Zum Dreizehnten Jahrestreffen
fand sich
kürzlich die Ska-Gemeinde beim Dynamite Ska Festival in
Leipzigs schönstem Ballsaal zusammen. Der November jeden
Jahres ist inzwischen seit vielen Jahren nicht nur für die
Leipziger Fans von Ska, Rocksteady, Early Reggae und Skinhead-Reggae im
Kalender kariert angestrichen. Neben dem "This Is Ska
Festival" in Rosslau (jeweils im Juni), der "Ruhrpott Ska
Explosion" in Dortmund (Januar) und der "Berlin Ska City" (Januar),
gehört das Dynamite Ska Festival zu den wichtigsten Festivals
des Genres in Deutschland und kann auf die zweitälteste
Geschichte der eben angeführten Veranstaltungen
zurückblicken.
Verfolgt man die Historie des Festivals zurück, stolpert
man zwangsläufig unter anderen über Franz
Vogel, alias Franze, der
schon 1997 zusammen mit Jörg Folta das "This Is Ska" Festival
in Rosslau (bei Dessau) ins Leben gerufen hat. Noch heute ist er
überall dabei und steht neben den organisatorischen Aufgaben
auch noch als Bassist bei den Tornados auf der Bühne.
"Im
Laufe der Zeit entwickelte sich ein großes Team aus Musikern,
Bookern und Technikern, die aus den verschiedensten Musikrichtungen
kamen und die die personelle Basis für neue Projekte
bildeten. Wir wurden vielseitiger, erweiterten unser Musikgenre,
organisierten viele Clubkonzerte und riefen neue Festivals ins Leben,
unter anderen Events wie Summer Safari, Dynamite Ska, Surf Bail Out
oder das
Magdeburger
Ska-Festival.", erzählt Franze. Im Jahr 2001 und 2002 fanden
zwei Ska Festivals in der Leipziger Baumwollspinnerei statt, die man
als Vorläufer des Dynamite Ska betrachten kann. 2003 dann
erstmals
unter dem Namen "Dynamite Ska Festival". Das Festival
präsentierte zu gleich die Wiedervereinigung von "El Bosso
& die Ping-Pongs", die sich 1992 getrennt hatten und
Wegbereiter der deutschen Ska-Szene waren. Zirka 2.000 Leute standen
damals vor der Tür, aber nur 1.500 konnte man reinlassen.
Während
2004 das Dynamite noch
mit
zwei Veranstaltungen im Jahr präsent war, eine im
März und eine im
November, jeweils im
Werk 2 von Leipzig, fand im Folgejahr nur noch ein Festival im Dezember
statt. Seit 2006 hat man sich schließlich auf den November
festgelegt. In die altehrwürdigen Hallen des Felsenkellers zog
man
zum ersten Mal im Jahr 2010 ein. Drei Jahre später ging es
wegen
nötiger Bauarbeiten im Felsenkeller wieder ins Werk 2
zurück.
Seit zwei Jahren ist man nun wieder im frisch renovierten
großen Saal des Felsenkellers
zuhause.
Der Felsenkeller wurde nach
den Plänen der Leipziger Architekten August Hermann
Schmidt und Arthur
Johlige, im Auftrag der Brauerei Carl Wilhelm Naumann
erbaut. 1890 wurde das Haus als Konzert- und Ballsaal
mit mehr als 1.000 Plätzen eröffnet. Darüber
hinaus wurden im Felsenkellerlichtkino
erste Vorführungen der Filmkunst gezeigt. Er war
aber nicht nur ein Ort der Vergnügungskultur,
sondern auch ein bedeutender
Versammlungsort der Arbeiterbewegung Deutschlands. Karl
Liebknecht, Rosa Luxemburg,
Clara Zetkin oder Ernst Thälmann – sie alle sprachen
im
Felsenkeller.
In den Wirren des 2. Weltkrieges blieb das interessante
Gebäude zum Glück überwiegend
unbeschädigt. So diente es
auch zu DDR-Zeiten weiterhin als kulturelles Zentrum,
Versammlungssaal und Gaststätte. Hier fanden traditionell die
Tanzschulenabschlussbälle, die Jugendweihen und Abiturfeiern
Leipzigs
statt. In den 1980er Jahren fanden erste Rekonstruktionsarbeiten statt.
Nach der Wende wurde das ehrwürdige
Objekt leider zweckentfremdet, musste eine kurze Karriere als
Möbelhaus über sich ergehen lassen und
stand lange
Zeit
leer. Nachdem man
2005 erste Sanierungsarbeiten im Inneren durchgeführt hatte,
fanden wieder vereinzelt diverse
Veranstaltungen im großen Saal
statt.
Seit November 2014 strahlt nun der Felsenkeller im neuen Glanz, nach
dem
die in Mitte der 2000er Jahre begonnenen Renovierungsarbeiten, endlich
ihren Abschluss gefunden haben. Zumindest soweit, dass wieder
anspruchsvolle Veranstaltungen im Einklang mit den heutigen Standards
durchgeführt werden können. Für die Zukunft
steht aber noch viel Arbeit auf dem Programm. Inzwischen ist auch
schon ein Biergarten mit über 250 teilweise
überdachten Plätzen, im parkähnlichen
Außengelände, dazukommen.
Aber
genug der Vorrede und lassen wir das diesjährige
Dynamite Ska Festival, nebst tollen Ballsaal auf uns einwirken.
17:00 Uhr ist erst Einlassbeginn. Da kann ich natürlich nicht
mehr so recht auf die Mahnungen diverser Flyer glauben, die extra mit
dem Aufdruck "Pünktlicher Beginn", für zeitiges
Kommen
werben. Immerhin soll schon 17:10 Uhr die Leipziger Band Baycorona mit
ihrer Show starten. Aber die Gedanken werden zur Nebensache als wir in
Richtung Einlass heranrücken und erfahren müssen,
dass der Headliner Derrick Morgan heute nicht auftreten wird. Das darf
jetzt aber nicht wahr sein! Es reift wieder einmal die Erkenntnis:
Fahre niemals los, ohne kurz vorher die Veranstalterwebsite zu checken,
wenn du keine Überraschungen erleben möchtest! Zwei
Tage vorher war noch alles "in Butter".
Hier die
Meldung vom 20.11. auf Facebook:"Ganz bitter, aber leider wahr.
DERRICK MORGAN kann
nicht auftreten...
Aufgrund einer akuten Verschlechterung seines langjährigen
Rückenleidens haben seine Ärzte von einer
15-stündigen Flugreise inkl. zweier (leider unvermeidlicher
und strapaziöser) Umstiege dringend abgeraten, was wir mit
Respekt vor dem Alter und der bisherigen Krankheitsgeschichte des
Künstlers akzeptieren müssen.
Leider haben wir da gegenüber den wenigen
europäischen Städten mit einer Direktverbindung aus
Jamaika, den klaren Standort-Nachteil und können nicht ohne
mehrfaches umzusteigen angeflogen werden.
Wir erfuhren gestern zu später Stunde davon und sind
natürlich wahnsinnig enttäuscht, haben nach erster
Schockstarre aber über Nacht intensiv an einer starken
Alternative gearbeitet und können einen wie wir finden
hochwertigen Ersatz anbieten:
"The Rocksteady Revue" - 'MR. SYMARIP' ROY ELLIS meets DR. RING-DING,
backed by SOULFOOD INTERNATIONAL!
Wir hoffen, Euch trotz allem morgen in Leipzig
begrüßen zu können. Wir würden uns
wirklich freuen!"
Ja,
das könnt ihr, wir sind ja schon da!
Ausgerechnet Derrick Morgan, den wir schon beim diesjährigen
This Is Ska nicht besuchen konnten und deshalb einer unserer
Hauptgründe war, das Dynamite anzufahren.
Aber egal, freuen wir uns nun auf Roy Ellis und hoffen, dass die
Bemühungen des Veranstalters um Suche nach Ersatz belohnt
werden und sich alle Fans trotzdem auf den Weg nach Leipzig gemacht
haben.
Währen wir den Saal erkunden, der perfekte
Festivalvoraussetzungen bietet, beginnt die Leipziger Band Baycorona
mit ihrem Heimspiel. Die sieben Musiker im Alter von 20 - 30 Jahren,
haben sich Ska, 2Tone, Rocksteady und etwas Reggae auf
die Fahne geschrieben. Sie treten in folgender Besetzung
an: Anton (Gesang), Liz (Bass), Eric (Leadgitarre), Markus
(Schlagzeug), Toffi (Rhythmusgitarre), Sara (Saxophon) und Dustin
(Keys).
Die Band wurde im Jahr 2001 gegründet und tritt mit der
angeführten Aufstellung überwiegend seit Januar 2014
auf. Sara und ihr Saxophon sind heute nicht dabei.
Besonders ideal am Felsenkeller ist, dass die Tanzfläche
erheblich tiefer liegt als der darum befindliche Umgang. Hier befinden
sich die Bars, verschiedene Merchandise-Stände, das
Soundsystem, und außerdem hat man von hier oben einen ganz
entspannten Ausblick über das Saalgeschehen und zur
Bühne.
Noch sieht es relativ luftig im Saal aus und wir machen uns erst einmal
auf die Suche nach dem Backstage, was sich zu einer kleinen Odyssee
entpuppt. Jeder vermutet die entsprechenden Räumlichkeiten an
anderer Stelle. Selbst das Personal am Einlass schickt uns auf ein
Abenteuer durch diverse Nebenräume und Abstellkammern, bis wir
an
der Bar wieder herauskommen. Also hier ist es definitiv nicht.
Schließlich heißt es, in den Backstage gelangt man
nur
über die Bühne. Das kann ja wohl auch nicht richtig
sein. Bei
den vielen Mitwirkenden kann nicht ständig jederman
über die
Bühne laufen!? "... oder ihr müsst hier heraus, um
das
Gebäude herumgehen und von hinten durch eine andere
Tür
gehen. Zurück könnt ihr dann aber nicht mehr, weil
ich euch
dann sicher nicht hören werde.", sagt ein Türsteher
und
lässt uns durch eine Seitentür der Galerie nach
draußen. Der Backstage ist schließlich
über eine
äußere Kellertreppe erreichbar und entpuppt sich als
enge
Stehpiepe, in der man nicht einmal einen Fleck findet seine
Ausrüstung abzustellen, geschweige denn eine
Sitzmöglichkeit. Musiker von Yellow Umbrella und Dr. Ring Ding
stehen am leeren
Buffet mit Aussicht auf geschäftiges Treiben im dahinter
befindlichen Küchenbereich. Der Dr. grinst und meint: "Wer
keinen
Hunger hat, kann schon mal hier rein greifen!", und zeigt auf die
leeren
Buffetbehälter. Des Doktors Humor ist immer wieder sehr
erfrischend. Nach 19:00 Uhr soll es dann auch was für die
Hungrigen geben. Für den normalen Besucher, also Leute ohne
Backstagegepass, gibt es allerdings keine Möglichkeit
irgendein Snack im Felsenkeller einzunehmen. Es lohnt sich nicht
für uns im Backstage zu verweilen und wir suchen den
Rückweg
in den Saal, den man uns durch eine andere Tür der umliegenden
Gebäudeseite verheißt. Wie stolpern durch die
Finsternis des
Grundstückes und lassen keine Pfütze aus. Einen
einfachen
Rückweg gibt es aber nicht, es sei denn über
die
Bühne, was natürlich nicht geht. Letztendlich
müssen wir
völlig runter vom Gelände und noch einmal durch den
offiziellen Einlass des Haupteinganges. Das ist nun wirklich nicht
richtig durchdacht. Wir
beschließen deshalb nicht noch einmal in den Backstage zu
gehen
und schlagen uns auf die Seite der "Nichthungrigen". Einige
Künstler schimpfen: "Was nützen uns die Biermarken,
wenn ich
die nur im Backstage einlösen kann und dieser so kompliziert
zu
erreichen ist!?" Es gibt zwar noch eine Tür durch die
Toiletten
neben der Bühne, aber auch diese ist verschlossen.
Inzwischen ist das Publikum weiter angewachsen und Bluekilla
hat die Bühne in Beschlag genommen. Bluekilla wurde 1985 in
München gegründet und ist damit einer der
dienstältesten Ska-Acts Deutschlands. Sie waren die erste
ausländische Ska-Band, die nach dem Ende des Balkankrieges in
Bereich Ex-Jugoslawiens auftraten. Trotz schlechter Erfahrungen im
Rahmen
einer Verhaftung wegen Spionageverdachtes, konnten sie mit ihren
nachfolgenden drei Auftritten einen Ska-Boom in Serbien
auslösen. 1994 brachten sie ihr Debutalbum "The New Ska Age"
heraus.
Ihr neuestes Album heißt "Never Was A Ska Band" und ist aus
dem Jahr 2011. Die aktuelle Besetzung der Band besteht aus Marc Steinel
(Saxophon),
Hannes Frisch (Gitarre),
Guido Sauerbier (Bass),
Hannes Metz (Rhythmusgitarre),
Amedeo Tortora aka Dr. Deadlock (Gesang / Songwriter),
Tschinge Krenn (Orgel),
Werner Aldinger (Posaune),
Christian Fiebig (Schlagzeug) und
Albrecht Huber (Trompete, Flügelhorn).
Live
Video:
Blukilla - Skatalonia
Nach einer kurzen Umbaupause geht es weiter mit den Tornados.
"Die Tornados" haben sich 1995 in Dessau gegründet und
gehören zu den meist angesagten
Ska-Acts Deutschlands. Sie können bisher auf über 500
Auftritte in deutschen und europäischen
Clubs, sowie auf großen Festivals wie "This is
Ska!", "Dynamite Ska Festival", "Potsdamer Skafestival" oder
dem "Mighty
Sounds" (Tschechien) verweisen, um nur einige zu nennen. 1997
haben
sie ihre erste Single "Die Tornados" veröffentlicht und 2001
folgte ihr Debutalbum "Heartbeat". Ihre aktuelle Platte heißt
"Young
Guns Against Old Rockers" und kam 2014 heraus.
Live
Video: Die
Tornados - 1/4 - Mr. Policeman (Malarians Cover)
Live
Video:
Die Tornados - 2/4 - Flower & Bee
Die aktuellen Mitglieder der Band sind Ulle (Gesang), Tru D. Mjuic
(Gesang), Franze (Bass), Marc (Gitarre), Dan K. (Drums), Krischi
(Posaue), Richard (Sax), Barni (Trompete) und Torsten (Keys). Einige
Musiker spielen noch
unter anderem in Jazz- und Bigbands. Andere sind
Ska-Deejays, Konzert- und Festivalveranstalter oder Macher der
Radioshows "Phoenix City" und "Shanty
Town".
Live
Video: Die
Tornados - 3/4 - Quasimono
Live
Video: Die
Tornados - 4/4 - The Evil
Nach "The Evil" von den Tornados geht es wieder in die Umbaupause und
das Soundsystem übernimmt die Regie. Der Felsenkeller ist
jetzt gut gefüllt aber noch lange nicht am Ende seiner
Kapazitäten. Wer sich ein Bier holen möchte, sollte
dies aber lieber schon vor den Pausen tun. Dies nicht wegen eventuellem
Gedränge am Tresen, sondern wegen der Leute die in Richtung
Ausgang strömen, die offenbar jedes Mal eine Zigarettenpause
einnehmen wollen.
Regelmäßig ist dann die Tanzfläche halb
leer. Da wird es draußen auf dem Fußweg vor dem
Felsenkeller sicher mächtig eng. Aber so ist wenigstens gute
Luft im Saal. Recht erstaunlich, wie gut das weitestgehend funktioniert.
Als
nächstes sind mit LEO
& THE LINEUP die ersten internationalen
Gäste aus
Dänemark an der Reihe.
Die Band gründete sich im Jahr 2008 und war eigentlich anfangs
auf der Suche nach einer Bläsergruppe, was mit der Entdeckung
von drei hervorragenden Sängerinnen endete. Seitdem
prägten sie den Sound der Band entscheidend mit. Es folgten
zahlreiche umjubelte Club- und Festivalauftritte, teilweise in
ausverkauften Häusern. Im Jahr 2012 erschien dann
ihr Debutalbum "LEO AND THE LINEUP".
Live
Video: Leo
& The Lineup - 1/4 - Too Experienced
Fragt man die Band nach musikalischen Vorbildern, so fallen Namen wie
Sam Cooke und The Aggrolites und das hat den vielseitigen
Sound der Band hörbar mitgeprägt. So hat die Band
stets für alle Geschmäcker etwas am Start, ob das nun
Ska, Early Reggae, Rocksteady oder Soul ist. Ihr aktuelles Album "Hit
The Streets" kam am 13.11.2015 in die Shops.
Es wurde von Ask Kæreby produziert und vom
Erfinder des "Dirty Soul" Christian Ki Dall gemischt.
Live
Video: Leo
& The Lineup - 2/4 - Baby Please
LEO AND THE LINEUP mischen mit folgender Besetzung den Saal auf:
Frontmann Kevin Leo (Gesang + Gitarre),
Nikolaj Bonnén (Bass),
Jens Lindeskov (Gitarre),
Mikkel Wind-Pedersen (Drums),
Morten Sørensen (Orgel),
Chloë Williams (Backgroundgesang), Jessie England
(Backgroundgesang) und
Maja Muhlack (Backgroundgesang).
Live
Video: Leo
& The Lineup - 3/4 - Run-Around
Später kommen schließlich auch noch die
Mädels
jeweils zu ihrem Soloeinsatz. Man kann sich kaum entscheiden, welche
Stimme denn nun besser klingt. Am Ende der vielseitigen und
mitreißenden Show gibt´s von der
Band eine gemeinsame Verbeugung, die ruhig noch etwas
später hätte kommen können.
Live
Video: Leo
& The Lineup - 4/4 - Bring It On Home
Gehen wir wieder in die Umbaupause, machen eine Runde über den
Sal und warten bis die nächste
Band mit ihren Vorbereitungen fertig ist.
... und wenn
du gerade dabei bist, kannst du uns auch gleich mal fotografieren!
Yellow
Umbrella, das Aushängeschild der
sächsischen Ska- und
Reggae-Szene, kann schon auf eine über 20-jährige
Geschichte zurückblicken.
Es war im Jahr 1994 als acht
Dresdener Studenten beschlossen eine Reggae & Ska Band zu
gründen. Auch wenn sich die Besetzung über die Jahre
verändert hat, ist Yellow Umbrella ihrem
grundsätzlichen Stil treu geblieben.
Das letzte Studioalbum von Yellow Umbrella ist das 2010er „A
Thousand Faces“. Am 25. November 2011
folgte ihr Live Album „Yellow
Umbrella Live At The
Groovestation“.
Live
Video:
Yellow Umbrella - 1/4 - A Woman Like You
Inzwischen ist Yellow Umbrella auch auf dem Kinderbuchsektor unterwegs
und hat mit "Der Reggaehase Boooo und der gute Ton", schon das dritte
Abenteuer von Boooo
veröffentlicht. Das Ganze natürlich gut
gewürzt mit viel Musik, die jedem Buch als CD beiliegt.
Natürlich gibt´s das nicht nur im Kinderzimmer zu
lesen und zu hören, sondern auch als Puppenspiel auf
der Bühne mit Yellow Umbrella als Backgroundshow. Eine super
Sache! Wenn da nicht die Zukunft von Reggae und Ska gesichert ist! ;-)
Live
Video:
Yellow Umbrella - 2/4 - Time Will Tell
Am 10. + 11. Oktober 2014 hatte die Band ausgiebig ihr zwanzigstes
Jubiläum in
der Dresdner Scheune gefeiert. Wir hatten darüber
ausführlich berichtet und viel biografisches Material mit
eingebunden. Deshalb halten wir uns heute etwas zurück um uns
nicht unnötig zu wiederholen. Schaut einfach mal
beim vorjährigen Jubiläumsbericht
vorbei.
Live
Video:
Yellow Umbrella - 3/4 - I Will
Als neuer Trompeter ist übrigens Germi Rieß zu
Yellow Umbrella gestoßen. Er ist jetzt ständiges
Bandmitglied und Ersatz für Jan Kalb.
Langsam kommen wir zur Endphase und da gibt´s
wie fast bei jedem Yellow
Umbrella Konzert den Knaller "Perestroiska". Da kocht garantiert der
Saal. Wer hier nicht mittoben möchte, sollte lieber aus
der Ferne schauen.
... und
über der ganzen Szene schwebt ein einsamer gelber Regenschirm,
der glatt an die Namensgeschichte der Band erinnert, nur heute zu einem
besseren Anlass!
Live
Video:
Yellow Umbrella - 4/4 - Perestroiska + Your Love Is My Love
Das war doch wieder eine super stimmungsvolle Show, auch wenn ein paar
weniger "geil" von Jens ganz gut getan hätten.
Von den Arkaden her verfolgen Leo & The Lineup das Geschehen.
Das trifft sich gut, so können sie gleich einmal ihr
brandfrisches
Album signieren.
So entspannt und alle komplett auf einem Haufen, inmitten eines
Festivals, trifft man sie bestimmt auch nicht alle Tage. Ich habe
Glück, mich weit genug entfernen zu können, um
überhaupt
alle auf das Bild zu bekommen.
Derweil hat der nächste Act bereits mit seiner Show begonnen.
Die sieben- bis achtköpfige Band Skaos,
aus Krumbach in Bayern, hat sich am 1. Januar 1982 gegründet.
Zunächst haben sie begonnen Coverversionen ihrer
britischen Ska-Idole wie Madness und den Specials zu spielen.
Fünf Jahre später kam ihre erste EP "Inside" heraus
und 1988
folgte ihr Debutalbum "Beware" beim britischen Label Unicorn
Records. Ein Jahr darauf wechselte Skaos zum Berliner Label
Pork Pie und veröffentlichte dort ihr Album "Catch This Beat".
Danach war von der Band fünf Jahre lang nichts mehr zu
hören. Mit "Back To Live", wiederum bei Pork Pie
veröffentlicht, kehrten sie schließlich 1995 wieder
auf die europäische Bildfläche zurück (im
Jahr 2005 sogar bis Japan). Weitere Alben folgten in den
nächsten Jahren. Ihr bisher letztes Album mit dem Titel "More
Fire", wurde am 17.04.2014 bei Pork Pie veröffentlicht.
Live
Video:
Skaos - 1/2 - South Africa Struggle
Im Laufe der Jahre gab es vielfache Umbesetzungen in der Band. Von den
Gründungsmitgliedern Mr. Mad Wolley, Prince Elli und Jah Hug
ist nur noch Mad Wolley übriggeblieben. Aktuell
gehören folgende Musiker zum festen Stamm der
Band: Mad Wolley (Gesang, Posaune), Frank
"Äschie" Holderied
(Schlagzeug), Ice Scholl
(Gesang, Bass), Christian "Eddie" Wiest
(Gesang, Gitarre), Stefan "Bongo" Zepf
(Keys), Daniel "Fraizich" Friedrich aka Mr. Frisch
(Saxophon), Konsti Linus
(Trompete) und Dr. Gomme (Trompete).
Live
Video:
Skaos - 2/2 - Better Beware
Gehen wir nun in die vorletzte Umbaupause des Festivals und warten auf
die gemeinsame Show von Dr. Ring Ding und Roy Ellis.
Soulfood
International, die auch für Derrick Morgan als Backing Band
spielen sollten,
mussten sich nunmehr auf Dr. Ring Ding und Roy Ellis umstellen. Schwer
fallen dürfte das der Band nicht, da sie sich mit dem
Repertoire beider Künstler schon genügend auskennt. Dr.
Ring Ding beginnt als erster mit seinem Programm.
Groß
vorstellen müssen wir Richie sicher nicht mehr, der bereits
im Jahr 1987 seine musikalische Laufbahn bei der deutschen Ska Band El
Bosso
& die Ping Pongs als Posaunenspieler begann und inzwischen zu
den besten und vielseitigsten Künstlern Deutschlands
gehört.
Dr. Ring Ding und seine verschiedenen Projekte haben wir schon oft
beleuchtet. Die Links zu den verschiedenen Berichten findet ihr hier.
Bereits heute gibt´s am Merchandise sein neuestes
Album "Once A Year", welches erst am 27. November offiziell erscheinen
soll. Dr.
Ring Ding hat sich damit einen lang gehegten Traum erfüllt und
ein
Album
mit weihnachtlicher Musik im karibischen Sound aufgenommen. Als
weltoffener und weitgereister Ausnahmekünstler und Botschafter
in
Sachen Reggae, Ska, Rocksteady und Dancehall, lässt er einige
ihm
liebgewordene Christmas-Songs, großartig in Szene gesetzte
Medleys bekannter Weihnachtsmelodien, sowie neu erdachte
Eigenkompositionen, in seinem facettenreichen jamaikanischen Stil
erklingen.
So bekommt unsere äußerst schmale
Weihnachtsabteilung im Reggae-CD-Regal endlich wieder einmal richtig
guten Zuwachs.
Allerdings scheint der Mann immer noch erhebliche Reserven zu
haben und hat mit seinen Kollegen von den Busters mit "Schramme 11"
schon wieder ein neues Projekt ausgerufen. Für das am
15.01.2016 erscheinende Debutalbum "Durch Dick Und Dünn" hat
man sich sogar den Luxus einer Fernsehwerbung geleistet, die mich total
überrascht hat. Das sieht man ja so gut wie nie bei
Künstlern aus der Reggae- und Ska-Szene. Aber auch sonst
läuft die Werbetrommel so gut wie selten. Schramme 11 ist mit
allen zur Verfügung stehenden
Präsentationsmöglichkeiten an den Start gegangen, ob
nun Facebook, offizielle Website, Wikipedia-Eintrag, Amazon, YouTube
oder Clipfish. Diesem Großangriff wird wohl niemand entgehen
können. Ein entsprechendes Tourprogramm für 2016 ist
natürlich auch schon in Arbeit. Für Ska- oder
Reggae-Fans, wird´s bei diesem Projekt allerdings
ausnahmsweise keine
Befriedigung geben, da es hier mehr in Richtung Rock und Pop
geht.
So wie es aussieht, gibt es doch keine gemeinsame Show von Dr.
Ring Ding und Roy Ellis, sondern nur eine gemeinsame Backing Band. So
geht es dann auch relativ nahtlos über zu Roy Ellis und Dr.
Ring Ding verabschiedet sich vorerst von der Bühne.
Roy Ellis, aka Mr.
Symarip, wurde in Jamaica geboren. Seine Mutter war Jamaikanerin und
sein Vater US-Amerikaner. Seine ersten musikalischen Schritte begann
er als zehnjähriger Solosänger in
einem Gospel-Chor der Baptistenkirche in Kingston. In seiner Schulzeit
zählte er zum Freundeskreis von Jimmy Cliff und Bob Marley.
Seine ersten Aufnahmen gehen bis in das Jahr 1962 zurück.
Seinen Durchbruch hatte er jedoch in England der späten 60er
Jahre, als er mit seiner Band Symarip, als einer der ersten, den
Skinhead-Reggae begründete.
Live
Video:
Roy Ellis - 1/6 - ... + Skinheads Dem A Come + One Way Ticket To The
Moon
Gleich bei seinem zweiten Song begibt sich Roy Ellis auf einen Ausflug
über den Saal und die Stimmung ist sofort auf dem
Höhepunkt. Danach nehmen die Fans nach und nach seine
Bühne ein. Es wird immer enger für Mr. Symarip und
die Musiker. Mit Roy Ellis auf der Bühne abzutanzen ist aber
nichts Ungewöhnliches, wie man in vielen Aufnahmen sehen kann.
Live
Video: Roy
Ellis - 2/6 - Sugar Dumpline
Ihr 1970 veröffentlichtes Album "Skinhead Moonstomp" wurde
millionenfach verkauft und stürmte die UK-Charts. Das Album
wurde mehrfach von unterschiedlichen Labels neu aufgelegt und Hits wie
"Skinhead Girl" und der Titelsong "Skinhead Moonstomp" sind heute
unzählige Male gecoverte Klassiker.
Live
Video: Roy
Ellis - 3/6 - I Was Busted
Im Jahr 1983 trennte sich leider die Band, aber Roy Ellis ist als Mr.
Symarip weiterhin im Geschäft und als Solosänger
unterwegs. Sein
aktuelles Album "The Boss Is Back" aus dem Jahr 2011, könnte
den alten Zeiten entsprungen sein und knüpft an die alten Hits
an.
Soweit nur kurz ein paar Streiflichter zu Roy Ellis. Wer sich in seine
Biografie vertiefen möchte findet auf seiner Website
eine umfassende Geschichte. Wer mehr auf übersichtliche Daten
steht, kommt besser hier voran.
Live
Video: Roy
Ellis - 4/6 - Skinhead Girl
Ein paar Worte auch noch zur Backing Band. Soulfood International hat
seine Wurzeln in der Court Jester's Crew.
Nach hunderten Shows, der Veröffentlichung von 3 Alben und
nachfolgendem Ausstieg der Sänger, beschloss man als Soulfood
International ins Backinggeschäft einzusteigen. Seit 1993
existiert nunmehr die Band in nahezu unveränderter Besetzung.
Sie
haben unter anderem schon mit Laurel Aitken, Rico Rodriguez, Alton
Ellis, Ken
Boothe, Derrick Morgan, Dawn Penn, Dennis Alcapone, Dave Barker, Doreen
Schaffer, Norme Fraser, Winston Francis, Dr. Ring-Ding, Roy Ellis
auf der Bühne gestanden. Heute gehören Sensi
Simon (Trompete),
Joachim Staudt (Saxophon),
Flo "King" Wagner (Posaune),
Paul Pasbaum Samuel Schmincke (Tasten),
Julian Warth (Bass),
Fritz Bayer (Gitarre) und
Tobias Wagner (Schlagzeug) zur Band.
Live
Video: Roy
Ellis - 5/6 - Skinhead Moonstomp
In den ersten Reihen unmittelbar vor der Bühne, kann man sich
jetzt kaum noch aufhalten, wenn man nicht gerade selber zu tief ins
Glas gesehen hat oder nicht ständig von den Skins in den
Hintern gekniffen werden will. Sogar viele Mädels sind derart
angeheitert, das manche kaum noch richtig stehen können. Aber
egal, die Stimmung ist jedenfalls echt genial!
Zum Schluss ruft Roy Ellis noch einmal Dr. Ring Ding auf die
Bühne, und es gibt mit "These Boots Are Made For
Walkin´", noch einen gemeinsamen Song als Zugabe.
Live
Video: Roy
Ellis - 6/6 - These Boots Are Made For Walkin´ feat. Dr.
Ring Ding
Das war das absolute Highlight des Festivals. Zumindest für
uns wird das heute kaum noch zu toppen sein.
Ein Programmpunkt steht aber mit The
Hotknives noch an. Die britische Ska-Band hat sich 1982
gegründet und somit auch schon über 30 Jahre
Bühnenerfahrung vorzuweisen. Ihr erstes Album "Live At The
Boatman" war ein Live-Album und kam 1988 heraus. 1989 folgte ein
weiteres Live-Album, bevor mit "The Way Things Are", ebenfalls 1989,
ihr erstes Studioalbum veröffentlicht wurde. Ihre aktuelle
Scheibe ist das 2010er "About
Time", das mit Ska und Reggae eine gute Mischung abgibt. Die
Bandmitglieder sind Marc Carew (Gesang, Bass),
Richard Allen (Gesang, Keyboard),
Stuart Brown (Gitarre, Backing Vocal), und Clemmy (Schlagzeug, Backing
Vocal).
Live
Video: The
Hotknives - Another Day
Für ihr Intro hat die Band den Klassiker "Time" von Pink Floyd
verarbeitet, was echt spannend klingt. Das soll offensichtlich eine
Verbindung zu ihrem letzten Album "About Time" darstellen, auf dessen
Cover auch eine Uhr abgebildet ist. Ob die Anschlussnummer "Another
Day" vom 1995er Album "The Way Things Are" die richtige Wahl nach
dieser tollen Einleitung ist, fällt mir irgendwie schwer zu
akzeptieren.
Im Saal wird es nun wieder etwas luftiger. Der Höhepunkt des
Festivals ist für die meisten Besucher offenbar
überschritten. Auch für uns wird es jetzt langsam
Zeit den geordneten Rückzug anzutreten, der sich auf Grund der
Entfernung des Reisezieles, noch lange durch die Nacht
hinziehen wird.
Copyright: www.reggaestory.de
Text und Videokamera: Peter Joachim
Fotos: Marion und Peter Joachim
außer Bild 1 + 2 >> Vom Felsenkeller Leipzig
zur Verfügung gestellt
Mein besonderer Dank geht an Lars Kranenkamp, an alle weiteren
Organisatoren und natürlich an die Künstler
des Dynamite Ska 2015.