18. Jahre Reggae Jam
in
Bersenbrück und gleichzeitig der Kampf um den 5. Pokal in
Folge
für das „Beste Festival“ standen
kürzlich ins
Haus. Von den Lesern der Riddim wurde das Reggae Jam zum besten
Festival der vergangenen vier Jahre hintereinander, 2008, 2009, 2010
und 2011 gekrönt. Wir dürfen gespannt sein wie das
diesjährige Ergebnis lautet.
Bernd Lagemann, a.k.a. Sheriff und Betreiber des Sounds „Sheriff´s
Soundpatrol“, hat zumindest alles daran
gesetzt, den guten Ruf des Festivals weiter zu festigen und dieses Jahr
besonders viele alt gediente Künstler mit an den Start
gebracht.
So konnten die Fans von Reggae und Dancehall eine Zeitreise der
besonderen Art quer durch die jamaikanische Musikgeschichte erleben.
Von den Anfängen mit Bands wie The Silvertones, The Jays oder
den
Mighty Diamonds, übers Mittelalter bis in die Gegenwart oder
gar
bis in die Zukunft mit „Newcomern“ wie Rootz
Underground
und Raging Fyah, war alles dabei um jede Altersklasse oder Fangemeinde
zu bedienen und alle Zeiten zu beleuchten. Wobei das Alter bei dieser
Musik und dem Reggae Jam überhaupt keine Rolle spielt.
Vor und während des Festivals sorgten zwar wieder ein paar
Ausfälle von angekündigten Künstlern
für ein Auf
und Ab bei den Vorfreuden der Fans, aber im Endeffekt war das Lineup
immer noch mehr als fett genug. Man bekommt sowieso schon immer die
Krise im Angesicht der Künstlerflut, die man eigentlich nicht
verpassen möchte. So ist es vielleicht ganz gut, wenn ein paar
Headliner weniger anreisen, damit man zwischendurch einmal zum
Luftholen kommt.
Busy Signal konnte seine Verpflichtung nicht erfüllen, da der
USA
Justiz auf einmal eingefallen ist, ihn mit Vorgängen zu
belasten,
die schon 10 Jahre zurückliegen und genau so lange bekannt
sind.
Cutty Ranks, Mr. Vegas und Linval Thompson konnten ebenfalls nicht
anreisen, was auch schon vor Festivalbeginn bekannt war. Die Nachricht
zu Linval Thompson´s Visaproblemen (offenbar von
Linval´s
Management zu spät beantragt) traf die Fangemeinde erst wenige
Tage vor dem Festival und schmerzte am meisten, obwohl er schon im
Vorjahr dabei war. Während dem Festival fiel Fantan Mojah
völlig unerwartet aus. Sein Visumantrag lag bei der Deutschen
Botschaft in Jamaica in der Warteschlange. Deutsche Mühlen
mahlen
langsam, die nehmen auch keine Rücksicht auf Verträge
und
hiesige Festivals. Nach der Abänderung der
Antragsformalitäten über die Deutsche Botschaft,
müssen
sich die Künstler künftig auf frühere
Visabeantragungen
einrichten. Woran jedoch die Anreise von No Maddz und Fiona gescheitert
ist, hat sich nicht herumgesprochen. Trotz allem gab es
genügend
Ersatz in der Running Order und keine Verschnaufpausen.
Aber genug des Vorgeplänkels und auf zum Reggae Jam 2012.
Nachfolgend nun ein paar Festivalerinnerungen die ich textlich aber
etwas knapp halten werde, da der Einbau von detaillierten
Hintergrundinformationen zu jedem Artist ein endloses Projekt ergeben
würde. Bitte nutzt also zur Vertiefung die im Text angebotenen
Links und schaut hin und wieder ein Video an, um in die
Atmosphäre
einzutauchen. Wer sich alle Videos gönnen und das Festival
fast
noch einmal erleben möchte, sollte mehr als 6 Stunden
dafür
einplanen und sich den Bericht besser in Etappen einteilen.
Donnerstag
– 02.08.2012
Als wir am frühen Nachmittag die Nähe von
Bersenbrück
erreichen wird plötzlich die Straße recht schmal und
eine
Kelle lauert am Straßenrand. Polizeikontrolle im
großen
Stil ist angesagt. Aber der Platz ist schon voll und alle Beamten sind
beschäftigt. So geht der Kelch an uns vorüber.
Wäre auch
schade um die Zeit gewesen, die man dabei einbüßt
–
für beide Seiten.
Kurz danach kommt schon das Zeltmeer der Festivalgäste in
Sicht.
Die ersten Camper haben ihre Claims schon sage und schreibe am
Sonnabend letzte Woche abgesteckt, wie wir erfahren.
Das Campinggelände befindet sich überwiegend zwischen
dem
Flüsschen Hase und der Neuenkirchener Straße. Links
und
rechts des Hastruper Weges stehen zwei Stoppelfelder zur
Verfügung. Das Gelände sieht dieses Jahr viel voller
aus.
Übermäßige Freiflächen, mit
Ausnahme der
Fahrspuren sind kaum noch zu erkennen. Ein Großteil der
Besucher
muss ihre Ankunft vorverlegt haben. Wir machen jedoch nur eine kurze
Stippvisite auf dem Gelände, da wir ein
großzügiges
Angebot zur Nutzung eines Bersenbrücker Vorgartens erhalten
haben.
23:15 Uhr steht im Dancehallzelt Sheriff´s Soundpatrol mit
Live
Artists auf dem Programm. Das dürfen wir natürlich
nicht
verpassen, zumal die zu erwartenden Künstler bisher nicht
bekannt
sind.
Programm im Dancehallzelt vom 02.08.2012:
19:30 – 21:00 Uhr: Reggae Jam Film 2011
21:00 – 21:45 Uhr: Outernational Sounds
21:45 – 22:30 Uhr: Sheriff´s Soundpatrol
22:30 – 23:15 Uhr: Chant Daun
23:15 – 00:30 Uhr: Sheriff´s Soundpatrol with Live
Artists
00:30 – 03:00 Uhr: Blessed Love / Bass Station
Auf dem übrigen Gelände ist das Festivalgeschehen
ebenfalls
schon längst in vollem Gange, zumindest soweit es das
Campingareal
betrifft. Die Händler machen ihre ersten Geschäfte,
„verkohlte“ Jerk Chicken verlassen die
Fässer und
suchen sich durch den Qualm ihren Weg zum hungrigen Kunden und
unbekannte Musiker geben auf den Freiflächen zwischen den
Marktständen ihr Können zum Besten. Myriaden von
Insekten
tanzen im Licht der Scheinwerfer, dass man nahezu Angst zum Atmen
bekommt. In unmittelbarer Nähe hat sich DaSandwichmaker an
seinem Stammplatz eingerichtet und
hat neben seinen Kochkünsten immer noch ein paar Exemplare
seines
einmaligen vegetarischen Kochbuchs „Moa Fire“
anzubieten.
Von 32
nominierten Kochbüchern,
für das beste vegetarische Kochbuch des Jahres 2012, erreichte
„Moa Fire“ übrigens Platz 4. Von
überall her
wummern die Bässe, die nicht nur aus dem Dancehallzelt kommen.
Neben den Boxen verschiedener Marktstände gibt es auch die
eine
oder andere kleinere Bühne und Soundsystemzelte, die sich
gegenseitig überbieten.
Als schließlich Sheriff´s Programmpunkt naht geht
es
für uns jedoch ins große Dancehallzelt. Auch hier
wird schon
seit Stunden kräftig gefeiert und getanzt. Erster Live Artist
ist Ky-Enie aus
Jamaica, der die
Dancehall-Massive rocken darf.
Weiter geht es mit Brain Damage der
offensichtlich eine
Liebe zum jamaikanischen „Wray And Nephew Overproof
Rum“
hat. Hoffen wir, dass die „Guaranteed Full
Strength“
später nicht mit dergleichen zuschlägt. Wenn er denn
die
Flasche alle macht, die über 60% hat, ist Hopfen und Malz
verloren. Jetzt fehlt noch nicht allzu viel. Glauben wir daran, dass er
den „Rest“ teilt.
Im Backstage ist allerhand Betrieb. Neben den Sounds und
Künstlern
des Abends sind auch schon verschiedene Inhaber von Programmpunkten der
Folgetage anzutreffen. Wenn man denn alle Gesichter genau kennen
würde, könnte man schon heute Abend die sehr agilen
älteren Herrn der Silvertones kennenlernen, die sehr
interessiert
und begeistert das Geschehen verfolgen.
Auf der Bühne sind für heute keine weiteren
Künstler zu
erwarten, so dass wir langsam den Rückzug in Richtung eigenes
Zelt
antreten. Dort ist es gespenstisch still. Außer ein paar
Pferde,
die hin und wieder auf der Koppel schnauben, ist nix zu hören.
Eine erholsame Nacht erwartet uns.
Freitag
– 03.08.2012
Heute wird das Programm auf den beiden Festivalbühnen gegen
18:00
Uhr beginnen, im Dancehallzelt gegen 19:30 Uhr. Schön
ausgeschlafen in Ermangelung des Lärms der nicht vorhandenen
Zeltplatzpartys, haben wir heute einen längeren Tag als sonst
vor
uns. Rein zufällig stoßen wir bei unseren
Spaziergängen
auf den Bahnhof. Gerade fahren zwei Züge ein und die anwesende
Polizei schwärmt aus. Gegenüber vom Bahnhof befindet
sich
sogar eine Polizeistation - wie praktisch. Beide Seiten der Gleise
inklusive Fußgängerbrücke werden von den
Polizisten
besetzt. Keiner der Ankommenden darf entwischen, bevor er nicht von den
Drogenhunden beschnüffelt worden ist.
Dafür hat man auf der Rollstuhlzufahrt eine
Fußgängerschleuse eingerichtet, die jeder passieren
muss,
bevor er das Bahnhofsgelände verlässt. Wir verfolgen
interessiert das Treiben. Nix passiert. Den Hunden wird es mangels
Erfolgserlebnissen sichtbar langweilig. Sie müssen zwischen
den Zugankunftszeiten mit Polizeidrogen trainiert und bei Laune
gehalten werden. Schöne und ganz liebe Hunde
übrigens. Wüsste zu gerne, was man hier über
die Tage der Bahnhofskontrollen überhaupt findet. Und vor
allen Dingen welche Mengen, die einem derartigen Einsatz gerecht
werden? Bestimmt auch nicht mehr als auf jedem anderen Bahnhof im
Verhältnis zu den beschnüffelten Personen. Sollte
mich nicht wundern, wenn hier die Erfolgsquote sogar geringer ist. Wer
hier was in den Taschen hat, dem ist echt nicht mehr zu helfen.
Auf dem Festivalgelände sind die Aufbauarbeiten noch in vollem
Gange. Besonders die Händler stehen am späten
Nachmittag noch völlig unter Strom, kämpfen sich
durch Berge von Brettern, Planen, Gestängen und ihren Waren.
Eine halbe Stunde vor der offiziellen Eröffnung sieht`s noch
aus wie nach einem Tornado. Schwer zu glauben, dass die das noch
packen. Bezüglich Bühnengelände ist aber
alles fertig und die ersten Soundchecks von Lion Teeth und Feueralarm
sind im Gange.
Bild 1 - 3: Der Ansturm kann kommen. Bild 2: Die Pfandbechersammeltonnen
von Help Jamaica e. V.
17:30 Uhr beginnt der Einlass und das Gelände füllt
sich langsam. Als Ganjaman und Sheriff auf der Spezialbühne
das Festival eröffnen, ist noch reichlich Platz auf der Wiese.
Die Bersenbrücker Band Lion Teeth,
ist der erste Programmpunkt des heutigen Lineup. Seit sechs Jahren ist
das nun schon so und inzwischen zur Tradition geworden.
Danach geht es mit Keishera und
der Feueralarm Band auf der Hauptbühne in die nächste
Runde. Die Jamaikanerin, die mit 11 Jahren mit ihrer Mutter nach New
York auswanderte, arbeitet gegenwärtig an ihrem Debutalbum.
Keishera konnte man in letzter Zeit auch schon in Berlin mit Vido Jelashe auf
der Bühne sehen.
Bild 1 - 9: Keishera und die Feueralarm
Band
Live
Video:
Keishera
Beatsafari,
eine Berliner Band, heißt der nächste Act auf der
Spezialbühne. Die Gruppe macht eigentlich keinen richtigen
Reggae. Sie beschreiben ihren Style selbst mit „Clubmusik mit
Einflüssen aus Hip Hop, Dancehall und Reggae“. Die
etwas beleibtere Sängerin erinnert mich mit ihrem neuerdings
schwarzen Outfit irgendwie an die Sängerin von Gossip.
Ich glaube es wird Zeit für den abendlichen Imbiss und eine
Erfrischung, später ist garantiert keine Zeit mehr, sich von
der Bühne zu lösen.
Bild 1 + 2: Beatsafari
Später auf der Hauptbühne wird es mit dem Projekt
„Tosh Meets Marley“ dann richtig interessant. Fully
Fullwood, der legendäre Bassist, hat schon mit Bob
Marley, Peter Tosh und fast jedem anderen bekannten jamaikanischen
Artist zusammengespielt. Daher auch die Idee zu diesem Projekt. Fully
Fullwood hat auch seine Handschrift bei Martin Zobels 2012-er Album
„Land Of The Free“ hinterlassen. Ein
„deutsches“ Roots Album welches seinesgleichen
sucht und noch nie in dieser Form zu haben war. Weiterhin dabei sind
bekannte Musiker wie Tony
Chin (Rhythm Guitar), Vince Black
früher bei Black Uhuru (Lead Guitar), Jawge Hughes (Keyboard)
und Karl
Wright (Drums). Normalerweise sollte noch Claudio
„Peppe“ (Percussion) dabei sein,
ist aber heute nicht mit am Start.
Der Sound der Band ruft alte Zeiten in Erinnerung. Dies
natürlich besonders bei den eingängigeren Bob Marley
und Peter Tosh Klassikern. Klingt wirklich Klasse, wenn es nur nicht
teilweise etwas übersteuert wäre.
Live
Video: Tosh
Meets Marley - Intro + Lively Up Yourself
Als Sänger
erleben wir Kenyatta Biggs, der meines Erachtens nicht ganz die
stimmlichen Erwartungen für dieses Programm erfüllt.
Tony Chin und Jawge Hughes kommen ebenfalls zu einem Gesangspart. Fully
Fullwood kaut und kaut an seinem Kaugummi das gesamte Konzert lang,
wenn er nicht gerade mit einem der Musiker diskutiert oder Regie
führt.
Bild 1: Tony Chin, Karl Wright und
Fully Fullwood Bild 3 + 4: Vince Black Bild 5: Tony Chin
Später erscheint Manager Mark Miller auf der Bühne,
um Nkulee
Dube anzukündigen, die in das
„Tosh Meets Marley“ Projekt integriert worden ist.
Nkulee ist die Tochter der
südafrikanischen
Reggae Legende Lucky Dube, der leider am 18.10.2007 von
Straßenräubern in Johannesburg erschossen
worden
ist, als er seine Kinder zu einem Onkel bringen wollte. Heute ist auch
der Geburtstag von Lucky Dube. Der richtige Tag um Nkulee
kennenzulernen und an Lucky Dube zu erinnern. Seit 15.07.2011 ist
Nkulee´s Debutalbum „My Way“ auf dem
Markt.
Die Show, die wir jetzt erleben ist ein absolutes Highlight. Was Nkulee
hier auf die Bühne zaubert ist eine Delikatesse für
Augen und
Ohren. Mit dabei sind natürlich ein paar Hits von Lucky, die
für besondere Begeisterung sorgen.
Bild 1 - 10: Nkulee Dube
Live
Video:
Nkulee Dube - ..., Feel Irie, Ding Ding Licky Licky Bong und mehr
Zum Abschluss des Programms der Musiker um Fully Fullwood, tritt noch
einmal Kenytta Biggs auf, um mit Bob Marley´s „Jammin´“,
noch einmal richtig
abzufeiern.
Jetzt wäre eigentlich Fantan Mojah an
der Reihe, aber wie eingangs erwähnt, kam die Deutsche
Botschaft
in Jamaica nicht aus dem Knick, um ihm das Visum auszustellen. So gibt
es dafür Ray
Darwin mit der House of
Riddim Band. Ray stand ursprünglich noch nicht auf
dem Lineup.
Bild 1 - 4: Ray Darwin und die House of
Riddim Band
Live
Video: Ray
Darwin & House of Riddim
Die gesamte Show können wir uns leider nicht ansehen, da wir
uns
für einen Pressetermin mit Nkulee Dube und Fully Fullwood
angemeldet haben. Kurz nach der Show ist der Termin angesetzt.
Während wir noch warten, treffen wir auf die Jays, die das
Programm aus der Ferne verfolgen. Ihr Auftritt war für Sonntag
geplant, wird aber wohl auf Sonnabend vorverlegt werden. Die Herren
sind gnadenlos begeistert als ich sie anspreche. Sie sind wohl noch nie
in Deutschland gewesen und haben Jamaica noch nie verlassen. Auf ihre
alten Tage nach Europa reisen und hier auftreten zu dürfen,
ist das
Ereignis für sie.
Bild 1 - 5: The Jays - Von links: Errol
Wilson, Leo (Leroy) Hall, Lloyd Forrest
Nkulee Dube und Fully Fullwood sind beim Pressetermin bestens gelaunt
und zu Späßen aufgelegt. Fast wäre Fully
Fullwood nach
dem ersten Gespräch wieder ausgebüxt, da ihm nicht
ganz klar
war, dass vielleicht nach uns noch andere Leute mit ihm reden
möchten. „Ready? Can I Go?“, fragt er
schmunzelnd,
ruckt an seinem Stuhl herum und sorgt für Heiterkeit im Raum.
Natürlich nicht.
Bild 1 - 5: Fully Fullwood und Nkulee Dube
Als wir zu den Bühnen zurückkehren, ist Ray Darwin
natürlich schon längst fertig und Sebastian Sturm mitten
in seiner Show. Trotz seiner unbestrittenen Ausstrahlungskraft, die
auch noch mit unter dem Tam versteckten Haaren und halblangen Hosen,
nicht ganz verloren gegangen ist, vermisse ich meine
ursprüngliche
Begeisterung. Irgendwie kommt er nicht mehr so rüber wie
früher. Noch vor 5 Jahren beim Summerjam, feierten ihn einige
als
die neue Reinkarnation von Bob Marley. Heute passt das irgendwie nicht
mehr. Vielleicht die falschen Titel, die Garderobe, die versteckten
Haare, … keine Ahnung. Sicher von allem etwas.
Bild 1 - 6: Sebastian Sturm &
Exile Airline Band
Live
Video:
Sebastian Sturm & Exile Airline Band
Weiter geht es im Dancehall Style auf der Spezialbühne mit Mega Banton aus
Jamaica und der House of Riddim Band.
Bild 1 - 9: Mega Banton und die House of
Riddim Band
Live
Video:
Mega Banton & House of Riddim
Einen Teil von Mega Banton und den nachfolgenden Pinchers,
welcher ebenfalls aus Jamaica stammt, opfern wir einer
Erfrischungspause. Was wir aus der Ferne hören, zwingt uns
nicht
direkt zur Eile und irgendwann ist es leider zu spät, um einen
Eindruck aus der Nähe einzufangen.
Eigentlich sollte nun Ijahman Levi kommen.
Er schafft es aber nicht zur angedachten Zeit in Bersenbrück
einzutreffen. Zum großen Glück fällt er
nicht aus und
wird nur auf den nächsten Tag verschoben. An seinen Platz wird
Raging
Fyah vorgezogen.
Wer diese Änderungsansagen verpasst wird sich grämen
müssen. Leider gibt es noch nirgends irgendwelche Handzettel
oder
Aushänge auf dem Festivalgelände.
Raging Fyah, die kürzlich auf dem Summerjam ihren ersten
Europaauftritt hatten und dort für Begeisterung sorgten,
spulen
auch hier den Großteil ihres 2011er Debutalbums
„Judgement
Day: Music For The Rebels“ ab.
Die Bühnenshow hat sich
gegenüber dem
Summerjam ein klein wenig geändert. Leadsänger Kumar
Bent
tritt gegenüber den anderen Bandmitgliedern ein wenig
zurück,
damit die Band etwas mehr als Gesamtprojekt zur Wirkung kommt.
Bild 1 - 8: Raging Fyah
„Ganja“ & „Cyaan Cool“
stehen dieses Mal
nicht auf der Setlist. Die Fans sind natürlich nach wie vor
Kumar
Bent und seinen Bandkollegen verfallen. Sehe ich da gar Tränen
der
Freude in Ellen Köhlings (Riddim-Autorin) Augen? Wie auch
immer,
Raging Fyah ist ein weiterer Höhepunkt des Abends. Im
Hintergrund
tanzt begeistert Ray Darwin, den man fast bei jedem Künstler
irgendwo entdecken kann. Auf der Bühne, hinter oder vor der
Bühne – Ray Darwin ist immer voll bei der Sache.
Letzter Act vom Freitag oder des frühen Sonnabends ist Anthony
B und House of Riddim auf der
Hauptbühne. Als Backgroundsinger und Dancing Queens hat heute
House of Riddim wieder die I
Grades aus Polen engagiert, die man schon mehrfach
bei der Band erleben
konnte. Als Anthony B seinen Gesang anstimmt bin ich erleichtert. Seine
Probleme mit der Stimme (siehe letzten Bericht
über Anthony B) sind zum
Glück Geschichte. Er singt, springt und rennt wie man es von
ihm
kennt. Ich frage mich immer wieder, wie man über die
Bühne
rennen kann, wenn man dabei nahezu waagerecht nach vorn oder hinten
gebeugt in der Luft liegt. Das kann nur Anthony B!
Bild 1 - 10: Anthony B, I Grades und House
of Riddim
Mit der
größten Reggaehymne, wie Anthony B sein
„My Yes And My
No“ ankündigt, gibt es aber auch
selbstverständlich
ruhigere Töne. Anthony B ist der Mann, der in jedem Style zu
punkten weiß.
Bild 1 - 9: Anthony B, I Grades und House
of Riddim
Zum Ende der Show gibt es noch einen
Gastauftritt
von Smiley,
der von der zu
Holland gehörenden Südkaribikinsel Aruba stammt.
Smiley hatte
schon vor zwei Jahren einen eigenen Programmpunkt beim Reggae Jam.
Bild 1 - 6: Smiley, I Grades und Anthony B
„Lasst es hören für Anthony Beeee
…!“, ruft Ganjaman. Ja
klar doch, die Massive jubelt.
Bild 1 + 2: Ganjaman
Leider rücken die Zeiger schon
unerbittlich auf 3:00 Uhr zu, und da ist behördlich angeordnet
„Schicht im Schacht“. Aber wo kann man schon mitten
im Ort
in Deutschland so lange Party machen, und irgendwann muss eben ein Ende
sein. Außerdem geht es ja morgen – nein heute, um
13:00 Uhr
schon wieder weiter.
Statten wir noch kurz Anthony B einen Besuch ab, der mit Engelsgeduld
und wie immer hochgradig freundlich, auf alle Besucher bis zu deren
Zufriedenheit eingeht.
Bild 1 + 2: Anthony B Backstage
Raging Fyah konnten wir wegen Anthony´s Konzert nicht
aufsuchen,
aber wir haben Glück.
Während wir noch mit Anthony B befasst sind ertönt im
Nachbarzelt ein Jingle von Raging Fyah, die gerade von einer Dubplate
Session zurückgekommen sind. Wir erwischen sie in letzter
Sekunde.
Gerade wollen sie das Zelt verlassen und ins Hotel fahren. Es macht
echt Spaß bei den Jungs zu sein. Trotz wartendem Auto haben
sie
die Ruhe weg und gehen auf all unsere Wünsche ein. Kumar Bent
ist
privat nicht anders als auf der Bühne. Zurückhaltend
und
etwas verlegen lächelnd hört er uns zu. Kaum
sichtbare
Mimiken in Richtung der anderen Bandmitglieder signalisieren was auf
dem Plan steht. Die Jungs scheinen unsichtbar vernetzt zu sein. Immer
lächelnd und ohne Eile stellen sie sich bereitwillig in
Position
für eine kleine Fotosession.
Von links:
Delroy "Pele" Hamilton - Bass Guitar/Singer, Courtland "Gizmo" White -
Guitar/Singer, Anthony "Toni" Watson - Drums/Singer, Kumar Bent - Lead
Singer/Guitar, Mahlon Moving - Engineer/Singer; Keyboarder Demar "Kojo"
Gayle fehlt
Bild 1 - 8: Raging Fyah Backstage
Als Abschiedsgeschenk
gibt´s
dann auch noch ihr Debutalbum „Judgement Day: Music For The
Rebels“ für uns zur Erinnerung. Zu meiner Schande
muss ich
gestehen, dass ich es mir bisher noch nicht geleistet hatte. Trotzdem
hat man schon jeden Titel so verinnerlicht, als wären es Hits
die
schon über viele Jahre bekannt sind.
Morgen bzw. heute erwartet uns ein 14-stündiges
Bühnenprogramm. Es wird Zeit zu gehen, um noch ein paar
Stunden
Schlaf zu finden. Zu Ganjaman´s traditioneller
„Morgenansprache“ wollen wir schließlich
wieder fit
am Platz sein.
Sonnabend
– 04.08.2012
Punkt 13:00 Uhr – es ist angerichtet. Auf den Boxen vor der
Hauptbühne stehen einige Tabletts mit aufgestapelten
Kuchenstückchen. Der Bühnenvorplatz ist voll wie zur
Primetime. Ganjaman zeigt
wieder einmal, dass dies selbst
beim ersten Programmpunkt am zweiten Festivaltag nach einer fast
durchgefeierten Nacht, möglich ist.
Leider hat er momentan
Probleme mit der Wirbelsäule und noch am Donnerstag nicht
geglaubt, dass er die Moderation des Festivals überstehen
würde. An der Brustwirbelsäule hat sich ein Nerv
eingeklemmt
und eine Entzündung verursacht. „Das zieht den
ganzen
Rücken lang.“, so Ganjaman. Er ist nicht der einzige
Artist
mit diesen Problemen. Auch Sam Gilly beklagt sich über sein
„Backbone“. Den hat echt die Hexe geschossen. Zum
Glück muss der „nur“ sitzen, was in
Anbetracht seiner
offensichtlichen Schwerstarbeit an den Drums sehr untertrieben klingt.
Aber beide ziehen bis jetzt durch, ohne dass man ihnen etwas anmerkt.
Lediglich Sam hat einen etwas steifen Gang. Ganjaman ist das Festival
hier sehr wichtig und er wollte um jeden Preis dabei sein. Das war die
richtige Entscheidung. Die Musik war Therapie genug und hat Wunder
bewirkt. Ganjaman kann sich nun besser bewegen, als die letzten zwei
Wochen, die er flach lag, verkündet er. Von „nicht
fit
genug“ für´s Festival kann keine Rede mehr
sein.
Während Ganjaman seine Show beginnt, wird von
fleißigen
Helfern Kuchen verteilt und Getränke ausgeschenkt.
Zwischendurch
etwas Werbung für BAOLA,
eine Fair Trade
Limonade aus der Frucht des Affenbrotbaumes und einem passenden T-Shirt
als Geschenk für die Massen. Ganjaman verschenkt weiter 10
Lose
die er zu Gunsten der Tombola von HELP Jamaica e. V. erworben
hat. Er gibt sie einem Kind, das
schon die richtige Wahl für´s Weiterverschenken
treffen
wird, so Ganjaman.
Bild 1 - 9: Ganjaman and Friends servieren
Kuchen
Die „And Friends“ seiner
heutigen Show
sind Black
Dillinger, Crosby
Bolani und Goldi.
Als Backing Band
unterstützt
ihn die Feueralarm Band.
Bild 2 - 4: Black Dillinger
Live
Video:
Crosby Bolani, Ganjaman und Feueralarm Band
Live
Video:
Ganjaman - Der Anfang
Live
Video:
Ganjaman - Danke Jah & Hab´ Dank
Nun wieder Linksschwenk zur Spezialbühne, auf der die
Hamburger
Band I-Fire Stellung
bezieht. Ihr
letztes Album „Bigger Better Hotter“ vom 23.04.2010
könnte nun langsam einen Nachfolger bekommen. Nach der
Festivalsaison soll es ja diesbezüglich ins Studio gehen. Mal
sehen, wann uns das Ergebnis präsentiert wird, lange kann es
ja
nicht mehr dauern. Immerhin arbeiten sie schon seit Ende 2011 daran.
Der I-Fire-„Seeed“-Sound ist unverändert
mitreißend und partytauglich.
Bild 1 - 12: I-Fire Show
Dann geht´s zurück zur Hauptbühne zu Black
Dillinger aus Südafrika und der
Feueralarm Band. Fiona steht
leider nicht mehr auf der im Backstage frisch ausgehangenen
Änderung der Running Order. Eine entsprechende Ansage zum
Grund
ihres Fehlens haben wir wohl verpasst. Bevor Überraschungsgast
Black Dillinger seine Show startet, bekommt Keyboarder Kirk McDowell,
alias „Ajani“ die Gelegenheit zwei seiner eigenen
Songs zu
präsentieren. Ajani kommt
aus
Jamaica, lebt aber gegenwärtig in Deutschland. Im Jahr 2007
konnte
man ihn schon im Tourprogramm von Patrice sehen. Momentan arbeitet er
an einem eigenen Album.
Bild 1 + 2: Ajani bei der Feueralarm Band
Black Dillinger, dessen 2007er Debutalbum
„Live And Learn“ von Ganjaman produziert worden
ist, hat
inzwischen mit „Better
Tomorrow“ (24.06.2011)
sein drittes Album am Start. Manche Passagen seines Gesangs erinnern
fast schon ein wenig an den „Brutzler“.
Bild 1 + 2: Black Dillinger
Bestandteil
seiner
Show sind weiterhin Crosby
Bolani und Kashela-Kashela,
der aus Namibia stammt aber
gegenwärtig auch in Berlin zuhause ist. Black Dillinger haben
wir
einige Zeit nicht mehr gesehen, schön ihn wieder einmal zu
treffen.
Bild 1, 3, 8, 9, 11: Black Dillinger Bild 2, 4, 5 + 6: Crosby Bolani Bild 7: Kashela-Kashela
Live
Video:
Black Dillinger & Crosby Bolani - World Jam Riddim
Bild 1 + 2: Wo kommt denn nur so schnell
die Fahne her? Von links:
XP Matshikiza, Crosby Bolani, Black Dillinger, Kashela-Kashela und Vido
Jelashe
Weiter geht es wieder auf der Spezialbühne mit der House of
Riddim
Band und dem Dancehall Duo Captain Barkey &
Wickerman aus Jamaica,
die
zum ersten Mal in Deutschland und Europa sind.
Nächster Act
auf
der Hauptbühne ist Vido Jelashe und
die Feueralarm Band. Vido
kommt aus Südafrika lebt aber schon seit 1993 in Berlin. Nach
diversen Zusammenarbeiten mit „Livin Spirits“ und
„Tiger Hifi“, arbeitet er nun auch endlich an einem
Soloalbum. Wir warten gespannt auf die ersten Informationen dazu, die
man momentan noch nicht aus Vido herauskitzeln kann. Auch hier bekommt
Landsmann Crosby Bolani eine neue und damit dritte Gelegenheit auf der
Bühne einen Beitrag abzuliefern.
Bild 1 - 3 + 5: Vido Jelashe und die
Feueralarm Band Bild 4: Crosby Bolani
Als Vido im Publikum Keishera entdeckt,
muss auch sie noch einmal
auf die Bühne.
Sein Hit „Babylon A Take Control“ bekommt deshalb
ein Pull
Up mit längerer Pause dazwischen, da Keishera etwas Zeit
braucht
um auf die Bühne zu gelangen.
Bild 1 - 9: Vido Jelashe Show Bild 2: Keishera Bild 6: Ray Darwin
Live
Video: Vido
Jelashe mit dabei Crosby, Ray Darwin und Keishera - 3 Songs
Bild 1 - 4: Auch von den hintersten
bequemen Plätzen lässt sich über die
zurückgesetzte Videowand das Konzert verfolgen
Mit Urban
Tribe kommt auf
der Spezialbühne eine Roots Reggae Band aus Schweden zum
Einsatz.
Von der Band mit den zwei weißen „Engeln“
als
Backgroundsinger, hatte ich mir eigentlich mehr versprochen. Die
Aufnahmen auf ihrer Website klingen doch ein ganzes Stück
besser.
Bild 1: Urban Tribe aus Schweden
Wir machen einen kleinen Rundgang übers Gelände und
hören den größten Teil der Show aus der
Ferne. Ein paar
Pausen dazwischen müssen ganz einfach sein, und im
Gelände
gibt es auch immer etwas zu entdecken.
So treffen wir auch noch Pinchers,
der es sich mit Kirk
Davis und Lt.
Stitchie auf einer Bank bequem gemacht hat und
das Geschehen auf den Bühnen verfolgt. Algebra steht
auch noch in der
Nähe.
Der muss natürlich auch noch mit auf´s Bild und wird
zur
Bank dirigiert. Wann hat man schon das Glück so viele Artists
in
einem Motiv einzufangen. Witzige Sonnenbrille, die Algebra da auf der
Nase hat, von seinen Schuhen mal ganz abgesehen. „Du hattest
doch
im vorigen Jahr auch schon solche Schuhe an, nur in rot?“,
frage
ich ihn. „Ja, das ist der selbe Style.“, gibt er
verwundert
zurück. Solche außergewöhnlichen Details
prägen
sich eben ein.
Dann wird es langsam Zeit, sich wieder zu den Bühnen zu
begeben.
Eigentlich wären jetzt die Silvertones an
der Reihe gewesen, aber
heute gibt es an dieser Stelle die Channel One Legends The Jays.
Die drei Herren Lloyd Forrest, Leo
(Leroy) Hall und Errol Wilson stehen schon über 40 Jahre im
Musikbusiness. Bereits ab 1967/69 haben sie in anderer Besetzung als
„The Royals“ für Coxsone Dodd´s
„Studio
One“ gearbeitet. „Pick Up The Pieces“ war
ihre erste
Aufnahme. Errol Wilson ist am tiefsten in der Bandhistorie verwurzelt.
Lloyd Forrest ersetzte ab 1971 zeitweilig Errol Wilson.
1976 kam es dann zur Gründung von The Jays, zeitgleich mit dem
Wechsel von „The Royals“ zu „Channel
One“. Seit
1982 ist Lloyd Forrest endgültiges Mitglied von den Jays.
Nach
1988 stieß auch ihr langjähriger Freund Leroy Hall
zu der
Band.
The Jays betreten die Bühne in den Farben rot (Errol), gelb
(Leo)
und grün (Lloyd). Errol wird behutsam zu seinem Mikro
geführt, da er inzwischen erblindet oder fast erblindet sein
soll.
Seiner Bühnenperformance sieht man das aber
überwiegend kaum
an.
Bild 1 - 9: The Jays und die House of
Riddim Band Bild 2 + 5: Errol Wilson Bild 6 - 8: Leo (Leroy) Hall Bild 9: Lloyd Forrest
House of Riddim gibt wieder einmal die Backing Band und spielt als
hätte sie schon immer die alten Hits für die Jays
gespielt.
Immer wieder unglaublich, wie sie für jeden Artist den
richtigen
Riddim drauf haben.
Höhepunkte der Show sind „Ya Ho“ und
„Police And
Thieves“. Leo, der den Leadgesang bei „Police And
Thieves“ übernimmt, klingt Junior Murvin zum
Verwechseln
ähnlich.
Bild 1 - 10: The Jays und die House of
Riddim Band
Weiter geht es mit Squiddley
Ranking und Peter Metro in
einem Programmpunkt, die
wiederum aus Jamaica kommen und von einem Soundsystem
unterstützt
werden. Der Charakter ihrer Show ist vom Dancehall der 80er und 90er
Jahre gekennzeichnet.
Bild 1 - 15: Peter Metro &
Squiddley Ranking Bild 1: Peter Metro
Schauen wir einmal ob es in Richtung Backstage etwas Neues gibt. Den
nachfolgenden Baby
Cham, der
ursprünglich nicht auf dem Lineup stand und den Ausfall der
witzigen „Schauspieltruppe“ No Maddz
ausfüllen muss,
opfern wir komplett für eine Pause.
Wir treffen Stephen Newland, den Leadsänger von Rootz
Underground,
und ziehen uns in einen ruhigeren Raum zurück. Wir haben auch
ein
paar Bilder unseres letzten Treffens dabei, die wir gerne signieren
lassen möchten.
Nach unserem kleinen Date treffen wir zwei
polnische Mädels im Gang, die offenbar in einer anderen Welt
leben. Auch wenn Stephens Ähnlichkeit mit Bob Marley manchmal
doch
etwas verblüffend ist, erschüttert mich die Frage der
Zwei ob
„das Bob Marley sei?“, doch schon gewaltig. Wer nur
ein
ganz klein wenig im Stoff steht, sollte wissen, dass Bob Marley leider
schon über 30 Jahre tot ist. Stephen lässt sich
jedoch nicht
aus der Ruhe bringen, stellt sich vor und beginnt ein Gespräch
mit
den beiden Mädels, welches auf eine Mischung aus Polnisch,
Deutsch
und Englisch hinausläuft. Wir verabschieden uns erst einmal
und
verfolgen nicht weiter, was bei diesem kuriosen Treffen herauskommt.
Draußen treffen wir dann auch noch die Silvertones,
die genauso wie die Jays
begeistert sind auf dem Reggae Jam auftreten zu können. Noch
einmal geht es zurück zu unserem ruhigen Plätzchen.
Nach
jeder Tür und jeder Ecke gehen mir die Drei nahezu verloren.
Jedes
Mal bleiben sie davor unsicher stehen und warten auf eine neue
Aufforderung.
Bild 1 - 6: The Silvertones
Auch Beenie Man´s Bruder Kirk Davis ist mit
im Raum, der sich im Anschluss ebenfalls einer kleinen
Fotosession stellt.
Bild 1 - 6: Kirk Davis a. k. a. Little Kirk
Legende Ijahman
Levy ist auch gerade mit seiner
Band eingetroffen und zieht sich zum Dinner zurück. Jetzt
heißt es Geduld aufzubringen. Das kann bei Jamaicanern
erfahrungsgemäß dauern. Dann kommt es auch noch zu
einer
gewaltigen Dusche von oben. Schön, dass ich gerade ein Dach
über dem Kopf habe. Die Massive vor den Bühnen tut
mir leid.
Der „Schauer“ hat es nämlich in sich.
Nächster
Programmpunkt ist Brigadier
Jerry und Lord
Sassafrass,
deren Auftritt als
Soundsystemshow angelegt ist. Ich habe jedoch keine richtige Ruhe
dabei, mit dem Wissen im Hinterkopf, dass mir Ijahman jeden Moment
durch die Lappen gehen könnte. Also sehe ich nur ein
Stück
Lord Sassafrass, verpasse Brigadier Jerry und begebe mich wieder auf
Wachposition.
Bild 1 - 4: Lord Sassafrass
Ijahman hat inzwischen sein Dinner abgeschlossen und will
sich gerade seiner Raucherzeremonie zuwenden. „Ob ich ihn
denn
jetzt ansprechen kann?“ Abdul (Percussion / House of Riddim)
ist
gerade in der Nähe. „Ja klar doch. Warte ein Moment,
ich
frage ihn.“ Alles kein Problem. Ich werde in den Raum
gewunken.
Meine Bilder vom Summerjam 2006 möchte er am liebsten gleich
in
seiner Tasche verstauen. Ausgerechnet jenes Bild, welches ich gut finde
und extra doppelt für ihn dabei habe, zieht er nicht in seine
Auswahl. Die Lösung für das Problem ist, dass ich
Ijahman
verspreche ihm alle Bilder zu schicken und er mir sämtliche
Kontaktmöglichkeiten aufschreibt.
Bild 1 + 2: Ijahman Levi
In der ganzen Aufregung,
obwohl
es gar keinen Grund dafür gibt, vergesse ich noch das
persönliche Erinnerungsfoto und meine gesamten Fototaschen.
Dieses
Lampenfieber bei den Artisttreffen kann man manchmal eben nicht ganz
ausblenden. Erst viel später, als ich vor der Bühne
den Akku
der Kamera wechseln will, bemerke ich den Verlust und grüble
erschrocken nach, wo ich die Taschen gelassen habe. Alles ist noch da.
Die Tischbesetzung hat längst mehrfach gewechselt aber alle
waren
so gut und haben die Aufpasserfunktion weitergereicht. Vielen Dank!!
Sogar Ijahman selbst kommt später zu mir, als ich
Gepäck und
Gedanken längst wieder beisammen habe und erinnert mich daran,
dass ich meine Taschen vergessen habe. Macht ja richtig Freude, hier
was liegen zu lassen. Es geht nichts verloren.
Der anschließende Programmpunkt Alozade mit
der Feueralarm Band, geht
wieder in Richtung Dancehall. Michael Sterling, alias Alozade, kommt
wiederum aus Jamaica und wurde 1999 mit seinem Song „Street
Dreams“ bekannt. Jede Menge Jamaica Flaggen hat er im
Gepäck, die er unter die Leute bringt. Alozade ist auch eine
Festivalergänzung, die erst kurz vorher bekannt geworden ist.
Bild 1 - 10: Alozade und die Feueralarm Band
Weiter geht es mit Rootz
Underground, einer der Höhepunkte des
Tages. Die Besetzung scheint etwas anders zu sein. Gitarrist Jeffrey
Moss-Solomon kann ich heute nicht entdecken. Der wird sich doch nicht
so verändert haben? Rootz Underground, die schon seit dem Jahr
2000 als Band unterwegs sind, gelten für viele trotzdem noch
als
„Newcomer“ und sind eine der Hoffnungen
für die
Zukunft des Reggae. Offenbar liegt das daran, dass ihre Bekanntheit
erst mit dem 2008er Debutalbum „Movement“ und der
ausgedehnten USA-Tour im selben Jahr, zu wachsen begann. Da wir in
Deutschland immer etwas hinterher hinken, wurde die Band hierzulande
aber erst
mit dem 2010er Album „Gravity“ und ihrem 2010er
Summerjamdebut so langsam bekannt. Doch erst die Club Tour im
Frühjahr 2011 brachte die Band in Deutschland so richtig ins
Gespräch und ist seitdem für viele ein ganz
besonderes
Highlight.
Dann wieder Rechtsschwenk zur Hauptbühne. Die House of Riddim
Band
lädt ein zum zweistündigen Konzert im Dreierpack. Pad
Anthony, Kirk
Davis und Lt.
Stitchie werden sich in die Zeit teilen.
Bild 1 - 11: Kirk Davis a.k.a. Little Kirk
und die House of Riddim Band Bild 10: Abdelali Mourid
Live
Video:
Kirk Davis und die House of Riddim Band - God A Di Man
Bild 1 + 2: Ganjaman und Sheriff leiten
über zum nächsten Programmpunkt Pad Anthony
Bild 1 - 4: Pad Anthony
Live
Video: Pad
Anthony und die House of Riddim Band
Bild 1 - 11: Lt. Stitchie und die House of
Riddim Band
Live
Video: Lt.
Stitchie und die House of Riddim Band
Obwohl
damit ein sehr kontrastreiches Programm auf die Bretter kommt,
befällt langsam etwas Schwäche meine Kondition.
Schade um
Stitchie, der energiegeladen über die Bühne tobt,
springt und
sich beim Singen nahezu selbst überholt, aber wir brauchen
jetzt
dringend ´ne Droge namens Kaffee.
Einige geschaffte Gesichter leisten uns dabei Gesellschaft. Ein
Hinzukommender macht sich noch einen Spaß als er in die Runde
schaut. „Oh je alle sind müde.“ Eine
längere
Pause ist aber absolut nicht drin, denn jetzt kommt der absolute
Höhepunkt des Tages.
Der inzwischen 66-jährige Ijahman Levi aus
Jamaica ist eine
lebende Legende. Hits wie „Jah Heavy Load“,
„Ring The
Alarm“ und viele andere haben seine Musik unsterblich
gemacht.
Ijahman und der Sound seiner Band sind der Hammer des Tages. Jetzt
könnte ich aber auch heulen vor Begeisterung. „Jah
Heavy
Load“ ist das Abschlussstück seiner Show. Ijahman
steigt in
den Pressegraben und zieht den Song zur Freude der Fans richtig
schön in die Länge, wobei Ijahman´s
Stücke sowieso
schon meistens recht lang sind. Wieder auf die Bühne zu kommen
ist
dann etwas schwieriger aber Helfer sind natürlich sofort zur
Stelle. Vielleicht wäre eine kurze Boxentreppe für
derartige
Fälle künftig eine Überlegung wert.
Eigentlich ist mir
nach diesem Leckerbissen nun völlig egal was noch kommt, aber Jah
Cure, der zum ersten Mal beim
Reggae Jam ist, darf man natürlich auch nicht verpassen.
Ijahman
hätte ich zwar gerne über Nacht noch etwas
„sacken“ lassen wollen, der letzte Auftritt dieser
Nacht
ist aber eben Jah Cure zugedacht, der besonders bei den weiblichen Fans
für unbegrenzte Begeisterungsstürme sorgen wird. Und
so kommt
es dann auch. Jah Cure hat noch etwas gut zu machen, zumindest bei den
Besuchern seines letzten
Auftritts im Berliner YAAM. Dort ist
er nach zirka 20 Minuten von der Bühne verschwunden. Hier hat
und
nimmt er sich mehr Zeit. Leider rückt die Uhr unbarmherzig in
Richtung 3:00 Uhr und dem strikten Programmende entgegen. Jah
Cure´s Hitliste ist lang. Anfangs etwas schleppend wird die
Show
im Laufe der Zeit immer besser. Kreischen, weinen, Haare raufen,
lautstark mitsingen und das Gesicht zu halten, steht jetzt bei den
Mädels auf dem Programm.
Bild 1 - 10: Jah Cure
Live
Video: Jah
Cure - Sticky
Mit der wunderschönen Ballade „Call On Me“
und
„Longing For“ geht es dann dem unausweichlichen
Schlusspunkt der Show entgegen. Jah Cure würde ja heute noch
gerne
weiter machen, aber seine Nachfrage und die darauf folgende
Regieanweisung ist unmissverständlich. Es steht zu viel auf
dem
Spiel, die Vereinbarungen mit der Gemeinde bezüglich Showende
müssen strikt eingehalten werden. „Wir sehen uns
beim
nächsten Mal!“, ruft Jah Cure seinen Fans zu.
Bühnenmanager Ashraf versucht Jah Cure einzufangen und das
Mikro
abzunehmen, aber der ist schneller und schafft es noch ein kurzes
Abschiedslied von den Boxen zu trällern. „See You
Next
Year!“, und er verschwindet nun endgültig hinter der
Bühne. Na mal sehen was wird. Heute war es wenigstens ein
Auftritt
mit dem man voll zufrieden sein konnte.
Ganjaman beschließt den Abend und vertröstet mit der
Empfehlung dem „Tanzhallenzelt“ doch noch einen
Besuch
abzustatten. Immer recht witzig wie Ganjaman typisch englische Begriffe
ins Deutsche übersetzt.
Einen kurzen Backstagetermin bei Jah Cure lassen wir uns
natürlich
auch nicht entgehen, auch wenn es schon sehr spät ist. Wer
weiß wann sich wieder einmal die Gelegenheit ergibt. Jah Cure
kann sich nach Ansicht unserer Bilder an das Berliner Konzert erinnern,
macht aber sofort dicht und wird wortkarg als ich ihn frage was da los
war. „Ja, da war der Kerl dran Schuld, der die Show
organisiert
hat …“, spricht dann aber nicht weiter und
schweigt.
Lassen wir das Thema ruhen, das ist ja auch schon einige Jahre her und
nicht mehr so wichtig. Jah Cure´s gute Laune kehrt
zurück.
Die braucht er auch. Es sind noch einige Leute da, die auf ein
Interview mit ihm warten.
Bild 1 - 6: Jah Cure Backstage Bild 1: Jah Cure mit Ellen
Köhlings und Pete Lilly
Als wir schließlich auf unsere Matratzen fallen, ist am
Horizont
schon der Morgen zu erahnen. Ich glaube wir müssen heute
„Nacht“ schneller schlafen als sonst, damit wir zum
Start
des Finales wieder bereit sind.
Sonntag
– 05.08.2012
Entspannt sitzen wir beim
„Frühstücksmittag“. Wir
liegen gut in der Zeit, so glaube ich zumindest, bis unsere
Herbergsnachbarn vom früheren Beginn des Sonntagsprogramms
sprechen. Verdammt, ich hatte 13:00 Uhr im Kopf. Wie komme ich nur
darauf? So wird es doch noch stressig. Ich habe den Tag noch gar nicht
vorbereitet. Zum Glück haben sich die Akkus von Foto- und
Videoausrüstung wenigstens schon in der
„Nacht“
alleine aufgeladen. Es sind aber auch noch andere Dinge zu tun.
So kommen wir dann doch ein paar Minuten zu spät.
Ausgerechnet Ray
Darwins herzergreifendes Acoustic
Programm sehen wir so nicht in voller Länge. Ray Darwin wird
nur vom Gitarristen Rudy Valentino,
dem Keyboarder und dem sehr
gefühlvollen Spiel von Percussionist Abdul begleitet.
Rudy Valentino hat
schon mit vielen Artists zusammengearbeitet und ist weiterhin als
Techniker,
Komponist und Produzent tätig. Hier ein Überblick.
Er spielt
auch als Gitarrist in Samy Deluxe´s Tsunami Band. Mit auf der
Bühne sieht sich „Klein-Tosh“ interessiert
um und
lässt sich nicht von seinem Vater zum Abtritt bewegen. Als er
dann
aber den Stecker aus einer der Boxen zieht, bleibt einigen fast das
Herz stehen und Daddy greift durch. So locker geht es nur hier zu. Ein
wunderschöner Auftritt – ich meine
natürlich den von
Ray Darwin und nicht den von „Klein-Tosh“, auch
wenn das
sehr lustig war. Auch Ganjaman bekennt, dass ihn Ray Darwin zu
Tränen gerührt hat.
Bild 1 - 14: Ray Darwin - Akustik Show Bild 3: Rudy Valentino Bild 12: Jetzt ziehe ich gleich den
Stecker! Bild 14: Fiahs
Live
Video: Ray
Darwin - Acoustic
Die Running Order für heute stimmt auch nicht mehr. Es
hängen
schon wieder neue Zettel an verschiedenen Stellen aus, die vom
gestrigen Aushang abweichen. Es ist aber unmöglich eine Kopie
zu
bekommen. Nicht einmal Backstage oder beim Bühnenmanagement
ist
ein Zettel übrig. Ich hätte ja gerne einen
Spickzettel in der
Tasche, denn manchmal ist man eben verhindert und hat den Aushang nicht
in greifbarer Nähe.
12:00 – 13:15 Uhr – Ray Darwin Acoustic
(Hauptbühne)
13:45 – 13:30 Uhr – Help Jamaica Tombola
(Spezialbühne)
13:30 – 14:15 Uhr – Meeks & Meeks,
Feueralarm Band
(Hauptbühne)
14:15 – 15:00 Uhr – Algebra, House of Riddim Band
(Spezialbühne)
15:00 – 16:00 Uhr – The Silvertones,
Sheriff´s
Soundpatrol (Hauptbühne)
16:00 – 17:00 Uhr – Carl Meeks, House of Riddim
Band
(Spezialbühne)
17:00 – 17:45 Uhr – Dennis Alcapone &
Winston Reedy,
Hand Cart Band (Hauptbühne)
17:45 – 18:30 Uhr – Mighty Diamonds, Hand Cart Band
(Hauptbühne)
18:30 – 19:15 Uhr – Pablo Moses, Hand Cart Band
(Hauptbühne)
19:15 – 20:00 Uhr – Cornel Campbell, Feueralarm
Band
(Spezialbühne)
20:00 – 21:00 Uhr – Johny Osbourne, House of Riddim
Band
(Hauptbühne)
21:00 – 22:00 Uhr – Half Pint, Feueralarm Band
(Spezialbühne)
22:00 – 23:00 Uhr – Tarrus Riley, Dean Fraser
& The
Black Soil Band (Hauptbühne)
23:00 Uhr – Curfew
Ganjaman, Hilmar Keding und zwei kleine
Mädchen ziehen als nächstes erst einmal ein paar Lose
zur
abgeschlossenen Help
Jamaica Tombola.
Attraktive Preise gibt es zu gewinnen. Nicht jeder Gewinner hat schon
ausgeschlafen und verpasst die Nennung seiner Nummer. Man will ja nicht
hoffen, dass sie das Los verloren haben.
Bild 1 - 5: Ganjaman und Hilmar Keding bei
der Help Jamaica Tombola
Die nächste Show gehört Meeks & Meeks und
der Feueralarm
Band. Ein witziges Dancehall Duo aus Jamaica, zu dem es leider kaum
Informationen im Web gibt. Zumindest konnte ich bisher keine
entsprechende Quelle finden.
Bild 1 - 15: Meeks & Meeks und die
Feueralarm Band
Live
Video:
Meeks & Meeks und die Feueralarm Band
Bild 1 - 6: Meeks & Meeks Backstage
Weiter geht es auf der linken
Bühne
mit Algebra und
der House of
Riddim Band. Wieder ein Künstler aus Jamaica, der seit 1994 im
Musikgeschäft anzutreffen ist und schon voriges Jahr beim
Reggae
Jam zu Gast war. Algebra, der auch den spirituellen Namen
„Isaiah“ trägt, ist wie Lt. Stitchie und
Kirk Davis
ein Vertreter des Christian Reggae. Nanu, wo hat er denn seine
Spezialschuhe heute gelassen, die er noch an den Vortagen zur
Schau trug?
Bild 1 - 7: Algebra a. k. a. Isaiah und
die House of Riddim Band
Auf dem Bühnenvorplatz sieht es noch recht aufgelockert aus.
Über Nacht war man schon wieder fleißig, um die
Folgen des
gestrigen Regengusses einzudämmen. Ein paar Ladungen
Rindenmulch
wurden angefahren und an den schlimmsten Matschstellen ausgebreitet.
Auf was muss man nicht alles vorbereitet sein, sonst wäre es
sicher sehr schwierig und zeitaufwendig am Sonntagmorgen entsprechendes
zu organisieren und rechtzeitig vor Ort zu haben.
Bild 1: Mit Rindenmulch abgdeckter
Bühnenvorplatz - Da lässt es sich gut sitzen!
Bild 1 - 5: Kirk Davis und Lt. Stitchie
während der Show von Algebra Bild 1: Kirk Davis Bild 2: Lt. Stitchie
Weiter geht es mit The
Silvertones und Sheriff´s
Soundpatrol. Die drei Silvertones stehen genau wie die Jays
fast 50 Jahre im Musikgeschäft und gründeten sich
bereits im Jahr 1964. Anfangs waren Carl Grant (a k a. Gilmore Grant,
geboren am 11.07.1943, Jamaica) und Keith Coley (geboren am 07.03.1944,
Jamaica) als Duo unterwegs. Später ergänzte Delroy
Denton das Duo zum Trio. Passend zum Namen treten die Drei ganz in
weiß auf. Die Kleidung durchziehen silberne Fäden.
Keith „Silvertone“ Coley trägt dazu noch
einen silbernen Hut, der wie eine Discokugel in der Sonne funkelt.
Immer wieder schön anzusehen wie es die Jamaikaner verstehen,
sich in Schale zu schmeißen. Jetzt gibt es richtig alte
Musik, die wohl den wenigsten der Anwesenden in dieser Form so richtig
geläufig ist. So sind auch einige Hits zu erkennen, die in
modernerer Form bei anderen Künstlern zu hören sind.
So ist es oft, vielfach kennt man die Quelle gar nicht bzw. den
Künstler, der das Stück zuerst herausgebracht hat.
Man kann sich seiner Sache nie sicher sein. Schön, dass wir
dieses Stück alte jamaikanische Musikgeschichte noch original
erleben dürfen. „Man kann dem Sheriff nicht genug
danken, dass er solche Leute hierher holt!“, stellt auch
Ganjaman fest. Dem ist nur beizupflichten.
Bild 1 -
20:
The Silvertones & Sheriff´s Soundpatrol Bild 19: Sheriff, Ganjaman und Tobi
(Feueralarm Band)
Dann wieder Linksschwenk zur
Spezialbühne
mit Carl Meeks und
der House of
Riddim Band. Carl Meeks, der Reggae und
Dancehall im „Sing J“ Style präsentiert,
wurde 1962 in Kingston geboren.
Mit seiner
Stimme wechselt er immer wieder in hohe Falsett Einlagen
(z. B. wie Junior
Murvin), was den Eindruck erweckt, als würden zwei
Künstler
auf der Bühne stehen.
Bild 1 - 7: Carl Meeks und die House of
Riddim Band
Live
Video: Carl
Meeks & House of Riddim Band
Auf der Hauptbühne bereitet sich die Hand Cart Band auf
ihren Auftritt vor, die
mit ihrem riesigen Bassisten Laurent „Al“ Albertini
kaum zu
übersehen oder zu verkennen sind, wobei sie sich heute noch
einen
Gitarristen von der Dub
Akom Band ausgeliehen haben. Voriges Jahr haben sie
als Backing Band von Linval
Thompson ein grandioses Konzert abgeliefert. Heute werden sie Dennis
Alcapone, Winston Reedy, The Mighty Diamonds und Pablo Moses zur Seite
stehen.
Mit Dennis
Alcapone, der am 06.08.1947 in Jamaica zur Welt kam, betritt
wieder eine Reggae-Koryphäe die Bühne. Er steht
bereits seit 1968 im Musikbusiness. Trotz zahlreicher musikalischer
Erfolge hat es Dennis nicht bis zum großen Geld geschafft.
Viele Veröffentlichungen erfolgten ohne sein Wissen und
brachten ihm keine Tantiemen ein. Heute lebt Dennis Alcapone in London.
Mit auf der Bühne ist Winston Reedy,
der aus England stammt und auch schon zirka 40 Jahre Musikgeschichte geschrieben
hat. Mit der Band „The
Donkey Jaw Bone“ hat er in diesem Jahr
sein neues Album „Make A Change“ vorgelegt. Dennis
Alcapone hat leider momentan kein aktuelles Album am Start.
Bild 1 - 14: Dennis Alcapone &
Winston Reedy mit The Handcart Band Bild 3: Dennis Alcapone Bild 4: Winston Reedy
Zum Ende
der Show gibt´s noch eine Tanzeinlage von Dennis Alcapone mit
seiner Frau und einem spontan hinzugekommenen VIP.
Bild 1 - 6: Dennis Alcapone &
Winston Reedy und The Handcart Band Bild 1 + 2: Dennis Alcapone und Laurent
"Al" Albertini
Live
Video:
Dennis Alcapone & Winston Reedy und The Handcart Band
Weiter geht es auf derselben Bühne mit den Mighty
Diamonds, die sich schon 1969
gegründet und seit dem schon ein riesiges Kapitel der
jamaikanischen Musikgeschichte geschrieben haben. Und sie sind immer
noch aktiv. Die Gründungsmitglieder Donald "Tabby" Shaw,
Fitzroy
"Bunny" Simpson und Lloyd "Judge" Ferguson stehen bis heute gemeinsam
auf der Bühne. Mit „Pass The Kouchie“
landeten sie
auch einen internationalen Hit, der über die Grenzen des
Reggae
hinaus berühmt geworden ist.
Bild 1 - 10: The Mighty Diamonds &
The Handcart Band
Live
Video:
Mighty Diamonds & The Handcart Band - Video 1
Live
Video:
Mighty Diamonds & The Handcart Band - Video 2
Bunny steigt zum Ende der Show als erster vorsichtig auf die Boxen im
Fotograben. Da wollen sich Judge und Tabby natürlich nicht
nachsagen lassen dafür vielleicht zu alt zu sein und legen
nacheinander ebenfalls ihren Boxenauftritt hin.
Bild 1 - 12: The Mighty Diamonds &
The Handcart Band
Live
Video: The
Mighty Diamonds - Pass The Kouchie
Wir müssen der
Band nach der Show unbedingt in Richtung Vorbereitungszelt folgen. Sie
haben nichts dagegen. Die Chance kommt so schnell sicher nicht wieder
und den eventuell stattfindenden offiziellen Pressetermin abzuwarten
ist zu unsicher bzw. hält uns zu lange von den Bühnen
fern.
Während wir warten bis die Diamanten umgezogen sind und wir
eintreten dürfen, hilft uns Pad Anthony gut
über die Zeit. Er war
zuletzt im Jahr 2010 hier. Damals konnte man noch keine Dreads bei ihm
erkennen, wie er sie heute trägt. Irgendwie sieht er damit
jünger und dynamischer aus.
Bild 1: Bunny und Abdul Bild 2 - 4: Pad Anthony
Bild 4: Mit Eljer
Der private Eindruck von den Mighty Diamonds ist völlig
anders,
als der den man von ihrer Bühnenpräsenz gewinnen
kann. Bunny,
der auf den Brettern immer ein freundliches, schmunzelndes und
ausgeglichenes Gesicht präsentiert, trägt jetzt das
ernstere
Antlitz der Drei. Judge und Tabby, die sich vorhin noch hinter den
finstersten Sonnenbrillen versteckten und einen sehr unnahbaren
Eindruck vermittelten, sind jetzt eher aufgeschlossen. Wobei Tabby am
besten bei der Sache und die Spitze der Freundlichkeit ist.
Bild 1 - 4: The Mighty Diamonds Backstage
Doch nun so schnell wie möglich zurück zur
Bühne, damit
wir nicht allzu viel verpassen.
Ohne Pause ging es nämlich dort mit der Legende Pablo Moses weiter.
Pableto Henry, alias
Pablo Moses kam 1948 in Jamaica zur Welt. Sein Debutalbum
„Revolutionary Dream“ wurde 1975
veröffentlicht. 10
weitere Veröffentlichungen folgten seitdem, bevor er eine
Schaffenspause einlegte. Mit seinem 2010er Album
„Rebirth“
meldete er sich schließlich eindrucksvoll zurück und
ist
wieder in aller Munde. Pablo Moses tritt in einem Shirt mit den
jamaikanischen Nationalfarben auf. Dazu trägt er
gehäkelte
Schuhe in den Farben der Rastas, die man sicher nicht alle Tage sieht.
Bild 1 - 13: Pablo Moses & The
Handcart Band
Live
Video:
Pablo Moses & The Handcart Band - Mama Yeah (Africa)
Live
Video:
Pablo Moses & The Handcart Band - Pave The Way
Unmittelbar nach der Show ist der Pressetermin mit Pablo Moses
angesetzt. Während er sich noch mit einem Handtuch abtrocknet
geht
es unverzüglich übers Gelände in Richtung
Presseraum.
Als wir dort eintreffen ist Dennis Alcapone auch noch da –
was
für ein Glück. So können wir uns,
während das erste
Interview mit Pablo Moses durchgeführt wird, noch kurz mit
Dennis
Alcapone befassen.
Bild 1 + 2: Dennis Alcapone im Presseraum
Pablo Moses ist ein äußerst freundlicher und ruhig
sprechender Mann. Was er sagt erweckt stets den Eindruck, als wolle er
seinem Gegenüber etwas erklären. Er will dabei
offenbar
sicher gehen, dass ihn der Gesprächspartner auch wirklich
richtig
versteht. Sehr beeindruckend ist auch wie er bei vorgelegten Fotos aus
früheren Bühnenshows, sogar anhand der auf dem Bild
abgebildeten Gestik, die von ihm gesungenen Titel erkennt.
Bild 1 - 5: Pablo Moses beim Pressetermin
Nachdem unsere Wünsche erfüllt sind geht es im
Eilmarsch
zurück in Richtung Spezialbühne.
Dort befinden sich Cornel
Campbell und die Feueralarm
Band schon mitten in der Show. Auch Cornel ist ein Urgestein des
jamaikanischen Reggae. Immerhin wurde er schon 1956, als damals
11-jähriger, von Clement Coxsone Dodd entdeckt. Er spielte
seitdem
in den verschiedensten Bands, bevor er 1971 seine Solokarriere begann.
Bis heute ist er im Ska, Rocksteady, Roots Reggae, Lovers Rock und
Dancehall aktiv. Cornel hat auch eine der schönsten Falsett
Stimmen von Jamaika. Sein Vorname wurde fälschlicher Weise auf
einer alten Aufnahme mit 2 „l“ geschrieben. Seit
dem
hält sich hartnäckig bis heute die falsche
Schreibweise
„Cornell“, selbst auf neuen Albumcovern. Dies
abzuändern ist wie ein Kampf gegen Windmühlen.
Seine Discography hat
inzwischen eine sehr beachtliche Länge erreicht. Mit
„Legend“ erschien im Jahr 2011 das bisher letzte
Album im
Audio CD Format. Eine Sammlung von 20 Stücken aus
früheren
Jahren.
Bild 1 - 7: Cornel Campbell und die
Feueralarm Band
Live
Video:
Cornel Campbell und die Feueralarm Band
Bild 1 - 3: Cornel Campbell Backstage
Nach Cornel Campbell sind Johnny
Osbourne und die House of Riddim Band
auf der Hauptbühne an der Reihe. Die Aneinanderreihung von
Legenden hört überhaupt nicht auf. Johnny Osbourne
wurde 1948
in Jamaica geboren und begann seine musikalische Laufbahn im Jahr 1967
als er Leadsänger von The Wildcats wurde. Sein Erfolg stellte
sich
hauptsächlich in den 70er und 80er Jahren ein. Einige
überragende Hits wie „Fally Ranking“,
„Never
Stop Fighting“, „No Ice Cream Love“,
„Water
Pumping“ oder „Truth And Rights“ sollen
dabei nur als
Beispiel angeführt werden. Leider gibt es schon lange kein
neues
Material mehr von ihm. Hier und jetzt krönt er sich aber zum
Pull
Up King des Reggae Jam. „Truths And Rights“
lässt er
erst nach dem fünften Pull Up zu Ende spielen. Das ist dann
doch
etwas zu viel der Anfänge, auch wenn es sonst nichts zu
meckern
gibt.
Bild 1 - 5: Johnny Osbourne und die House
of Riddim Band
Live
Video:
Johnny Osbourne und die House of Riddim Band - Video 2
Live
Video:
Johnny Osbourne und die House of Riddim Band - Fally Ranking - Video 3
Live
Video:
Johnny Osbourne und die House of Riddim Band - Truths And Rights
Dann gibt es einen kleinen Wuschelkopf zu versteigern.
Natürlich
nicht, war nur ein Scherz. Ein Kind sucht nach den Eltern und wird von
Ganjaman auf der Bühne der Massive präsentiert. Die
Eltern
sollten sich sputen. Eine Frau ruft schon ganz entzückt:
„Ich würde es sofort nehmen!“
Bild 1 + 2: Wuschelkopf sucht Eltern
Bild 1 + 2: Johnny Osbourne Backstage
Hinter der Bühne unterhalten wir uns noch eine Weile mit Ray
Darwin, der inzwischen endgültig nach Deutschland
übergesiedelt ist und nun in Hamburg wohnt. Wir sprechen ihn
noch
einmal auf sein heutiges Akustik Programm an und möchten
wissen,
ob diesbezüglich auch mit einem Album zu rechnen ist. Die
freudige
Botschaft für alle Fans lautet: „Ja, ich arbeite
gerade
daran.“ Die Musiker, die daran mitwirken stehen auch schon
fest.
Leider kann ich mir nicht alle Informationen merken und muss auf
später vertrösten. Wenn es so weit ist, werden wir
jedenfalls
darüber berichten. Versprochen. Ray Darwin freut sich schon
darauf. Wir bleiben in Kontakt.
Bild 1 + 2: Ray Darwin Backstage
Wir müssen wieder zurück vor die Bühnen. Half
Pint und die Feueralarm Band sind der letzte
Auftritt auf der Spezialbühne für dieses Jahr. Half
Pint
wurde 1962 in Jamaica geboren und begann nach Abschluss seiner
Schulausbildung im Jahr 1976 sich als Sänger zu etablieren.
1983
kam seine erste Single „Sally“ und danach
„Winsome“ heraus, die beide zu Reggae Hits wurden.
„Greetings“, aus dem Jahr 1985, ist das erste Album
das man von ihm findet. Aktuelle Neuveröffentlichungen gibt es
momentan
nicht.
Bild 1 - 10: Half Pint und die Feueralarm
Band
Live
Video: Half
Pint und die Feueralarm Band - ... Freedom Fighter und mehr
Dann wieder Rechtsschwenk, und damit der letzte des
diesjährigen
Reggae Jams. The Black Soil Band nimmt Aufstellung und begleitet den
legendären Dean
Fraser bei
seinem ersten berauschenden Solo auf dem Saxophone. Früher war
er
Teil der Tourband von Luciano, ist aber nun schon seit einigen Jahren
bei Tarrus Riley´s Bühnenprogramm präsent
und
produzierte auch einige seiner Aufnahmen. Der Fotograben ist
abgesperrt. Links und rechts der Bühnenkante kommt es zum
Stau. Es
herrscht ein wenig Verwirrung. Der Sicherheitsdienst rudert vor und
wieder zurück. Dann heißt es drei Fotografen
dürfen nur
rein was kaum erklärbar wäre, bis aber doch
für drei
Stücke der Fotograben wieder geöffnet wird.
Bild 1 - 8: Dean Fraser & The
Black Soil Band
Live
Video: Dean
Fraser & The Black Soil Band
Tarrus
Riley, bürgerlich Omar Riley, kommt
wiederum
aus Jamaika und ist der Sohn des Sängers Jimmy Riley. Geboren
wurde er jedoch 1979 in den USA. Für seine musikalische
Entwicklung ist überwiegend Dean Fraser zu danken, der ihn
über die Jahre gefördert und auch produziert hat. Im
Jahr
2004 brachte Tarrus sein Debutalbum „Challenges“
heraus.
2006 folgte „Parables“ und im Jahr 2009 das hoch
gelobte
Album „Contagious“. In diesem Jahr kam das Album „Mecoustic“ hinzu,
welches als Akustik Version eine völlig neue Sicht auf
sein
bisheriges Schaffen eröffnet.
Bild 1 - 12: Tarrus Riley, Dean Fraser
& The Black Soil Band
Tarrus Riley, der wohl
gegenwärtig eine der schönsten und
eingängigsten Stimmen
des Reggae besitzt, bringt alles was man von ihm erwartet. Zumindest
fällt einem nicht so recht ein, was denn noch unbedingt kommen
müsste.
Live
Video:
Tarrus Riley - Love´s Contagious - Video 1
Live
Video:
Tarrus Riley - Superman - Video 3
Immer wieder steigt Tarrus auf die Boxen vor der Bühne um die
Massen zum mitsingen zu bewegen, was auch überwiegend
funktioniert. Dazwischen immer Dean Fraser´s
Einsätze, die
nicht schöner sein könnten. Tarrus brilliert in jedem
Style,
ob es nun Reggae oder Dancehall ist. Sogar Buju Banton schafft er zu
imitieren mit Gesang und Bewegung (im Video 6 enthalten ab 6:50). Diese
kurze Einlage hätte ruhig etwas länger gehen
können.
Bild 1 - 11: Tarrus Riley, Dean Fraser
& The Black Soil Band
Mit
„Bless Me“ gibt es auch einen seiner neuesten Hits,
der auf
den bisherigen Studioalben noch nicht enthalten ist. Zwischendurch ein
kurzer Mikrowechsel. Seine beiden
Backgroundsinger dürfen sich mit einem kleinen Solopart
präsentieren. Bei
„She´s Royal“ springt Tarrus
schließlich in den
Fotograben, nimmt direkten Kontakt zu seinen Fans auf und geht auf
Wanderschaft über die Trittflächen der Absperrung.
Die
Stimmung ist perfekt.
Live
Video:
Tarrus Riley - Protect The People - Video 4
Live
Video:
Tarrus Riley - Bless Me - Video 5
Live
Video:
Tarrus Riley - Stay With Me & She´s Royal - Video 6
Tarrus ist übrigens der zweite Mann des
Festivals, der ein rotes Base Cap mit einem großen
weißen
„T“ trägt. Der Erstere war Tobi von der
Feueralarm
Band. Sicherlich T für Tobi und T für Tarrus. Schon
witzig,
denn es wird ja wohl nicht „Telekom“
bedeuten sollen? Das Ende der Show
gestaltet sich dann etwas ruhiger mit einer kleinen Ansprache von Dean
Fraser. Ein würdiger Abschluss, auch wenn alle noch auf eine
Zugabe hoffen, die nicht mehr kommt. Allerdings hat die Band, auf Grund
der diversen Verschiebungen in der Running Order wohl schon
länger
gespielt als vorgesehen. Trotzdem ist nun noch etwas Zeit bis zum
strikten Curfew.
Ganjaman und Sheriff bereiten das Finale des Festivals vor. Jetzt gibt
es einen Auftritt, der noch nie dagewesen ist. Zuerst betreten
die
Silvertones die Bühne und singen eine Akustik Version
von „No Woman No Cry“. Dann kommen
zwei der Jays
hinzu und später auch noch Johnny Osbourne, um gemeinsam
„One
Love“ zu singen.
Bild 1 - 11: Das Finale mit The
Silvertones,
The Jays, Johnny Osbourne, Sister Keishera
Live
Video: The
Silvertones - No Woman No Cry; The
Silvertones & The Jays & Johnny Osbourne - One
Love
Als dann auch
noch
Keishera dazugenommen wird, bekommen wir das Signal zum Aufbruch. Wenn
wir Tarrus Riley und Dean Fraser treffen möchten, muss das
jetzt
sein. Schade, aber das nützt alles nichts. So verpassen wir
den
Schlusspunkt des Festivals.
Für Tarrus Riley waren die
Anmeldungen
der Interessenten sehr zahlreich. Letztendlich sind wir aber nur zwei
Medien, bzw. 3 Personen, die auf ihn warten. Tarrus Riley hat schon
zugesagt. Wir sollen aber noch vor der Tür des
Aufenthaltsraumes
warten. Keine Ahnung wie lange.
Alle seine Alben und einige Fotos, auch von Dean, haben wir im Anschlag
und sind zusätzlich mit einem Stift bewaffnet. Dann kommen
Tarrus
und Dean heraus. „Schöne Alben!“, sagt
Tarrus lachend
und geht einfach an uns vorüber. Das ist doch wohl jetzt nicht
sein Ernst? Klar sind das schöne Alben, aber warum zeichnet er
sie
nicht gleich ab?
Wie wir erfahren, will er wohl erst zu einer Dubplate Session und dann
noch einmal zurückkommen. Naja, wer´s glaubt wird
seelig.
Und so ist es dann schließlich auch. Nach einer knappen
Stunde
vergeblicher Wartezeit kommt die Ansage, dass Tarrus endgültig
weg
ist und nicht mehr wieder kommt. Kann man nichts machen. Hoffen wir wie
so oft auf ein nächstes Mal.
Das Gelände hat sich fast vollkommen geleert und es beginnt
wieder
einmal zu regnen. Gut das es bis jetzt gewartet hat. Lt. Stitchie und
die Silvertones stehen unter einer Lampe und diskutieren. Wir winken
aus der Ferne noch einmal zum Abschied, und die winken mit allen Armen
die sie haben zurück. Langsam entschwindet das Funkeln von
Keith
„Silvertone“ Coley´s Hut in der
regnerischen Nacht.
Montag
– 06.08.2012
Bis zum Morgen ist wieder alles trocken, und wir können in
aller
Ruhe den geordneten Rückzug antreten. Irgendwie haben wir
heute
keine Lust mehr einen Abschlussspaziergang über den Zeltplatz
zu
machen. So sehen wir nur aus der Ferne, bei unserer Abfahrt am
späten Vormittag, die sich langsam auflösende
„Reggae-Town“ von Bersenbrück. Irgendwie
sieht es noch
voller als im letzten Jahr aus.
Jetzt sind wir nur noch gespannt, welche Polizeikontrollen uns noch
erwarten. Aber unsere „Hoffnung“ ist vergeblich.
Viele
Kilometer sehen wir nicht einen einzigen Grünling. Erst als
wir
schon gar nicht mehr damit rechnen, bemerken wir zwei einzelne
Polizisten bei einer Verkehrskontrolle, die eigentlich nichts mehr mit
dem Reggae Jam zu tun haben dürfte. Sind wir etwa zu
spät
oder zu zeitig? Na so was, und ich habe mir extra ´nen neuen
Führerschein zugelegt, da mein uralter bei der Kontrolle im
letzten Jahr für Aufsehen gesorgt hat.