Calvin George Scott
& Paul Blake oder besser bekannt als Cocoa Tea &
Frankie Paul, waren kürzlich zusammen auf
Europa Tour.
Deutschland war Dank Conceptual
Events mit 3 Locations dabei.
Nicht viel, aber zum Glück wenigstens eine Location dabei, die
für uns erreichbar war.
Frankie
Paul war zwar dieses Jahr schon einmal in Deutschland, aber sein
Auftritt zusammen mit Cocoa Tea war uns natürlich wieder eine
Reise wert.
Die letzten beiden Touren in 2009 und 2007 hatten noch den Bezug zu
seinen kurz zuvor veröffentlichten Alben „Yes We
Can“ (2008) und „Biological Warfare“
(2007). Dieses Mal gibt es leider keinen entsprechenden neuen
Tournamen. Ein neues Album lässt also noch auf sich warten.
Auch bei Frankie Paul gibt es offenbar noch nichts Neues. Beide
Künstler zehren bis auf Weiteres von ihrem bisherigen
Schaffen. Aber wir wollen nicht ungeduldig sein. Immerhin haben die
Beiden zusammen schon zirka 70 Alben auf den Markt gebracht.
Frankie Paul, kam am 19.10.1965 in Kingston, Jamaica, blind zur Welt.
Bereits im Alter von 3 Jahren begann er zu singen. In seinem 8.
Lebensjahr konnte glücklicher Weise ein Teil des Augenlichts
auf einem Auge wieder hergestellt werden. 1976 traf Frankie Paul an der
Schule mit Stevie Wonder zusammen, was er als einen der
größten Momente in seinem Leben ansieht. 1980 konnte
Frankie Paul seine ersten Studioaufnahmen realisieren. Mit
„Pass The Tu-Sheng-Peng“, gelang ihm 1984 der
Durchbruch in Jamaica. Inzwischen liegt seine Albumbilanz bei
ungefähr 50 Stück. Hier nur eine kleine Auswahl vom
Ende der langen Liste.
Bild 1:
„Hardcore Loving“, 1996 Charm Records Bild 2:
„Asking For Love“, 1997, 2008, 09 VP, Jet Star Bild 3:
„Come Back Again“, 1996 VP Bild 4:
„Are You Ready“, 2008 Cousins Bild 5:
„Forever“, 2009 ERNI Bild 6:
„Best Of Friends“, 2005 Jet Star Music, 07, 08, 09
Charm Records Bild 7:
„Reggae Legends“, 2009 Greensleeves Bild 8:
„Most Wanted“, 2011 Greensleeves
Die Angaben der Jahreszahlen und der Labels sind mit Vorsicht zu
genießen. Man findet hierzu die widersprüchlichsten
Angaben und Zuordnungen. Aber eines ist gewiss, wer von Frankie Paul
noch gar nichts hat, sollte nicht zur aktuellsten Jahreszahl greifen.
Wer einen guten Querschnitt seiner alten Hits haben möchte,
ist mit der 2009-er „Reggae Legends“ am besten
versorgt. Auf vier CD-s gibt es dort genügend Material. Wer
dann noch ein paar modernere Töne hören
möchte, sollte sich die „Best Of Friends“
zulegen.
Cocoa Tea ist mit seiner Albumbilanz noch nicht in diese
Größenordnung vorgedrungen. Obwohl er 6 Jahre
älter als Frankie Paul ist, was man gar nicht glauben mag, kam
sein Debutalbum „Wha Them A Go Do, Can't Stop Cocoa
Tea“ ebenfalls erst 1985 heraus. Aber man muss ja nicht
mehrere Alben in einem Jahr wie Frankie Paul herausbringen. Cocoa
Tea´s Veröffentlichungen, die bei 20 Alben liegen,
sind beachtlich genug für einen Zeitraum von 26 Jahren. Eine
Albumbilanz sollte auch nicht als Wertung über einen
Künstler herhalten und dient hier nur der Information. Frankie
Paul und Cocoa Tea sind zwei Schwergewichte des Dancehall und des
Reggae, und wessen Waagschale schwerer wiegt, muss jeder Fan
für sich entscheiden. Cocoa Tea hat vielleicht mehr die
jüngeren und Frankie Paul die älteren Hits auf seinem
Gebiet, aber das ist wie immer Geschmacksache. Cocoa Tea
dürfte auch die sanftere und melodiösere Stimme auf
seiner Seite haben, für die er auch seinen Beinamen
„Sweet Sweet“ erhalten hat.
Beste Voraussetzungen für ein abwechslungsreiches Programm und
gegenseitige Ergänzung der beiden Künstler auf der
gemeinsamen Tour.
Bild 1:
„Feel The Power“, 2001 VP Bild 2:
„Save Us Oh Jah“, 2006 VP Bild 3:
„Biological Warfare“, 2007 minor 7 flat 5 Bild 4:
„Yes We Can“, 2008 Roaringlion Recording Company
Nun ein paar
Eindrücke aus dem Berliner YAAM.
Mir liegen noch die Worte des Tourmanagers von Coco Tea´s
letztem Berlinkonzert in den Ohren.„Alte Männer
lässt man nicht warten!“, hieß es da
scherzhaft, als wir mit Cocoa Tea noch ins Studio wollten, aber noch
vorher ein paar Worte mit Turbulence wechseln wollten. Das weckt die
Hoffnung, heute einen früheren Start zu erleben. Immerhin
steht der selbe Mann hinter der neuen, heute verantwortlichen Booking
Agency, Conceptual
Events.
Und tatsächlich heißt es gegen 21:00 Uhr, dass es
innerhalb der nächsten halben Stunde beginnen wird. Die
Künstler sind schon im Backstage und ziehen sich gerade um.
Im angrenzenden Außenbereich treffe ich schon wieder Joseph Blue Grant.
„Hallo, schon wieder hier? Machst du jetzt mit Tourbegleitung
bei den Künstlern?“, frage ich ihn. „Nein,
letztes Mal bei Etana war das reiner Zufall. Man hat mich eben kurz
vorher gefragt, ob ich hier im YAAM Moderator machen würde.
Und da ich nun ungefähr seit einem Monat in Berlin lebe,
bietet sich das an. Ich mache das sehr gerne.“
„Schön, da werden wir uns ja in Zukunft noch
öfter sehen.“, stelle ich fest und mache mich auf
den Weg in Richtung Bühne.
Cocoa Tea und Frankie Paul treten heute Abend mit vierköpfiger
Band auf. Weiterhin haben sie zwei Mädels für den
Backgroundgesang dabei. Wir müssen tatsächlich nicht
mehr allzu lange warten, bis die Akteure der Show ihren Platz
einnehmen. Es folgt eine kurze instrumentale Einspielphase und Joseph
Blue Grant kündigt mit Frankie Paul den ersten Star des Abends
an. Joseph beseitigt für Frankie Paul noch schnell ein paar
Kabelschlingen, die ihm wegen seiner Sehbehinderung gefährlich
werden könnten, während Frankie schon voll in sein
Programm eingestiegen ist.
Frankie Paul scheint ganz in Seide gehüllt zu sein. Er
trägt eine silbrig graue, nahezu unscheinbar gestreifte Hose,
dazu eine glänzende schwarze Jacke und einen
grau-weiß gemusterten leichten Seidenschal.
Glücklicher Weise ist der Winter dieses Jahr noch nicht bei
uns eingebrochen, denn seine leichten Sandalen dürften auch
schon jetzt für etwas ungewohnte Kühle an den
Füßen sorgen.
Frankie Paul spult routiniert sein Programm ab. Es folgt ein Hit nach
dem anderen. „War Is In The Dance“,
„Cassanova“, „Sarah“,
„I Know The Score“, „Tidal
Wave“, „Jump No Fence“,
„Hooligan“ oder „You Come Running
Back“ …, und es hört nicht auf. Man kann
kaum wiedergeben, was Frankie Paul alles in seinen Programmteil
unterbringt. Sein erster großer Hit „Pass The
Tu-Sheng-Peng“ darf dabei natürlich auch nicht
fehlen.
Chantelle Alisha Smith alias
„Chanti-I“ und
Shenae Wright, die für Backgroundgesang und Tanz
zuständig sind, knien sich voll rein und blühen mit
jedem neuen Titel förmlich auf. Beide sind in Rot und Schwarz
gekleidet und bringen nicht nur deswegen richtig Farbe ins Programm.
Chantelle hat auch noch rot-gelb-grün dezent geschminkte
Augenlider, was leider nicht jedermann auf Grund der Entfernung
bemerken wird. Sie besticht mit besonders aussagekräftiger
Mimik und Gestik, während Shenae mehr für
kräftigen Rhythmus und für´s Lachen
zuständig erscheint. Mit „My
Desire“ hat Chanti-I, die
gebürtige Engländerin ist, auch schon eine eigene
Single in diesem Jahr herausgebracht, und wird bald auch noch ein
komplettes Album nachschieben.
Live
Video:
Konzertmix - YAAM Berlin
Als Frankie Paul seinen Programmteil abschließt, ist wiederum
Joseph zur Stelle, um ihn sicher von der Bühne zu geleiten und
danach sofort Cocoa Tea anzukündigen.
Sein Eröffnungssong ist Bob Marleys „Rastaman
Chant“, der ein klares Zeichen für Cocoa
Tea´s musikalische Richtung setzt und an sein Vorbild
erinnert. Er braucht auch nicht lange, um die Massive voll in Stimmung
zu bringen. Sie ist von Anfang an voll bei der Sache und singt
lautstark mit, was besonders beeindruckend beim später
folgenden „She Loves Me Now“ zum Ausdruck kommt.
Cocoa Tea wendet ständig das Mikro hin und her um den best
möglichen Effekt zu erzielen.
Auch wenn Frankie Paul schon sehr gut vorgearbeitet hat, ist die
Stimmung bei Cocoa Tea meines Erachtens noch deutlich angestiegen.
Dann
„Party Time“. Lee Perrys Black Ark und The Heptones
lassen schön grüßen. Perfekt gemacht, wie
die Band den alten Sound rüber bringt. Einfach genial. Weitere
Hits folgen wie Bob Marleys „One Drop“,
„Holy Mount Zion“, Hurry Up And Come“,
„Stand Up Straight“ und viele andere. Ein tolles
Programm.
Während „Holy Mount Zion“, der ja etwas
ruhiger dahingetrommelt wird, macht sich Cocoa Tea langsam Luft und
beginnt sein Hemd aufzuknöpfen. Solche Szenen werden wir jetzt
öfter sehen – bei der guten neuen Heizung im YAAM.
Er bringt es aber noch nicht zu Ende und quält sich noch ein
paar Titel damit ab. Später muss ihm Chanti-I behilflich sein
und Cocoa Tea singt passender Weise dazu: „I must take off my
shirt …“.
Von seinem schicken grauen Hemd entledigt, geht es nun weiter im gelben
Netzhemd. Cocoa Tea glänzt am ganzen Körper,
lässt aber eisern sein Taschentuch unbenutzt und
zusammengeknüllt in der linken Hand stecken, wo es die ganze
Show lang schon ist und auch noch bleiben wird. Auch die bereit
gelegten Handtücher bleiben ungenutzt.
Es folgen noch zahlreiche weitere gute Stücke wie
„I´m Not A King“, Bob Marleys Superhit
„Waiting In Vain“ und „Tune
In“, nur um noch einige zu nennen. Wer Cocoa Tea kennt und
leider nicht hier sein kann, wird aber daran ausreichend erkennen, was
für eine Show wir hier geboten bekommen.
Live
Video:
Konzertmix - YAAM Berlin
Dann ist es irgendwann leider wieder so weit, Cocoa Tea verabschiedet
sich und Joseph übergibt mit ein paar Schlussworten an den
sofort anschließenden Sound. Wie war das? Habe ich das
richtig gehört? In zwei Jahren sehen wir uns wieder? Kann
sein, bisher war es ja wirklich so. 2007, 2009 und
heute 2011.
Fazit:
Da fällt mir jetzt gar nichts mehr ein. Ich bin jedenfalls
rundum zufrieden. Es gibt zwar noch jede Menge Hits, die man noch
hören möchte, aber wie lange soll dann Cocoa Tea auf
der Bühne stehen. Nur ein „Pass
It Over“ im Duett mit … (Darf
man noch sagen mit wem?), könnte den Abend noch toppen.
Auffällig war für mich, dass kein Wort mehr zu Obama
gefallen ist. Die Erwartungen haben sich wohl doch nicht so ganz
erfüllt, wie man eigentlich auch erwarten konnte. Eigentlich
etwas schade um das Album „Yes We Can“.
Hier noch zum Abschluss ein paar Backstage-Impressionen von der
besonders gut gelaunten und zuvorkommenden Künstlerschar.
Copyright:
Text und Fotos by Reggaestory
Mein besonderer Dank geht an das YAAM Team, das Management von Cocoa
Tea und Frankie Paul, Norman Reid und natürlich ganz besonders
an Frankie Paul und Cocoa Tea, Chanti-I, Shenae Wright und die Band,
die leider namenlos geblieben ist.