Als Raging Fyah in der September/Oktober
Ausgabe 2011 der RIDDIM einen 6-seitigen Support
einschließlich Titelbild bekam, war die Leserschaft noch sehr
gespalten. Während die einen Berichte über unbekannte
Künstler sehr schätzten, regten sich andere wiederum
auf, warum man sich eigentlich über „No
Names“ so ausführlich auslassen und dann auch noch
auf das Cover setzen müsse.
Letztendlich haben sich aber die
Vorschusslorbeeren der RIDDIM für Raging Fyah
bestätigt. Nachdem sie sich im vorigen Jahr auf den hiesigen
Festivalbühnen beweisen konnten, hört man kaum noch
oder gar keine kritischen Stimmen mehr.
Der
äußerst sympathische Virus, der von der Band
ausgeht, hat sich schnell verbreitet und steckt jeden an, der die Band
erst einmal live erlebt hat. So ist es auch kein Wunder, wenn nach der
vorjährigen Festivaltour in Europa, nun auch kürzlich
die kleineren Bühnen der Clubs besucht wurden. Irgendwie muss
man ganz einfach wieder hin und das Feuer am brennen halten, selbst
wenn man die Band im Vorjahr schon mehrmalig gesehen hat.
Hier
ein Auszug vom Tourplan:
31.03.2013 – DEU - Dortmund / FZW
03.04.2013 – CZE - Praha / Lucerna Music Bar
04.04.2013 – CH - Thun / Caffe Mokka
10.04.2013 – DEU - Hamburg / Alte Fabrik
11.04.2013 – DEU - Stuttgart / Rocker 33 *)
12.04.2013 – DEU - München / Backstage
13.04.2013 – DEU - Berlin / YAAM
14.04.2013 – POL - Warszawa / CDQ
17.04.2013 – POL - Wroclaw / Eter
19.04.2013 – CH - Zürich / Stall 6
*)
Nach kurzfristiger Schließung des Zapata umverlegt in das
Rocker 33
Die
Gründung von Raging Fyah als eigenes Bandformat, erfolgte im
Jahr 2006 und setzte sich letztendlich aus 6 Mitgliedern zusammen. Das
sind im Einzelnen: Delroy "Pele" Hamilton (Bass Guitar/Singer),
Courtland "Gizmo" White (Guitar/Singer), Anthony "Toni" Watson
(Drums/Singer), Kumar Bent (Lead Singer/Guitar), Mahlon Moving
(Engineer/Singer) und Demar "Kojo" Gayle (Keyboarder). Einen richtigen
Bandleader gibt es nicht, alle fungieren als gleichberechtigte Partner
und ziehen dadurch umso kräftiger an einem Strang. Das
Ergebnis ihrer Arbeit ist wegweisend. Sehr eindrucksvoll bringen sie
mit ihrem 2011er Debutalbum „Judgement
Day: Music For The Rebels“ auf den Punkt,
was Raging Fyah von modernen Roots Reggae versteht.
Dies soll zur Einführung genügen.
Wer nach weiteren Informationen sucht, sollte sich die bereits genannte
Ausgabe der RIDDIM besorgen. Selbst für die Fans der ersten
Stunde macht es Spaß diesen Beitrag noch einmal zu lesen,
denn erst jetzt, nachdem man die Band mehrfach live erlebt hat, kann
man sich erst richtig hinein versetzen.
Begeben wir uns ins Berliner YAAM und lassen das Konzert vom 13. April
noch einmal Revue passieren, welches weit über den Inhalt
ihres Debutalbums hinausging.
Der
Winter hat sich nun endlich verabschiedet. Mit Raging Fyah kommt die
erste warme Woche nach Deutschland. Selbst die letzten frostigen Ecken
im tiefsten Schatten der Hinterhöfe sind nun wohlig warm
geworden. Das Tempo der Erwärmung der letzten Tage war
atemberaubend. So treffen wir gut gelaunt und in freudiger Erwartung am
YAAM ein.
Jetzt werden wir aber etwas unsicher. Von Raging Fyah Postern ist
nichts mehr zu sehen, und eine Konzertkasse gibt es auch nicht. Im
Außengelände des YAAM ist allerhand Betrieb, was
aber mit der Gastronomie und den Möglichkeiten der sportlichen
Betätigung zu tun hat. Dem geplanten Konzert wird doch nicht
etwas dazwischen gekommen sein? Immerhin ist es nach der neuen
Sommerzeit schon kurz vor 21:00 Uhr und 20:00 Uhr sollte bereits der
Einlass beginnen. Zum Glück zerstreuen sich bald unsere
Befürchtungen, die Kasse wird mit einer Stunde
Verspätung dann doch noch eingerichtet und der Zettel
für Raging Fyah angeklebt. Puh, Schreck lass nach, dass war
gar nicht lustig.
Inzwischen ist es dunkel geworden und die Feuertonnen in Betrieb
genommen. Irgendwoher wird noch ein letzter Weihnachtsbaum
angeschleppt, der sich unter lautem Knistern und großer
Flamme in Rauch und Funkenflug auflöst und in Richtung Himmel
verabschiedet. Hoffentlich war´s das nun endgültig
mit diesem unglaublich langen Winter.
Die Uhren im Saal stehen jedoch immer noch auf Winterzeit. In der
Zeitzone YAAM liegen wir also noch eine Stunde zurück. Daher
also die verspätete Kasse? Dafür sind die meisten
Gäste heute eher da, je nach dem welche Zeit nun gelten soll.
Gegen 22:30 Uhr Sommerzeit kommt dann schließlich auch
Bewegung auf die Bühne. Nach und nach kommen die
Bandmitglieder von Raging Fyah auf die Bühne und nehmen ruhig
ihre Instrumente auf, während Video Jelashe als Moderator
fungiert und die Show einläutet. Das berauschende
Klangerlebnis beginnt. Eröffnet wird mit „I And
I“, „Nah Look Back“ und „Step
Outta Babylon“, die nahtlos ineinander übergehen.
Live
Video:
Raging Fyah - I And I (R.A.S.) + Nah Look Back + Step Outta Babylon
Immer wieder unglaublich welche Klänge Courtland "Gizmo" White
aus seiner Gitarre hervorlockt. Der Mann, der sich am wenigsten bewegt
und die meiste Zeit mit regungslosem Antlitz auf der Bühne
steht, liefert aber den auffälligsten Sound ab. Dafür
ist heute Keyboarder Demar "Kojo" Gayle auffälliger als sonst
in Bewegung und muss sich nach dem dritten Stück seiner Jacke
entledigen. Ein paar deutsche Worte hat er sich auch angeeignet und
ruft: „Wie geht´s euch?“ Gut
natürlich und mitsingen ist angesagt.
Live
Video:
Raging Fyah - Irie Vibe + Music Isn´t Biased
Mit „Cyaan Cool“ wird es dann etwas ruhiger und
eine der vielen Gänsehäute des Abends schleicht sich
über den Rücken. Lead Singer Kumar Bent, der heute
ein rotes Selassie Shirt trägt, hat seine Gitarre abgelegt und
wird mit Mimik und Gestik eins mit der Musik. Immer wieder
große Klasse, man kann einfach nicht genug davon bekommen.
Live
Video:
Raging Fyah – Cyaan Cool
Mit „Barriers“ folgt die nächste
Neuveröffentlichung aus dem letzten Jahr, die
natürlich auch noch nicht auf dem Debutalbum sein kann. Das
Stück nutzt Raging Fyah gleich mit zur Vorstellung der
einzelnen Bandmitglieder. Dadurch erreicht der Titel eine ansehnliche
Länge von über 11 Minuten.
Live
Video:
Raging Fyah - Barriers + Introducing
Weiter geht´s mit „Raging Dread“
– auch noch nicht auf dem Album und wiederum ein klasse
Stück. Die Kamera kann einfach keine Pause machen. Jedes
Stück ist ein Hit. Raging Fyah ist eine der wenigen Bands, die
konstant sehr gutes Material präsentiert. Eigentlich kenne ich
bisher keinen Titel, den ich wegdrücken würde.
Live
Video:
Raging Fyah – Raging Dread
Danach geht es mit „Behold“ und
„Judgement Day“ zum Höhepunkt der Show und
ein Schauer jagt den nächsten über meinen
Rücken. Eigentlich klingt es live noch besser als auf dem
Album. Einziger Wermutstropfen ist nur wieder diese schlechte und
überwiegend rote Bühnenausleuchtung, die vieles
verfälscht und kaum erhellt. Heute stehen zwar links und
rechts noch zwei zusätzliche kleine Scheinwerfer zur
Unterstützung, die aber auch nicht den durchschlagenden Erfolg
oder eine gravierende Verbesserung darstellen. Einfach immer nur sehr
schade um die schönen Aufnahmen, die es hätten sein
können.
Böse „Videofallen“ am Ende von
„Judgement Day“ mit den kurzen Spielpausen, die
sicher schon manchen Filmer veranlasst haben, die Stopp-Taste zu
drücken. Glück gehabt, nicht reingefallen und alles
erwischt. Jubel im Publikum. Es wird mitgesungen, gepfiffen und mit den
Bierflaschen werden die Boxen malträtiert, was ich wiederum
nicht so mag. Vielleicht sollte man wenigstens Indoor auf
Kunststoffflaschen umsteigen.
Live
Video:
Raging Fyah – Behold + Judgement Day
Die nächsten zwei Stücke sind wieder nicht auf ihrem
Debutalbum erhalten. „Sunshine“ hat man schon
gehört von der Band, aber das Raging Fyah eine Cover Version
von Slim Smith´s und The Uniques´ „My
Conversation“, ist schon was Seltenes bei Raging
Fyah. Das
Stück wird mit einem Pfeifkonzert und großer
Begeisterung der Fans aufgenommen. Das 1968er Original hat ja schon so
viele Jahre auf dem Buckel, dass ich gleich gar nicht weiß,
wo
ich das in meiner Plattensammlung suchen muss.
Live
Video:
Raging Fyah – Sunshine + My Conversation
Schlusspunkt des Abends nach einer zirka Anderthalb Stunden Show bildet
„Karma“, nachdem Vido Jelashe die Massen
zwischendurch noch
einmal angefeuert hat. Ich glaube, das war nun wirklich die gesamte
Show. Man kann bei Raging Fyah die Kamera einfach nicht weglegen.
Jetzt noch etwas Albumwerbung für „Judgement
Day“ in eigener Sache, und die gesamte Band sammelt sich an
der Bühnenkante zum Abschied und zur Verbeugung vor dem
Publikum.
Gegen 0:00 Uhr verlässt Raging Fyah die Bühne bzw.
beendet ihr Programm. Denn nun ist auch noch selber Einpacken des
Equipments angesagt. Courtland, Delroy und Kumar sehen fast so frisch
wie vor der Show
aus, als
hätte sie das Programm kaum angestrengt.
Bei Delroy und Kumar ist das kaum nachvollziehbar. Dafür sind
Drummer Anthony "Toni" Watson und Keyboarder Demar
"Kojo" Gayle mächtig ins Schwitzen gekommen.
Alles muss schnell gehen, denn es sind mit Sensi Movement und
Coppershot noch zwei weitere Programmpunkte angekündigt.
Bild 2: Von links: Ras
Martin, Demar Gayle, Kumar Bent, Hilmar Keding (Help Jamaica)
und Kai Eckold
Als die Band fertig und etwas zur Ruhe gekommen ist, erleben wir einen
der entspanntesten Backstage Momente überhaupt. Alle sind
locker und bestens aufgelegt. Die Kommunikation der Musiker
untereinander funktioniert ohne viele Worte. Man kann oft kaum
feststellen, wie sich die Band vor der nächsten Handlung
untereinander abstimmt, als wären sie durch unsichtbare
Drähte miteinander verbunden. Wer die Band schon einmal privat
erlebt hat, wird wissen was gemeint ist. Man fühlt sich
richtig wohl und herzlich willkommen hier.
Hier ein paar Impressionen ohne lange Kommentare.
Bild 1 - 7: Raging Fyah Backstage
Bild 1 - 4: Raging Fyah Backstage -
Anthony und Jaszol
Schauen wir noch einmal kurz in den Saal. Johannes von Sensi Movement ist
noch voll in Aktion und hat in
seinem Gepäck bzw. auf seinem Rechner schöne Roots
Klassiker mit gebracht. Er spielt länger als angedacht und
Coppershot lässt immer noch auf sich warten. Eigentlich
wollten wir diesen jamaikanischen Sound gerne noch einmal kurz live
erleben, aber die Zeiger der Uhr gehen schon langsam auf 2:00 Uhr zu.
Bild 1 - 5: Johannes von Sensi Movement
Anlässlich unserer noch zu absolvierenden weiten Fahrstrecke
brechen wir die Warterei dann aber ab. So gibt es mit Coppershot nur
noch kurz ein paar Bilder vor der Show. Sie befinden sich zwar
schon im Gelände, aber ihr Auftrittsbeginn ist noch immer
nicht ganz klar. Denn jetzt steht für die beiden Soundbwoys
erst einmal
jamaikanische Küche auf dem Programm.
Bild 1 + 2: Coppershot
In ein paar Tagen werden
wir schon wieder hier sein müssen. Denn dann steht Johnny
Osbourne & Lone Ranger mit Soul Stereo auf der Bühne.
Das
gilt es natürlich nicht zu verpassen. Bis bald!
Copyright: www.reggaestory.de
Text und Fotos: Peter Joachim
Videokameraführung: Marion Joachim
Mein besonderer Dank geht an das YAAM Team, die Buxna Artist
Agency, Tourmanager Christoph von Revelation Concerts, Jaszol Szol und
natürlich an die
Künstler des Abends.