünschen Ron
Marsman und Alexander Lützke schon jetzt alles Gute
für die Zukunft, denn eine weitere Show in dieser
Zusammensetzung werden wir persönlich sicher nicht mehr
erleben.
Fast nahtlos geht es nebenan auf der Special Stage mit IQulah
Rastafari & The Giddeon Family in die nächste Runde.
Ras
Iqulah kommt aus Jamaika und hat schon in frühen Jahren damit
begonnen, sich mit den Lehren von Haile Selassie zu befassen. In
früher Jugend musste er deswegen viele Schwierigkeiten
erdulden,
die den
Rastas in Jamaica gemacht wurden, als sie beschlossen "Schere und Kamm"
wegzuwerfen. Dennoch ging ihm der Glauben und das Vertrauen an den
König der Könige nicht verloren und IQulah begann
seine Botschaften durch seine Musik zu verbreiten. Heute ist IQulah als
der Reggae Botschafter bekannt und sieht seine Mission darin,
Liebe und Einigkeit an alle vier Enden der Welt zu bringen.
"IQulah Rastafari - The Rasta Ambassador" kann man als Buch hier
erwerben.
Iqulah
steht für Integrity,
Quality,
Unity
and Love
for Africa
as Home.
Live
Video:
IQulah Rastafari & The Giddeon Family - 1/3 - Acapella + Mr.
Wicked Man
IQulah und
das eigene Label Mozziah wurden
1985 ins Leben gerufen. Kurz danach brachte er mit seiner Band Giddeon
Force das Debutalbum "Rasta Philosophie" heraus. 1993 folgte mit "The
Mission - Rastafari In Exile" der zweite Longplayer. Danach folgten
drei Live-Alben, bis im Jahr 2003 mit "Rasta 4 Eva"
das nächste Studioalbum veröffentlicht wurde. Raymond
Topping, alias Ras IQulah,
tourte in der Folge mit seiner Band ausgiebig in Europa und wurde von
der Presse als
"Hohepriester des Reggae" und "Rasta Ambassador" gefeiert.
IQulah hat
Tausende von Zuschauern in der ganzen Welt berührt, vom Fernen
Osten über Russland, Europa und Skandinavien bis nach Afrika
und in den Indischen Ozean. In Afrika trat IQulah unter anderen in
Ländern wie Malawi, Tansania, Mali, Ruanda, Uganda, Kenia,
Simbabwe und Südafrika auf. Seine größte
Erfüllung sieht er
bisher in seinem Auftritt in Äthiopien, auf dem Maskal Square
von Addis Abeba, vor zirka 80.000 Menschen, gefolgt vom Auftritt als
einziger Reggaekünstler im Fifa Fan Park in Südafrika
bei der
WM 2010 und im Harare National Stadium von Simbabwe im Jahr 2013,
vor 40.000 Menschen und 14 afrikanischen
Staatsoberhäuptern.
Live
Video:
IQulah Rastafari & The Giddeon Family - 2/3 - Binghi Man (Jah
Jah Liveth)
Die bisher
aktuellste Platte von IQulah ist das in 2015 erschienene "Food For
Thought".
Seine Musik sieht er als Grundlage seiner Arbeit, die Menschen zu
vereinen. Zusammen mit der African Union hat er Gemeindezentren in
Rwanda, Uganda und Jamaica gegründet. Schon zweimal wurde er
zum
internationalen Kaplan der Ethiopian World Federation gewählt.
Mit
seinen weltweiten Konzerten hat er vielfach dazu beigetragen das
Bewusstsein für Rastafari zu schärfen und zur
Verstärkung
der Unterstützung für Förderprogramme in
Äthiopiens
Rasta-Kommune Shashemene beigetragen. Als Präsident der EWF
Charter 17, in seiner Heimat St. Ann, in Jamaica, unterstützt
er
darüber hinaus verschiedene Entwicklungsprojekte in Afrika und
Jamaica.
Live
Video:
IQulah Rastafari & The Giddeon Family - 3/3 - Judgement
"Judgement" ist wohl der beeindruckendste Titel des aktuellen Albums
"Food For Thought". Besonders durch den Einsatz des Electric Cellos,
wie man es im Reggae nur selten finden kann, lässt sich eine
"Gänsehaut" wohl kaum vermeiden. Damit ist dann leider auch
diese Show vorüber und Ras IQulah verlässt
mit der kaiserlichen Flagge von Äthiopien die
Bühne. Nicht zu vergessen ein silbernes
äthiopisches Handkreuz, welches er während der Show
nur selten aus der Hand gelegt hat.
Nebenan
geht es gleich mit einem anderen beeindruckenden jamaikanischen
Künstler weiter. Kiddus
I hat für seine Show einen eigenen Drummer Nathan
Sabanayagam
mitgebracht. Das passt der Backingband The Magic
Touch ganz gut ins Konzept. So kann sich Drummer Sven noch
etwas länger auf seinen Familienzuwachs konzentrieren,
verrät mir die Band. Moderator Dr. Ring Ding kündigt
Kiddus I als erstmaligen Gast auf dem Reggae Jam an. Dieser
nimmt´s gelassen, obwohl Kiddus schon 2010 im Rahmen der Inna
De Yard Allstars einen längeren Showteil zu
präsentieren hatte.
Später wiederholt er ironischer Weise sogar selbst noch einmal
Richies Satz und schaut in die Runde. Aber offenbar sind es die
wenigsten, die sich erinnern und Einwände haben. Wie kann man
das nur vergessen?
Live
Video:
Kiddus I - 1/6 - Different Strokes
Live
Video:
Kiddus I - 2/6 - No Salvation
Frank Dowding Jr wurde im Dezember 1994 im Parish Saint Mary von
Jamaica geboren. Seine Mutter Maria Cathcart Dowding war Hausfrau und
sein Vater Frank Dowding Buchhalter. Den Künstlernamen Kiddus
nahm er erst an, als er Rastafari wurde.
Kiddus oder Kidus bedeutet in der amharischen Sprache so viel wie
heilig oder gesegnet und wird dort anstelle von Sankt oder Saint
verwendet. 1971 gründete Kiddus I zwischen Uptown und Downtown
von Kingston eine Rastafari Kommune und Handwerkszentrum. In der Zeit
von 1971 bis 1978 war er Mitglied von Ras Michael´s Sons of
Negus. Er sang und spielte die Funde Drum, die neben der Thunder Drum
(Bass) und der Repeater oder Keteh Drum (höchste Tontrommel),
die mittlere der drei Nyabinghi Trommeln darstellt, und für
den dominierenden "Heartbeat" in der Rasta Musik verantwortlich ist.
Live
Video:
Kiddus I - 3/6 - Tune In
1972 nahm er mit Aston Barrett mehrere Eigenproduktionen im Studio von
Joe Gibbs auf, die aber aus Geldmangel nie veröffentlicht
worden.
Theodoros Bafaloukos, Direktor des legendären jamaikanischen
Films "Rockers"
des Jahres 1978, sah Kiddus zwei Jahre zuvor bei der Aufnahme von
"Graduation In Zion" und beschloss dies zu filmen. Die Szene wurde
später in dem Film aufgenommen und ist bis heute der
Grundstein von Kiddus´ Ruhm. In diese Zeit fallen auch einige
Singles wie das 1978er "Security In The Streets" und "Too Fat",
aufgenommen in Lee Perry´s Black Ark Studio und auf seinem
eigenen "Shepherd" Label veröffentlicht. Kiddus war ein
prominentes Mitglied der Friedensbewegung und "Security In The Streets"
war eines von mehreren Liedern, die in Anerkennung des Friedensvertrags
von 1978 zwischen den rivalisierenden politischen
Bandenführern Claudie Massop und Bucky Marshall, aufgenommen
wurden.
Live
Video:
Kiddus I - 4/6 - If You Loved Me
Live
Video:
Kiddus I - 5/6 - Graduation In Zion
Nach der Veröffentlichung einer Handvoll weiterer Singles und
der Aufnahme eines Albums in 1981, das aufgrund des Verlusts der
Masterbänder nicht veröffentlicht wurde, war von
Kiddus
I leider nur noch wenig zu hören. Das änderte sich
erst im Jahr 2005 als das französische Label Makasound im
Rahmen der Albumreihe "Inna de Yard" auch eine Acoustic-Session mit
Kiddus I herausbrachte. Kiddus bekam wieder mehr
Aufmerksamkeit und verschiedene Veröffentlichungen folgten, zu
der auch die
2007er Anthologie "Graduation
In Zion" gehört, die Aufnahmen
der Jahre 1978-80 erfasst.
Im Jahr 2007 wurde schließlich auch eine Kopie der verloren
gegangenen Aufnahmen von 1981 entdeckt, die eine verspätete
Veröffentlichung seines eigentlichen Debutalbums im Jahr 2009
ermöglichte. Es erschien als "Rocking
Rebel Volumes 1 & 2". Ebenfalls 2009 erschien das
Album "Green
Fa Life" bei Naya Records mit neuen Aufnahmen, bei dem er von
Legenden wie
Earl "Chinna Smith", Leroy "Horsemouth" Wallace und anderen
unterstützt wurde. Die Aufnahmen entstanden in der Zeit von
2006-2008 im Haus von Earl "Chinna" Smith.
Weitere Neuaufnahmen präsentieren das 2013er "Topsy
Turvy World", erschienen bei Rubin Rockers und das 2015er "Take
A Trip", erschienen bei Iroko Records.
Live
Video:
Kiddus I - 6/6 - Harder
Wie ihr der Setlist entnehmen könnt, war dies nun das letzte
Stück von Kiddus I, und wir freuen uns die Rockers Legende
wieder einmal erlebt zu haben. Nach diesem erhabenen Auftritt,
können wir uns kein Päuschen leisten, denn auf der
Special Stage, steht nunmehr die jamaikanische Legende Don Carlos am
Start. Da darf man natürlich keine Minute verpassen.
Euvin
Spencer, alias Don
Carlos, war neben Derrick "Duckie" Simpson und Rudolph
"Garth" Dennis ein Gründungsmitglied von Black Uhuru im Jahr
1974. Von der Urformation ist heute nur noch Duckie Simpson
übrig geblieben, der mit verschiedenen Sängern die
Band bis heute mehr oder weniger kontinuierlich am Leben hält.
Don Carlos hat die Erfolgsgeschichte der Band nur bei den ersten beiden
Alben "Love Crisis" (1977) und "Black Sounds Of Freedom" (1981)
mitgeprägt. Trotzdem hört man bei Don Carlos noch
heute deutlich heraus, zu welcher Band er einst gehörte.
Live
Video: Don
Carlos - 1/2 - Ababa John I + Lazer Beam
Euvin Spencer kam am 29.06.1952 in Waterhouse, einem Stadtviertel im
Westen von Kingston, Jamaica, zur Welt. Seine Gesangskarriere
begann er 1973 als Gründungsmitglied des damaligen
Trios Black Uhuru. Für das 1977er Debutalbum "Love Crisis",
veröffentlicht beim Third World Label in London und bei
Jammy´s Records in Jamaica, spielte Don Carlos eine zentrale
Rolle. Das Album wurde 1981 und mehrmals in späteren Jahren
unter dem Titel "Black Sounds Of Freedom wieder
veröffentlicht. Auch wenn das Cover stilisiert und gespiegelt,
sowie die Tracks in eine andere Reihenfolge gesetzt worden, ist es doch
derselbe Inhalt.
Live
Video: Don
Carlos - 2/2 - I Like It + Rootsman Party
Ein Jahr nach dem bahnbrechenden Debüt des Trios entschloss
sich Don Carlos überraschend für eine Solokarriere
und verließ die Band. Allerdings brauchte er einige Jahre,
bis
1981 sein Solodebut "Suffering" bei Negus Roots auf den Markt kam. Aber
danach ging es Schlag auf Schlag und in den drei Folgejahren kamen
jeweils unglaubliche 3-4 neue Alben von ihm heraus. Bis 1985 hatte er
fünf Top-Ten-Hits in den jamaikanischen Charts. Danach gingen
seine Veröffentlichungszahlen stark zurück. Nach 1987
kam es nur noch zu gelegentlichen Neuerscheinungen mit mehreren Jahren
Pause dazwischen. Beeindruckend sind seine Beiträge auf drei
Alben von Groundation, wie "Hebron Gate" (2002), Dragon War (2003) und
"Wee Free Again" (2004). Sein bisher letzter Longplayer ist das 2010er
"Changes", erschienen bei Heartbeat Europe.
Als
Special Guest gibt´s bei Don Carlos den Amerikaner
Christopher Vrenios, alias Christos
DC, mit dem gemeinsamen 2015er Song "Righteous
Chant".
Geboren wurde Christopher in Washington DC, in einem Elternhaus, wo
eigentlich Operngesang an erster Stelle stand. Aber Christos DC, der
seinen Spitznamen von seiner Großmutter bekam,
fühlte sich vom Sound aus Kingston angezogen, was ihn zu
legendären Reggae-Artists wie Sly & Robbie, Augustus
Pablo, Sugar Minott, Don Carlos und anderen führte.
Im Jahr 2008 veröffentlichte er schließlich
seinen ersten Longplayer "Time
To Rise", der mit seiner heutigen Musik aber kaum noch
vergleichbar ist.
Sein aktueller und vierter Lonhplayer "Tessera",
ganz im Zeichen von Roots-Reggae, ist erst zwei Tage alt, an dem auch
Artists wie Kenyatta "Culture" Hill, Akae Beka (Midnite), Harrison
Stafford und andere mitgewirkt haben. Schon daran sollte erkennbar
sein, welche Linie Christos DC mit seiner Musik verfolgt. Dazu
gibt´s auch eine Dub-Version,
zu der Mad Professor, Tippy I, Paolo Baldini und andere ihre Kunst
beigesteuert haben. Gerne würde ich diese beiden Scheiben als
physisches Doppelpack in den Händen halten, aber bisher ist
das leider noch nicht möglich.
Auch wenn Christos DC in diesem eher ruhigen Song vielleicht nicht so
sehr zur Geltung
gekommen oder jederman aufgefallen sein sollte, ist seine Musik
für jeden Roots und Dub Fan eine Bereicherung. Was es bei
Christos DC
zu entdecken gibt, macht Appetit auf mehr. Ich bin mir sicher, dass wir
noch von ihm hören werden.
Nächster Punkt auf der Running Order ist Chuck Fenda. Bevor
wir in seine Show einsteigen, müssen wir aber erst einmal
nachsehen, wann und wo Don Carlos für einen kurzen Besuch zur
Verfügung steht.
Don Carlos steht noch nicht zur Verfügung, aber dafür
können wir schon mit Perfect Giddimani sprechen, der nach zwei
weiteren Programmpunkten an der Reihe ist und sein angeblich letztes
Album "Live My Life Again" präsentieren wird. Das signierte
Foto stammt von seinem Berlinbesuch auf dem Reggaeinberlin.de-Festival
2014.
Inzwischen
hat Leshorn Whitehead, alias Chuck Fenda, seine Show mit der House of Riddim Band
aus Österreich begonnen. Es ist schon etwas ungewohnt, die
Band erst so spät auf dem Reggae Jam zum Einstand anzutreffen.
Selbst das hätte noch schief gehen können, da es auf
der Anreise ein paar Komplikationen gab.
Chuck Fenda hatten wir voriges Jahr im Rahmen seiner Europatour im
Berliner Chesters Club getroffen und darüber
ausführlich berichtet.
Leider war die Tour nicht so erfolgreich wie erhofft und der Zustrom
der Fans hielt sich in Grenzen. Warum, wissen wir nicht. Der
Veranstalter hat dabei leider echt viel
Nerven, Zeit und Geld lassen müssen.
Bei einem Festivalauftritt ist das zum Glück eher nicht das
Problem und man muss sich über zu wenig Besucher keine Sorgen
machen. Jedenfalls nicht bei einem gestandenen und sehr beliebten
Festival wie dem Reggae Jam.
Leshorn Whitehead, alias Chuck Fenda, wurde am 15. Juni 1972 im
Stadtteil Brooklyn von New York geboren. Schon als Jugendlicher war die
Musik sein größtes Hobby, und er
versuchte als
Deejay einige seiner Lieblings-Entertainer nachzuahmen. Dies
veranlasste ihn bald eine musikalische Laufbahn in Angriff zu nehmen.
In den Jahren 1995 und 96 pendelte er oft zwischen Jamaica und den
USA hin und her und arbeitete daran seine musikalischen
Fähigkeiten zu verbessern. Dabei verbrachte er viel Zeit im
Studio von King Jammy, wo auch seine erste Single "Shut Your
Mouth When Yuh Bad Man Talking" für John John (King
Jammy´s Sohn) entstand. Es folgte die Single "The
Glue" und
King Jammy war von den Fähigkeiten Chuck Fenda´s
tief beeindruckt, so dass er ihn einlud weiter für sein Label
aufzunehmen. So wurde schließlich die 1996er Single "Jah Jah
It’s All About You" veröffentlicht, die bald darauf
in mehrere Charts der Karibik kam.
Live
Video:
Chuck Fenda - Gwaan Plant + ...
Kurz darauf begann er auch mit
anderen Produzenten zusammenzuarbeiten, so auch mit "Shocking Vibes",
wo er die Single "Fat Round Yah" aufnahm. 1997 beschloss Chuck Fenda
nach Jamaica zu ziehen, sich voll auf seine musikalische Karriere zu
konzentrieren und weiterhin mit King Jammy zusammenzuarbeiten. 1998
folgten Hits wie "Mi See It Clear" und "Badda Badda". Letzterer kam in
die Top 10 mehrerer Charts der Karibik und wurde in den Dancehalls und
im Radio hoch und runter gespielt. Später folgten weitere
Dancehall Hits wie "Right Now" oder "Lift It Up". Im Jahr 2000
wechselte er schließlich zu "Fifth Element Records", was
seiner Karriere einen weiteren Schub versetzte. Dort nahm er den
Rastafari Glauben an und befasste sich nunmehr mit den Themen der Armen
in seinen Texten, was ihm bald den Titel "The Poor People Defender"
einbrachte. Er erlangte Ruhm mit Songs wie "Life Ruff Out Deh", "I
Swear", "Can't Stop Try" (aka "Haffi Win"), "Respect Mama" und "How You
Feel". 2004 landeten diese unter anderen auf seinem Debutalbum "Better
Days". Heute hat Chuck Fenda weltweit einen festen Platz in der Reggae-
und Dancehall-Szene eingenommen und hat inzwischen mehrere weitere
Alben und zahlreiche Hits auf seinem Konto zu verbuchen. Seine bisher
letzten Longplayer sind "Jah
Element" (2013) und "Concrete
Jungle" (2016).
Nach dieser fülligen Tanzeinlage geht es schließlich
in den letzten Teil der Show, während dessen Chuck Fenda die
einzelnen Musiker der House of Riddim Band, jeweils mit einer
Soloeinlage "zu Wort" kommen lässt.
Dann ist schließlich auch dieser Auftritt zu Ende und Chuck
Fenda
verabschiedet sich von der Bühne und seinem Publikum, dies
natürlich nicht ohne ein weiteres Dankeschön an den
Veranstalter und sein Team.
Die nächste Band auf der Running Order sollte nun
eigentlich Aswad sein. Diese haben aber mit Cham getauscht, der sich
nunmehr auf seine Show vorbereitet. Wir müssen aber jetzt erst
einmal eine Runde gehen, denn Don Carlos hätten wir doch noch
ganz gerne getroffen. Dieser steht nämlich jetzt im
Pressebereich für Interviews und Fotos zur Verfügung.
Wir kommen genau richtig, denn die meisten Interviews sind inzwischen
so gut wie abgearbeitet. So müssen wir nicht allzu lange
warten und
sparen reichlich Zeit.
Rechts: Albumcover "We Free Again"
(2004) von Groundation, auf dem auch
Don Carlos und Apple Gabriel zu hören sind. Signiert von
Groundation und nun ergänzt von Don Carlos. Jetzt
müssen wir nur noch Apple Gabriel auftreiben. Hoffentlich
bringt den noch einmal jemand auf die Bühne.
Drei
Söhne von Don Carlos sind auch angereist. Von links: Carlos,
Don und Geo
Dennoch
ist Cham mit seinem Auftritt gerade am Ende angelangt. 45 Minuten sind
eben schnell vorüber, die in der Regel maximal für
einen Auftritt vorgesehen sind. Und wenn sich noch etwas Verzug
eingestellt haben sollte, kann es durchaus hin und wieder sogar
kürzer sein, um irgendwo aufholen zu können. So gibt
es leider unsererseits nichts über Cham zu dokumentieren. Alle
Shows kann man eben nicht erreichen. Verschieben wir das auf ein
nächstes Mal. Wir erwischen ihn gerade noch wie er von der
Bühne kommt und sich einem kurzen Fotoshooting stellt.
Einen recht müden Eindruck macht Horace Andy, der sich auch
schon langsam auf die übernächste Show einstellt.
Aber für Horace ist das ja keine Besonderheit. Man nennt ihn
ja nicht umsonst Horace "Sleepy" Andy. ;-)
Aber jetzt wird es Zeit zurück zur Bühne zu kommen,
denn nun ist der Handcart Bwoy an der Reihe, und wenn man ihm Glauben
schenken will, möchte er ja seine Karriere in irgendeiner
Form beenden. Nicht umsonst sagt er ja ständig "My last and
final album ..." zu seinem gerade im Juli veröffentlichten
neuen Album.
So
richtig glauben wir natürlich nicht daran, denn wer geht schon
als Künstler mit 38 in die "Rockerrente". Schon viele
Sänger haben aufgehört und Abschiedstouren gegeben,
allerdings in einem ganz anderen Alter, und sind dennoch
überwiegend auf die Bühne zurückgekehrt. So
wollen wir einem Perfect Giddimani die Sache mit dem "final Album"
eigentlich erst recht nicht abnehmen. Mit der Hoffnung auf weitere
Alben stehen wir ganz sicher nicht allein, zumal "Live
My Life Again",
veröffentlicht 07. Juli 2017, wieder einige potentielle Hits
in petto hat.
Live
Video:
Perfect Giddimani - 1/3 - A Baby - Over The Top - T.G.I.F.
Das neue Meisterwerk wurde von Greg Rose, alias Perfect
Giddimani und Sam Gilly (House of Riddim) im Laufe von drei Monaten in
Österreich, Frankreich, Kalifornien und Miami produziert und
beim Label Giddimani Records veröffentlicht. Die
Zusammenarbeit von Perfect Giddimani und der österreichischen
Band House of Riddim, trägt ja schon seit längerer
Zeit beste Früchte. Nach ihren letzten gemeinsamen
Produktionen wie dem "Bay Area Riddim" (02/16), dem "Horn Of Africa
Riddim" (08/16) und nicht zuletzt dem Debutalbum von Stephen Dajure
"I´m Not A Criminal" (02/17), hat nun der seit 2004 allseits
bekannte "Hand Cart Bwoy" mit der House of Riddim Band eines seiner
besten Alben am Start. Und das soll ausgerechnet das letzte sein?
Live
Video:
Perfect Giddimani - 2/3 - Giddimani Again
Greg
Rose, alias Perfect und später Perfect Giddimani, geboren
am 26.03.1979, wuchs in den Bambushügeln von St. Ann, Jamaika,
auf. Schon mit 9 Jahren etablierte er sich als Entertainer in seiner
Grundschule. Seit der 8. Klasse gab er bereits
regelmäßig Schulkonzerte und legte den Grundstein
für seine musikalische Karriere. Nach der Schule ging er nach
Kingston um sich dort die Grundkenntnisse für´s
Musikgeschäft anzueignen. Er verbrachte viel Zeit in namhaften
Studios wie Penthouse, King Jammy´s und Arrows.
Zurück in St.
Ann nutzte er jede Chance auf allen möglichen
Bühnenshows aufzutreten, was seine Popularität in die
Höhe trieb. Den endgültigen Durchbruch schaffte er
mit Hits wie "Amerimaka", "No Badda Mi", "All I´ve Got" und
natürlich dem "Hand Cart Bwoy" von seinem 2006er Album
"Giddimani".
Im Jahr 2005 trat er erstmalig in Deutschland beim
Summerjam, als nicht angekündigter Überraschungsgast,
im Vorprogramm von Anthony B auf. Inzwischen gibt es zahlreiche
Nachfolgealben, und sein diesjähriger Longplayer "Live My Life
Again",
müsste bereits das 10. Studioalbum seit 2006 sein.
Live
Video:
Perfect Giddimani - 3/3 - Handcart Bwoy
Mit seinem bisher bekanntesten Hit verabschiedet sich
schließlich der "Handcart Bwoy" von der Bühne,
leider etwas eingekürzt aber trotzdem mitreißend wie
immer. Also dann bis zum nächsten Mal Perfect Giddimani, ...
wir glauben dir sowieso nicht. ;-)
Zeit
zum verschnaufen gibt es nicht, denn nun ist Horace
"Sleepy" Andy an der Reihe.
Horace Andy wurde am 19.02.1951 als Horace Hinds in Kingston, Jamaika,
geboren. Seinen Künstlernamen Horace Andy wählte er
als Reverenz an den Sänger Bob Andy. 1966
veröffentlichte er mit "Blackman´s
Country" seine erste Single für einen Produzenten
namens Phil Pratt. Seine weitere Sängerlaufbahn folgte bei
Coxsone Dodd im Studio One. 1969 wurde mit "Skylarking" sein erstes
Album
veröffentlicht. Der Titelsong wurde in Jamaika für
Horace der erste Nr. 1 Hit und ist bis heute legendär.
Live
Video:
Horace Andy - 1/3 - Fever + ...
Mit seiner charakteristischen Falsett-Stimme machte er sich weltweit
einen Namen. Diese gewöhnungsbedürftige und nicht
alltägliche Stimme, sowie das ihm nachgesagte hohe
Schlafbedürfnis, brachte ihm auch den Spitznamen
„Mr. Sleepy“ ein. Bis heute hat Horace Andy weit
mehr als 30 Alben auf en Markt gebracht und einen ansehnlichen
Hitkatalog erarbeitet. Sein bisher letzter Longplayer mit neuem
Material in Sachen Reggae, müsste das 2010er "Serious
Times" Album sein. Sein 2013er "One Order", mag ich
jedenfalls nicht gelten lassen, denn da ist von Reggae leider nix zu
spüren. Aber vielleicht war das ja nur ein Versuchsprojekt,
das
mir da Sleepy dereinst in die Hände gedrückt hat.
Offiziell konnte ich es nämlich bisher nirgends finden.
Live
Video:
Horace Andy - 2/3 - Money Money + ...
Mehr zur Bio von Horace Andy gibt´s im letzten Konzertbericht
von 2015 auf dieser Seite, als er gemeinsam mit Dawn Penn im Berliner
YAAM zu Gast war. Also schaut einfach dort einmal herein, wenn es noch
Informationsbedarf geben sollte.
Live
Video:
Horace Andy - 3/3 - Every Tongue Shall Tell
Die Show mit Horace Andy ist jetzt für uns erst einmal zu
Ende, denn gerade bekommen wir die lieb gemeinte Info, dass Ky-mani
Marley in Kürze für Interviews zur Verfügung
stehen würde. Also nur wenn wir möchten,
natürlich. Fotos hat das Tourmanagement wohl nicht erlaubt.
Aber wir werden sehen, und schließlich wird das ja Ky-mani
Marley selber entscheiden können.
Unterwegs noch schnell ein Foto mit Chuck Fenda, und dann geht es auch
schon zu Ky-mani Marley. Während die ersten Presseleute ihr
Interview vorbereiten und die Technik installieren, hat Ky-mani Zeit
für uns. Was für ein Blödsinn, von wegen
"keine Fotos"! Ky-mani ist aufgeschlossen und freundlich wie wir ihn
bisher kennengelernt haben und erlaubt natürlich auch ein paar
Fotos. Warum müssen eigentlich manche Manager immer versuchen
alles zu verkomplizieren oder kaputt zu machen? Und das ist
leider
erst der Anfang, wie wir am späteren Abend noch merken
werden.
Ganz nebenbei erfahren wir bei der Gelegenheit, was uns bei der
heutigen Abschlussshow mit Ky-mani Marley erwartet, denn er hat schon
einmal seine Setlist mitgebracht, in die wir Einsicht nehmen
können. Wenn alles so bleibt, erwartet uns wieder eine tolle
Show.
Aber zuvor sind noch zwei weitere Punkte auf der Running Order, die es
anzusehen gilt.
Zuerst
ist der inzwischen in Polen lebende Jamaikaner Anthony B an der Reihe,
der aber noch einen Special Guest mitgebracht hat.
Errol Victor Wilson, alias Jah Clarity,
ist geboren und aufgewachsen in
Brown´s Town, Parish St. Ann, in Jamaica. Wer schon einmal
nach Nine Mile zum Bob Marley Mausoleum gefahren ist, kennt sicher
dieses berühmt berüchtigte Städtchen mit den
dereinst besten Ganjaplantagen. Jah Clarity hat sich schon mit 11
Jahren auf musikalische Pfade begeben und ist auf Schulkonzerten,
Talentshows und in Bars aufgetreten.
Sein erster Talentwettbewerb bescherte ihm gleich den ersten Platz, was
ihn in seiner Leidenschaft für die Musik weiter
bestärkte. Neben dem Gesang entwickelte er sich aber auch zum
Songschreiber und verfasste schon Lyrics für bekannte
Künstlern wie Antony B, Luciano oder Nitty Kutchie, nur um
einige zu nennen. Er stand schon mit zahlreichen Künstlern auf
der Bühne und ist dabei schon rund um den Globus bis
nach Australien gereist. Sein Debutalbum steht aber noch aus. Er
arbeitet aber gerade daran, wie er sagt.
Als Backingband ist wieder die House of Riddim an den Instrumenten zu
Gange, was 2x den Umbau nebst Soundcheck auf der Main Stage eingespart
hat.
Nach
dem Vorprogramm von Jah Clarity ist nun unser neuer EU-Bürger Anthony B an
der Reihe. Nun ja, nach zirka zwei Jahren kann man eigentlich nicht
mehr
von "neu" sprechen, aber es ist immer wieder unglaublich, wenn man
daran denkt, dass sich Anthony das Land Polen als neue Heimat
auserkoren hat. Für uns kann es ja nur gut sein, so ist
Anthony B einfacher buchbar und hat eine kostengünstigere
Anreise, was für Veranstalter und Künstler Vorteile
bringen sollte. Auf der anderen Seite des großen Wassers ist
es dafür nun umgekehrt.
Der Bobo Dread mit seinen mitreißenden Aufführungen
ist schon seit vielen Jahren Stammgast auf dieser Seite und war beim
Reggae Jam zuletzt im Jahr 2015. Den letzten großen Konzertbericht
über Anthony B haben wir im November 2016 verfasst. Von daher
möchten wir an dieser Stelle nicht schon wieder seine
biografischen Daten zerpflücken und schicken euch einfach ein
Jahr zurück, wenn es noch Informationsbedarf gibt.
Nach über Tausenden Singles, Mitwirkung auf Hunderten Alben
und über 30 eigenen Longplayern, ist es unserseits inzwischen
schwierig geworden gedanklich eine "Wunsch-Setlist" zu erstellen. Die
Zahl seiner Hits vergrößert sich von Jahr zu Jahr
und sein aktuelles Album muss natürlich auch immer angemessen
in Szene gesetzt werden. Sein bisher letzter Longplayer ist
nach wie vor das 2015er "Tears Of Luv". Nach seinem bisherigen Rhythmus
der Veröffentlichungen zu urteilen, müsste aber sein
nächstes Album nicht mehr lange auf sich warten lassen. Denn
länger als zwei bis maximal drei Jahre hat es bisher nie in
all den Jahren seit 1995 gedauert. Mehrere Alben in einem Jahr waren da
eher die Regel.
Live
Video:
Anthony B & House of Riddim - Whip Dem Jah Jah + ... + There Is
A Reward For Me + Imagine + My Yes And My No + Living My Life / Time To
Have Fun
Langsam nähern wir uns dem Finale. Nur noch zwei Shows und
dann ist die diesjährige Running Order abgearbeitet.
Aswad ist nach dem Tausch ihrer Startnummer mit Cham, der
letzte Act auf der Special Stage.
Auf
Aswad freuen wir uns eigentlich ganz besonders, da es immerhin schon 10
Jahre her ist, als wir sie zuletzt auf dem Summerjam sehen konnten.
Die 1975 in London gegründete Band war besonders in
den 80er und frühen 90er Jahren erfolgreich. Besonders mit
ihrem 1988er Hit "Don´t Turn Around", geschrieben von Diane
Warren und Albert Hammond, wurden sie weltweit bekannt und landeten auf
Platz 1 der britischen Charts. "Don´t Turn Around",
ursprünglich 1986 von Tina Turner aufgenommen, ist einer jener
wenigen Reggae-Songs, den man sogar im hiesigen Musikfernsehen erleben
durfte.
Live
Video:
Aswad - 1/2 - Just Can't Take it
Nachdem Aswad ihre ersten Songs unter die Leute gebracht haben, sind
wir
erst einmal sprachlos. Die Fangemeinde blickt ungläubig zur
Bühne und traut ihren Augen und Ohren nicht. Aswad als
Soundsystemshow und dann auch noch die Songs teilweise schwer
erkennbar? Die Kommentare verschiedener
Fotografen und Presseleute aus dem Fotograben gebe ich lieber nicht
wieder. Was ist von der einst so tollen Live-Band und ihren Hits nur
übrig geblieben? In ihrem Alter muss man auch nicht unbedingt
einen auf "jugendlich cool" machen wollen und die Schlüpfer
über die Hosen hinausziehen. So zumindest hin und wieder Tony
Gad Robinson. Drummie Zeb macht das zum Glück nicht auch noch
mit. Aber viel schlimmer ist, dass die schönen Songs von Aswad
nicht so präsentiert werden, wie sie es verdient
hätten. Zum Glück erwische ich wenigstens
für die Videos die schönsten Stellen der Show, die
noch ein paar Erinnerungen aufkeimen lassen.
Im letzten Teil der Show werden dann wenigstens noch die Drums
besetzt,
so dass der Hit "Don´t Turn Around" doch noch einen
Live-Musiker bzw. eine Musikerin bekommt. War das nun Programm oder
Erbarmen einer Drummerin? Wir wissen es nicht und versuchen es auch
nicht zu
ergründen. Der Applaus zur Verabschiedung von Aswad
fällt ein wenig dürftig aus. Aber was will man auch
erwarten. Nach der perfekten Show von Anthony B, war Aswad schon ein
krasser Absturz.
Live
Video:
Aswad - Don´t Turn Around
Das letzte Studioalbum von Aswad ist das 2009er "City Lock", welches
zuletzt 2017 noch einmal mit anderem Cover und einer Live Zugabe von
"Don´t Turn Around"
veröffentlicht wurde.
Aber
nun zu Ky-mani
Marley, der heute die Ehre hat, das Reggae Jam ins Finale zu
führen. Zuletzt und zum ersten Mal war er im Jahr 2014 hier,
aber da bestritt Shaggy die letzte Show des Festivals. Wir freuen uns
auf eine lange Liste aus dem bisherigen Schaffen von Ky-mani Marley und
natürlich aus dem Hitkatalog seines Vaters. Ohne Bob Marley
Songs wird natürlich nirgends auf der Welt eine Show seiner
Söhne zu Ende gehen. Da sind wir ganz sicher. Aber die Setlist
haben wir ja sowieso schon vor einer Weile verraten.
Unsere Vorfreude auf den weiteren Verlauf der Show wird aber
plötzlich erheblich eingeschränkt. Im Fotograben
kommt Unruhe auf. Sicherheitsleute klappern die Anwesenden ab und
verkünden, dass nach dem nächsten Song der Graben
geräumt wird. Das lässt sich nicht ändern.
Nach dem nächsten Song wäre gerade "Hustler"
vorüber, aber dazu soll es nicht mehr kommen. Mitten im Song
werden plötzlich alle Anwesenden nach draußen
gedrängt. Selbst vom Veranstalter verlangt das Tourmanagement
das Filmen einzustellen. Dann wäre es auf der LED-Wand
zappenduster und die hinteren Reihen der Festivalbesucher
könnten die Show auch nicht mehr so genießen wie
gewohnt. Und das ausgerechnet beim Finale! Zum Glück kommt es
aber nicht dazu. Ky-mani bekommt von all dem Trouble nichts mit. Wir
können uns auch nicht so recht vorstellen, dass diese Aktion
mit ihm abgestimmt war.
Live
Video:
Ky-mani Marley - 1/4 - New Heights + Hustler
Also verkrümeln wir uns nach hinten und versuchen noch ein
paar Fernschüsse. Im Nachhinein betrachtet ist das auch eine
tolle Perspektive, ... wenn nur diese große grüne
Plane mit dem Notausgangsymbol nicht
wäre. ;-)
Auf die Mädels vom Backgroundgesang müssen wir nun
leider verzichten.
Live
Video:
Ky-mani Marley - 2/4 - Love Over All (vom 2015er Album "Maestro")
Ky-mani Marley, der Sohn von Reggae Gott Bob Marley und Tischtennis
Meisterin Anita Belnavis, wurde am 26.02.1976 geboren. Er ist der
zweitjüngste Sohn von mindestens 11 leiblichen Kindern aus den
verschiedenen Verbindungen die sein Vater eingegangen ist. Anfangs
hatte Ky-mani kein Interesse, den musikalischen Fußstapfen
seines berühmten Vaters zu folgen. Der Sport hatte es ihm viel
mehr angetan. So hat es relativ lange gedauert bis er dann doch noch
zur Musik fand. Sein Debutalbum "Like Father, Like
Son" wurde 1996 veröffentlicht, war aber noch nicht sehr
erfolgreich.
Live
Video:
Ky-mani Marley - 3/4 - Love Ska
Sein musikalischer Durchbruch gelang ihm erst als er 1997 mit Pras von
den "Fugees" ein Remake von Eddy Grant´s "Electric Avenue"
veröffentlichte. Ky-mani
verfolgte aber nicht nur die Spuren des Reggae, sondern ist ein sehr
vielseitiger Künstler. So findet man in seiner Musik neben
Reggae auch Elemente von HipHop, World Music, Blues und Rock.
Nach seinem Studioalbum "Radio" hat es 8 Jahre gedauert bis sein bisher
letzter Longplayer "Maestro" erschien. Wo das dereinst
seit 2009 angekündigte Album mit dem Titel "Evolution Of
A Revolution" abgeblieben ist, ist nicht zu ergründen.
Dafür gibt´s aber noch seit 2016 das Album
"Conversations", eine Gemeinschaftsausgabe von Ky-mani Marley und
Gentleman.
Live
Video:
Ky-mani Marley - 4/4 - Redemption Song
"Redemption Song" als Festivalausklang ist schließlich die
allerletzte Zugabe von Ky-mani Marley. Nebenan hat schon der
Musikverein Rote Heide Stellung bezogen um uns den "Abschiedsmarsch" zu
blasen. Seit 2014 ist das nun schon Tradition auf dem Reggae Jam
geworden, dass es nach den letzten Dankesworten von Bernd "Sheriff"
Lagemann und den jeweils amtierenden Moderatoren, sowie dem
Schlussstrecksprung der Massive auf dem Platze, noch einen Ska- oder
Reggae-Tune im Blasmusikgewand gibt. Bei einem Stück bleibt es
natürlich nicht, ... und so lange der anwesende
Bürgermeister noch alle Augen zudrückt und ein
Überschreiten des Curfew zulässt, droht ja von daher
kein Ungemach. ;-)
Live
Video:
Musikverein Rote Heide - Guns Of Navarone + and more
Soweit unsere Impressionen vom letzten Tage unseres
Festivalaufenthalts. Wir werden nun noch unsere Abschiedsrunde im
Gelände drehen und dann den Rückzug antreten.
Und hier noch ein
abschließender Tipp:
Vergesst nicht euch den diesjährigen großartigen
Reggae Jam Artist Mix zu beschaffen, der von Sensi Movement und dem
Blessed Love Sound zusammengestellt worden ist.
Falls die Scheibe irgendwann nicht mehr zu bekommen sein sollte, habt
ihr immer noch die Möglichkeit den Mix hier
anzuhören. Einfach das Cover anklicken.
Ansonsten hier
erwerben, so lange es geht.
Montag -
31.07.2017
Nach den sich alljährlich wiederholenden unangenehmen
Spießrutenläufen durch Polizeikontrollen an den
Ausfallstraßen von Bersenbrück, wir hatten voriges
Jahr am Ende von Teil
4 ausführlich davon berichtet, liegt auch dieses
Jahr diese
letzte Herausforderung noch vor uns. Dazu haben wir uns eine neue
Taktik zurechtgelegt und haben Glück. Über das "Wie"
werden wir aber an dieser Stelle heute nicht berichten. Denn
schließlich liest ja der "Feind" womöglich mit. ;-)
Aber fragt uns ruhig beim nächsten Reggae Jam in
Bersenbrück.
Auf
Wiedersehen bis zum nächsten Mal, beim 25-jährigen
Jubiläum des Reggae Jams!
Copyright:
www.reggaestory.de
Text und Videos: Peter Joachim
Fotos: Marion und Peter Joachim
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- Sonnabend /
Saturday - 29.07.2017