„Wenn du noch
nichts vom „Hand Cart Bwoy“ gehört hast,
musst du in einer Höhle auf einer abgelegenen einsamen Insel
leben, denn Perfect ist eine der mächtigsten, faszinierendsten
und erfrischendsten Stimme der gegenwärtigen Reggae- und
Dancehallszene.“ (Buxna Artist Agency)
Neben Mister Giddimani dann auch noch Jah Mason, a. k. a. Iron oder
Fire Mason an einem Abend auf der Bühne zu erleben, sollte
doch auch den Letzten aus seiner Höhle locken.
Perfect,
geboren als Greg Rose am 26.03.1979, wuchs in den kühleren
Bambushügeln von St. Ann, Jamaika, auf. Schon mit neun Jahren
etablierte er sich als Entertainer in seiner Grundschule. Mit Beginn
der 8. Klasse gab er bereits regelmäßig
Schulkonzerte und legte den Grundstein für seine musikalische
Karriere. Nach der High School ging er nach Kingston um sich dort aus
erster Hand das Verständnis für´s
Musikgeschäft anzueignen. Er verbrachte viel Zeit in namhaften
Studios wie Penthouse, King Jammys und Arrows, und verbesserte dort
sein Talent. Zurück in St. Ann nutzte er jede Chance auf allen
möglichen Bühnenshows aufzutreten, was seine
Popularität in die Höhe trieb.
Den endgültigen Durchbruch schaffte er mit Hits wie
„Amerimaka“, „No Badda Mi“,
„All I´ve Got“ und natürlich
„Hand Cart Bwoy“ von seinem 2006-er Album
„Giddimani“. Im Jahr 2005 trat er auch erstmalig
hierzulande als nicht angekündigter
Überraschungsgast, im Vorprogramm von Anthony B, beim
Summerjam auf. Inzwischen konnte er so viele eigene Hits auf sein Konto
verbuchen, dass er aus der Reggae Szene nicht mehr wegzudenken ist.
Anfang 2008 erschien sein zweites Album „Born Dead With
Life“, und 2009 folgten die Alben „Karma“
und „French Connection“. Im vorigen Jahr erschien
sein fünftes Album „Back For The First
Time“, und just in diesen Tagen mit „Journey Of
1000 Miles“ sein aktuellstes Werk.
Bild 1: Giddimani - 2006 Bild 2:Born Dead With
Life - 2008 Bild 3: Karma - 2009
Bild 4: French
Connection - 2009
Bild 5:Back
For The First
Time - 2011
Bild 6:Journey
Of
1000 Miles - 2012
Jah Mason, der bürgerlich André Johnson
heißt, kommt ebenfalls aus Jamaika. Geboren wurde er 1970, im
Parish Manchester. Er wuchs in einer christlichen Familie auf, bekennt
sich aber seit seiner Jugend zu Rastafari. Wegen seiner besonders
ausgeprägten Fähigkeit Streitigkeiten zu schlichten
bekam er den Spitznamen Perry Mason.
Unter diesem Spitznamen brachte er auch 1991seine erste Single
„Selassie I Call We“ heraus. Das erste Album
„Keep Your Joy“ folgte 2002. International bekannt
wurde er allerdings erst um das Jahr 2004 herum. Seit dieser Zeit ist
sein musikalisches Schaffen enorm, und er kann auf einen respektablen
Fundus für seine Shows zurück greifen. Vor zwei
Jahren sagte er mir, dass er inzwischen 17 Alben auf den Markt gebracht
hat, die ich an dieser Stelle aber nicht alle anführen
möchte, zumal ich diese Angabe selbst nicht komplett
nachvollziehen kann. Seine bisher letzten Alben stammen mit
„No Matter The Time“ und „Keep Ya Head
Up“ aus den Jahren 2008 und 2010. Nach seinem bisherigen
Schaffen zu urteilen, ist ein neues Album eigentlich längst
überfällig.
Bild 1: Keep Your Joy -
2002
Bild 2:Wheat And Tears -
2006
Bild 3:
Princess Gone - 2006
Bild 4: Live Is Just A
Journey - 2007
Bild 5: No Matter The Time -
2008
Bild 6: Keep
Ya Head
Up - 2010
Doch gehen wir erst einmal ins YAAM nach Berlin, um ein paar
Eindrücke der Show einzufangen.
Da es heute immer mal ein paar Tropfen Regen gibt, ist das
Außengelände nicht ganz so gefragt wie sonst. Also
füllt sich der Saal schneller als gewohnt, und sogar der Start
des Bühnenprogramms ist pünktlicher als sonst.
Die heute agierende Backing Band ist die Feueralarm Band, bei der ich
aufgegeben habe, mir bezüglich Musikerbesetzung Gedanken zu
machen. Vielleicht sollten sie ihren Namen ändern in
„Fire East Band“ oder „Evolution
Alarm“. Denn die Musiker von „Far East“,
„The Evolution“ und
„Feueralarm“ treten in Teilen in immer wieder
anderer Zusammenstellung auf.
Der erste Sänger auf der Bühne heißt Kashela-Kashela
und kommt aus Namibia. Nähere Hintergrundinfos zu dem
Mann stehen leider momentan noch nicht zur Verfügung.
Für die weitere Aufwärmung der Massive sorgt dann
Vido Jelashe, für den das Berliner YAAM schon zu seinem
Vorzimmer gehört. Für den Backgroundgesang hat er
Sister Keishera,
eine Sängerin aus New York, mitgebracht.
Mit
seinem Hit „Babylon A Take Control“ hievt er die
Massive schon einmal auf das richtige Level.
Live
Video: Vido
Jelashe - Babylon A Take Control
„Seid ihr noch alle am Leben? Geht´s euch
gut?“ Ihr ahnt es sicher schon. Ganjaman hat das Mikro
übernommen. Er tritt aber nicht als weiterer Künstler
des Abends auf, sondern übernimmt die Ehre den lang erwarteten
Mister Giddimani anzukündigen.
Der lässt sich nicht lange bitten und startet mit
„Rasta Rebel“ (Giddimani) seine Show.
Live
Video:
Perfect – Rasta Rebel
Wenn man ihn nicht hören würde, wäre das mit
dem Erkennen etwas schwierig. Hinter seiner dunklen Sonnenbrille
könnte sich schließlich jedermann verbergen. An
seiner Anzugsordnung erkennt man heute auch wenig von einem
„Rasta Rebel“, vom Turban mal abgesehen. Sein Shirt
oder Hemd ist in hellblau gehalten, hat einen weinroten Kragen und
Schulterstücke mit schmalen weißen Streifen. Auch
der Turban ist in hellblau bis pink gehalten und mit weißen
Blumenmustern besetzt. Die engen Jeans werden von rot gestreiften
Hosenträgern gehalten und haben zusätzlich einen bunt
gemusterten Gürtel von O`NEILL. Eine lange Kette mit einem
Anhänger von Swisher Sweets, zeigt offenbar seine Vorliebe
für Zigarillos dieser Marke, bei der man gleich den passenden
Schmuck mit dazu erwerben kann.
Zum Glück setzt Perfect seine
Brille später ab. Jetzt kann man endlich die ganze Bandbreite
seiner abwechslungsreichen Mimik miterleben.
Live
Video:
Perfect – WTC 9/11 (Born Dead With Life)
Mister Giddimani singt sich durch seinen langen Hitkatalog und seine
Laune verbessert sich zusehends. Die steigende Stimmung im Publikum tut
seine Wirkung. Immer wieder fühle ich mich auch ein wenig an
Sizzla erinnert, denn Perfect kann mit seinen wechselnden Stimmlagen
auch dafür sorgen.
Live
Video:
Perfect – 30 Pieces (Born Dead With Life)
Stößt Perfect in seinem Gesang mal einen kurzen
Schrei aus – achtet auf seine Zunge. Was da manchmal
für ein langes spitzes Teil zum Vorschein kommt, ist echt
beeindruckend. Wie macht er das nur?
Live
Video:
Perfect – Hold On Buju (Back For The First Time)
Das Thema zur Legalisierung des heiligen Krautes darf
natürlich bei einem Mann wie Perfect auch nicht fehlen.
„I Love Marijuana“ singt Perfect vor und lautstark
schallt es zurück.
Live
Video:
Perfect – I Love Marijuana
Perfect ist absolut perfekt und hält mit seinem Auftritt die
Stimmung am Kochen. Zwischendurch auch Titel, die man nicht auf seinen
Alben finden kann. Hier noch ein weiterer Ausschnitt weil es wirklich
so mitreißend ist. Von mir aus kann es immer wieder
„Pull Up“ heißen.
Live
Video:
Perfect - Pull Up
Mittendrin dann ein lang anhaltender „Bumbo Claat
Song“, den ausgerechnet die Mädels besonders
lautstark im Chor mitgrölen. Hier hat sich Perfect offenbar
sämtliche Bumbo Claats des Jahres für dieses eine
Stück aufgespart. Dazu gibt es auch noch zwei
Tänzerrinnen auf der Bühne, die ihn eine Zeit lang
unterstützen.
Dann folgt die Bandvorstellung von Feueralarm, was Perfect ein klein
wenig Verschnaufpause verschafft. Ein wenig Patois Kurs gibt Perfect
schließlich auch noch zum Besten und übersetzt
„Nuh Badda Mi“ mehrfach ins Englische. Theaterreif
und echt belustigend das Ganze.
Live
Video:
Perfect – Bandvorstellung von Feueralarm und Nuh Badda Mi
(Giddimani)
Den ultimativen Abschluss gibt es natürlich mit seinem
Superhit „Hand Cart Bwoy“.
Mist, ausgerechnet jetzt geht auch noch das Band zu Ende!
Mit Zugaben ist danach natürlich nicht mehr zu rechnen. Jah
Mason steht ja schließlich auch noch am Start. Das macht den
Abschied von Perfect ein klein wenig leichter.
Live
Video:
Perfect – Hand Cart Bwoy
Die Feueralarm Band spielt erst einmal zur Überleitung ein
Instrumental mit Teilen aus Jah Masons Hitliste, bevor er selbst die
Bühne betritt.
Bei ihm dominieren heute die Farben
grün und violett, von den blauen Jeans einmal abgesehen. Der
obligatorische Turban ist einfarbig grün gehalten. Sein Shirt
ist ebenfalls grün, hat aber violette untergesetzte
Ärmel, und trägt den violetten Aufdruck
„BUCKTOWN 1954 ATHLETIC LEGENDS“.
Jah Mason startet etwas ruhiger und tigert leicht gebückt von
einer Bühnenseite zur anderen. Stimmlich gibt er sich wie
immer recht vielseitig. Mal kraftvoll und energisch, dann wieder mit
melodiösem Gesang, oder auch in ganz hohe Stimmlagen.
Live
Video: Jah
Mason - Wheat And Tears (Wheat And Tears)
Weiter geht es mit „Burn Dem Down“ und
„Lion Look“, bevor auch bei ihm das heilige Kraut
zum Thema der Show wird. Mit „Mi Chalwa“ (Wheat And
Tears) und viel Werbung für „High Grade“
ist er dann in seinem Element.
Live
Video: Jah
Mason – Burn Dem Down + Lion Look + Mi Chalwa
Dann müssen wir erst einmal Pause einlegen. Wir bekommen das
Signal zum Aufbruch. Perfect möchte zurück ins Hotel.
Wenn wir ihn noch treffen wollen, muss es leider jetzt sein. Auch wenn
wir Jah Mason schon oft gesehen haben, fällt es schwer das
Konzert zu verlassen. Aber Perfect haben wir schon einige Jahre nicht
gesehen und noch nie in Ruhe treffen können. Die Entscheidung
was zu tun ist, ist entsprechend eindeutig.
Perfect ist inzwischen umgezogen und immer noch bester Laune. Die
hellblauen und violetten Farbtöne haben sich in
kräftiges gelb und blau gewandelt. Ein völlig anderes
Bild.
Nachdem unsere Audienz beim Handcart Bwoy zur allgemeinen
Zufriedenheit verlaufen ist, geht es zurück zu Jah Mason.
Glücklicher Weise ist das Konzert noch nicht vorüber
und die Massive ist bester Stimmung.
Kurz danach geht es auch schon ins Finale. „Run Come Love
Me“ und „Princess Gone“ sind die letzten
Stücke der Show.
Live
Video: Jah
Mason – Run Come Love Me
Obwohl „Princess Gone“ immer als der Hit von Jah
Mason angesehen wird, werden mir die Trauer um die Prinzessin und der
damit verbundene Gesangeswettstreit mit dem Publikum, manchmal doch ein
wenig zu langwierig. Aber so lange es funktioniert und die Massive
mitspielt, kann es natürlich ewig so weitergehen.
Live
Video: Jah
Mason – Princess Gone
Beim anschließenden Backstagetermin wird es eng. Allerhand
Trubel hier, den Jah Mason mit einem Lächeln im Gesicht und
lang anhaltender Ausdauer über sich ergehen lässt.
Die Gästeliste ist lang. Jah Mason gibt Autogramme am
Fließband. Aber bedeutend mehr als das, wird fotografiert.
Immer wieder ergeben sich neue Ideen mit anderen
Personenzusammenstellungen, in denen Jah Mason manchmal nahezu
untergeht.
Bild 1: Jah Mason, Ann Shakes und
Mighty Caster (Timeless-Sound) Bild 3: Jah Mason und Vido Jelashe Bild 4: Jah Mason, Ann Shakes und
Peter (reggaestory.de)
Bild 5 + 6:
Jah Mason mit Migty Caster und Ashraf Bild
8: Jah Mason und Marion
(reggaestory.de)
Kontakte werden geknüpft, Künstler
vorgestellt, Fotos und Musik ausgetauscht. Ann
Shakes macht
Werbung für ihr Album „Lovermuffin“ und
lässt sich in zahllosen Posen mit Jah Mason ablichten.
Hier zwei Ausschnitte vom Album "Lovermuffin": Run Away
und Love
Him
Dazwischen immer wieder ein Rasta-Typ mit einer fast ausgeleerten
Cognacflasche, namens King David, der sich damit so gar nicht
rastatypisch verhält und darüber hinaus die
Abläufe im Backstage gerne regeln möchte. Immer
wieder ruft er „Keine Fotos mehr!“ und versucht Jah
Mason zu verdecken. Das gelingt natürlich nicht und zieht das
Prozedere nur unnötig in die Länge, zumal es auch gar
nicht Jah Masons Wille ist. Letztendlich möchte King David
aber selber auf jedem Foto mit verewigt werden.
Rebellion
The Recaller, Ortwin (YAAM), Jah Mason, Ashraf (u. A. Blessed Love), 2
Freunde von Rebellion (karierter Turban und schwarze
Schrimmütze), Mighty Caster, King David
Ein wirklich lustiges Treffen mit jede Menge gute Fotos, die hier gar
nicht alle Platz haben.
Bild 1 + 2: Rebellion The Recaller, Mighty
Caster, Jah Mason und Budde Bye Bild 3: Jah Mason und Ann Shakes Bild 4: Ann Shakes, Jah Mason, King
David und Ashraf Bild 5: Budde Bye, Ann Shakes, Jah
Mason und King David
Ein rundum gelungener Abend, der unsere Reggae-Akkus wieder
schön aufgeladen hat.
Copyright:
Text und Fotos by Reggaestory
Mein besonderer Dank geht an Lena und das YAAM Team, Lars Vegas
Entertainment, Buxna Artist Agency und natürlich an die
Artists des Abends.