Heute ist für 17:30 Uhr der Programmstart auf den beiden
Bühnen des Klosterparks angesetzt. So können wir, wie
alle Jahre wieder, ganz entspannt den größten Teil
des Tages für Erkundungen außerhalb des Klosterparks
verwenden. Wenn es auf den Bühnen erst einmal losgegangen ist,
haben wir dafür garantiert keine Zeit mehr.
Also gehen wir mal eine Runde und fangen paar Impressionen auf dem
Campinggelände ein.
Guten Morgen! Die "Waschanlage" am Hastruper Weg. Natürlich
gibt es auch
noch Plätze in geschlossenen Räumen, für
Kalt- und Warmduscher. ;-) Dann aber gegen Gebühr.
Schnapsflaschenvorhang. Wie lange seid ihr denn schon hier?
Frühschoppen bei guter Aussicht über´s
Gelände.
Auch wieder mit dabei, ... der Rastafari-Transporter vom letzten Jahr.
Wer einen Firmenwagen zum Schlafwagen umfunktionieren kann, hat
natürlich gute Karten und braucht Regen und Sturm nicht zu
fürchten.
Das ist doch mal was Anderes, als immer nur dieses blöde
rot-weiße Flatterband. ;-)
Noch sieht das Gelände gut aus, und die markierten Wege werden
ordentlich frei gehalten.
Wir müssen leider arbeiten. :-( Nur mit
Festivalbändchen darf auf dem Gelände gezeltet
werden. Ganz entspannt kann man sich an mehreren Orten sein
Bändchen holen und muss nicht stundenlang anstehen wie bei
manch anderem Festival.
Von der Zahnbürste bis zum Zelt kann sich auch der
Vergessliche oder der Transportmüde, beim "helgaa festival
service" noch eindecken.
Kann man den Aussichtsturm mit Bett beim Da Sandwichmaker eigentlich
auch stundenweise mieten? Das wäre doch mal was.
Gegenüber gibt es leider kein Stück freie Wiese mehr
zum chillen.
Armband gefällig? Ich habe garantiert für jeden
Geschmack etwas dabei.
Im
Lager der Baye Fall wird wie immer kräftig getrommelt und
getanzt. Hier kann man auch ganz gut verweilen und zuschauen.
Öffentliche Nachricht an die Truppe:
Entschuldigt bitte, wenn ich euch die Bilder bisher nicht
schicken konnte. Ich habe es wirklich mehrfach versucht und die
erhaltene E-Mail-Adresse in allen erdenklich möglichen
Schreibweisen und Buchstabenkombinationen ausgetestet. Leider kam immer
wieder alles zu mir zurück, bis ich irgendwann aufgegeben habe.
Also meldet euch einfach über das Kontaktformular der Website
mit der korrekten Adresse, dann können wir das noch nachholen.
Begeben wir uns nun in Richtung Dubcamp und durchqueren das total mit
Zelten zu geparkte Gelände des Gymnasiums.
Der Bereich um den Bootshafen und der I-Revelation Riverside
Disco, ansonsten von Hochbetrieb gekennzeichnet, ist heute unter grauem
Himmel etwas unterbevölkert.
Hier schlagen doch tatsächlich schon die Kokosnüsse
aus und eine jamaikanische Grilltonne im Miniformat für das
Jerk Chicken ist auch am Platze.
Am Ufer des Flüsschens Hase gibt´s die
schönsten Campingplätze.
Wenn schon keine Sonne am Himmel, dann wenigstens Sonnenblumen an Bord.
Im
Dubcamp ist heute auch nicht der große Betrieb wie wir ihn
sonst hier kennen.
Daran ist aber ganz sicher nicht die Musik, sondern das etwas
unkalkulierbare Wetter Schuld. Alles sieht recht düster aus,
und immer wieder ziehen recht bedrohlich wirkende Wolken über
den Himmel. Aber so lange es nicht regnet, ist alles im grünen
Bereich.
Suchen wir uns ein schönes Plätzchen zur Entspannung
und lauschen der wie immer genialen Musikauswahl. Wir haben noch ein
paar Stündchen Zeit, bevor es auf den Bühnen des
Klosterparks zur Sache geht. Mittlerweile ist es bei uns zur Tradition
geworden, an diesem Platze den Festivalstart vom Freitag abzuwarten.
Das Dubcamp bildet eigentlich das südöstlichste Ende
des Campingareals, trotzdem stehen schon Zelte hinter dem Zaun. Die
werden wohl Ärger bekommen.
Nach ein paar gemütlichen Bierlängen raffen wir uns
langsam auf, um unsere Unterkunft anzusteuern und die letzten
Vorbereitungen für das Abend- und Nachtprogramm zu treffen.
Die I-Revelation Riverside Disco.
Südöstlicher Ticketschalter an der Straße
"Im Dom".
Soweit ein kleiner Rundgang über´s
Campinggelände. Machen wir nun einen Zeitsprung auf 17:00 Uhr
und begeben uns in Richtung Klosterpark. Für 17:30 Uhr ist die
Eröffnung des Bühnenprogramms angesagt. Heute wird
der Startplatz von der im Jahr 2014 gegründeten Neandertaler
Gruppe StaxX
belegt.
Bevor wir uns dem Bühnenprogramm widmen, müssen wir
aber erst das Gelände nebst Festivalmarkt checken.
Dort
treffen wir auf Joseph
Blue Grant a. k. a. Still Cool, der zuletzt im
Jahr 2011 seinen Auftritt auf der Festivalbühne hatte. Er
befindet sich trotzdem jedes Jahr auf dem Gelände, wenn nicht
als Sänger dann zumindest als Trader. Heute hat er sogar eine
große Fahne von seinem Label "music & culture"
installiert. Wir hoffen endlich auf sein neues Album zu treffen, das
sich seit vielen Jahren in der Endphase der Fertigstellung befindet. So
zumindest die jährliche Auskunft von Joseph. Leider gibt es
immer
wieder neue Gründe, die das Release hinausschieben.
Andere konnten offenbar nicht länger warten und haben
ungefragt alte Schätze wieder veröffentlicht. Joseph
zeigt uns das Album in einer Mischung aus Stolz und
Verärgerung. Er sagt dazu: "Dieses Album war unser erstes
Album, das erste Album der Gruppe „Still Cool“,
aufgenommen 1978 in den Studios von Treasure Isle, Harry J und Aquarius
Studio in Kingston, Jamaica. Es war eine kollektive Produktion von
Bunny Hollet, Still Cool und Carl „Stero“ Fletcher.
Letzterer behauptet, die gesamten Rechte an der Produktion zu besitzen,
aber das ist ein Betrug.
Zu seiner Zeit, hatte Bob Marley sein Interesse bezeugt, dieses Album
zu fördern, da er Gefallen an unserer Gruppe gefunden hatte.
Aber „Stero“ weigerte sich, mit Bob zusammen zu
arbeiten, da er alle Rechte für sich behalten wollte.
Während meines Aufenthalts in Jamaika im Jahr 2015,
hörte ich dass sich auch „Stero“ auf der
Insel befand. Also nahm ich Kontakt durch einen ihm
nahestehenden Freund zu ihm auf und arrangierte ein Treffen. Einen Tag
bevor dieses Treffen stattfinden konnte, erhielt ich jedoch eine
Nachricht von ihm, er müsse dringend nach Amerika
zurück. Also kamen wir nie zusammen.
Ich wusste nichts über die Veröffentlichung des
Albums, bis ein Freund aus England mir zu dessen
Veröffentlichung gratulierte. Ich war ehrlich
überrascht, und musste schließlich meine eigenen
Exemplare des Albums kaufen, um es zur Festivalsaison vorrätig
zu haben. Wie ich immer sage: Wir machen die Musik, andere machen das
Geld.
Shaka, Stero und Freddie – sie alle baden sich in unserem
Ruhm und stecken das Geld, dass unter den originalen Künstlern
geteilt werden sollte, in ihre eigene Tasche. Aber die Zeit wird die
Wahrheit hervorbringen (time will tell)."
Einen gesonderten und umfangreichen Beitrag zu Joseph "Still Cool"
Grant, mit jeder Menge Musik findet ihr hier.
Doch
nun wird es wirklich Zeit sich langsam in Richtung Bühnen zu
begeben. Dort ist jetzt Nattali
Rize an der Reihe, die erst ein paar Tage vorher mit Harrison
Stafford im Berliner YAAM zu Gast war. Nattali Rize kommt aus
Australien, ist auch Frontfrau der Band Blue King
Brown und unter dem Namen Natalie Pa'apa'a bekannt geworden.
Blue
King Brown wurde im Jahr 2004 von Natalie und Carlos Santone
gegründet. Ein Jahr später folgte die Debut-EP "Blue
King Brown" und 2006 das Debutalbum "Stand Up". Nun ist
sie als Nattali Rize auch als Solokünstler unterwegs.
Im August 2015 bringt Nattali Rize ihre erste EP als Soloartist
heraus. "New Era Frequency" ist eine Zusammenarbeit
mit den jamaikanischen Künstlern Wayne "Unga Barunga" Thompson
und Jason Welsh, bekannt als Drum & Bass Duo
Notis. Das Album besteht aus 6
Tunes und 3 Dub-Versions.
Neben der Zusammenarbeit mit Notis gibt es aber noch weitere Projekte
mit jamaikanischen Künstlern, wie Kabaka Pyramid (Generations
Will Rize) oder Julian Marley (Natty Rides Again), beide auch mit
offiziellem Video veröffentlicht.
Endlich sehen wir auch einmal, wer sich unter dem Pilotenhelm verbirgt.
Nattali Rize lässt sich auch nicht nehmen ein Statement in
Deutsch abzugeben. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat sie wohl
Ganjaman dabei unterstützt, dies auf´s Papier zu
bringen. Es scheint trotzdem nicht ganz einfach zu sein, auch
für die Zuhörer. Immerhin eine
super Geste, sollen andere Künstler erst einmal nachmachen.
Live
Video:
Nattali Rize - Generations Will Rize + ...
Nattalie Rize für Germaican Lady und Help Jamaica e.V..
Mehr Fotos aus der Sammlung mit den gelben Flyern gibt es hier.
Sheldon
Campbell, alias Turbulence,
der als
nächster Act an der Reihe ist, hat heute seinen eigenen
Kameramann mitgebracht und mit hochexklusiver Technik ausgestattet. Er
ist gerade dabei den Weg von Turbulence vom Vorbereitungszelt zur
Bühne aufzunehmen. Wir drücken uns an den Rand um
nicht das Bild zu stören, aber Turbulence hat uns
längst erkannt und begrüßt uns erst einmal.
Es ist tatsächlich schon wieder drei Jahre her, als wir uns
zuletzt gesehen haben. Genau so lange, wie sein letzter Auftritt beim
Reggae Jam 2013.
Live
Video:
Turbulence - 1/2 - ...
Seit 2000 hat Turbulence über 20 Alben herausgebracht, 19
davon
allein in den ersten 7 Jahren. Danach ist es ruhiger um ihn geworden,
zumindest was den Ausstoß von neuen Alben betrifft. Sein
bisher
letzter
Longplayer „Celebration
Of Life“ kam am 07.08.2012 heraus, ist aber bisher nur als
MP3-Download zu bekommen.
Turbulence gefällt mir heute deutlich besser, als ich ihn noch
von vor drei Jahren in Erinnerung habe. Viele seiner Hits gibt es heute
wenigstens richtig ausgespielt und nicht so sehr zusammengemixt. Lag
damals vielleicht auch daran, weil er sich mit Warrior King die Zeit
teilen musste.
Gut gemacht auch die Vorstellung der einzelnen Musiker, bei
der die
Solis nicht so überstrapaziert werden und Turbulence immer mit
im
Bild ist.
Als er schließlich auch noch Bob Marley´s "One
Love" anstimmt, gibt er das Mikro an das Publikum ab und hat
dabei den absolut richtigen Riecher. Die Stimme eines Fans in der
ersten
Reihe ist doch glatt bühnenreif. Respekt!! Hört euch
unbedingt das Video an.
Live
Video:
Turbulence - 2/2 - Ethiopia Awakes + ... + One Love
Schauen wir uns zwischendurch einmal den neuen
Interviewstützpunkt an. Man hat dafür eine neue und
praktische Lösung gefunden. Er ist jetzt auf kurzem Weg
zwischen den Bühnen und dem Freibad, auf einer
großen
Wiese erreichbar. Eine gute und Zeit sparende Sache für alle
Beteiligten. Die Künstler haben es nicht weit und die
Interessenten können schnell mal "um die Ecke schauen", was
gerade so los ist. Auch die Organisatoren, die sich um die
Künstler und die Presse kümmern müssen,
atmen erleichtert
auf. Die Jahre zuvor musste man die Künstler über das
öffentliche Festivalgelände in ein entferntes
Gebäude führen und hat dafür im schlimmsten
Fall eine Stunde Weg gebraucht. Dies nicht wegen der Entfernung,
sondern wegen der vielen Fanwünsche, über die man
zwangsläufig auf so einer Wegstrecke immer stolpern wird. Aber
auch
für die Fans, die sich mit den Künstlern treffen
wollen, hat man sich eine gute Sache einfallen lassen, aber dazu
später.
Nattali Rize im Interviewzelt. Gut gemacht auch die dunkle
Rückwand, da weiße Hintergründe bei Fotos
oft die Belichtungstechnik der Kamera in die Irre führen.
Alles perfekt.
Das Zelt könnte höchstens noch etwas breiter sein,
zumindest
bei Regen. ;-)
Auf
der Special Stage hat inzwischen Sevana
mit ihrer Show begonnen. Also geht es schnell wieder zurück
zur Bühne. Auch ein Vorteil des neuen Interviewpunktes. Man
ist aktuell am Geschehen, man verpasst nicht so viel und kann schnelle
Entscheidungen treffen, wenn es mal länger dauern sollte.
Sevana ist zum ersten Mal auf dem Reggae Jam. Auch für uns
persönlich ist es eine Premiere, die 24-jährige
Sängerin zu sehen, deren Heimatstadt Savanna-la-Mar fast wie
ihr Künstlername klingt.
Aufgefallen ist Sevana hierzulande durch ihre Zusammenarbeit mit
Protoje auf dessen
2015er Album "Ancient Future" mit den Songs "Love Gone Cold" und
"Sudden Flight". Bei "Sudden Flight" ist auch noch Jesse Royal mit am
Start. Sevana ist stark beeinflusst durch Neo-Soul Artists wie Amy
Winehouse, India.Arie, Erykah Badu und Lauryn Hill.
Sevana war
nicht das typische im Schul- und Kirchenchor singende Mädchen,
wie
so viele Bios jamaikanischer Artists beginnen. Bei ihr begann die
musikalische Laufbahn am heimischen Küchentisch, als
sie
eines Morgens Celin Dion´s "A New Day Has Come" sang. Sie
sagt darüber: "Meine
Mutter unterbrach mich und sagte, Du kannst wirklich singen!" Dadurch
angeregt nahm sie später an einem Talentwettbewerb in der
Schule
teil, konnte aber nicht den Mut aufbringen ihren Auftritt vor dem
Publikum zu Ende zu bringen und rannte weinend von der Bühne.
Zum
Glück hat sie das nicht entmutigt.
Live
Video:
Sevana - 1/2 - I Love You
Im Jahr 2010 trat sie mit
Freunden bei der jamaikanischen Fernsehshow "Digicel Rising Stars" auf
und
begeisterte die Jury bei den Castings derart, dass sie es letztendlich
bis in die
Top 10 schaffte. Das war für Sevana der entscheidende
Auslöser, weiterhin eine musikalische Laufbahn zu verfolgen.
2013 hatte sie ihren ersten Soloauftritt bei der Pop-Up Live Show "Live
From Kingston"
und sang verschiedene Amy Winehouse Songs. Dort fiel sie auch Protoje
auf, infolgedessen produzierte er gemeinsam mit Winta James Ende
2014
ihre erste Single "Bit Too
Shy",
die es inzwischen auch als offizielles Video gibt. Nach der Mitwirkung
auf Protoje´s 2015er Album "Ancient Future" ist sie nun auch
auf den
europäischen Bühnen angekommen. Am 13.07.2016 folgte
schließlich ihre Debut-EP "Sevana" mit 6 Songs.
Live
Video:
Sevana - 2/2 - Valerie
(Amy Winehouse Cover)
Auf der Main Stage sind inzwischen die Vorbereitungen für Big
Youth in vollem Gange. Lutan Fyah, der erst morgen seinen Auftritt hat,
ist auch schon im Gelände und lässt sich den Auftritt
von Big Youth nicht entgehen.
Links
Rebellion The Recaller und rechts Lutan Fyah mit Big Youth hinter der
Bühne.
Big
Youth ist zum ersten Mal beim Reggae Jam und wohl seit über
einem Dutzend Jahren zum ersten Mal wieder auf einer deutschen
Bühne zu sehen und somit eines der größten
Highlights des Festivals. Auf seinen Auftritt freuen wir uns deshalb
ganz besonders. Big Youth a. k. a. Jah Youth war der erste
Dreadlocks-Deejay der jamaikanischen Musikgeschichte und hat mit dem
von ihm kreierten Chat-, Scat- und Chant-Style die Rasta-Revolution der
70er Jahre eingeleitet. Zahlreiche Nachahmer folgten und
prägten mit ihm das goldene Zeitalter von Roots &
Culture Musik.
Nach einem kurzen Intro der Band, die extra für Big
Youth´s Festivalauftritt zusammengestellt worden ist, kommt
schließlich die lang erwartete Legende unter großem
Jubel auf die Bühne.
Live
Video: Big
Youth - 1/6 - Intro + Satta Massagana
Live
Video: Big
Youth - 2/6 - Jim Squeechy
Augustus Buchanan, alias Big Youth, wurde am 19.04.1949 in Kingston,
Jamaica, geboren. Vor seiner musikalischen Laufbahn arbeite er als
Mechaniker im Sheraton Hotel von Kingston, wo er auch von seinen
Mitarbeitern auf Grund seiner Größe den Spitznamen
Big Youth verpasst bekam. Während seiner Arbeit im Hotel
entwickelte der große Teenager seine ersten
Fähigkeiten im Toasting. Doch bald griff er auch zum Mikro und
trat bei einigen Partys auf, was in den späten 60er Jahren zur
Entstehung einer stetig wachsenden Fangemeinde führte.
Live
Video: Big
Youth - 3/6 - Natty Dreadlocks + Jammin´
Mit
Beginn der 70er Jahre trat er regelmäßig als DJ bei
Lord Tipperton's Soundsystem auf. 1972 kam schließlich seine
erste Single "Movie Man" für African Museum, Errol Dunkley und
Gregory Isaac´s Label heraus. Leider fand die Single kaum
Beachtung. Seine Versuche mit anderen Produzenten hatten auch nicht
mehr Glück, bis er mit Augustus "Gussie" Clarke die Single
"The Killer" herausbrachte. Sie wurde sein erster großer Hit.
Mit "Tipperton Rocking" folgte der nächste Streich. Big Youth
war nun in aller Munde und ein gefragter Künstler. Mit dem von
Keith Hudson produzierten "S-90 Skank" schoss er schließlich
zum ersten Mal an die Spitze der Charts. Für die Aufnahmen zog
Keith Hudson ein Motorrad der Marke Honda in das Studio, um die
Motorgeräusche aufzunehmen. Dies führte
schließlich auch zur Verwendung des Songs in einem
Fernsehwerbespot für Honda.
Live
Video: Big
Youth - 4/6 - Isiah First Prophet
1973
wurde schließlich sein von Gussie Clarke produziertes
Debutalbum
"Screaming Target"
veröffentlicht.
Ja und der Rest ist Geschichte. Bis heute hat
Big Youth über 20 Alben herausgebracht. Das bisher letzte
Studioalbum dürfte "Musicology" aus dem Jahr 2006 sein. Es
sind zwar noch spätere Alben auf dem Markt, aber diese sollten
nur ältere Produktionen zusammenfassen.
Aber wer bei Big
Youth noch weiter in die Tiefe gehen möchte,
sollte sich einfach das Riddim Magazin mit der Nummer 82
(Ausgabe 06/15 -
November // Dezember 2015) besorgen. Dort gibt´s
über Big Youth eine Titelstory mit 8
äußerst inhaltsreichen Seiten zu
studieren. Einfach das Cover anklicken und
bestellen.
Wir machen derweil weiter mit der Bilderflut zu Big Youth, so wie es
einer Legende gebührt. Aber es macht auch wirklich
Spaß den Mann zu fotografieren, der mit seiner Show gute
Laune verbreitet und immer wieder ein anderes Motiv abgibt. Die
nachträgliche Auslese wird ein schwieriger Fall. Aber was
soll´s, so wird es eben ein wenig mehr als sonst. Wir
können euch die schönen Bilder eben nicht
vorenthalten.
Live
Video: Big
Youth - 5/6 - S90 Skank
Unsere Erwartungen an den Auftritt von Big Youth werden voll
erfüllt. Wir würden das Konzert morgen glatt noch
einmal
ansehen. Einfach grandios. Maßgeblichen Anteil hat
natürlich auch die
unglaublich gut klingende namenlose Backing Band. Daher listen wir
wenigstens
noch einmal die Musiker an dieser Stelle auf. An der Posaune wird
sicher jederman Dr. Ring Ding erkannt haben. Weiterhin spielen am
Keyboard Andreas Rüttger, an den
Drums Alex Drummie, am Bass Ralph Linster, an der
Gitarre Rudy Valentino Jr
und als Percussionist Abdelali Mourid, der auch mit House of Riddim auf
der Bühne steht. Die beiden Mädels vom
Backgroundgesang weiß ich leider nicht gerade. Sie sind schon
öfter beim Reggae Jam auf der Bühne zu sehen gewesen
und werden auch noch andere Künstler in den nächsten
Tagen unterstützen.
Als Tourmanager fungiert Matthias "The Dread" Reulecke, der inzwischen
auf Jamaica lebt.
Live
Video: Big
Youth - 6/6 - Cool Breeze / Stop That Train
Ja so weit, ein paar Eindrücke von Big Youth und seiner Show,
die
nun eher als erwartet zu Ende gegangen ist. Denn leider ist nach dem
letzten Song der Jubel nicht ausdauernd genug, so dass es den
Moderatoren
leicht fällt, die Massive zur nächsten Bühne
zu delegieren. Sehr, sehr schade, denn mit "Three Blind Mice" steht
noch ein weiterer Knaller als Zugabe auf der Setlist, den es nun nicht
mehr zu hören gibt. :-(
Backstage
bei Big Youth mit Percussionist Abdelali Mourid und seiner Tochter.
Nachdem unsere Albumcoer abgezeichnet und schnell noch ein
paar
Fotos geschossen sind, geht´s für Big Youth schon
wieder zum nächsten Termin mit dem Riddim Magazin. Matthias,
Manager von Big Youth, beruhigt weitere Wartende: "Immer mit der Ruhe.
Wir haben noch genug Zeit. Big Youth wird alle Tage des Festivals auf
dem Gelände bleiben." Das klingt gut, da kann man bestimmt
noch mit ein paar Überraschungsauftritten von ihm rechnen.
Der
nächste Auftritt auf der Special Stage gehört Rebellion The
Recaller. Wir kommen etwas spät, und den
größten Teil seiner Show haben wir leider schon
verpasst.
Bafoday Drammeh oder Bafode Dramé, alias Rebellion The
Recaller, wurde 1979 als Sohn westafrikanischer Einwanderer in Paris
geboren. Mit 11 Jahren ging er nach Gambia und wurde später
Mitglied der gambischen Band "The Inspired Ones". Im Rahmen seiner
folgenden Solokarriere veröffentlichte er 1997 seine erste
Single "One For One". 1999 folgte sein Debutalbum "Departing From These
Days", allerdings nur auf Kassette.
Rebellion
The Recaller wird unterstützt von Vido Jelashe -
Rebellion ordentlich und ohne Mikro vor dem Gesicht ins Bild zu
bekommen ist schwierig, da muss man schon etwas Glück haben.
Nach
der Veröffentlichung von "Departing From These Days" wurde er
1999 bei den "Gambian Rap Awards" als bester Künstler des
Landes ausgezeichnet. Im Jahr 2003 führten ihn seine Wege nach
Deutschland, wo er 2004 den Song "We Must Rebel" noch
einmal veröffentlichte, der bereits auf seinem 1999er
Debut enthalten war. In Gambia und Senegal war die Single schon 1999
auf Platz 10 der Charts und wurde bis dahin die best verkaufte
Single die je ein Gambier aufgenommen hatte. Im Jahr 2008 folgte
schließlich die Veröffentlichung seines ersten
internationales Albums
"Movin´ On", bei dem Berliner Label IM Muisc, zu dem auch die
jamaikanische Produzenten-Legende Bobby Digital zwei Tracks
beigesteuert hat. Zur Vorstellung des Albums wurde von IM Music eine
umfangreiche Tour organisiert, die Rebellion auch wieder
zurück nach Gambia führte und im Berliner YAAM seinen
Abschluss fand.
Unterstützt wurde er dabei von den Soundsystems City Lock und
LP International.
Am 12. März 2012 veröffentlichte der inzwischen in
Berlin lebende Muslim sein drittes und mit 20 ansehnlichen Tunes
bestückte Album
"In This Time", dieses Mal jedoch bei dem Label "Elite Records".
Live
Video:
Rebellion The Recaller - Road Of Life (von "In This Time") + We Must
Rebel
Wir sind froh, dass wir wenigstens noch ein Stück der Show und
Rebellions größten Hit "We Must Rebel" erwischt
haben.
Nebenan wird es aber nun einen deutlichen Richtungswechsel in der Musik
geben.
Mit
General
Degree steht nun überwiegend Ragga und Dancehall auf
dem Programm. Cardiff Butt, alias General Degree oder nur Degree,
später auch Snapple Dapple genannt, kam am 28.04.1968 in
Manchester, Jamaica, zur Welt. Vor seiner musikalischen Karriere die in
den späten 80ern begann, arbeitete er als Schneider. Seinen
ersten Number One Hit hatte er mit dem Song "Granny", auf dem er seine
Großmutter imitierte und damit über ein Jahr lang
die
Charts von Jamaica dominierte. Wiederzufinden ist das Stück
auf dem gleichnamigen 1992er Album. Seine größten
Erfolge hatte er in den 1990er Jahren.
Seit dem Jahr 2000 verwendete er viel Zeit für die Arbeit als
Produzent für sein eigenes Record Label "Size 8" und
verwendete weitestgehend den Namen "Snapple Dapple". 2006
startete er auch noch seine eigene Modestrecke unter dem Namen
"Reh
Geh", ja was liegt eigentlich auch näher als
gelernter Schneider.
Für den 12. August 2016 ist nunmehr sein neuestes Album "From
The 90s" angekündigt. Auf dem Festival flattern schon
überall die Flyer herum und leuchten gelbe Poster von den
Wänden.
Als Backing Band gibt´s dieselben Musiker wie bei Big Youth,
jedoch ohne Posaune von Dr. Ring Ding und ohne Percussion von Abdelali
Mourid.
Wir brauchen derweil eine Pause, denn langsam hängt uns der
Magen in den Kniekehlen und schreit Hunger und Durst. Also folgen wir
dem Ruf und suchen uns ein Plätzchen.
Das
Obstbuffet im Backstage sieht doch richtig toll aus!
Wir vermissen heute im Backstage den Bildschirm, der das aktuelle
Bühnengeschehen zeigt, und den wir voriges Jahr noch als tolle
Neuerung gepriesen haben. Schade, ... ist leider nicht mehr da, aber
vielleicht wird´s ja nächstes Jahr wieder.
Aber
viel Zeit haben wie sowieso nicht, denn nun stehen mit Johnny Clarke
die
nächste Legende und unser persönliches zweites
Festival-Highlight auf dem Programm. Von seiner Show dürfen
wir keine
Sekunde verpassen.
Johnny Clarke wurde am 12, Januar 1955 im Whitfield Town Ghetto von
Kingston, Jamaica, geboren, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Seine
musikalische Karriere begann 1971 als er einen Talentwettbewerb in Bull
Bay gewann und als Preis die Gelegenheit für ein Treffen mit
dem Produzenten Clancy
Eccles bekam.
Doch kommen wir erst einmal zur Show, die der Posaunist Henry
Matic Tenyue
als Moderator eröffnet. Wir werden später auf die
Fortsetzung einiger biografischer Daten von Johnny
zurückkommen. Henry auch als Matic Horns
bekannt, ist einer der besten Posaunisten, hat als
Session-Musiker unter anderem für Mafia & Fluxy und
Gussie P gearbeitet und für Künstler oder Bands wie
Aswad, UB 40, Maxie Priest, Soul II Soul, Horace Andy, Gregory Isaacs,
John Holt, Freddie McGregor, Luciano und vielen anderen auf der
Bühne gestanden. Heute und schon früher
natürlich auch für Johnny Clarke, der bald darauf auf
die Bühne kommt. Dieser brettert was das Zeug hält
einen Hit nach dem anderen in die Massive und macht keine Pause. Nach 9
Minuten zieht er bei "Jah Jah In Idea" seinen Hut von Kopf und wirbelt
seine "African Roots" genannten Dreads über die Planken.
Unglaublich, was da unter dieser eigentlich gar nicht so
großen Kopfbedeckung hervor quillt. Erst nach knapp 23
Minuten findet Johnny Clarke seinen ersten Abschluss.
Live
Video:
Johnny Clarke - 1/4 - ... + None Shall Escape The Judgement
+ Jah Jah In Idea + Crazy Baldheads + True Born African
Clany Eccles nahm 1972 Johnny Clarke´s ersten
Song "God Made the Sea and the Sun" auf.
Leider war die Single nicht sehr erfolgreich und Johnny von der
mangelnden Förderung von Eccles enttäuscht. Also ging
er zu Rupie
Edwards der 1973 seine ersten zwei Hits "Everyday
Wondering" und "Julie" produzierte. Trotzdem wechselte Johnny im Jahr
darauf zu Glen
Brown, der für ihn "Jump Back Baby" aufnahm. Im
Anschluss daran begann seine lange Zusammenarbeit mit Bunny
"Striker" Lee und seiner Session-Band The
Aggrovators.
Noch im selben Jahr folgte sein Hit "None Shall Escape The Judegement",
der sich im Titel seines 1974er Debutalbum "None
Shall Escape" wiederfindet.
Live
Video:
Johnny Clarke - 2/4 - ...
1975 und 76 wurde Johnny Clarke Künstler des Jahres und der
beliebtester Sänger von Jamaica. Er war einer der
ersten jamaikanischen Künstler der 1976 bei "Front
Line", einer Tochter von "Virgin Records", unterzeichnete.
1983 zog er schließlich nach London und begann seine
Zusammenarbeit mit Neil "Mad Professor" Fraser, bei dem er noch im
selben Jahr das Album "Yard Style" veröffentlichte. Inzwischen
hat Johnny Clarke über 30 Alben veröffentlicht und
mit zahlreichen Künstlern und Produzenten zusammengearbeitet.
Unter anderem mit Sly & Robbie, King Tubby, Prince Jammy,
Prince Jazzbo, Errol Thompson, Joe Gibbs, Jah Shaka, Steely &
Clevie, Mafia & Fluxy und vielen anderen, nur um einige zu
nennen.
Live
Video:
Johnny Clarke - 3/4 - Blood Dunza
Auch hier könnte die Backingband wohl nicht besser spielen.
Der Sound ist echt genial. Am Bass spielt übrigens Jahmel
"Talliss" Ellison, den jederman von Ras-I-Tes
her kennt. Mit "Move Out Of Babylon Rastaman" geht
schließlich wieder eine tolle Show zu Ende.
Live
Video:
Johnny Clarke - 4/4 - Move Out Of Babylon Rastaman
Könnte ich das bitte alles noch einmal haben!? ;-) Das war
doch der Hammer! Sehen wir mal zu, ob wir Johnny Clarke noch irgendwo
erwischen. Auf der Interviewliste steht er nicht drauf. Er wird also
nicht zum Treffpunkt kommen. Sollte ihn denn außer uns
wirklich niemand sprechen wollen, ... unglaublich? Dafür ist
der Wunsch nach Dubplates bei den Soundsystems besonders
groß, was den Künstlern natürlich noch
einen guten Nebenverdienst einbringt. Im Dubplate-Studio von City Lock
wird deshalb fleißig aufgenommen. Schauen wir einmal kurz
vorbei. Den letzten Festivalact des heutigen Abends, "Silly Walks feat.
Patrice & Assassin", lassen wir dafür vorerst sausen.
Mit im Studio ist auch Big Youth, dessen
Einsatz natürlich ebenfalls in die Konserve kommt. Es
wird sogar ein Duett von Johnny Clarke und Big Youth eingesungen.
Für wen und was bleibt noch geheim. Für eigene
Dubplate-Wünsche wendet euch einfach an City Lock.
Hier mal ein kurzer Aus- und Zusammenschnitt von der
Studioarbeit mit Johnny Clarke und Big Youth, damit ihr mal einen
Eindruck zur Entstehung eines Dubplates bekommt. Das Ergebnis mit Musik
hört ihr dann beim nächsten Dance mit dem jeweiligen
Soundsystem.
Live
Video:
Johnny Clarke & Big Youth im Dubplate-Studio von
City Lock
Big Youth
& Johnny Clarke im Dubplate-Studio von City Lock
Und zum krönenden Abschluss des Tages denkt sich Big Youth
auch noch ein Jingle für reggaestory.de aus.
Live
Video: Big
Youth - Jingle
Auf
der Main Stage des Klosterparks feiert die Silly Walks Discotheque derweil
immer noch ihr 25-jähriges Bestehen. Der Sound besteht somit
seit 1991 und gehört zu den Pionieren der
europäischen Reggae-Szene. Ursprünglich noch mit
Gentleman am Mic und als Silly Walks Movement unterwegs,
gehören heute nur noch Selector Oliver
Schrader und MC Joscha Hoffmann zum Sound. Die
Umbenennung haben
sie 2008 vorgenommen, als man sich nach der Trennung vom
langjährigen Mitglied David Meyer neu orientiert hat. Wo ist
eigentlich Gentleman,
der könnte heute ruhig mal gratulieren!?
Patrice hat wohl
inzwischen
seinen Auftritt gehabt und Assassin ist gerade auch nicht zu sehen.
Gehen wir also noch einen Imbiss nehmen und lassen den ersten "Tag"
ganz entspannt ausklingen.
So könnte es öfter mal
sein, ... zum Ende eine Soundsystem-Show oder wenigstens nicht gerade
das absolute Highlight des Tages.
Aber als wir dann Assassin a. k. a. Agent
Sasco doch noch aus der Ferne hören, zieht es uns
fast wieder zur Bühne zurück. Ja gut, ... wir nehmen
uns das fest für ein nächstes Mal vor. Es
fällt eben wirklich schwer beim Reggae Jam irgendetwas
auszulassen.
Copyright:
www.reggaestory.de
Text und Videos: Peter Joachim
Fotos: Marion und Peter Joachim
>>
zurück zu Teil
1 - Donnerstag / Thursday -
28.07.2016 >>
weiter zu Teil 3 - Sonnabend /
Saturday - 30.07.2016 >>
weiter zu Teil 4 - Sonntag /
Sunday - 31.07.2016